Das bin ich und so war`s...

  • Tag 2


    „Wenn wir schon mal hier sind“ könnte das Motto des heutigen Tages lauten. Obwohl wir immer auf der Suche nach Neuem sind, wollen wir natürlich auch Orte anfahren, die wir bereits kennen. Nicht zuletzt erwarten wir im Winter doch andere Stimmungen als im Sommer ;) Womit wir allerdings auch rechnen, ist ein erhöhter Kuschelfaktor auf den Plattformen der großen Drei im Golden Circle. Nicht dass wir etwas gegen Touristen- quasi gegen uns selbst- hätten, doch daheim gehen wir auch lieber an den weniger frequentierten Tagen shoppen. Wir starten mit einem Klassiker-dem Gullfoss. Um dennoch mal eine neue Perspektive zu bekommen, planen wir über die Straße 349, fünf Kilometer Piste sowie anderthalb Kilometer Fußmarsch das Ostufer der Hvítá zu erreichen. So optimistisch der Plan, so weniger überraschend werden wir am Gehöft Tungufell in Form einer Straßenabsperrung und viel Schnee daran erinnert, dass auch hier der Winter die Macht über uns hat. Wir kehren um und freunden uns mit dem Gedanken an uns nun ins Getümmel zu stürzen. Zu unserer Freude sind wir jedoch das einzige Auto auf dem unteren Parkplatz am goldenen Wasserfall. Trotz gefühlter Windstärke zwölf liegt die Ruhe vor dem (Touristen)storm nicht am Wetter, sondern schlicht an der Uhrzeit. Es ist gerade erst zehn Uhr morgens und der Gullfoss liegt noch gut versteckt im Schatten. Optisch also zurückhaltend begrüßt er uns dennoch tosend und sein Dunst weht uns kräftig von vorn ins Gesicht. Das macht das Fotografieren nahezu unmöglich. Mehrmals stemmen wir uns mit aller Kraft in den Gegenwind, zielen kurz und nehmen die Linse wieder aus dem Sprühregen.


    Als wir denken eine brauchbare Erinnerung im Bild festgehalten zu haben, schauen wir uns noch kurz das moderne Besucherzentrum an ehe wir Richtung des Ökodorfs Sólheimar abziehen. Da dieses allerdings noch geschlossen hat, entscheiden wir uns Richtung Þingvallatan treiben zu lassen. Bei mittlerweile düsterem Himmel und gelegentlichen Regenschauern nehmen wir dazu die sehr abenteuerliche Straße 351 bevor wir via Straße 360 die westliche Umrundung des Sees antreten. Mit herrlichem Blick zur Rechten genießen wir Meter für Meter bis es kurz hinter dem Kraftwerk Nesjavellir wieder ernst wird. Ein LKW hat sich am verschneiten Hang festgefahren, steht leicht quer und ich habe meine Not mich zwischen ihm und dem Straßengraben durchzuschlängeln. Das Hindernis grad gemeistert machen wir erstmal Mittagspause vor imposanter Kulisse.


    Gut gestärkt geht es weiter Richtung Þingvellir Nationalpark, wo wir von der Straße 36 den Weg zum Öxarárfoss antreten. Hatten wir bisher verschiedenste Straßenzustände mit mehr oder weniger Erfolg hinter uns gelassen, so war das die erste Herausforderung für unsere Schuhsohlen, denn auf festgetretenen Schnee geht es erstmal spiegelglatt bergab. Da Madame meiner Empfehlung gleich den Allerwertesten als Fortbewegungsmittel zu nehmen nicht nachkommt, habe ich alle Hände voll zu tun mein an sich sportliches Mädel in den Mitzwanzigern den Berg runter zu bringen. Doch die Mühe hat sich gelohnt.


    Nachdem wir sogar für ein paar Sekunden alleine zwischen den Kontinenten laufen konnten, bewundern wir die Schönheit des zugefroren Wasserfalls und die Dummheit mancher Touristen, von denen einer unfreiwillig ins Wasser eintaucht.


    Als der Trubel zunimmt verkriechen wir uns und entscheiden uns für einen Zwischenstopp in unserem Hotel. Hier schlecken wir ein hofeigenes EIS und genießen die Vorzüge dieses zwanglosen Reisens. Frei von jeglichen Zeitdruck ist es auch kein Übel einen Weg doppelt zu fahren und so machen wir doch nochmal einen Abstecher nach Sólheimar, wo wir uns im Shop mit handgemachten Mitbringseln eindecken. Weniger ökologisch nachhaltig als in der Kommune geht es an unserem letzten Ziel für heute zu. Das Flüsschen Brúará gewann wegen seines an Einzigartigkeit schwer zu übertreffenden Wasserfalls in den letzten Jahren an Ruhm, bevor es mittlerweile unrühmlich wegen der Touristenflut in den isländischen Medien präsent ist. Wir wollen die Furchen nicht noch tiefer machen als sie ohnehin sind und so liegt unser Fokus auf einer Perle flussabwärts des Brúarfoss. Nach dem Abstellen unseres Autos an der Brücke der Straße 37 laufen wir teils abenteuerlich den Fluss entlang. Dabei erfreut uns neben dem glasklaren Wasserlauf vor malerischer Bergpanorama auch, dass hier schon vor uns ein jemand seine Fußspuren in den Schnee gesetzt hat. Dies macht die Orientierung im isländischen Buschland deutlich einfacher und so erreichen wir ohne uns zu verlaufen schlussendlich den Hlauptungufoss.


