So, Ihr Lieben. Heute kommen die letzten zwei Tage als Bericht
Donnerstag, 7.7.
Trotz der vorabendlichen Biereskapaden kam ich besser aus dem Bett als mein Pubertier, die daher das Frühstück schwänzte.
Als erstes wollte ich noch mal zu Sólfar – leider waren andere Touristen aber ebenfalls früh auf den Beinen, also blieben nur ein paar Experimente.
Das gleiche passierte am Rathaus, wo mich am Denkmal des unbekannten Bürokraten ein ähnliches Schicksal ereilte. Wenn die wenigstens nicht ihre dämlichen Selfies mit albernen Grinsegesichtern und Verrenkungen machen würden. Gut, die denken wahrscheinlich ähnliches über mich. Ich stand im Parkverbot, daher gab ich nach fünf Minuten die Hoffnung auf eine menschenfreie Knipsgelegenheit auf.
Wir hielten kurz bei Bónus und der Vínbuðín um Schnökerkram respektive viele isländische Biere als Mitbringsel zu kaufen.
Nächster Auftrag war ein Besuch auf Álftanes, um die Tauglichkeit als Aufnahmeort für ein Stadtpanorama zu prüfen (die Idee kam hier aus dem Forum – Danke dafür).
Schließlich wurde der Metropole für dieses Mal Adieu gesagt und der Weg zum Kleifarvatn und Seltún angetreten.
Mia war mal wieder nicht aus dem Wagen zu bewegen und beschwerte sich über den Gestank. Konnte ich leider keine Rücksicht drauf nehmen.
Das Hochthermalgebiet hat sich schon ziemlich zu meinem letzten Besuch geändert, ist aber immer noch sehr lohnend – wenn es auch die kleinen Dinge sind und die Schlammtöpfe nicht ganz so spektakulär blubbern wie in Hverarönd am Mývatn.
Ich machte eine Runde und blieb dann an dem einen Schlammpool hängen, bei dem sich laufend große graue Blasen bildeten, die dann durch den Wind über die Oberfläche trieben, sich vereinigten und schließlich platzten. Und photogen den Himmel spiegelten.
Die meisten Touris liefen achtlos vorbei und haben mich wohl für etwas plemplem gehalten, weil ich da so viel geknipst habe.
Mia war leicht angesäuert wegen des Gestanks und war dementsprechend auch nicht froh, als ich die Blaue Lagune als nächstes Ziel ankündigte – ich war da einmal drin und empfand das schon vor gut 20 Jahren als Nepp. Aber das Lavafeld ist klasse und umsonst.
Hier war natürlich der Bär los, meine Güte, was haben die da aus dem Boden gestampft. Bin eine große Runde gelaufen und kam dann neben der Gepäckabgabe wieder zum Parkplatz.
Ich konnte das Kind noch immer nicht beruhigen: heute standen Hochthermalgebiete auf der Speisekarte. Kann ich doch nix dafür, dass Island sowas hat.
Bei bestem Wetter und starken Wind erreichten wir Gunnuhver – und parkten quasi direkt in der Dampffahne.
Ich sag mal so, wäre Mia mit ausgestiegen, es wäre völlig unproblematisch gewesen. Aber sie war bockig und saß sauer im Schwefeldampf. Selber schuld.
Nach einer kleinen Runde ging es dann aber per PKW zum Reykjanesviti und Valahnúkur, hier stieg Mia sogar mal kurz aus. Da es aber weder Lundis noch dramatische Brandung zu sehen gab, kehrte sie schnell wieder um.
Ich genoss noch das Traumwetter (ganz anders als im Oktober an gleicher Stelle, einige Mädels hatten sich gar zum Sonnen auf die Lavaplatten gelegt) und spazierte noch ein wenig herum.
Eldey mit Schiff und Vögeln und glitzerndem Nordatlantik
Über die 45 fuhren wir schließlich nach Garður, Mia immer in großer Sorge, da ich quasi hinter jeder Biegung ein neues "Stinkewürg"-Gebiet (Zitat) ankündigte.
Haben dann aber doch nur zwei malerische Leuchttürme in der Nachmittagssonne entdeckt (plus einen tollen Blick auf den Snæfellsjökull über den Faxaflói) - da hat Mia aber noch mal Glück gehabt.
