Ich könnte jetzt schreiben: Wir waren in Höfn, Djupivogur, Reykjavik und Stykkisholmur und jetzt sind wir wieder zu Hause. Aber ich finde, ihr habt mehr verdient, viel mehr. Als Dank für die zahlreichen hilfreichen Antworten und guten Ideen, die unseren Urlaub so besonders gemacht haben. Wie ich schon häufig geschrieben habe, bewundere ich all die Super-Fotografen, zu denen ich leider nicht zähle.
Dennoch sollt ihr wissen, wie es in Island aussieht, was wir alles entdeckt haben, wie es sich anfühlt, was uns besonders gefallen und wo es uns sehr gut geschmeckt hat. Deshalb wird mein Reisebericht lang und sehr ausführlich. (Vielleicht weiß der Ein oder Andere das noch vom letzten Jahr / und auch dieses Mal wieder Entschuldigung fürs Worte Eindeutschen)
1. Tag Karfreitag:
Heute ist es so weit, es geht wieder los! Die Arbeitskollegen fragen schon gar nicht mehr nach meinem Urlaubsziel und wenn ich es ungefragt herausposaune, kommt als Antwort nur ein gelangweiltes „Ach so...“ Grad gestern so geschehen – nein, was sind die Kollegen doch abgestumpft. Nach fast 20 Jahren Islandurlaub heucheln sie nicht mal mehr Interesse.
So mache ich mich mit meine Mann und unserem elfjährigen Sohn auf den Weg nach Amsterdam-Schiphol. Karfreitag morgens ist die Autobahn frei – dachte ich! Jetzt wo wir im Stau stehen weiß ich: In den Niederlanden ist kein Feiertag und alle Westfalen wollen über die Grenze zum shoppen. Warum gerade heute? Gibts morgen nix mehr? Was sind tausende Menschen so vergrellt, Holland leerkaufen zu müssen. Die ticken doch, wir, wir haben einen Grund hierhin zu fahren, wir müssen zum Flughafen, wir müssen nach Island!
Der Flug geht erst um 21.30 Uhr, also Zeit genug für eine Grachtenfahrt. So fahren wir noch in die Innenstadt. Wenn ich die letzten Jahre den Eindruck hatte, Reykjavik und „Golden Circle“ sind überfüllt, weiß ich in diesem Moment, was das Wort wirklich bedeutet. Hier wimmelts schlimmer als bei den Ameisen, ich werd wahnsinnig, raus, ganz schnell raus hier.
Wir haben zum ersten Mal bei WOW Air gebucht -und das noch über last-minute-com. Mein Mann hatte arge Bedenken, ob alles gut ausgeht und wir mitfliegen dürfen. Die Bewertungen auf bekannten Portalen lasen sich eher, ähm, abwechslungsreich. Aber absolut nichts zu meckern. Auch der vorgebuchte Parkplatz am Park-Inn-Hotel mit Flughafen-Shuttle ist perfekt.
Ok, die Sitze in Flugzeug sind nicht geeignet nach ein paar üppigen Mahlzeiten zu viel. Keine Ahnung, wie das dann funktionieren soll. Also mein Mann - mit 87 kg nicht grad ein Schwergewicht - hat nicht mal mehr Platz zum tief einatmen zwischen sich und dem runtergeklappten Tablett. Taschen und sogar Jacken müssen unter die Vordersitze geklemmt werden, doch wohin mit den Füßen? Allerdings ist der Flug ab Amsterdam fast eine Stunde kürzer als ab Frankfurt. Ein Bordprogramm gibt es nicht, aber bekaspern kann ich mich auch alleine. Mein Mann gönnt sich das erste Island-feeling: Der Duft von Fladenbrot mit geräuchtem Lammfleisch umweht mich, dazu zischt ein „Egils Gull“ Bier. Das Baguette meines Sohnes ist riesig wie ein Baseballschläger, frisch und warm.
[Nachtrag Fazit: WOW -Air ist für den Preis völlig in Ordnung, wir haben uns vollkommen wohl gefühlt]
Wir landen Ortszeit ca. 22.30 Uhr, unsere Körper fühlen noch die deutsche Zeit 0.30 Uhr. Wir torkeln der Menge nach. In der Flughafenhalle werden wir von einem Procar-Mitarbeiter abgeholt und mit dem Bulli zur Station nach Keflavik gebracht. Es geht alles ganz fix und wir sitzen in einem nagelneuen, superbequemen, schneeweißen Combi.
Erst jetzt realisieren wir: Wir sind da. Wir.sind.da.! Wirsindda!
Die altvertraute Straße Richtung Reykjavik. Sternklare Nacht, die Landschaft kann man nur erahnen, allein das langfaserige Gras am Straßenrand schimmert silbern im Licht der Straßenlaternen. Wirklich silbern. Schön. Schon von Weitem leuchtet ein Lichtermeer. Ich kann es nicht fassen: Das soll Reykjavik sein? Fassungslos stammele ich „Das sieht aus wie Los Angeles“ Beleuchtung von rechts nach links so weit das Auge reicht. Riesig! Tagsüber ist mir das noch nie so aufgefallen. Genauso gigantisch zieht sich die Schlange der Autohäuser am Straßenrand. Gefühlt von Keflavik bis Hafnarfjördur, nur unterbrochen vom Aluwerk.
Doch dann stellt sich der WOW-Faktor ein. Mit dem Fosshotel „Baron“ haben wir das große Los gezogen. Gebucht als Doppelzimmer mit Zustellbett bekommen wir quasi eine ganze Wohnung. Ein großes Wohnzimmer mit Schlafsofa, Essecke, Kühlschrank, Tee-Kaffeebar usw. ein geräumiges Schlafzimmer, ein sauberes, neues Badezimmer und ein Balkon. (Und das im Internet zum Schnäppchenpreis gebucht) Zu schade, dass wir nur zwei Nächte bleiben.
Das Frühstücksbüffet ist der Knaller! Da wurde Alles aufgefahren, was Reykjavik zu bieten hat. Einzig mein Mann vermisst diesen isländischen Kuchen, ähnlich wie Kaffeestreifen mit Vanillepudding und rosarotem Zuckerguß drauf. Jammern auf höchstem Niveau.