    Dieser etwa 20 Meter lange Wasserfall dessen Verlauf eher längs als quer zur Fließrichtung ist, wartet mit einem besonderen Highlight auf. An seinem „oberen“ Ende donnert das Wasser stark gebündelt in einen engen Gesteinskanal. Mit Vorsicht kämpfen wir uns auf dem glatten Untergrund an die Fallkante heran, setzen uns und lauschen für Minuten der Gewalt der Natur.


    Es ist einer dieser Momente wo sich die Welt nicht mehr zu drehen scheint und du nicht mehr weg willst von diesem Ort, diesem Land, dieser Insel. Beeindruckt und berührt, treten wir den Rückweg an, fahren den einen Kilometer zum Hotel und stopfen unsere hungrigen Mägen als Abschluss dieses ereignisreichen Tages.

  • Wie immer, ein kurzweiliger Reisebericht. Ich kann es fast mitfühlen, wie es euch ergangen sein muss. Dabei bin ich auch erst letzten Sonntag von unserer Trauminsel zurück gekehrt.


    Vielen Dank dafür!

    Laut Navi nähern wir uns dem Abzweig zur Straße 332 Richtung Haifoss und rauschen glatt vorbei. Bei genauerem Hinsehen lässt sich der Weg erahnen, doch bereits am Einstieg wartet eine Schneewehe darauf, dass sich ein furchtloser Touri darin festfährt. Ich will es jedenfalls nicht (schon wieder) sein und versuche unser Glück 2 Kilometer weiter am Kraftwerk. Kaum noch überraschend geht es auch hier nicht weiter, signalisiert durch ein „Staff only“-Schild. Nachdem ich mich noch schnell überzeugen lasse, dass ein 12–Kilometer-Spaziergang bei diesem Sturm und kniehohen Schnee was für Überlebenskünstler ist, ist das Thema für heute durch und wir versuchen unseren Trost in anderen Wasserfällen zu finden.

    Diesbezüglich kann ich Dich beruhigen, denn etwas mehr als zwei Monate später, ist zwar von der Schneewehe keine Spur mehr zu sehen gewesen, dafür muss sie aber das sehr niedrig angebrachte Sperrschild freigegeben haben, dessen Inhalt aus der Erinnerung in etwa lautete: "Road closed due to thowing conditions. Offenders will be fined." (Straße wegen Schneeschmelze geschlossen. Zuwiderhandlung wird mit Bußgeld belegt).


    War leider auch Mitte Mai noch nichts mit Stöng, Gjáin und Haifoss.

  • Passt garnicht mehr zur Jahreszeit aber ich zieh`s jetzt durch. Vielleicht ist ja der ein oder andere im Planungsfieber für den nächsten Winter...


    Tag 4

    Nach einem letzten umfangreichen Frühstück verabschieden wir uns vom Farmhotel Efstidalur. Vom Hofhund, über Speis und Trank, bis hin zur Freundlichkeit des Personals hat hier das Gesamtpaket derart gefallen, dass eine gehörige Portion Wehmut mit uns Kurs Richtung Snæfellsnes nimmt. Die Etappe dorthin sticht mit Blick auf meine Karte nicht gerade durch Highlights hervor, sodass Konfuzios` „der Weg ist das Ziel“ kein besserer Slogan für die heutige Überführungsetappe sein könnte. Als Wiederholungstäter wissen wir, dass beim Dahingleiten durch Islands Landschaft keine Spur von Langeweile auftreten wird. Erst ist es ein atemberaubendes Licht-und Schattenspiel nahe Þingvellir, dann eine spektakuläre Wolke, mal ein paar Pferde am Wegesrand oder schlicht ein Ziel was wir nicht auf dem Schirm hatten.



    So einen Fall erleben wir unmittelbar nachdem wir auf die Straße 48 eingebogen sind. Ein voll besetzter 2-Auto-Parkplatz weist uns den Weg zum þórufoss. Der sanft fallende Wasserfall, eingebettet in seinen weich geformten Canyon bildet im Zusammenspiel mit der tief stehenden Sonne schnell eine Harmonie auf dem Chip der Kamera und stimmt uns friedvoll auf die kommenden Kilometer ein.


    Durch eine zauberhafte Winterlandschaft, vorbei an zugefrorenen Seen und schneebepuderten Bergen geht es bis wir bei Borganes wieder in die Zivilisation eintauchen.


    Hier biegen wir auf Snæfellsnes ein und sind gespannt, ob es seinen Ruf ein Miniatur-Island zu sein, nachkommen kann. Betrachtet man den Charakter der Straße 54, scheint diese abgesehen von der Verkehrsdichte immerhin schon mal ein Abbild der Ringroad zu sein. Schnurstrax geht es für etliche Kilometer geradeaus, sodass ein Stopp an der Landbrotalaug gerade rechtkommt. Ohnehin nicht mit dem Wasserratten-Gen ausgestattet, lassen wir die Badesachen gleich im Auto. Wie so oft ist es schier die Neugier die uns antreibt, sind doch manche Ziele in Island so verrückt, dass man sie besser mit eigenen Augen gesehen haben muss um sie zu glauben. So auch dieser natürliche Hotpot, der laut Fotos kaum größer als eine Troll-Badewanne und laut GPS hier irgendwo sein muss. Etwas irritiert darüber, dass ein unmittelbar vor uns eintreffendes Pärchen an einem Schlammtümpel seine Hüllen fallen lässt, ehe sich die Konkurrenz darin suhlt, suchen wir ein Weilchen und finden tada…die Landbrotalaug.


