27.8.17
13. Tag
Der frühe Wurm fängt den Wurm. Oder anders gefragt wer ist schuld daran, dass der Wecker so früh klingelt, mein Bruder behauptet ich hätte die Uhrzeit vorgegeben, ich behaupte genau das Gegenteil. Aber nun waren wir auf, der Wind tobte noch um das Haus und langsam setzt sich Truppi mit dem üblichen Quietschen auf den Weg. Das Ziel heißt Into The Glacier, eine Tour in den Gletscher. Um 13 Uhr soll es losgehen. Langsam kämpfen wir uns durch den Wind oder Sturm wer weiß es schon? Aber Island entschädigt uns mit einem wunderbaren Regenbogen der uns am Treffpunkt begrüßt.
Wir sind viel zu früh da, also so rund 2 Stunden zu früh… ich überlege gerade was wir noch machen könnten, als mein Bruder an mir vorbei zum Auto stürmt. Ich soll meine Sachen holen, es geht los, wir dürfen früher los. Also renne ich auch, denn das übergroße Gefährt was uns zum Gletscher bringt, rollt bereits langsam an. Der Bus wird nicht voll, was mich sehr freut, jedoch haben wir ein paar kleine Kinder dabei was mich weniger freut. Unsere Führer heißen Kevin und Ragnar, die uns auch in zwei Gruppen einteilen, zu meiner Freude ist unserer Gruppe 12 Leute groß und weist keine Kinder auf. Wir nähern uns den Gletscher, das Wetter wird schlechter, im Grunde kann man nichts sehen. Das Gefährt schlittert mehr über den Gletscher als das er fährt, Kevin meint, ihr müsst euch das wie ein Boot vorstellen. Die Kinder bekommen etwas Angst, als das Gefährt zunächst an einer Spalte oder Hügel scheitert, er muss mehrmals ansetzen. Aber Kevin sagt, solange ich nicht in Panik verfalle, müsst ihr es auch nicht. Jeden Tag wird ein neuer Weg gesucht, deswegen gibt es immer Stellen, an denen es vielleicht etwas schwierig wird, aber bisher hat das Gefährt immer alles geschafft. So jetzt auch, wir setzen den Weg fort und die Kinder sind beruhigt. Ich blicke aus dem Fenster. Man sieht nichts, im Grunde hätten sie auch einmal um den Kreis fahren können und wir hätten nichts gemerkt, völlige Orientierungslosigkeit nennt sich das. Ein bisschen Schade finde ich das schon, aber irgendwie ist es auch ein Abenteuer mitten im Sturm einen Gletscher hoch zu jagen. Und zu meiner Überraschung unser Bus hat WLAN!? Mitten im Sturm, auf einen Gletscher aber wir haben WLAN, das erzähl mal einen Deutschen, wie schaffen die das nur? Ich stupse meinen Bruder nehmen mir an und weise ihn auf eine Frau hin, er guckt unglaublich. Dachte er bis jetzt, er hätte das schlechteste Schuhwerk an (Turnschuhe), so wird er nun von einen besseren belehrt. Die Frau hat doch tatsächlich Sandalen an! Sandalen, so mit Löchern, offener Haut, auf einen Gletscher! Wer kommt denn auf so eine Idee? Kurz bevor wir da sind, sieht es auch Kevin und kann es genauso wenig fassen. Die Frau entschuldigt sich mit den Worten in Colorado tragen wir immer nur Sandalen. Unser Führer ist etwas panisch, immerhin müssen wir noch Spikes anziehen, wo bekommt er nun Schuhe her? Am Ziel angeguckten darf die andere Gruppe erst mal losgehen, bis Kevin eine Lösung gefunden hat. Dann treibt er tatsächlich noch Schuhe auf die irgendwie passen oder passen müssen. Also geht es mit leichter Verspätung los. Langsam bewegen wir uns in den Gletscher.
Alles tropft und irgendwie fließt viel Wasser an und über uns vorbei. Und es wird kalt, die Füße melden sich jetzt schon. Wir bekommen Spikes und weiter geht die Tour. Kevin erklärt uns viel, wie der Gletscher entstanden ist, das er momentan schmilzt aber das es auch normal ist ect. Dann berichtet er noch viel über die Tour, dass es diese Tour auch nicht mehr lange geben wird, weil Gletscher ist weg. Wer heiraten will, kann dies übrigens hier auch tun.
(die "Kirche")
Dann ist die Tour auch schon vorbei, vielleicht etwas schnell, aber meine Füße danken es mir. Schweigen schlittern wir mit dem Bus wieder vom Gletscher herunter. Wir setzen wieder Truppi in Gang und suchen uns unsere Unterkunft die gar nicht mal so weit weg liegt. Der Regenbogen ist immer noch da.
Doch bevor wir unser Quartier beziehen machen wir noch einen Abstecher zum Hraunfossar, irgendwie kriegen wir noch einen Parkplatz. Aber wir bleiben nur kurz, zu viele Leute. Also doch weiter zur Unterkunft, dort sind wir natürlich die ersten. Da ich noch nicht müde bin habe ich noch Lust auf eine Wanderung. Zum Glück soll in der Nähe ein Wasserfall sein, ich informiere mich bei der Hausbesitzerin wie ich zu gehen habe, sie erklärt mir den Weg mit den Worten einfach vorne rechts den Weg folgen, bitte das Gatter zu machen sonst laufen meine Schafe weg. Ok, das klingt einfach. Also runter von Hof, Gatter auf, Gatter zu, und irgendwie den Weg finden. Zuerst ist er noch deutlich zu sehen, aber dann verläuft er sich irgendwie. Ich folge einfach den Spuren der Schafe oder Pferde. Dann endlich finde ich den Wasserfall, dessen Namen ich bereits wieder vergessen habe. Ganz idyllisch liegt er vor mir und ich setze mich nieder wie eins der Dichter der hier angeblich saß und bewundere die Pracht, die Stille und die Einsamkeit. Ich gehe dann noch etwas weiter, aber irgendwann bin ich dann auch weit genug gegangen.
Ich trete also den Rückweg an, die Schafe beäugen mich bereits mit Argwohn. Zum Abschluss des Tages gehe ich in den HotPot. Jedoch ist dieser mit etwas über 40 Grad selbst für mich zu heiß, sodass ich früher als gedacht wieder aus dem heißen Wasser steige. Erschöpft und zufrieden falle ich ins Bett.