Ich freue mich übrigens über jeden Kommentar in diesem Thread. Es bereitet mir grosse Freude, dass der Bericht gefällt!
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Tag 5: Der schwarze Strand
Ich folgte am Rand der Strasse entlang in die Richtung zu dem Café, welches ich bereits beim Vorbeifahren vom Fenster des Bus aus sah. Es war ein kalter und regnerischer Samstag Morgen, ein noch junger Samstag Morgen. Zumindest für jemanden, der sich eigentlich im Urlaub befindet. In grossen Abständen brausten einzelne Fahrzeug an mir vorbei.
Bald befand ich mich vor diesem Café, welches zu einem Campingplatz zu gehören schien. Dieser lag in der Nähe des Seljalandsfoss. Ich legte meinen Rucksack vor dem Eingang ab und betrat das Gebäude. Innen herrschte bereits reger Betrieb. Kurz nach Betreten stand ich mehreren Waschmaschinen und Tumbler gegenüber, in denen gerade Klamotten in hohem Tempo herumgewirbelt und gewaschen wurde. Eine Tür führte mich zu dem eigentlichen Café. Ich ging zu den Tresen und bestellte mir ein Stück Kuchen und einen Kaffee - der Konsum dieser zwei Komponenten in Kombination könnte auf Island echt noch zur Gewohnheit werden! Als ich erst auf Schlagsahne zum Kuchen verzichten wollte und die Frage des Verkäufers danach verneinte, hob dieser allerdings mit vielsagendem Blick die Augenbrauen und meinte, der Kuchen wäre ohne nur halb so gut. Ich willigte ein - und hatte prompt mehr Schlagsahne auf dem Teller als Kuchen. „Nun denn!“, dachte ich mir und setzte mich - direkt zu meiner nächsten Überraschung - an eine ehemalige Werkbank, vollgekleckst mit eingetrockneter Farbe und unzähligen Löcher und Schrammen, die hier in diesem Café als Tisch fungierte. Der Einfallsreichtum der Isländer schien gross zu sein.
Nach kurzer Zeit kam ich ins Gespräch mit einem Schweizer Pärchen. Tatsächlich schien Island das ultimative Ziel für Paare zu sein. An jeder Ecke gab es Vermählte oder solche, die es bald werden wollen.
Diese zwei waren jedoch von der härteren Sorte, sie planten nämlich sich oberhalb von Skaftafel auf eine Bergtour über2000m zu begeben. Sie seien schon vor über 10 Jahren das erste Mal in Island gewesen und hätten sich damals sofort in dieses Land verliebt. Angezogen von der positiven Mentalität der Bewohner und der wunderschönen Natur, sei dies nun ihr fünfter Island-Trip. Auf meine Frage, ob das Wetter immer eher kalt und regnerisch sei, auch im Monat Juni noch, winkten sie ab. Sie hätten dies so auch noch nicht erlebt, bei ihrem letzten Aufenthalt soll gar eine Woche lang die Sonnen geschienen haben.
In Anbetracht meiner bisher erlebten Wettersituationen hier schien das fast schon unglaubwürdig. Wir liessen das Gespräch ausklingen mit ein paar Diskussionen über Zelte und Ausrüstung.
Beim Warten auf den Anschlussbus, welcher mich weiter der Südküste entlang fahren würde, kam ich zum ersten Mal zur Gelegenheit, auf das Internet zurück zu greifen. Auf dem iPad des Schlagsahne - Maniac schaute ich mir kurz das Wetter für die nächsten Tage an und musste ziemlich ernüchtert akzeptieren, dass es eher schlechter würde. Für Montag schien eine riesige Regenfront über die Insel zu ziehen. Von Sonne weit und breit keine Spur - ausser im Norden. Doch da war ich noch länger nicht. Ich malte mir schon aus, dass das gute Wetter wohl dann im Süden ist, wenn ich im Norden bin und umgekehrt. Ich verliess das Café bald und fuhr dann mit dem Bus weiter. Ich traf auf alte Bekannte: Das polnische Pärchen war ebenfalls hier und peilte die Weiterreise an.
Im Bus selbst lehnte ich mich erstmal zurück und war froh, an der Wärme zu sein. In Skogar gab es die erste Pause. Ich stieg aus und betrachtete den Wasserfall erneut. Eindrücklich, hier startete ich vor zwei Tagen meine Wanderung nach Þórsmörk!
Eine Stunde später befand ich mich bereits in Vik. Während dem Aussteigen wies die Stimme der Audio - Guide darauf hin, dass es gefährlich wäre sich zu nahe am Wasser aufzuhalten, da der Meeresspiegel überraschend rasant steigen könne. Die Haltestelle war direkt an einer Tankstelle, ausgestattet mit einem Shop sowie einem Fastfood Restaurant. In Letzteres begab ich mich gleich nach der Ankunft und ass für einen moderaten Preis einen leckeren BBQ-Burger.
Nebenbei kaufte ich noch Rührkuchen aus deutscher Manufaktur sowie ein paar Snacks.
Danach begab ich mich zum Zeltplatz. Das Wetter war trüb und neblig geblieben. Immer wieder fiel leichter Nieselregen. Nach bloss 10 Minuten befand ich mich bereits auf dem Campingplatz. Dieser gefiel mir jedoch überhaupt nicht. Hier hatte es richtig viele Touristen, auf dem Weg zum Campingplatz lief ich sogar an einem neu gebauten Hotel vorbei. Der Aufenthaltsraum dieses Platzes glich eher einem Provisorium, ausgestattet mit billigem und hässlichem Interieur. Ziemlich schlecht gelaunt stellte ich mein Zelt auf.
Nun war ich beim zweiten Tiefpunkt meiner Reise angelangt. Was würde ich nun überhaupt hier tun? Ich fühlte mich eingepfercht zwischen Touristen und stark abhängig von dem Busfahrplan. Auf dieser Strecke fuhr nämlich bloss einmal pro Tag ein Bus. Wenn wenigstens die Sonne scheinen würde und das Licht somit ein wenig interessanter zum Fotografieren werden würde.
Ich legte mich in mein Zelt, welches ich in diesem Moment mal wieder nicht wirklich mein Freund war. Am liebsten hätte ich es auf den Mond geschossen. Ich versuchte zu lesen, doch sofort überfiel mich eine matte Müdigkeit. Trotzig schlief ich ungefähr zwei Stunden und erwachte völlig konfus durch lautes Stimmengewirr, welches aus der Nähe meines Zeltes erklang.
Ich spähte hinaus und sah einige Jugendliche, welche gleich neben mir einen riesigen Pavillon aufbauten. Schienen von hier zu sein! Ich schloss mein Aussenzelt wieder und legte mich erneut auf die Matratze, versuchte meine Gedanken zu ordnen.
Mir fiel es schwer, einen Entschluss zu fassen und aufzustehen. Ich ass ein wenig von meinem Rührkuchen und las weiter in meinem Buch.