    Nach einem Erinnerungsfoto und dem Gefühl diese kleine Challenge gewonnen zu haben, geht es weiter in der Kategorie „gesucht und gefunden“. Das Wasser der Mineralquelle Raudamelsölkelda hat unser Interesse geweckt. Nachdem wir dafür zunächst einen schmierigen Weg fahren, ein verschneites Lavafeld zum Glück ohne Fraktur übersteigen und schlussendlich einen steilen Hang erklommen haben, stehen wir vor der vermeintlichen Quelle. Diese ist glasklar wie Quellwasser so ist und ihre heilenden Kräfte lassen mich solange an sie glauben bis auf dem Rückweg ein Blubbern die eigentliche Quelle verrät. Ich fülle mir eine Flasche der leicht sprudelnden und stumpf schmeckenden Brühe ab und wir verlassen mit der Erwartungshaltung uralt zu werden diesen Ort Richtung Hotel. Als wir dort den Tag nach einem kleinen Abendspaziergang bereits bettfertig nur noch ausklingen lassen wollen, kommt plötzlich eine Unruhe im Haus auf. Rumpeln in den Nachbarzimmern und Gebabbel auf dem Parkplatz ziehen mich zum Fenster. Draußen leuchtet ein grünes Licht am Himmel und signalisiert die Schlafmontur gegen etwas Wetterfestes zu tauschen. Mit Kamera und Kopflampe bewaffnet, geht`s raus. Vorbei an einer Armada in den Himmel gerichteter Stative suche ich mir einen einsamen Platz an der Kirche von Hellnar. Der Himmel ist durch den Mond hell erleuchtet, links schimmert der Snæfellsjökull, vorne das Meer und die Küstenlinie und oben magisches Nordlicht. Obwohl schon letztes Jahr erlebt, ist dieser Moment von der ersten Sekunde wieder so aufregend, dass ich vergesse wie ich meine Kamera richtig bediene. Wichtige Zeit verrinnt als plötzlich die Stimmung am Himmel zu gipfeln beginnt. Gerade noch rechtzeitig stelle ich einigermaßen scharf und schiebe eine Langzeitbelichtung an die nächste. Grün, gelb, violett zieht das Polarlicht seinen Schweif da oben, unterfüttert von Jubel und Applaus der Fotografen vorm Hotel.





    Nach etwa einer Minute ist das bunte Spektakel vorüber. Ich fange noch einige Stimmungen über dem „Hausberg“ ein, um danach erschöpft von Gefühlen ins Bett zu fallen.

  • Tag 5


    Der Morgen beginnt wie so oft hier in Island mit dem Wetterbericht. Während Madame unter der Dusche steht, nutze ich die einzigen 5 Minuten Einsamkeit des Tages um mich online mit dem Regenradar vertraut zu machen. Doch egal wie ich heute unseren Kurs drehe und wende, wir werden nicht trockenen Fußes um die Halbinsel kommen. Dieser Eindruck bestätigt sich dann auch beim Blick durch das Panoramafenster des Essenssaals unseres Hotels. Zum Frühstücksei auf unserem Teller gesellen sich da draußen dicke dunkle Wolken. Bevor sich dadurch unser Elan zurück ins Bett wünscht, machen wir uns lieber auf die Strümpfe. Im Uhrzeigersinn nehmen wir die Straße 574. Selten war die Attraktionsdichte so groß wie hier, denn auf den nächsten Kilometern kündigen sich Vulkankrater, Leuchttürme, schroffe Küsten und Strände an. Bereits die erste Wanderung von Lóndrangar nach Malariff offenbart, dass hier vom Hobbygeologen bis zum großen Kind jeder auf seine Kosten kommt.




    Mit ebenso hohem Unterhaltungsfaktor geht es weiter zum Djúpalónssandur.


    Hier beweise ich meinem Mädel, wer der Sage nach nicht für den Dienst zu See „brauchbar“ wäre. Trotz ausreichendem Frühstück schaffe ich nicht mal (Ansatzweise) den kleinsten Stein auf eine Anhöhe zu wuchten und gelte fortan als „Schwächling“.


    Das Scheitern an einem halb-so-schweren Stein wie ich, und Manipulationsvorwürfe meinerseits sorgen für Erheiterung im mittlerweile andauernden Nieselregen, der sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt tapfer flüssig hält. Dies ändert sich als wir uns am Saxholl –Krater Stufe für Stufe vom Meeresniveau entfernen. Oben angekommen erwartet uns, was man von einem vor mehreren tausend Jahren erloschenen Vulkan so erwarten kann- nicht viel außer einem kleinen Kegel mit etwas farbigen Gestein. Gelohnt haben sich die knapp 400 Stufen der sehenswert rostigen Treppe mit den komisch flachen Absätzen trotzdem.


    Von hier oben hat man einen überzeugenden Ausblick über das angrenzende Lavafeld und kann erahnen wo die Reise jetzt hingeht. Im großen Bogen schlängeln wir uns auf der 574 um die Hinterlassenschaften der hiesigen Vulkane ehe wir auf die 579 abbiegen um zum westlichsten Punkt der Halbinsel, dem Leuchtturm Öndverðarnesviti und seinen nahegelegenen Kollegen Svörtuloftaviti zu gelangen. Wir bewundern die Orientierungshilfen der Seefahrer und lassen unseren Blick aufs Meer schweifen.



