Beiträge von Staand

    27.8.17


    13. Tag


    Der frühe Wurm fängt den Wurm. Oder anders gefragt wer ist schuld daran, dass der Wecker so früh klingelt, mein Bruder behauptet ich hätte die Uhrzeit vorgegeben, ich behaupte genau das Gegenteil. Aber nun waren wir auf, der Wind tobte noch um das Haus und langsam setzt sich Truppi mit dem üblichen Quietschen auf den Weg. Das Ziel heißt Into The Glacier, eine Tour in den Gletscher. Um 13 Uhr soll es losgehen. Langsam kämpfen wir uns durch den Wind oder Sturm wer weiß es schon? Aber Island entschädigt uns mit einem wunderbaren Regenbogen der uns am Treffpunkt begrüßt.




    Wir sind viel zu früh da, also so rund 2 Stunden zu früh… ich überlege gerade was wir noch machen könnten, als mein Bruder an mir vorbei zum Auto stürmt. Ich soll meine Sachen holen, es geht los, wir dürfen früher los. Also renne ich auch, denn das übergroße Gefährt was uns zum Gletscher bringt, rollt bereits langsam an. Der Bus wird nicht voll, was mich sehr freut, jedoch haben wir ein paar kleine Kinder dabei was mich weniger freut. Unsere Führer heißen Kevin und Ragnar, die uns auch in zwei Gruppen einteilen, zu meiner Freude ist unserer Gruppe 12 Leute groß und weist keine Kinder auf. Wir nähern uns den Gletscher, das Wetter wird schlechter, im Grunde kann man nichts sehen. Das Gefährt schlittert mehr über den Gletscher als das er fährt, Kevin meint, ihr müsst euch das wie ein Boot vorstellen. Die Kinder bekommen etwas Angst, als das Gefährt zunächst an einer Spalte oder Hügel scheitert, er muss mehrmals ansetzen. Aber Kevin sagt, solange ich nicht in Panik verfalle, müsst ihr es auch nicht. Jeden Tag wird ein neuer Weg gesucht, deswegen gibt es immer Stellen, an denen es vielleicht etwas schwierig wird, aber bisher hat das Gefährt immer alles geschafft. So jetzt auch, wir setzen den Weg fort und die Kinder sind beruhigt. Ich blicke aus dem Fenster. Man sieht nichts, im Grunde hätten sie auch einmal um den Kreis fahren können und wir hätten nichts gemerkt, völlige Orientierungslosigkeit nennt sich das. Ein bisschen Schade finde ich das schon, aber irgendwie ist es auch ein Abenteuer mitten im Sturm einen Gletscher hoch zu jagen. Und zu meiner Überraschung unser Bus hat WLAN!? Mitten im Sturm, auf einen Gletscher aber wir haben WLAN, das erzähl mal einen Deutschen, wie schaffen die das nur? Ich stupse meinen Bruder nehmen mir an und weise ihn auf eine Frau hin, er guckt unglaublich. Dachte er bis jetzt, er hätte das schlechteste Schuhwerk an (Turnschuhe), so wird er nun von einen besseren belehrt. Die Frau hat doch tatsächlich Sandalen an! Sandalen, so mit Löchern, offener Haut, auf einen Gletscher! Wer kommt denn auf so eine Idee? Kurz bevor wir da sind, sieht es auch Kevin und kann es genauso wenig fassen. Die Frau entschuldigt sich mit den Worten in Colorado tragen wir immer nur Sandalen. Unser Führer ist etwas panisch, immerhin müssen wir noch Spikes anziehen, wo bekommt er nun Schuhe her? Am Ziel angeguckten darf die andere Gruppe erst mal losgehen, bis Kevin eine Lösung gefunden hat. Dann treibt er tatsächlich noch Schuhe auf die irgendwie passen oder passen müssen. Also geht es mit leichter Verspätung los. Langsam bewegen wir uns in den Gletscher.





    Alles tropft und irgendwie fließt viel Wasser an und über uns vorbei. Und es wird kalt, die Füße melden sich jetzt schon. Wir bekommen Spikes und weiter geht die Tour. Kevin erklärt uns viel, wie der Gletscher entstanden ist, das er momentan schmilzt aber das es auch normal ist ect. Dann berichtet er noch viel über die Tour, dass es diese Tour auch nicht mehr lange geben wird, weil Gletscher ist weg. Wer heiraten will, kann dies übrigens hier auch tun.




    (die "Kirche")




    Dann ist die Tour auch schon vorbei, vielleicht etwas schnell, aber meine Füße danken es mir. Schweigen schlittern wir mit dem Bus wieder vom Gletscher herunter. Wir setzen wieder Truppi in Gang und suchen uns unsere Unterkunft die gar nicht mal so weit weg liegt. Der Regenbogen ist immer noch da.




    Doch bevor wir unser Quartier beziehen machen wir noch einen Abstecher zum Hraunfossar, irgendwie kriegen wir noch einen Parkplatz. Aber wir bleiben nur kurz, zu viele Leute. Also doch weiter zur Unterkunft, dort sind wir natürlich die ersten. Da ich noch nicht müde bin habe ich noch Lust auf eine Wanderung. Zum Glück soll in der Nähe ein Wasserfall sein, ich informiere mich bei der Hausbesitzerin wie ich zu gehen habe, sie erklärt mir den Weg mit den Worten einfach vorne rechts den Weg folgen, bitte das Gatter zu machen sonst laufen meine Schafe weg. Ok, das klingt einfach. Also runter von Hof, Gatter auf, Gatter zu, und irgendwie den Weg finden. Zuerst ist er noch deutlich zu sehen, aber dann verläuft er sich irgendwie. Ich folge einfach den Spuren der Schafe oder Pferde. Dann endlich finde ich den Wasserfall, dessen Namen ich bereits wieder vergessen habe. Ganz idyllisch liegt er vor mir und ich setze mich nieder wie eins der Dichter der hier angeblich saß und bewundere die Pracht, die Stille und die Einsamkeit. Ich gehe dann noch etwas weiter, aber irgendwann bin ich dann auch weit genug gegangen.








