Abenteuer Auswanderung

  • Hallo liebe Island-Freunde,


    Ich bin neu in diesem Forum und platze fast vor einer Sintflut an Fragen, welche mir Google und Youtube zum Thema Auswanderung nach Island nicht vollends beantworten konnten. Ich hoffe ihr könnt mir bei dem ein oder anderen Thema weiter helfen und ein paar Tipps geben ;)

    Na, Kathi, angekommen?

    ;)

  • @Milan ... ich meine damit das die Polizei hier sehr brutal gegenüber den Bürgern ist. Das sieht man immer mehr. Handgreiflich und mit einer großen Härte

    Ich meine, dass der "Bürger" hier mittlerweile sehr brutal gegenüber der Polizei ist. Das sieht man immer mehr. Handgreiflich und mit einem z. T. unglaublichen Aggressionspotential. Mittlerweile ist es fast schon Standart, dass du mindestens einmal pro Schichtrunde als "blöde Bullenfotze" betitelt wirst, dich "verpissen" oder "ficken" sollst, was noch harmlos ist. Spuck- und Beißattacken gehören auch schon fast zum täglichen Standart.

    Das wäre z. Bsp. für mich als Polizeibeamtin ein Grund nach Island auszuwandern

    Claudia

  • Ich schreibe mal ein bisschen zu dem Thema, ich wurde auch per Mail von der Fragestellerin angeschrieben.

    Als erstes: Von einer Auswanderung in ein Land in dem man noch nie war kann ich nur dringend abraten.
    Auch ein Kurzurlaub vermittelt kein gutes Bild von einem Land.

    In Island ist längst nicht alles Gold was glänzt.
    Das Land ist wunderschön und die Menschen freundlich. Das Leben läuft ruhiger und weniger hektisch als in Deutschland, wobei es innerhalb von Island große Unterschiede gibt.
    Ich lebe auf dem Land, wo alles sehr entspannt ist, im Großraum Reykjavík ist alles viel hektischer, es gibt Staus und Umweltverschmutzung.

    Es gibt aber auch viele Schattenseiten, die man auf den ersten Blick nicht wahrnimmt, aber wenn man hier lebt deutlich spürt.
    Ein großes Problem ist die Korruption und die Vetternwirtschaft. Vieles läuft nur über Beziehungen bzw. es werden einem schnell mal Steine von jemanden in den Weg gelegt dem zum Beispiel ein Vorhaben von einem nicht passt und der entweder an der richtigen Stelle sitzt oder die passenden Personen kennt.
    Bei uns hat dadurch zum Beispiel die Genehmigung eines Bauantrages 2 Jahre gebraucht, ich musste erstmal rausfinden wer uns welche Steine in den Weg legt. Das ging damit los, dass im zuständigen Bauausschuss 4 von 5 Mitgliedern direkte Konkurrenten von uns waren.
    Was im Alltag auch nervt ist Þetta rettast, die meisten Handwerker z.B. sind bezüglich Termineinhaltung sehr unzuverlässig.
    Das Gesundheitssystem ist total überlastet, gestern war eine nette Karikatur in der Zeitung wo zwei Patienten im Wartezimmer des Landeskrankenhauses während der langen Wartezeit zu Skeletten wurden.
    Die staatliche Krankenkasse übernimmt viele Leistungen nicht und man muss immer selber zuzahlen.

    Die Lebenshaltungskosten sind deutlich höher als in Deutschland. Auch viele Dinge die man braucht sind viel teurer.
    Als kleines Beispiel: Ein Nebelscheinwerfer als Ersatzteil für eines unserer Autos sollte beim Händler hier umgerechnet 400,- € kosten, ich habe ihn mir dann bei einem Aufenthalt in Deutschland für 40,- € gekauft.
    Aktuell brauche ich einen Schlagschrauber für die Werkstatt, Preis in Island 93.696,- ISK (nach heutigem Kurs 592,- €), in Deutschland bekämme ich ihn für 198,- €.

    Das eigene Auto bei einem Umzug mit nach Island zu nehmen ist fast nie eine gute Entscheidung.
    Die Einfuhrabgaben sind so hoch, das man fast immer am Ende wesentlich mehr zahlt als was ein vergleichbares Fahrzeug in Island kostet.

    Und man bleibt immer Ausländer, egal wie gut man integriert ist. Hier spielt die Herkunft eine sehr große Rolle und die Familie hat eine viel größere Rolle im Leben als in Deutschland.
    Als Einwanderer werdet ihr da immer außen vor sein, wer einen isländischen Partner hat steht etwas besser da, wird aber auch immer spüren das er/sie kein Isländer ist.

  • Danke Sven für diese Zusammenfassung ! Ich lebe ja nicht in Island ( und habe es auch nicht vor ) , aber in all den Jahren in denen ich auf die Insel reise habe ich auch einiges von dem was Du schreibst mitbekommen . Vor allem das þetta reddast ;)


    Das kann uns Schweizer ( und Deutsche ) schon nerven .......