    Mit den Westfjorden rechterhand, Reykjavik links und zwischendurch immer mal eine Walfontäne halten wir noch ein paar Momente inne und machen uns dann auf den Weg zum nördlichen Küstenstreifen Snæfellsnes. Nahe des kleinen Orts Hellisandur verlassen wir die „Hauptstraße“. Der Grund für diesen Exkurs ist ein Wasserfall namens Svöðufoss. Dieser versteckt sich in der Realität gleichermaßen wie in einem der langen Textabschnitte meines Reiseführers, in den er es immerhin geschafft hat. Weder Hinweisschilder noch Wanderweg sind ihm gegönnt, doch habe ich immerhin eine GPS-Markierung. Damit geht es ähnlich einen Geocacher oder Pokémon-Go-Suchti querfeldein immer dem Pfeil auf dem Handydisplay nach. Der Blick dabei ist Orientierung suchend immer frei geradeaus und doch nach unten gerichtet, um dem tückisch verschneiten Untergrund zu trotzen. Vorausschauend suchen wir die Stellen an denen noch Vegetation unter der Schneedecke zu erahnen ist und hüpfen dabei wie bei Takeshi´s Castle von Insel zu Insel. Letztendlich landen wir fast da wo wir hin wollen. Wir sind so nah und doch so fern, gehindert von einem breiten Schneefeld noch dichter an den Wasserfall heranzukommen.



    Da Kopf und Kragen für ein Foto zu riskieren nicht in unserer Natur liegt, versuchen wir flussabwärts einen anderen Blickwinkel zu erhaschen. Mit mäßigem Erfolg und dennoch nicht enttäuscht geben wir uns irgendwann geschlagen und widmen uns dem Rückweg zum Auto, wobei wir eben schnell noch den Kerlingarfoss abknipsen.


    Ziemlich geschafft von dem abenteuerlichen Spaziergang entscheiden wir Kurs Richtung Hotel zu nehmen. Unterwegs dorthin statten wir der schwarzen Kirche von Budir einen Besuch ab, die sogar uns bekennende Ungläubige solange in ihren Bann ziehen kann bis die Ruhe durch eine Busladung Asiaten gestört wird.


    Wir ergreifen die Flucht und suchen unsere Glückseligkeit bei einem abendlichen Spaziergang an der Küste von Hellnar. Damit ist auch das Ende dieses schönen Tages besiegelt und es bleiben nur noch anderthalb.

  • Am Svödufoss waren wir auch. das Hinweisschild ist aber vorhanden. Man kommt nicht ganz an den Foss ran, ohne über Privatland zu tapsen, was einige Menschen auch gemacht haben. Es gibt aber einen Parkplatz, fast fertig, und einen wunderschönen Aussichtsplatz mit zwei irre langen Bänken, windgeschützt hinter einer vielleicht 1 m hohen Mauer. der Blick geht direkt zum Foss und man hat gar nicht den Wunsch näher heran zu kommen. Ein absoluter "Must relaxe place".

    Grüße aus dem schönsten Bundesland Schleswig-Holstein

    Island Mai 2016 und dann immer wieder

  • Als wir da waren, fanden gerade irgendwelche Bauarbeiten am Zufahrtsweg statt. Vielleicht hat man da den Parkplatz grad errichtet. Oder er war einfach nur eingeschneit.:P

  • So dann wollen wir das mal zu Ende bringen, bevor der nächste Trip ansteht...


    Tag 6


    Geteiltes Leid ist halbes Leid und so kommen wir übers Wetter mit unseren Tischnachbarn beim Frühstück ins Gespräch. Die beiden Herren hadern mehr als wir mit der Tristesse des gestrigen Tages, wollten sie den Kirkjufell doch bei gutem Licht abbilden. Daher wollen Sie erneut Kurs auf den „Tafelberg“ nehmen-wie wir auch. Dabei ist uns das Licht gelinde gesagt egal, denn wir wollen einfach schauen, was diesen Berg, der immer so stimmungsvoll auf Fotos in Szene gesetzt wird, ausmacht. Auf dem Weg zu Snafellsnes` wohl beliebtesten Fotomotiv machen wir 10 Kilometer nach unserer Abfahrt Halt an der Rauðfeldsgjá, einer engen Schlucht die wie ein Riss im Berg erscheint. Hat man den schmalen Eingang, der einem Klaustrophoben die Schweißperlen auf die Stirn treibt, überwunden, weitet sie sich im weiteren Verlauf auf üppige drei bis fünf Meter auf. Das lässt in Anbetracht der Höhe zwar keine Geräumigkeit aufkommen, führt aber dazu, dass man sich um`s Steckenbleiben keine Sorgen machen muss. Stattdessen gilt die volle Konzentration dem glitschigen Untergrund, denn wir waten teils durch den Bach bis wir an einen kleinen Wasserfall gelangen.


    Wir haben keine Lust auf eine zweite Dusche an diesem Morgen und beenden unsere Exkursion hier. Unser weiterer Weg führt uns wieder zur Nordküste der Halbinsel, wo wir am Kolufjördur vergebens auf die uns vom Reiseführer versprochenen Wale warten :) , bevor wir am sagenumwogenen Berg ankommen. Wer beim ersten Blick des Kirkjufells` Schönheit noch nicht erkennt, wird vielleicht bei Ankunft am völlig überfüllten Parkplatz klar, dass es sich hier um ein Highlight handeln muss. Mir signalisiert die Szenerie allerdings nur, das Stativ lieber im Auto zu lassen, um nicht mit dessen Beinen mit Irgendjemandem ins Gehege zu kommen. Eine gute Entscheidung, denn am Wasserfall ist der Auflauf ambitionierter Knipser so groß, dass es ein Weilchen dauert bis ich in die erste Reihe vortreten darf. Dort braucht es erneut ein wenig Geduld. Zwar habe ich nicht den Anspruch an Perfektion wie der Typ mit der Kamera im Kleinwagenwert neben mir, einen Chinesen möchte ich trotzdem nicht auf dem Bild haben. So mache ich meine zwei, drei Bilder, von denen ich weiß, dass sie es wohl nicht ins Fotobuch schaffen.