    Ich trete also den Rückweg an, die Schafe beäugen mich bereits mit Argwohn. Zum Abschluss des Tages gehe ich in den HotPot. Jedoch ist dieser mit etwas über 40 Grad selbst für mich zu heiß, sodass ich früher als gedacht wieder aus dem heißen Wasser steige. Erschöpft und zufrieden falle ich ins Bett.

    26.8.17


    12. Tag


    Nach einer unruhigen und gefühlten viel zu kurzen Nacht, schälen wir uns aus dem Bett. Das isländische Wetter scheint nicht mehr mit uns zu sein. Neben Regen kommt nun auch Wind dazu. So verabschiedet sich also die Westfjorde von uns. Unser heutiges Ziel ist der westliche Zipfel von Europa, ich bin gespannt ob wir die Steilwand wirklich erreichen. Aber Truppi bringt uns zuverlässig auf den Parkplatz. Das Wetter verschlechtert sich immer weiter, aber das hält uns und ein paar anderen Tollkühnen nicht auf, vorerst nicht. Mühevoll erklimmen wir über schlammige Wege die Felswände. Der Blick ist schon irgendwie beeindrucken, aber meine Laune sinkt mit jeder regnerischen Windböe. Sie sinkt noch weiter, als mein Bruder verkündet, den Rundweg zu gehen. Ich versuche in einer Diskussion ihm vom Gegenteil zu überzeugen, aber mein Bruder bleibt stur. Er geht und ich gehe zum Parkplatz und verschanze mich in Truppi und trinke erst einmal Tee. Wie kann man bei dem Wetter nur einen Rundweg machen? Muss ich mir Sorgen mach? Hätte ich meinen kleinen Bruder begleiten müssen? Ich beschließe ihm 50 Min Zeit zu geben bevor ich eventuell in Panik verfalle. Nach 45 Minuten kommt mein Bruder klitschnass ins Auto und freut sich, dass er nun endlich heißen Tee trinken kann. Somit kann unsere Weiterfahrt starten.




    (mein Bruder macht sich auf den Weg)






    Búðardalur ist unser heutiges Ziel, doch zuvor nehmen wir noch einen durchnässten Polen mit, der noch weiter in die Westfjorde will, ein Stück von seinen Weg können wir ihm abnehmen. Danach heißt es nur noch die Straße, Truppi und der Wind, wenigstens lässt der Regen irgendwann nach.


    (Wenn die Sonne scheint, könnte man fast meinen man wäre in der Karibik)




    Viel zu früh erreichen wir unser Ziel. Wir niesten uns in unserem Hotel ein. Mein Bruder guckt Videos aber mir ist irgendwie langweilig. Also noch einmal raus, den kleinen Ort und den Hafen erkunden. Verzweifelt versuche ich mit meiner Handykamera das Lichtspiel, zwischen Wolken, Schatten und Licht über das Wasser bildlich festzuhalten. Vergeblich.





    Wieder niedergeschlagen denke ich mir, so kann der Tag doch nicht enden? Was hebt meine Stimmung immer? Genau ein HotPot, aber wo ist der nächste? Nicht hier. Das nächste Schwimmbad bereits laut Google geschlossen. Aber dann die Rettung eine Karte mit HotPots der Nächste gar nicht weit entfernt. Grafarlaug soll das Ziel heißen, die erste Verwunderung, es wird als das alte Schwimmbad betitelt. Heißt das nicht, dass es nicht mehr benutzt wird? Erste Zweifel machen sich breit, aber ok man kann es ja mal versuchen. Also los. Auf meinen Weg dahin überhole ich mehrere Radsportler und wundere mich wohin die wohl wollen? Meine zweiten Zweifel machen sich breit als ich den Weg nicht finde, Straße wurden neugebaut, kein Schild, kein richtiger Weg, kein nichts. Also noch mal Internet befragt, Schotterpiste…. Aha vielleicht die da Vorne? Also rauf, und ein Schild erscheint, etwas was ich nicht lesen kann. Dritter Zweifel, das bedeutet bestimmt es ist geschlossen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf und fahre die Schotterpiste. Ich erreiche das Becken, was wenig einladen ist. Besonders das Schild was davor steht und einen warnt, dass das Wasser bis zu 80 Grad heiß sein kann… meine Hoffnung dahin, meine Laune gegen Nullpunkt… Geschlagen von Islands Wetter und von Island selbst trete ich den Heimweg an. Kurz bevor ich die Straße erreiche sehen ich die gefühlten 40 Radfahrer die sich auf einer Wiese neben einen Rastplatz niedergelassen haben und dort wohl übernachten wollen. Sachen gibt es. Für heute reicht es mir jedoch. Vielleicht wird es morgen besser.

    ui ui ui, der letzte Post aus dem August..... Asche über mein Haupt, aber vielleicht vermeide ich ja den Abschied der Reise auch wenn es nur schriftlich ist... aber was man anfängt sollte man auch zu Ende bringen. Also hoffe ich das ich diese Reise in schriftlicher Form zu ende bringe bevor das Jahr endet.

    25.8.17


    11. Tag


    10 Tage lang erstaunlich gutes Wetter gehabt, aber ab heute verschlechtert sich das Wetter. Aber wir wollen nicht klagen, wir wurden ja reichlich mit Sonne belohnt. Die Nacht war erstaunlich ruhig, wir waren im Hotel ganz alleine. Ein Tag vor uns und einen Tag nach uns ist das Hotel ausgebucht, also Glück gehabt! Zum Frühstück gibt es unter anderem frittierten Schrimp. Hatte ich noch nie, aber warum nicht mal probieren und nachdem ich nicht tot umgefallen bin, traut sich mein Bruder auch ran. Wir wechseln noch ein paar nette Worte mit dem Besitzer, der fragt ob wir nicht vielleicht hier leben wollen in Island. Nachdem ich erklärt habe das ich ein Sprachphobiker bin und mein Bruder Landwirt ist, erstirbt das Gespräch.

