Wandern in Island

  • Hallo!


    Mein Freund und ich möchten dieses Jahr zum ersten Mal nach Island und haben dafür 2-3 Wochen im September eingeplant. Wir haben beide schon einige mehrtägige Touren in den Alpen gemacht und sind dementsprechend nicht ganz unerfahren was Wandern/Camping etc. angeht.


    Wir würden natürlich sehr gerne möglichst viel von Island sehen - wobei uns klar ist, dass es höchstwahrscheinlich nicht der letzte Urlaub dorthin ist.


    Nun mal zu meinen Fragen :)


    Welchen Reiseführer/Wanderführer könnt ihr empfehlen?


    Wir hatten uns überlegt, zwei mehrtägige Touren zu machen (also 2x +/- 5 Tage) - was würdet ihr uns empfehlen? In welcher Gegend ist man vllt etwas abgelegen vom Schuss, was ist landschaftlich am sehenswertesten fürs erste Mal?


    Würdet ihr uns anstatt zwei Mehrtagestouren eher empfehlen Eintagestouren zu unternehmen und ein Auto zu mieten? Für den Fall schlechtes Wetter usw?


    Wie kommen wir am besten vom Flughafen zu diesen Wanderungen? Ich habe gehört, man kann ganz gut trampen? Könnt ihr das bestätigen?


    Vielen Dank schonmal im Voraus ;)
    Bis bald!

  • Ich würde euch schon empfehlen, ein Auto oder ein Wohnmobil zu mieten (in der Nebensaison kann man ein gutes Angebot finden). So seid ihr flexibel und unabhängig vom Wetter. Die Ringstrasse ist natürlich ein Klassiker fürs erste Mal, aber ihr wollt ja mehr wandern und nicht so viel rumfahren, wenn ich es richtig verstanden habe. In dem Fall kann man ein paar schöne Gebiete auswählen und dort wandern. "Schön" ist eine Geschmackssache, aber ich würde Myvatn, Snæfellsnes und das südliche Hochland (fürs Hochland ist ein Geländewagen notwendig!) nicht verpassen. Und natürlich Jökulsárlón! :)

  • Wie kommen wir am besten vom Flughafen zu diesen Wanderungen? Ich habe gehört, man kann ganz gut trampen? Könnt ihr das bestätigen?

    Hallo Meike!


    Es lässt sich ziemlich gut trampen in Island, dass stimmt, wenn Ihr aber in der Nebensaison an einen eher abgelegenen Ort wollt oder von dort weg, dann kann es schwierig werden, wenn da möglicherweise nur alle paar Stunden mal jemand langfährt. Das solltet Ihr vielleicht beim Planen im Hinterkopf haben. Falls Ihr nur die größeren Straßen entlang wollt oder wenns Euch nicht stört, mal irgendwo hängen zu bleiben und Ihr ohnehin Campingausrüstung dabei habt, dann werdet Ihr sicher Freude haben am Trampen in Island. daumenhoch


    Vielleicht hilft Euch diese Seite ein wenig:
    http://hitchwiki.org/en/Iceland

  • Wenn ich Dich richtig verstehe, wollt Ihr so eine Art wanderlastigen Mischurlaub machen, also mal irgendwie unterwegs sein und vielleicht Tagestouren machen, aber auch mal eine mehrtätige Trekkingtour. Die größte Schwierigkeit, die ich dabei immer habe ist, dass man im ersten Fall eher mehr Gepäck haben möchte als im zweiten (größere Kamera, mehr Kleidung, Obst und frisches Gemüse), während man beim Trekking eher gewichtssparend untwerwegs ist. Man muss sich also überlegen, wohin mit dem Kram, den man während der Trekkingtage nicht dabei haben möchte.


    Du kannst zwar Sachen irgendwo einlagern (Buststation in Reykjavik zum Beispiel bietet das an), aber zum einen weiß ich nicht, wie das mit wertvollen Sachen ist (geworfene Taschen, andere schwere Taschen auf Deiner, vielleicht auch jemand, der Dein iPad und Dein iPhone ergaunert), zum anderen muss man dann halt auch immer wieder zum Einlagerort kommen, was Zeit und Geld kostet.