    Zu oft gesehen, zu viel Trubel in diesem Moment, ich weiß es nicht, der Berg und wir freunden uns diesmal nicht an. Mehr emotionalen Bezug bauen wir im beschaulichen Stykkishólmur auf. Als wir das Auto gerade am Hafen abgestellt haben um zum Leuchtturm zu laufen, mietzelt meine Stubentiger-afine Madame eine Katze an, welche promt zurück miaut und beschließt uns ab nun für mehrere hundert Meter hinterher zu dackeln tigern. Erst an der Treppe zum Leuchtturm gibt sie auf. Das denken wir solange bis wir beim Abstieg wieder auf die treu wartende Katze stoßen. Das entzückt mein Mädel so sehr, dass sie sich hinreißen lässt das Kätzchen zu streicheln, was die Mietz sofort auszunutzen weiß. Sie legt sich unmittelbar auf meine knieende Madame`s Schoß und verfällt in einen Entspannungsschlaf.



    Nachdem ich das für ein paar Fotos nutze, müssen wir sie irgendwann aus der Welt der Katzenträume reißen. Wir wollen weiter ins Vatnasafn, der „Bilbliothek des Wassers“. Angelehnt an die Intention einer Bücherei wird in diesem Kunstprojekt symbolisch Wasser von 24 isländischen Gletschern archiviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dazu wurde das Wasser in raumhohe Glassäulen gefüllt. Schaut man durch diese durch, bekommt man aufgrund der unterschiedlichen Lichtbrechung in den Flüssigkeiten, eine verzehrte Sicht auf die dahinterstehende Fratze oder durch riesige Panoramafenster auf das ansehnliche Hafengelände.


    Eins dieser riesen Fenster spielt auch eine Hauptrolle beim weiteren Highlight dieses smarten „Museums“. In einem lichtdurchfluteten halbrunden Raum, steht ein unscheinbarer Tisch mit einem Schachbrett drauf und zwei Stühlen dazu.


    Nichts Besonderes, im Zusammenspiel mit dem Panorama im Hintergrund allerdings eine Art Stillleben, das mit seiner Lebendigkeit zum Träumen einlädt. Es fällt uns schwer sich los zu reißen, doch die Aussicht auf die Kunstwerke der isländischen Natur erleichtert unseren Abschied aus diesem malerischen Ort. Nach fast 24 Stunden Wasserfall-Abstinenz freuen wir uns auf einen Ort, den ich unter „the Hobbit-hole“ bei der Recherche gefunden habe. Dabei soll es sich um einen Wasserfall handeln, hinter dem man entlang laufen kann. Wir visieren den Punkt auf dem Navi an und landen auf einem Parkplatz an der Straße 56. Aus der Anwesenheit eines anderen Autos schließen wir, dass es hier irgendwo sein muss. Doch während die anderen Anwesenden nur die herrliche Winterlandschaft fotografieren wollen, watscheln wir durch Tiefschnee über eine leichte Kuppe und entdecken tatsächlich einen Wasserfall, der von einem Felsvorsprung stürzt.



    Damit beenden wir auch schon wieder diesen Tag, der wie immer viiieeel zu kurz und zu allem Überfluss noch der letzte vor der Abreise war.


    Abreise


    Mit aller Ruhe brechen wir nach dem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein auf. Nach einem kurzen Fotostopp am Felsentor in Arnarstapi nehmen wir Kurs auf das Hauptstadtgebiet. Doch anstatt uns die Zeit in Reykjavik bis zum Nachtflug zu vertreiben, beschließen wir uns noch was anzusehen, was wir bisher immer ausgelassen haben. So treten wir den kleinen Exkurs nach Hveragerdi an, wo wir uns den warmen Fluss einfach mal ansehen wollen. Nachdem uns die perfekt ausgebaute Ringstraße bei der Reisezeit entgegenkommt, stellt sich die Wanderung ins Reykjadalur schwerer als erwartet dar. Oft spiegelglatt und vom Winde verweht winden wir uns den Weg den Berg hinauf. Dabei werde ich von meiner Madame wie der Pinguin auf der Schlittschuhbahn benutzt, um stehen zu bleiben. Zu zweit drehen wir teils Pirouetten um uns selbst und bleiben vor dem Griff in den Schnee nicht verschont. Irgendwann erreichen wir das Teil in dem im Fluss gebadet wird.


    Wir beschränken uns auf eine Temperaturprobe und überlassen den Tapferen den Laufsteg. Mit mittlerweile leeren Magen kämpfen wir uns zurück zum Parkplatz und beenden unseren Urlaub wie immer mit einem Mahl im Kaffi Krus in Selfoss.

  • Kein Wunder, dass man nicht die Finger von islnd lassen kann, wenn hier immer so tolle Reiseberichte zu lesen sind. thx1

    Grüße aus dem schönsten Bundesland Schleswig-Holstein

    Island Mai 2016 und dann immer wieder

  • Geil,

    willst Du nicht mein Ghostwriter werden.

    Du hast ja nun wirklich keinen Ghostwriter nötig, aber ich fühle mich geehrt. Im Allgemeinen danke ich euch für euer Lob.

    Wir sind gerade dabei viele neue Eindrücke auf der Insel zu sammeln und haben schon einiges erlebt.

    Im September geht es dann hier mit der Berichterstattung weiter.


  • Wir beschränken uns auf eine Temperaturprobe und überlassen den Tapferen den Laufsteg. Mit mittlerweile leeren Magen kämpfen wir uns zurück zum Parkplatz und beenden unseren Urlaub wie immer mit einem Mahl im Kaffi Krus in Selfoss.

    Ist doch perfektes Wetter zum draußen baden. Da habt ihr echt was verpasst. Draußen bei Schnee und Kälte zu baden ist für mich immer ein kleines Highlight. Na ja die ganzen Holzwege und die Umkleideecke ramponieren bissel die Idylle.