    Gut, dann machen wir uns auf den Weg, Truppi meint es gut und weckt alle Leute die jetzt noch schlafen mit seinen lauten Quietschen. Unser Ziel ist heute der Wasserfall Dynjandi. Dafür geht es zurück nach Isafjördur neben einen Supermarkt habe ich ein Briefkasten gesehen und wir schmeißen unsere Postkarten ein, die eine halbe Ewigkeit irgendwo lagern werden. Das nächste Abenteuer heiß einspuriger Tunnel, sehr ungewöhnlich. Aber es gibt genügen Haltebuchten, aber was für ein Verkehr hier herrscht! Aber irgendwann schaffen wir es hinaus in den Regen. Beim Wasserfall ist natürlich schon einiges los, aber das stört uns zunächst nicht. Wir erklimmen die Steigung und freuen uns über das schöne Nass.






    (einmal die Aussicht)



    (geschafft)


    Einige der Wege sind gesperrt, damit sie sich erholen können. Aber Schilder und Absperrungen kann man auch ignorieren und so sehen wir einige die dies einfach tun. Kopfschütteln verlassen wir den Wasserfall. Mehr steht heute nicht auf den Programm. Wir machen uns auf zu unserer Unterkunft und diese liegt im Tálknafjörður. Wir sind recht früh da und somit ist klar wo es hin geht. In den Hot Pot, der längst kein Geheimnis mehr ist und nicht wirklich gut gepflegt ist, aber ok wir hoffen das Beste. Mit uns sind noch ein paar andere Leute da, darunter auch Deutsche oder jedenfalls Leute die eine Art deutsch sprechen. Aber dann irgendwann sind wir alleine in den heißen Becken und können die wunderbare Aussicht genießen. Irgendwann kommen dann entweder Isländer die sehr russisch aussehen oder Russen die isländisch sprechen. Jedenfalls ist für uns die Zeit gekommen zu gehen und einen gemütlichen Abend anzugehen. Ok, er wäre gemütlich wenn mein Bruder nicht komische Youtube Videos gucken würden, in denen Leute aus unterschiedliche Geräusche versuchen „Musik“ zu kreieren. Ich ziehe mich in den Aufenthaltsraum zurück und verbringe meine Zeit mit einem Buch.


    (mit der Aussieht liegt man doch gerne im heißen Nass)

    Schön, dass es hier weiter geht. Ich lese deinen Reisebericht sehr gerne. dankeschoen1

    Das könnte mich echt antreiben meinen eigenen Bericht aus dem letzten Jahr abzuschließen. Zwar lange her, aber Islanderinnerungen verfliegen schließlich nie islandwinke

    das trifft sich gut, denn ich lese deine Reiseberichte auch sehr gerne. Also ran an die Tasten!

    24.8.2017


    10. Tag


    Die Nacht war kurz, sehr kurz. Oder eher gesagt unruhig. Die guten Leute die am Nachmittag kamen, gingen Mitten in der Nacht und leider nicht leise. Die steile Treppe kann man anscheinend auch in Dunkelheit sehr schnell, laut auf und ab steigen und als besonderes extra noch die Koffer dagegen knallen. Selbst mein Bruder ist bei dem Krach aufgewacht und der kann selbst bei Rammstein schlafen wie ein Baby. Deswegen stehen wir eher langsam und schweigsam auf. Als wir nach Draußen treten sehen wir die Umgebung in ein weißen Kleid gehüllt. Nebel oder Wolken der Unterschied ist nicht eindeutig. Erstaunlich wie wandelfähig die Landschaft ist. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, denn ich muss nun Truppi an der Küste entlang fahren und man kann nicht mal 100 Meter weit sehen. Das wird ja lustig…. Bloß keine Gedanken daran verschwenden, dass der Abgrund sehr nah ist. Truppe piept wie nach wie vor, also müssen wir los, er braucht vielleicht wirklich Hilfe?


    (gespenstische Stille)


    Zum Glück lichtet sich der Nebel nach einer halben Stunde und wir könne ganz entspannt uns den Weg zurück zur Zivilisation erfahren. Das Zwischenziel heißt Ísafjörður, also rauf auf die 61 und schön die Küste entlang. Wir genießen die Aussicht, jedoch können wir nicht wirklich anhalten, immerhin haben wir ein Date mit der Werkstatt. So können wir nur traurig gucken und denken, ach da hätten wir wandern können oder da, aber nein wir müssen fahren. Nur zweimal machen wir Halt, um die Aussicht auch einmal zu genießen.




    In der Stadt angekommen, wollte mein Bruder aber erst mal zur Tankstelle, Reifendruck messen. Alles super, also daran kann es nicht liegen. Somit zuckt mein Bruder das Handy und ruft die Werkstatt an, die wollen uns die Adresse per SMS schicken…. 10 Minuten später noch einmal anrufen, SMS raus aber bei uns nicht angekommen also zweiter Versuch…. 10 Minuten später, nein nichts kommt an. Also Anruf und eine vage Wegbeschreibung erfahren. Wir fahren los und folgen der Wegbeschreibung. Irgendwann sehen wir einen Mann winken, aha das muss es wohl sein. Schnell auf den Parkplatz. Ein junger Mann macht die Tür auf und wir zeigen oder eher wir lassen ihn unser Problem hören. Er nickt kurz und erklärt uns dann, dass es die Schlüsselsicherung ist. Das Auto denkt der Schlüssel steckt noch im Zündschluss darum piept er, wenn wir den Schlüssel richtig rausziehen erlischt der Peipton. Mein Bruder und ich gucken etwas doof, fühlen tun wir uns auch etwas doof. Wir versichern, dass das Truppi erst seit kurzen macht. Er zuckt mit den Achseln und meint, das ist ein alter Patrol die sind manchmal etwas komisch. Ok…. Na denn, wir verabschieden uns und ich bin froh, dass Truppi nichts Ernstes fehlt.