    Was klappen sollte ist aber beispielsweise, dass Du mit zwei Taschen (pro Person) unterwegs bist und am Startpunkt die zweite Tasche dem Busfahrer übergibst, der sie dann an Deinem Wanderzielort abliefert. Dann wanderst Du mit leichtem Gepäck und bist für den Teil mit Bus wieder voll versorgt.


    Der September ist nicht so voll, trotzdem würd eich auf ein Zelt keinesfalls verzichten, denn das macht Euch sehr flexibel.


    Bei 2 x ca 5 Tagen Trekking möchte ich Euch auf jeden Fall folgendes nahelegen:


    Flug nach KEV, mit dem Bus nach Reykjavik, am nächsten Morgen mit einem Inlandsflieger nach Akureyri. Dort mit Nahrungsmitteln und Gas eindecken, dann am nächsten Morgen per Bus nach Ásbyrgi.


    Strecke 1)
    Im Jökulsárgljúfur Nationalpark gibt es einen Weg, der meiner Erinnerung nach den selben Namen hat. Er führt im wesentlichen an der Jökulsá á Fjöllum entlang zum Dettifoss. Auf der Strecke macht man seine erste kleine Furt, falls man sowas noch nicht gemacht hat. Keine Sorge, nicht durch die Jökulsá á Fjöllum, sondern einen kleinen ca knietiefen Bach mit klarem Wasser. Den Dettifoss abends angucken, nicht morgens, da ist auf dieser Seite des Flusses das Licht schöner.
    Von dort fahren die meisten mit dem Bus nach Myvatn und wissen gar nicht, was sie verpassen. Man kann nämlich querfeldein über den Eilífsvötn zum Víti und den Solfatarenfeldern bei Krafla wandern. Von dort aus geht auch ein schöner Weg bis nach Reykjahlið am Myvatn. Die ganze Wanderung dauert 4-5 Tage, ist sehr schön und ungefährlich. Nahrung für die 5 Tage müsst Ihr mitnehmen, Wasser gibt es unterwegs ausreichend. Stöcke hilfreich, aber nicht erforderlich.
    Um den Myvatn herum kann man, wenn man möchte, problemlos ein paar schöne und interessante Tage verbringen.
    => NATIONAL PARK JOKULSARGLJUFUR


    Strecke 2)
    Lohnt sich kaum, darüber viel zu schreiben, weil es dazu so viele Quellen gibt: Laugavegur.
    Ein wirklich sehr schöner Wanderweg, der deswegen allerdings auch stark frequentiert ist. Bei Dreckswetter verliert er stark an Reiz, weil er zum einen nicht wenig von den gigantischen Aussichten lebt, zum anderen auf den letzten Metern vor Landmannalaugar (bzw auf den ersten ab L.) einige steile Stellen mit lehmigem Boden sind, die dann sehr rutschig sein können.
    In vier Tagen nach Thörsmörk (bin einem isländischen Wanderverein begegnet, die machen das in 2. :D), bei Lust noch zwei dran hängen und über den Fimmvörduháls bis ans Meer wandern. Hoher Pass, aber Ihr seid ja jung und dann bestimmt auch fit. Sind afair um die 1000 Höhenmeter; ich habe die noch nicht gemacht, weil bei uns dichter Nebel war und die Mühge mit dem steilen Aufstieg sich mMn eben lohnt wenn man mit toller Aussicht verwöhnt wird. Nicht mit Nebel.
    Für den Laugavegur sind Stöcke dringend angeraten, da Flüsse gefurtet werden müssen, die je nach Beinlänge und Wasserstand auch die Unterhose nass machen. Im letzten Jahr ist ein Mädel ("nee, Stöcke brauche ich net, sowas benutze ich nie!") bei ungewöhnlich hohem Wasserstand ins Wasser gefallen. Das ist per se schon nicht ganz ungefährlich, aber danach ist halt auch alles im Rucksack nass. Dennoch keine Sorge: Dieser Fluss wird jedes Jahr von tausenden Touris gefurtet und im September dürfte ein Gletscherfluss auch viel weniger Wasser führen als im Juni.