  • Nach dem Islandurlaub ist vor dem Islandurlaub..dementsprechend geht es hier jetzt weiter!


    Anreise


    „Andere fahren jedes Jahr nach Malle - ins gleiche Hotel - wir eben nach Island.“

    Dass es nun schon das zweite Mal in diesem Jahr ist, verwundert manch Einen dann noch mehr. Etwas mehr als fünf Monate ist es gerade mal her, dass wir vom Island-Winter-Trip zurück sind. Viel Zeit für einen Suchtkranken in Wehmut zu verfallen, doch schützt er sich durch Gruppentherapie im Forum und neuer Recherche vorm kalten Entzug. Auch der Alltag lässt die Zeit irgendwie schneller verfliegen als befürchtet und so fühlt es sich gestern beim Kofferpacken nach einem Deja-vú an. Dabei ist es diesmal doch anders.

    Neben Wandersocken, Outdoorzeugs und einer handvoll Reiseplänen kommen diesmal Laufschuhe, Pulsuhr und Schweißband ins Gepäck, denn morgen wollen wir sportlich in unseren Sommerurlaub starten. Der Reykjavik-Marathon ruft Laufbegeisterte aus der ganzen Welt auf den Plan und auf der Teilnehmerliste finden sich meine Wenigkeit für die halbe Distanz sowie Madame auf der Kurzstrecke. Da es der erste Wettkampf in diesem Format für uns beide ist, quadriert sich förmlich die ohnehin am Reisetag vorhandene Aufregung, Vorfreude sowie die Angst, etwas vergessen zu haben.

    Umso erstaunlicher, dass Bus-, Bahn-, Schwebebahn-und Flugzeugtransfer ohne Komplikationen klappen und wir uns um die Mittagszeit auf isländischen Boden wiederfinden. Sogar die für uns neue Flybusfahrt geht reibungslos über die Bühne und obendrauf finden wir unser Hotel auf dem Laugavegur auf Anhieb. Alles perfekt bis hier, wäre da nicht der Beigeschmack von 200 Euro für ein 9 Quadratmeter-Zimmer, wobei dies wohl Lage, Immobilienmarkt und diesem besonderen Wochenende geschuldet ist. Denn neben dem Lauf findet an diesen Tagen die Reykjavik Culture Night statt, was die Stadt aus allen Nähten platzen lässt. Bevor wir uns ins Getümmel stürzen, haben wir allerdings erstmal eine Mission.

    Wir machen uns auf zur Laugardalshöll, einem riesigen Sportkomplex, wo wir unsere Startnummern abholen wollen. Nach gut einer halben Stunde erreichen wir das Gelände und als wir schlussendlich die Unterlagen in der Hand halten, steigt die Ungeduld in eine neue Dimension.

    Glücklicherweise gesellt sich zum Wettkampffieber schon bald Hunger, sodass wir auf dem Rückweg gute Ablenkung in der Nahrungssuche finden. Pasta wäre willkommen, doch irgendwie geben wir uns demjenigen hin, der ein Meister propagierender Werbung ist. Es wird eine Suppe, angeblich die beste der Stadt. Im großen Angebot zwischen „cauliflower“ and „meat“ finden wir beide unsere Favoriten, jedoch nicht den Genuss den wir erhofft haben. Immerhin passt der Preis und wir sind dank des Brottopfes, in welchen das Süppchen serviert wurde, satt.

    Angesichts der Uhrzeit, der Tatsache, dass man seit 6 Uhr wach ist, die Anreise in den Knochen steckt und man morgen früh 21 Kilometer am Limit laufen will, beschließen wir unser üppiges Zimmer aufzusuchen und die letzten Vorbereitungen für morgen zu treffen. Nachdem die Startnummer ans Outfit geheftet ist, fallen uns auch schon bald die Augen zu.

  • Tag 2


    Was für eine Nacht, sie endet bevor sie eigentlich angefangen hat. An Schlaf ist nicht zu denken, denn schutzlos war unser Unterbewusstsein dem Beat der Reykjaviker Partyszene ausgeliefert. Während der Kopf aufs Schlafen drängt, tanzt das Herz den fremden Takt. Der Druck sich erholen zu müssen steigt kontinuierlich und endet erst mit dem Verstummen des Krachs. Dass es dann schon 5 Uhr morgens ist, spielt nur noch eine Nebenrolle, denn wenigstens ist man so schon wach. Das bringt uns immerhin beim Frühstück um halb 7 in eine gute Position.

    Am Büffet erfinde ich mich erstmal neu und probiere nicht wie sonst von allem. Stattdessen gibt es ein wenig Brot, Müsli und Banane. Während wir konzentriert unser Kohlenhydratdepot füllen, bewegt uns zum gefühlt 23.Mal die alles entscheidende Frage: kurz oder lang? Zwar wird es heute sonnig und für isländische Verhältnisse fast sommerlich, doch so früh morgens ist es halt doch recht frisch. Wie bei der Suppe am Vortag entscheiden wir uns auch bei der Kleidungswahl unterschiedlich und treten eine Stunde vor Beginn den kurzen Weg zum Startbereich an.

    Nachdem wir erstmal die Lage checken, ärgern wir uns, dass wir keine kleine Cam dabei haben, um die Eindrücke im Bild festzuhalten. Währenddessen verrinnt die Zeit wie im Flug und schon bald suche ich mir eine Position in meinem Startblock. So aufregend das alles ist, verschwende ich keinen Gedanken mehr an die Horrornacht, die Erkältung von letzter Woche oder der misslungenen Generalprobe. Stattdessen mache ich mich in gewohnt halbherziger Manier warm und fiebere dem Startschuss entgegen. Und dann zählen wir auch schon bald den Countdown runter..3..2..1..und ab.