    Wir entscheiden uns, direkt zum Hotel nach Bolungarvik zu fahren. Wir werden freundlich begrüßt und wir erhalten sogleich Informationen was wir noch machen könnten. Erst einmal sollten wir bei den Wetter hinauf auf den Berg fahren zur alten Militärstation, von dort hätte man den besten Blick. Und dann zur alten Küstenstraße, diese sei zwar gesperrt, man könnte sie aber trotzdem fahren, oder man kann dort lange entlang wandern. Wir tun wie uns geheißen und scheuchen Truppi den Berg hinauf. Aber es lohnt sich, der Blick ist großartig. Nach einer Informationstafel stehen wir auf den ältesten Teils Island. Wir sind so weit oben, das unter uns auch ein paar Wolken sind! Leider ist es doch sehr windig hier, sodass wir den Rückzug antreten müssen.


    (Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein)





    (und wieder nach unten)


    Hin zur alten Küstenstraße, wir entscheiden uns aber diese nicht langzufahren, sondern zu gehen. Doch zunächst essen wir etwas. So gestärkt, treten wir den Marsch an und beobachten ein Kreuzfahrtschiff wie es Richtung Meer schippert. Wir gehen eine gute Stunde bis es uns zu kalt wird, die Sonne hat sich nämlich hinter den Berg verkrochen und somit drehen wir um. Und tatsächlich kommt uns dann ein Auto entgehen. Ich hätte mich das nicht getraut, denn teilweise ist die Straße schon zur Hälfte weggebrochen, aber naja es ist nicht unmöglich.


    (die Sonne verseckt sich schon)



    (die Straße mit ein paar Steinen und.....)



    (einem Erdrutsch, ok einer von vielen)


    Am Abend schreiben wir noch ein paar Postkarten die wir morgen abschicken wollen (Spoiler, diese Postkarten kommen erst fast einen ganzen Monat später an!).


    (Entspannung am Meer, meine Handballkollegin hielt die Küste am anderen Ufer erst für Wellen und war ganz erschrocken wie groß und weit das alles ist)

    Also wenn das der Weg hinter unserem Hotel war, den bin ich ein Stück entlang gegangen. Es ist eher... tatsächlich ein Wanderweg, bis ich im Morast versunken bin. Also ich würd da nicht langfahren, jedenfalls das letzte stück Richtung Djupavik wirkte auf mich als nicht fahrbar, außer man gräbt die Erde um.

    Die Frage ist, wart ihr bei der richtigen "anderen" Fischfabrik? Hier auf der Karte wäre die von der 643 aus über die 649 erreichbar. Sie liegt bei Eyri und wenn man dann durch die Fischfabrik hindurch die F649 weiterfährt, um das kleine Fjord Ingólfsfjörður herum, oben am kleinen alten Seljanesviti vorbei, kommt man auch zu den Häusern mit dem Wasserfall dahinter. Und noch ein Stück weiter ist dann Schluss und es geht nur noch zu Fuß oder per Pferd weiter nach Hornstrandir

    Ja ich glaub wir waren schon richtig, aber wir sind dann einfach nicht weiter gefahren, weil wir dachten die Straße wäre zu Ende. Und auf der Karte die sie uns gezeiugt hat, war der Wasserfall ganz nah der Fischfabrik.
    Tja so kann es eben kommen. Aber der Tag war eh schon super, ob mit richtigen oder falschen Wasserfall.

    23.08.2017


    9. Tag


    Nach einer kurzen Nacht werden wir mit strahlendem Sonnenschein begrüßt. Wir machen uns auf zum Frühstück doch zuvor rollen mehrere Jeeps durch die Straßen, alle haben ein deutsches Kennzeichen. Ich winke höfflich und frage mich, ob Deutschland Island still und heimlich übernommen hat, ohne das es die Einheimischen gemerkt haben? Auf dem Weg zum Hotel entbrennt noch eine kurze Diskussion zwischen mir und meinen Bruder, ob Island überhaupt eine Armee hat und ob es strategisch überhaupt sinnvoll ist Island ein zunehmen? Leider entpuppt sich das Frühstück als enttäuschen heraus, was dazu noch viel zu teuer ist. Somit ist es beschlossen, dass wir morgen unsere kargen Reste aufbrauchen werden. Da wir keine Ahnung haben, was wir heute machen wollen, außer ins Schwimmbad zu gehen, fragen wir die Köchin was es hier zu entdecken gibt. Erstaunlicherweise ist die Köchin Deutsche, mein Verdacht der heimlichen Invasion wird hiermit noch einmal untermauert. Sie gibt uns ein paar Tipps, zu aller erst sollten wir einen Berg erklimmen, der so geformt ist wie eine Welle, von dort hat man eine wunderbare Aussicht. Danach beschreibt sie uns noch den Weg zur zweiten Fischfabrik und dahinter soll es ein wunderschöner Wasserfall sein, sie beschreibt ihn als klein Dynjandi. Dann empfiehlt sie uns natürlich auch das Schwimmbad Krossneslaug was ich längst auf dem Plan hatte. Das „Dorf“ Fell was am Ende der Straße liegen soll, könnten wir ignorieren. Und dann gibt sie uns noch diverse Tipps wo wir wandern könnten, wenn wir Zeit und Kraft hätten, aber der Tag hat ja nur 24 Stunden. Und schließlich erfahren wir noch, dass wir in Krossnes im Hafen doch tanken können. Also steht unser Plan, Berg erklimmen, Truppi tanken, Wasserfall finden und dann in das heiße Wasser.




    Also rein in Truppi und dann fahren wir an der Küste entlang. Unsere Anweisung: beim Funkturm parken und dann einfach los laufen. Tatsächlich finden wir den Turm, der direkt an der Straße steht und parken dort, allein sind wir nicht. Irgendwelche Leute sind bereits dort. Zunächst ist der Weg recht einfach, wir laufen über eine Wiese zum Berg hin, dann beginnt der Aufstieg, noch gibt es einen Weg aber je mehr Weg wir schaffen, desto weniger Weg erkennen wir und irgendwann gehen wir einfach nach gut dünken. Es wird auch zusehends schwieriger, immer steiler wird es. Und ich denke mir was habe ich mir da nur wieder angetan? Da ich so langsam bin wie eine Schildkröte und mehrere Pausen einlegen muss, ist mein Bruder natürlich 15 min vor mir an Ziel, aber egal. Oben auf den Berg angekommen treffen wir zu allererst auf das Pärchen was vor uns losgegangen ist und sich nun langsam an den Abstieg macht. Was soll ich sagen, 40 min der Quälerei hat sich gelohnt, der Blick hier oben ist der Wahnsinn. Das schöne Wetter ermöglicht uns einen weiten Blick. Um uns herum hören wir die Möwen, die unten an den Felswänden niesten. Wir verweilen einen Augenblick und beobachten die Wolken die direkt auf uns zukommt, aber uns dann nur ganz leicht streift. Hier ist wieder ein magischer Moment von Island zu finden, auf einen Berg, wunderbares Wetter, Möwengeräusche im Hintergrund und diese faszinierende Landschaft um uns herum. Nach einen Tee und mehreren Keksen machen wir uns an den Abstieg, der noch mal knifflig ist, aber wir schaffen es ohne uns groß auf die Fresse zu legen.