    Dazwischen und danach kann man gut und vergleichsweise günstig mit dem Bus zurücklegen; ggf für die letzten Tage (Golden Circle und so) einen Mietwagen nehmen, um flexibler zu sein. Mietwagen sind in Island vergleichsweise teuer, da lohnt es sich, den nur zu nehmen, wenn man ihn auch nutzt.

  • Ah, ganz vergessen:
    Wanderführer: Den von Erik van de Perre kann man guten Gewissens empfehlen; er wandert seine beschriebenen Strecken auch immer wieder selbst ab und aktualisiert seine Bücher. Dabei kann man ihn auch schon mal treffen.
    Einen von Rother hatte ich noch geliehen, der schien auch nicht schlecht, musste aber zur Gewichtsersparnis zuhause bleiben (wir haben Island von Nord nach Süd zu Fuß überquert, da überlegt man sich, ob man 200g zusätzlich mitnehmen will)


    Reiseführer hatte ich im Vorfeld einige der bekannten Verlage angesehen und hatte jetzt nicht den Eindruck, dass die sich großartig unterscheiden würden. Das tut mir jetzt leid für die Autoren, die sich sicher viel Mühe geben, aber es ist nunmal so, dass die nur so viel schreiben dürfen, bis ein handliches Buch voll ist. Immerhin hatte ich keinen in der Hand, der durchgefallen wäre.


    Ich selbst mache mich nächste Woche wieder auf nach Island. Anfang Juli werde ich wieder zurück sein, dann kann ich Dir alles, was ich an Literatur zu Island habe, schicken, denn dann brauche ich die Bücher erst mal nicht.



    Trampen fand ich jetzt übrigens nicht so einfach -- obwohl wir sauber waren, ich mich ab und zu rasiert habe und meine Freundin dabei hatte. Aber die Touris nehmen einen eher nicht mit. Manchmal sind die Autos voll, manchmal nicht. Zwei große Rucksäcke und die Sorge, dass da zwei vielleicht seit einer Woche nicht geduscht haben, sind wahrscheinlich für viele abschreckend.


    Die Isländer habe ich als unglaublich nette, hilfsbereite, freundliche und kommunikative Menschen erlebt. Aber wenn auf einem Pickup schon eine Herde Schafe transportiert wird oder das ganze Auto vollgestopft mit Baumaterial ist, dann kann auch der hilfsbereiteste Mensch nur noch ein wenig mitfühlend winken.

  • Hallo!
    Als Buch kann ich den Rother Wanderführer empfehlen (Gabriele und Christan Handl - die schönsten Küsten- und Bergwanderungen, 55 Touren). Man kann sich beim Kauf auch die GPS Punkte der Wanderungen herunterladen, allerdings sind es Tagestouren und nicht mehrtägige Wanderungen.


    Für mehrtägige Wanderungen schaue ich immer bei isafold.de, super Seite. Ich würd die mal gut durchstudieren, dann seht ihr was euch zusagt und dementsprechend könnt ihr weiter planen.


    Weitere Hinweise für die Sicherheit Home - safetravel.is mit dazugehöriger App, vedur.is mit dazugerhöriger App fürs wetter.


    Zum Trampen kann ich nicht viel sagen, ich nehme immer wen mit, aber wie gesagt, viele Autos sind immer voll mit Leuten bzw. Gepäck, dann ist das nicht so einfach.


    Zu einigen Wanderungen kommt man per Bus (z.B. Laugavegur - Ausgangspunkt und Endpunkt sind mit Bussen (auch Hochland-tauglich) erschlossen.


    Viel Spass!

  • Wow vielen vielen Dank für die ganzen hilfreichen Tipps! Ich werde mir das in Ruhe anschauen und euch bei Bedarf noch mal kontaktieren :)


    Danke!!


    Bis bald :)