    Und ja , die Lebenskosten - die sind höher als in der Schweiz und auch die Immobilien haben aufgeholt . Früher waren sie hier teurer , aber das ist nicht mehr so .

  • Stimmt fast Alles.

    Nach 5 Jahren bin ich persönlich heilfroh hier zu sein. Zum " fast "

    OK , RKV und AKY sind nicht vergleichbar und Vetternwirtschafft hat man in der kuscheligen Bauerngemeinde in .......schland auch.

    Die Aussage über das Gesundheitswesen ist meiner Meinung nach schlichtweg falsch. Glaubt mir ich weiß genau wovon ich rede. Gute Behandlung kostet auch in Deutschland , und das um Einiges mehr.

    Meinen Ami lasse ich hier um nen Bruchteil reparieren als was Ford Deutschland verlangt hätte und was die Qualität der Lebensmittel anbetrifft, klar Rinderfilet um 9.99 EUS bekommst du hier nicht , aber hervorgendes Pferdefleisch und guten Fisch . Echt BIO . Qualität und Preis hält sich die Waage mit den 4 Grossstätten in D.

    Und ja, ich werde immer" DER Deutsche " bleiben. Für mich ist das OK , ich fühle mich hier auf dem Vulkanbrocken im Nordmeer zu Hause.


    Bless Bless,

  • Die Aussage über das Gesundheitswesen ist meiner Meinung nach schlichtweg falsch. Glaubt mir ich weiß genau wovon ich rede. Gute Behandlung kostet auch in Deutschland , und das um Einiges mehr.

    Moin Martin, ich kenne auch beide Gesundheitssysteme sehr gut und glaube mir, dass deutsche System hat zwar auch viele Macken, ist aber in den meisten Punkten besser als das isländische.
    Und zu den Kosten: In Deutschland sind bis auf alternative Methoden fast alle Behandlungen durch die Krankenkassen abgedeckt, in Island sind sehr viele Behandlungen nicht versichert. Sprech mal mit Krebspatienten darüber, da werden dir die Augen aufgehen.
    Warum wohl fliegen so viele Isländer für Behandlungen, von den Zähnen angefangen bis zur großen OP ins Ausland? Weil sie es selber zahlen müssen und es im Ausland billiger und ohne ewige Wartezeit geht.

    Klar kannst Du in Island deinen Ami-Ford billiger reparieren lassen als in Deutschland, in Island bekommst Du alle Teile als Neuteile und auch als gute Gebrauchtteile, während in Deutschland dieses Teile nur bei Spezialhändlern teuer zu bekommen sind bzw. extra für Dich aus den USA importiert werden müssen.
    Ich war mit unserem Econoline in Deutschland in der Werkstatt und habe daher Erfahrungen aus erster Hand.

    Für Fahrzeuge die aber auch in Deutschland vertreiben werden sieht es ganz anders aus.
    Für meinen Toyota haben die Bremssättel und Bremsklötze in Deutschland nicht einmal ein Viertel des Preises verglichen mit dem in Island gekostet.

  • Wenn Du meinst.

    Als Höchstrisikopatient habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht im Akureyri Hospital, mit Myflug, ( ja da lag ich auch schon drinne ) und mit dem Landspitali in RKV. Bessere Medizin für die gleiche Krankheit kostet i D. genau so viel Aufzahlung wie hier, selbes Produkt, selbe Marke da die Kassen in D. nur das billige Zeug bezahlen und obendrein bist Du als Chronischkranker sowiso angeschissen in D. da die Deckelung meist am Qurtalsende nix mehr für die Chroniker übrig hat., und ein guter überkronter Zahn kostet genauso viel in AKY wie in München.

    Abgesehen davon bekomme ich z.B . in D grad mal 6 Physiostd.im Quartal bez, hier gehe ich 3 mal die WE das ganze Jahr und das kostet mich pro Monat 30 EUS und das ganze wird unbürokratisch jährlich verlängert.

    Für Rezepte gibt es vera.is und wenns brennt den Heimschwestern Dienst. Also muss ich mich für n Rezept nicht mal in ne Viren-und Bakerienbrutstätte (Praxis) begeben.

    Ganz ehrlich, wenn ich nen RAM fahren kann und der ist billiger im Unterhalt ,warum muß ich dann nen Landcruicer haben?

    Wer sich VW V10 Touareg, Porsche ,Audi oder Benz leisten kann der soll ruhig ordentlich Zoll zahlen.

  • Hallo zusammen,


    kleiner Einwand zum Thema Ersatzteilpreise und Werkstattkosten in Island...


    Radlagerschaden an meinem T4 VW Bus in den Westfjorden. Ein Reifenhändler in Isafjödur hat das Teil in Reykjavik ausfindig gemacht. Am nächsten Tag war es per Flugzeugkurier in Isafj. Eine kleine Werkstatt in Bolungavik hat das Teil dann eingebaut. All incl. umgerechnet ca. 220 Euro. Das hätte in Deutschland wohl nicht gereicht.