    (Möwen Zuflucht)



    (Aussicht)






    (Unser Ziel in weiter Ferne, das Schwimmbad)


    Nächster Stopp die Tankstelle im Hafen. Nach kurzen Zögern, ob wir da richtig sind, finden wir die Zapfsäulen. Alles läuft wie immer, aber dann als ich den Schlüssel wieder ins Schloss stecke fängt Truppi an zu piepen! Ich bin überrascht, mein Bruder auch, er piept, keine Lampe leuchtet auf die uns sagt was es zu bedeuten hat. Wir ziehen den Schlüssel raus, aber trotzdem piept er weiter, sehr merkwürdig. Ich merke wie ich nervös werde, wir sind hier sonst wo, was machen wir wenn das Auto kaputt geht, ausgerechnet hier!? Er lässt sich starten und das piepen hört auf. Achselzucken fahren wir weiter, aber ich bleibe angespannt und überlege was wir nun eigentlich tun sollten. Doch zunächst suchen wir die kleine Straße die über den Berg führen soll, zur anderen Fischfabrik und zum Wasserfall. Wir finden die Straße und quälen Truppi den Berg hoch. Auf der anderen Seite sehen wir einen Bauernhof und die Fischfabrik, die nicht so gut erhalten ist wie die in Djúpavík, aber wir sind nicht wegen der Fabrik da sondern wegen dem Wasserfall, also fahren wir weiter und weiter und weite, bis wir irgendwann vor einem Haus stehen und schon sehen das die Straße wahrscheinlich nicht mehr weiter geht, jedenfalls fahren wir nicht mehr weiter, denn eigentlich sollte schon längst dieser Wasserfall da sein, aber wir sehen nichts. Verwundert blicken wir uns, stellen das Auto aus und Truppi beginnt wieder zu piepen. Wir überlegen zu fragen, aber es scheint am Haus niemand da zu sein, also drehen wir um. Auf den Rückweg finden wir einen kleinen Wasserfall, aber soll er das wirklich sein? Wir hatten uns irgendwas anderes vorgestellt.


    (der besagte Wasserfall?)




    Wir wollen wieder über den Berg bis wir wieder ein Handysignal haben, denn wir wollen bei der Mietwagenfirma anrufen und abklären was wir tun sollen. Mein Bruder telefoniert, die wissen auch nicht was das piepen zu bedeuten hat, also vermitteln sie uns an eine Werkstatt in Ísafjörður. Doch bevor wir uns bei der melden probieren wir noch mal alles aus. Türen zu, Truppi abschließen, an und ausmachen, Licht an und aus, aber nichts hilft, er piept sogar selbst wenn wir ihn von außen abschließen, also nicht immer aber doch ab und zu. In mir macht sich etwas Verzweiflung breit, was will mir Truppi sagen? Wo tut es ihm weh, was stimmt nicht? Beim erneuten anmachen leuchtet eine Lampe auf, ein Hinweis von Truppi! 0/D heißt die Lampe, wir sind nicht schlauer aber ok. Mein Bruder ruft bei der Werkstatt an, die haben auch keine Ahnung was Truppi von uns will, aber wir sollen vorbei kommen. Wir machen ein Treffen für morgen aus, wir sollten einfach anrufen wenn wir in Ísafjörður sind. Nicht wirklich zufrieden fahren wir weiter, wieder zurück nach Krossnes, doch diesmal zum Schwimmbad. Ich denke mir, solange Truppi nicht in die Luft fliegt, können wir weiter fahren. Bevor wir ins Bad gehen, machen wir uns noch eine Suppe und genießen diese mit einem wunderbaren Meeresausblick.


    (Mittagessen mit Aussicht)



    (links der Berg den wir heute morgen erklimmt haben)


    Schließlich kommt mir Idee einen Kumpel per Whatsapp zu kontaktieren, er solle im Internet mal Truppis Gebrauchsanleitung durchforsten und uns mitteilen was das Piepen und die Lampe zu bedeuten haben. Etwas später vermeldet er die Lampe bedeutet, dass wir den Overdrive ausgeschalten haben und erklärt wie wir ihn wieder anschalten. Da haben wir wohl eine Taste zu viel gedrückt in unserer Hilfslosigkeit. Das Piepen könnte entweder bedeuten, dass die Türen nicht zu sind, was sie eigentlich nie wirklich sind besonders die Heckklappe ist eigentlich nie zu, oder das der Reifendruck nicht stimmt. Also im Grund nichts Schlimmes und ich bin etwas beruhigt. Danach geht es ins heiße Nass, den kleinen Eintritt zahlen wir dafür gerne. Und dann genießen wir das heiße Wasser und die Aussicht. Wir sind nicht alleine, ungefähr 5 andere Leute sind mit uns im Bad. Wir bleiben ziemlich lange und ich frage mich wie das mein Bruder aushält, eigentlich kann er heißen Wasser nicht lange aushalten, aber er zieht eisern durch. Die Leute wechseln immer wieder, aber irgendwann sind nur noch Deutsche im heißen Wasser. Und was lieben Deutsche gerne, genau meckern, also beklagen sie, was alles schief läuft in Island. Besonders ein älterer Mann macht dies und erklärt den jüngeren Touristen wie sich alles hier zum schlechteren verändert hat. Schließlich bin ich genervt und wir verlassen das Schwimmbad und treten den Heimweg ins Hotel an. Dort angekommen merken wir das in den andere Zimmer Leute sind, oder liegen. Sie schlafen bereits dabei haben wir gerade mal 17 Uhr. Ich nutze noch die Zeit und gehe eine Runde wandern, scheue mich aber den Berg beim Wasserfall zu erklimmen, zwar gibt es einen offiziellen Weg auf das Plateau aber der Anstieg erscheint mir für diese Stunde doch als zu steil. Ich genieße den Sonnenuntergang und mache mich dann auf den Rückweg. Ein wunderbarer Tag geht zu Ende und ich hoffe, dass wir morgen Truppi helfen können.