    Schnell noch einen letzten Kuss von Madame bevor es im Tippelschritt Richtung Startlinie geht. Ab hier zählt`s! Zügig suche ich mein Renntempo, fühle mich dabei wie ein Slalomläufer und bin dadurch schneller als gewollt auf Betriebstemperatur. Als es nach 500 Metern die Skothúsvegur hoch geht, nehme ich erstmal zurück, nutze die Zeit die Paparazzi zu grüßen und beginne meine Mitstreiter zu analysieren. Meine Gedanken sind bei fünf jungen Männern, die im Businessoutfit laufen. Nachdem ich zunächst überlege wie lange die wohl durchhalten, denke ich wenig später daran, dass die im Gegensatz zu mir wenigstens gut aussehen wenn sie aufgeben müssen.

    Mein Puls ist weit über dem, was ich mir für diesen Rennabschnitt vorgenommen habe und ich hege erste Zweifel, ob das heute nicht zu viel des Guten ist. Nichtdestotrotz bleibe ich beim Tempo, denn es geht nun lang und sanft bergab. Unten am Meer angekommen fange ich an die Rennerei erstmals zu genießen. Es ist die Mischung aus grandiosen Ausblick und der allmählich aufkommenden Stimmung am Straßenrand, die mich abschalten lässt. Ich setze einfach einen Fuß vor den anderen und sauge mich langsam an meinen Pacemaker heran.

    In Zeiten moderner GPS-Laufcomputer wohl eine aussterbende Art, wird dieser Läufer vom Veranstalter eingesetzt, um mir und den Pulk um mich herum bei der Suche nach der anvisierten Geschwindigkeit zu helfen. Dazu wird er mit einem Luftballon geschmückt, auf dem die Zielzeit steht und dient dadurch immerhin optisch als Motivation wie das künstliche Kaninchen beim Windhunderennen. Als mein Zugpferd bei der ersten Verpflegung noch weniger klarkommt als ich, entscheide ich mich an ihm vorbei zu ziehen. Um nicht beim Trinken zu ersticken, drossel ich kurz das Tempo, um dann endgültig in den Wettkampfmodus zu schalten.

    Von der mittlerweile sagenhaften Atmosphäre beflügelt, schwebe ich in 4:30 Minuten/Kilometer über den Asphalt. Hier in der Einfamilienhaussiedlung West-Reykjaviks ist die Stimmung am überkochen. Jeder ist auf der Straße, die Muttis haben gebacken, die Kids geben High-Five und die Musiker unter den Papas sorgen für den musikalischen Rahmen. Als plötzlich ein Lied der Beatles aus E-Gitarre und Schlagzeug erklingt, wird´s emotional. Ich sauge alles auf, genieße und wandel die Energie in Bewegung um. Diese Art von Energiestoffwechsel muss der Grund sein, dass ich die 10-Kilometermarke so schnell wie seit Jahrzehnten nicht mehr erreiche. :)Mit großen Schritten geht es aus dem Hafenviertel Richtung Harpa.

    Von hier sind es nur wenige Meter Luftlinie bis zur Startlinie, wo Madame sich jetzt auf die Strecke begibt. Während sie nach eigenen Angaben die erste Kilometer eingefercht zwischen tausenden Läufern kuschelt, ist das Feld der Langläufer weit auseinandergezogen und die Erschöpfung vielen ins Gesicht geschrieben. Auch bei mir wird das Laufen allmählich zur Kopfsache und spätestens ab Kilometer 18 wird´s zäh.

    Obwohl ich das Tempo nur leicht zurücknehme, komme ich mir durch den Schlussspurt mancher vor zu stehen. Ich lasse mich nicht mitreißen, was mir einen Kilometer vor dem Ziel hilft die letzte Hürde zu nehmen. Kurz und steil geht es die Ingolfsstraeti hoch. Ich mobilisiere die letzten Kräfte und arbeite mich mit unbändigen Willen nach oben. Ich schnappe kurz nach Luft, richte die Frisur und lasse mich nun vom tobenden Publikum auf die Zielgerade ziehen. Getragen von der Menge werde ich immer schneller und sprinte knapp 1Stunde und 40 Minuten nach dem Startschuss über die Ziellinie.


    Um mich bei Bewusstsein zu halten, hängt man mir sofort eine Medaille um den Hals und klopft mir auf die Schulter.


    Ab dann schaff ich es wieder alleine, hole Getränke und warte auf Madame, die schon bald in 56:13 überglücklich ins Ziel kommt. Auch für sie ist das Bestzeit über 10 Kilometer und rundet dieses einmalige Erlebnis ab. Den weiteren Tag verbringen wir mit unter hunderttausenden bei der Reykjavik Culture Night.



    Bei tollstem Sonnenschein erfreuen wir uns an guten Bands, herausragenden Karaoke-Koryphäen und einem stimmungsvollen Feuerwerk am Abend über der Harpa.