So langsam ging es zur Unterkunft in Keflavík, dem Home Guesthouse, wo ich bereits im Oktober beste Erfahrungen gemacht hatte.
Einiges war noch zu erledigen: Tanken, Wagen waschen, Taschen für die Rückreise packen.
Bereits beim Zahlen vom Guesthouse zickte die Kreditkarte, Tanken ging dann ebensowenig. Ich bekam mal wieder ein wenig Schnappi, war aber letztendlich halb so wild: ich hatte tatsächlich das Limit von der Kreditkarte überzogen (Island ist halt teuer), da noch die Kaution vom Wagen geblockt war, woran ich natürlich nicht dachte. Auf meinem anderen Konto war noch frisches Gehalt, also konnte ich die Unterkunft per EC-Karte und das Tanken dann mit Bargeld bezahlen.
Der Verkäufer für das Abschiedssofteis hat offenbar auch eher selten Barzahler, ist schon ein komisches Land, dieses Island.
In der Unterkunft wurde Töchterchen mit ihrem Notebook ins Wohnzimmer gesetzt und Taschen gepackt. Puh, hatten wir so viel auch schon auf dem Hinflug?
Freitag, 8.7.
Vier Uhr irgendwas auf, Duschen, ein bisschen frühstücken und dann zum Flughafen.
Mia wurde mit dem Gepäck vorm Terminal platziert, während ich den Wagen abgab – eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, beim
Vermieter Jemanden anzutreffen, aber die Frühschicht war schon da zur Übergabe. Alles OK. Sign here, please. Bitte. Danke und bis nächstes Mal.
Ich hab noch schnell die Chance genutzt, die beiden Skulpturen zu knipsen: Regnbogi (Regenbogen) sieht aus wie eine Reminiszenz an die Hungerkralle von der Berliner Luftbrücke – allerdings aus Stahl und buntem Glas.
Þotuhreiður (Jet Nest) ist dieses große Stahlei, aus dem ein concordeskes Flugzeug schlüpft.
Schnell Mia eingesammelt, Boardingpässe und Gepäckklebis gedruckt, die Schlange zum Gepäck abgeben war lang aber flott (tatsächlich ging das alles viel reibungsloser als im letzten Oktober).
Das erste Mal in meinem Leben musste ich Übergepäck bezahlen, wobei die Dame am Schalter sehr lieb war und schmunzelnd fragte "It's all the lava rocks you are taking home, can't you take some of it in your hand luggage?". Tja, schade, leider war es keine Lava oder Steine, sondern Bierflaschen, die mein Gepäck so schwer machten – und die kann ich nicht ins Handgepäck nehmen. Nun, denn gut 40€ kostete der Spaß, sehr, sehr teures Bier…
Im Gegensatz zum Hinflug gabs nur eine kleine Verspätung, in Hamburg waren wir zwar erneut fast die letzten, die den Flieger verließen, bekamen unser Gepäck aber direkt, so dass wir in weniger als zehn Minuten draußen waren, wo Mia ihrer Mutter um den Hals fallen konnte.
Tja, das war's für dieses Mal.
Es war - natürlich - wieder toll. Wir haben unglaublich viel gesehen und erlebt, manches hab ich das x-te Mal besucht, einiges zum ersten Mal. Geplant war noch viel mehr und manches anders, aber so ist das nun mal. Rollierende Urlaubsplanung.
Das Wetter hätte gerne besonders am Anfang besser sein können, aber es ist nunmal Island und ich wusste, auf was ich mich einlasse (ich hatte auch schon mal zwei Wochen Mistwetter am Stück).
Mia - auch wenn das in den Berichten nicht deutlich wurde - fand es super. Aber sie ist schon noch deutlich mehr Teenie denn Outdoor-Enthusiast. Ob sie virenresistent ist, wird die Zukunft zeigen. Ich habe mich auf jeden Fall gefreut, mit der Kleenen mal zwei Wochen am Stück zu verbringen.
Wie oft gesagt, die Liste ist wiedermal nicht kürzer geworden. Im Gegenteil.
Dieses Jahr wird es wohl nichts mehr, aber 2017 sind (ganz locker) zwei Reisen ins Sehnsuchtsland geplant.