    (Abendsonne)

    22.08.2017


    8. Tag


    Nach einer ruhigen Nacht treffen wir unseren Weggefährten von gestern am Frühstückstisch wieder. Sie wollen heute zum Nationalpark Skaftafell, also ein bisschen Weg liegt somit noch vor ihnen. Wir verabschieden uns und mein Bruder und ich genießen weiter das Frühstück. Da wir gestern schon so wahnsinnig viel gefahren sind, dachten wir uns heute machen wir das ganze nochmal, nur fahren wir diesmal woanders hin. Das Ziel heißt Djúpavík, das bedeutet mehr als sieben Stunden Fahrt oder so. Manchmal sind wir schon etwas wahnsinnig. Aber zu vor bringen wir noch unsere Postkarten weg (innerhalb der nächsten zwei Wochen kommen die an). Dann starten wir Truppi und machen uns mi besten Wetter auf Richtung Westen. Eigentlich ist ja ein verschwendeter Tag, so gutes Wetter und wir fahren nun, aber wir sind eben heute etwas wahnsinnig. Wir verbringen die Fahrt mit wenig reden und eher mir gucken. Ein kurzer Zwischenhalt legen wir beim Hop ein und schwelgen kurz in Erinnerung. Vor zwei Jahren hatten wir da schon einmal Rast gemacht und uns leider mit Pfannkuchen den Magen verdorben (fertig Pfannkuchenteig, widerliches Zeug….). Dann geht es weiter. Irgendwann auf der Fahrt fällt uns auf, dass unser CD Player im Auto nicht die gesamte CD abspielt, sondern nur die Hälfte der Lieder. Also wechseln wir die CD aber auch das hilft irgendwann nicht mehr. Irgendwann sind selbst die Lieblingslieder durch. Radio trauen wir uns nicht zu, also kramt mein Bruder sein Handy raus und versucht es an den Playern an zu schließen, was auch nicht wirklich funktioniert. Aber egal Handy hat auch Lautsprecher also drehen wir die auf. Und stellen fest, mein Bruder hat keine wirklichen Lieder auf dem Handy, sondern sämtliche Intros aus Zeichentrickserie und Animes aus den 90er und 2000er Jahre. Ok….. besser als nichts. Immerhin machen die gute Laune, außer das Intro von Sinbad! Da wir an diesen Tag noch nicht wahnsinnig genug sind, nehmen wir auch noch eine andere Strecke, wir fahren über die 608 Richtung Norden. Im Reiseführer steht das sie sehr schön sein soll. Ist sie im Grund auch, wenn man aus der anderen Richtung kommt. Denn dann fährt man den Berg runter und hat den schönen Ausblick immer voraus und nicht wie wir im Spiegel hinter uns.



    Aber ok, weiter geht’s. Kurz bevor wir auf die 643 einbiegen, diskutieren wir noch kurz ob wir tanken sollen. Ich als Sicherheitsfanatiker würde es tun, mein Bruder sagt, dass wir es nicht brauchen. Wir hätten noch genug, laut Reiseführer gäbe es nur noch in Holmavik die Möglichkeit zu tanken. Ich lasse mich überzeugen und wir starten unser Abenteuer Richtung das Ende von sonst wo. Als erstes kommt uns ein Müllwagen entgehen, hätte wir das auch geklärt. Selbst hier draußen gibt es eine Müllabfuhr. Und dann irgendwann kommen wir endlich an. Die alte Fischfabrik begrüßt uns als erste.



    Erleichtert steigen wir aus und begeben wir uns ins Hotel und hören schon den Wasserfall den es hier vor Ort gibt. Im Hotel wird uns erklärt, dass wir im anderen Haus untergebracht sind, also Sachen schnappen und ein paar Schritte gehen. Wir seien heute die einzigen Gäste in den kleinen Haus. Das freut uns, nach Tagen wo wir uns mit anderen Leute Räumlichkeiten teilen mussten, genießen wir den Luxus von einen Abend auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen. Kurz wird uns noch angeboten doch ins Hotel überzusiedeln, da sie aktuell nur zwei Gäste haben, aber wir lehnen dankend ab.


    (Rundblick mit Bruder)



    (Häuschen mit Truppi rechts)


    Ich lass mein Bruder im Häuschen zurück und ziehe erst einmal eine Runde um die Bucht. Ein paar Autos stören die Ruhe, aber ansonsten ist es hier wirklich sehr schön und ruhig und vielleicht auch etwas einsam. Ich verweile etwas am Wasser und genieße den Sonnenuntergang, bevor ich zurückkehre.







    Am Abend breiten wir uns dann richtig im Häuschen aus, unten gibt es einen Wohnbereich, die Küche besteht aus einer Nische wo mehr oder minder alles vorhanden ist. Von den zwei Campingkochplatten funktioniert auch nur eine. Aber egal wir kriegen unsere Eier gebraten. Ansonsten ist das häuschen auch etwas urig eingerichtet.






    Und obwohl wir total erschöpft sind von der Fahrt wird dieser Abend lang. Wir reden ausführlich und zeigen den jeweils anderen sein neuste Hobby, meins ist Wrestling und das meines Bruders die bunte Youtube Welt mit seinen Idolen wie PewDiePie. Und irgendwann gegen 2 Uhr in der Nacht besteht unser letztes Abenteuer für heute darin die sehr steile Treppe Unfallfrei nach oben zu erklimmen, definitiv kein Haus für Leute die eingeschränkt mobil sind.