  • Tag 3


    Nach dem rundum gelungenen Start in den Urlaub hoffen wir, dass es die nächste Woche in Südisland so weitergeht. Voller Tatendrang brechen wir kurz vor 8 auf, einen Lada Niva bei der Autovermietung Geysir.is in der Harpa abzuholen. Die Legende im zeitlosen Würfeldesign bot bei der Buchung den besten Kompromiss aus Preis und Leistung Robustheit. Doch aus der Bekanntschaft mit dem Sinnbild des sowjetischen Automobilbaus wird nichts. Der freundliche Mitarbeiter der Autovermietung klärt uns auf, dass der letzte Russe der Flotte vor wenigen Wochen das zeitliche gesegnet hat. Augenblicklich sehe ich einen Teil unserer Reisemöglichkeiten im wahrsten Sinne des Wortes den Bach runtergehen, bis der junge Mann uns die Alternativen aufzählt. Er will es uns anscheinend leicht machen und bietet uns mit Dacia Duster und Jeep Wrangler zwei alte Bekannte an. Ohne zu zögern entscheiden wir uns für den geländegängigeren Jeep und verlassen erleichtert die Tiefgarage. So lebhaft schön das Wochenende in der Hauptstadt war, nun erhoffen wir uns einen ähnlichen Kontrast wie im Gefühlschaos der letzten Minuten. Statt Kultur brauchen wir nun Natur, suchen Stille statt Trubel und schwimmen nicht mit sondern gegen den Strom. Dazu muss nicht jeder Weg ein Ziel haben, hauptsache er ist schön oder erweitert den Erfahrungsschatz. Beides erleben wir als wir erstmalig asphaltierte dann nummerierte Straßen verlassen.


    Wir befinden uns östlich von Fludir am gegenüberliegenden Ufer der Stóra Laxá. An diesem glasklaren Fluss erhoffe ich mir einen Wasserfall den ich beim letzten Islandbesuch auf einem Flyer des lokalen Tourenveranstalter secretlocal.is entdeckte. Zwar entdecken wir hier manche Erscheinung, die man glatt als verborgene Schönheit vermarkten könnte, der Wasserfall ist hier allerdings nicht.


    Doch das macht nichts, wäre er sowieso nur schmückendes Beiwerk des heutigen Hauptakteurs gewesen. Schon bei der Rückkehr aus dem Winterurlaub stand fest: der erste Reisetag im Sommer gehört dem Háifoss. Das sorgt heute für einen bescheidenen Umweg, der allerdings schnell runtergerissen ist. Davon ausgeschlossen ist zweifellos die Straße 332, die aufgrund ihrer Beschaffenheit sogar Madame aus dem Vorjahr im Mark hängen geblieben ist. Trotz eingeschalteten Schlaglochausweichmodus bleiben die Treffer nicht aus und wir pirschen uns Loch für Loch an den Parkplatz des Háifoss heran. Nachdem wir bei der Ankunft die letzte freie Parklücke in mitten etlicher Kleinstwagen ergattern, lassen wir uns ungeduldig an die Schlucht heranziehen. Mit jedem Schritt wird das Grinsen im Gesicht breiter, denn allmählich komplettiert sich der Anblick zu einem beeindruckenden Naturschauspiel. Unter azurblauen Himmel fällt die Fossá donnernd als weißer gebündelter Strahl den farbenprächtigen Fels herunter um sanft im nicht minder bunten Fossárdalur dahinzufließen.


    Wie hypnotisiert laufen wir mit gehörigem Respektabstand am Abhang entlang. Aus dutzenden Blickwinkeln machen wir Fotos, obwohl bereits eins ausreichen würde, diese unglaubliche Schönheit darzustellen. Mit aller Mühe reißen wir uns los um diesen Nachmittag zu etwas ganz besonderem zu machen. Wir wollen näher ran, runter in den Canyon. Wir folgen dem Trampelpfad Richtung Gjáin, vorbei an dem gerade gelandeten Hubschrauber und klettern über eine kleine Weidezaunleiter. Dann scharf rechts abbiegen, sich kontrolliert den immerhin noch beflockten Weg runterrutschen lassen und schon ist man unten. Bald darauf rückt der Háifoss wieder ins Blickfeld. Als wäre das nicht Grund genug in Freude auszubrechen, setzt ein Regenbogen am Fuße des Wasserfalls diesem Moment das Krönchen auf.


    Uns fällt es schwer sich nicht im Kamerasucher zu verlieren, vor Anmut zu Erstarren oder sich auf dem am Ende holprigen Weg nicht zu vertreten. Erst als es langsam nass wird, können wir uns bremsen. Die Situation ist unwirklich hier- oben die winzigen Menschen, neben uns der tosende Wasserfall und in unseren Köpfen ein Wirrwarr aus etwas Ehrfurcht und großer Zufriedenheit. Wir machen noch ein paar Social-Media-taugliche Fotos, speichern die Gefühle und machen uns auf den beschwerlichen Rückweg.


    Als wir 45 Minuten später wieder oben sind, geht es nach kurzer Erfrischungspause im Gallopp Richtung Süden, denn schließlich liegen noch 200 Kilometer zwischen uns und Giljaland. Wir legen noch einen Stopp am Þjófafoss ein und kommen gegen acht Uhr abends ziemlich erschöpft in unserer Unterkunft an.


    Schnell noch eine Portion Nudeln mit improvisierter Tomatensauce um wieder zu Kräften kommen und dann versinken wir einfach nur noch im Tiefschlaf.

  • Schmacht!

    Die Infektion macht sich immer sofort bemerkbar, wenn man Deine Zeilen liest.Respekt--Smiley


    Obwohl ich alles Andere als fit für einen "Wie weit auch immer"-Lauf bin, fand ich Deine Schilderung so mitreißend, als wäre ich selbst dabei gewesen.


    Und zu lesen wie der "Schlaglochausweichmodus" beim Besuch des Háifoss manchmal doch versagt, macht die eigenen Erinnerungen an die eigenen Erfahrungen mit Islands abgelegenen Straßen wieder lebendig auch wenn die Fahrt zu dem Háifoss für irgendwann noch fest eingeplant ist.


    Hast Du schon mal nachgedacht Reisebuchautor zu werden?


    Grüße

    Tadi