    (trittfest sollte man schon sein)

    21.08.2017


    7. Tag


    Heute war es also soweit. Mein Angsttag ist gekommen. Aber zunächst Frühstück, dann die zwei italienische Begleiter einsammeln, Truppi tanken und ab auf die Straße. Wir nähern uns unseren Ziel erst einmal von der einfacheren Strecke aus, der F905. Hier sollen die Furten einfacher sein, ein Fakt der mich beruhigt. Kurz vor der ersten Furt holen wir einen anderen Fahrer ein, noch mehr Sicherheit, bei ihm kann ich also erst einmal zugucken. Und siehe da, er kommt natürlich ganz locker flockig rüber und ich weiß, dass schaff ich genauso. Und siehe da Furten furten kann sogar Spaß machen, also für ein paar Sekunden. Unsere Begleiter sind begeistert. Die Fahrt verläuft eigentlich ohne Probleme nur das letzte Stück, wo die F905 zur F910 wird, ist noch einmal sehr anstrengend. Eine Straße gibt es nicht wirklich, dafür ein Lavafeld. Hier zeigt sich Island noch einmal ganz anders, weiße Steine auf einen grauen Sandboden. Ein Bild was wir vorher noch gar nicht gesehen haben. Zusätzlich bewundern wir den Vulkan Herðubreið, die sich heute in ihrer vollen Schönheit zeigt. Womit haben wir so viel Glück verdient?




    Jedoch kann die schöne Landschaft meine Laune nicht lange aufrechterhalten. Wir kriechen förmlich über die spitzen Steine. Somit zieht sich das letzte Drittel der Fahrt noch einmal. Bevor wir ankommen, passt uns eine Rangerin ab und belehrt uns noch einmal über die Regeln im Nationalpark, wir hören geduldig zu. Mein Bruder lässt sich aber nicht nehmen sie nach dem Zustand der F88 zu fragen und wie die Furten da aussehen. Sie erklärt, dass sie vor einiger Zeit die eine Furt verlegt haben und es nun einfacher ist dort rüber zu kommen. Mit einem kurzen Blick auf unser Auto meint sie, dass wir es eigentlich ohne Probleme schaffen sollten. Mein Bruder freut sich, ich werde still. Noch gab es in mir die Hoffnung das wir einfach die F905 wieder zurück fahren, aber nun rückt die F88 doch sehr nah ran. Doch bevor ich mich dem stelle, kommen wir endlich bei der Dreki Hütte an. Kurzer Aufenthalt und dann geht es weiter zur Askja, zum Viti See und zum Öskjuvatn. Wir kriegen gerade noch so einen Parkplatz und machen uns auf den Weg. Die Ausmaße der Caldera sind kaum zu begreifen. Zum Glück haben wir das beste Wetter, Sonne und fast keine Wolke. Der Blick somit ungetrübt. Wir wandern zu den Seen und ich habe das Gefühl, dass sich die Schritte seltsam hohl auf den Boden anhören. Ein seltsames Gefühl.

    Beim den Seen angekommen muss erst einmal die Aussicht bewundert werden, dann jede Menge Fotos und nebenbei die Leute beobachten die im milchigen Wasser des Vitis baden. Mein Bruder lässt es sich nicht nehmen runter zu gehen und wenigstens seine Hände ins Wasser zu halten. Ich scheue mich mal wieder vor den Abstieg und beobachte ihn aus sicherer Entfernung.





    Dann heißt beratschlagen, wie geht es weiter? Mein Bruder will wandern, ich eigentlich auch, aber Truppi will ich in keine fremden Hände geben, er ist mir doch sehr ans Herz gewachsen. Letztendlich überlasse ich meinen Bruder den Vortritt und er geht wandern zusammen mit den Vater der jungen Italienerin, selbige hat keine Lust auf Fußsport und fährt mit mir zurück zur Dreki Hütte um auf die Männer zu warten. Die Mädels also zurück und die Männer auf Wanderschaft, Gendertrennung wie im Bilderbuch.







    In den nächsten zwei oder drei Stunden unterhalten wir uns gut und tauschen uns aus. Deutschland vs. Italien, ein Klassiker. Irgendwann sind die männlichen Wesen auch wieder da, wir machen noch schnell eine Suppe warm und eigentlich sollte es dann weiter gehen. Vorher sind unsere zwei Begleiter aber etwas wüten auf den Guesthouse Besitzer, dieser hätte wohl gesagt das man mit einen Duster nicht zur Askja kommt, und ratet nun was wir an der Hütte nun sehen? Genau mehrere Duster, aber ok das ist nicht unser Problem. Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf ein ganz anders Fahrzeug, wir trauen unseren Augen nicht aber dort steht tatsächlich ein Fiat Panda! Ich frage mich gerade noch wie die das hinbekommen haben, da fragt mein Bruder einfach bei den Fahrern nach. Sie haben die F905 genommen, die Furten waren etwas riskant, aber wenn man sein Auto kennt geht das schon.

    Etwas ungläubig machen wir uns auf den Rückweg. Die F88 liegt vor uns, mein Herz rast und ich rufe mir immer wieder die Worte von der Rangerin ins Gedächtnis, Truppi schafft es. Schließlich die erste Furt, kein Problem. Dann kommt sie, die Linda oder wie mein Bruder es nennt der Endgegner. Die Furt wurde ein Stück verlegt, laut der Rangerin soll es nun einfacher sein, wenn man nah am Seil entlang fährt. Noch zweifle ich das ich das schaffe werde. Mein Bruder ergreift sofort die Initiative, schnappt sich mein Handy und watet einfach durch den Fluss, eiskalt er und der Fluss. Wir beobachten ihn kritisch und gucken wie tief er versinkt. Dann messen wir es bei Truppi ab und ich stelle fest wir haben noch Platz nach oben. Mein Bruder postiert sich auf der anderen Seite und filmt, wir machen bei Truppi noch einmal alle Türen zu, ich spreche noch ein Stoßgebet und mache mir Mut. Dann rolle ich langsam an und fahre schön nah am Seil entlang. Um uns herum ist Wasser, ums Auto und auf meiner Haut auch. Kurz ein kleiner Schockmoment als wir ein kleines Loch mitnehmen, aber dann wird mir klar Truppi schafft das. Erleichtert kommen wir auf der anderen Seite an. Sieg auf allen Ebenen! Sogleich kommt uns ein Fahrer entgegen, er fragt uns wie es aussieht und dann fährt er etwas zögern los, wir warten ab ob alles gut geht und dann geht es weiter. Die dritte Furt nehmen wir kaum noch wahr. Der Tag hätte nicht besser laufen können, aber es gibt immer noch eine Steigerung. Bei der Rückfahrt stelle ich fest, dass es einen Halo Ring um die Sonne gibt. Wir halten an und bestaunen dieses bizarre Wunder. Schluss endlich geht es aber wirklich zurück. Erschöpft aber sehr zufrieden kommen wir wieder an, der Guesthouse Besitzer freut sich auch, dass wir heil wieder gekommen sind. Und somit gehen an diesen Abend einige Leute sehr glücklich ins Bett.


    20.08.2017



    6. Tag



    Heute lassen wir uns beim Frühstück extrem viel Zeit, denn im Grunde haben wir heute nicht viel vor. Etwas fahren und das war es eigentlich schon. Unser Ziel heißt heute Laugar. Entspannt und bummelig machen wir uns auf den Weg. Lassen Akureyri links liegen und fahren weiter. Unser erstes Zwischenziel ist der wunderschöne Goðafoss, für mich der schönste Wasserfall und wie ich feststelle für viele andere ebenfalls. Auch hier stellen wir fest dass wir mehr Touristen als vor zwei Jahren antreffen, aber ok. Wir ergattern uns einen Parkplatz, erstaunlich wie Truppi immer wieder Platz findet für sich und kämpfen uns zum rauschenden Wasser vor. Nach einigen Minuten des Staunens ergreift mein Bruder die Flucht zurück in den Wagen, die Mücken sind über ihn gekommen! Ich bleibe noch etwas und mache es mir auf einen Stein gemütlich, zum Leidwesen einiger Fotografen denn plötzlich stehen sechs Leute mit ihren Stativen um mich, anscheinend sitze ich auf einen guten Punkt. Irgendwann wird es mir aber zu bunt und ich folge meinen Bruder. Bevor wir abreisen kaufen wir uns im Souvenirshop noch sündhaft teure Postkarten und Briefmarken, damit die Leute daheim auch neidisch auf uns werden.




    Danach fahren wir ein Stück zurück und nehmen die F26, das nächste und letzte Ziel für heute heißt Aldeyjarfoss. Dort gibt es weniger Leute, aber allein sind wir nicht. Trotzdem genießen wir die schöne Aussicht und wundern uns über die, die ganz unten und nah am Wasser sind, zu viel Abenteuer für uns.

    Deshalb zurück zu Truppi und erst einmal eine Tütensuppe heiß machen. Währenddessen guckt mein Bruder Truppi unter die Haube, nur mal so wie er meint, aber es scheint Eindruck gemacht zu haben. Denn wenig später sprechen ihn zwei Amerikaner an, ob er Ahnung von Autos hätte ihres würde nämlich etwas zickig. Mein Bruder hat selbstverständlich keine Ahnung, hört sich aber geduldig alles an und gibt Naseweis ein paar Ratschläge, mit dem Hinweis das ein Stück zurück eine Werkstatt ist. Den Anschein wahren das kann er. Wir verabschieden uns und fahren zu unserer Unterkunft. Die Zimmer sind neu und das Beste ist es gibt einen Hot Pot im Garten, mein Abend ist also gerettet. Doch zunächst schreibe ich fleißig Postkarten. Kaum habe ich die ersten Karten fertig erscheint der Guesthouse Besitzer. Er fragt wo wir morgen hin wollen und ich gebe ehrlich an das wir zur Askja wollen. Er nickt und berichtet dann dass zwei Italiener auch dort morgen hin wollen, sich aber mit ihren Dacia Duster sich die Strecke nicht zutrauen. Er würde ihnen noch ne Tour organisieren, aber die ist teuer und da dachte er sich das wir sie vielleicht mitnehmen könnten. In mir entbrannt sogleich ein Dialog: Oh die Armen, denen muss man helfen. Spinnst du? Du hast total Schiss morgen diese Strecke zu fahren, wegen der F88 und dann willst du noch Zuschauer dabei haben? Außerdem hasst dein Bruder aufdringliche Begleitung!



    Ich sage den Besitzer, dass ich das gerne machen werde, sie sollen mich einfach ansprechen. Kaum lässt mich mein Bruder allein, sammle ich Leute ein, der wird sich freuen. Später am Abend spricht mich die Italienerin an, sie ist etwas jünger als ich und mit ihrem Vater unterwegs. Wir handeln noch eine Startzeit aus, wann wir morgen los wollen und schon verabschiedet sie sich glücklich. Am Abend grübele ich darüber nach was ich wieder angerichtet habe und ob ich morgen es tatsächlich schaffe zur Askja hin und wieder heil zurückkomme. Mein Bruder indessen ist die Ruhe selbst……

    19.8.2016


    5. Tag


    Es ist komisch an den Morgen aufzuwachen, der erste Morgen ohne unsere Mutter. Es ist so als ob ein Teil fehlen würde, seltsam ungewohnt. Deswegen nehmen wir recht schweigsam unser Frühstück ein und starten dann mit gewohntem Sonnenschein unsere Tour. Heute heißt es einmal quer durch Island. Wir wollen die F35 fahren, weil ich für die F26 zu ängstlich bin. Da ich weiß das heute kein Wasser was ich durchqueren müsste auf den Plan steht, bin ich doch ziemlich gelassen. Deswegen nehmen wir zwei Anhalter mit und schmeißen sie beim Gullfoss wieder raus. Auch sie wollen die 35 nehmen und hoffen auf eine spätere Mitfahrgelegenheit. Wir fahren weiter, da die Strecke vielleicht etwas ruppig wird, wechseln wir dazu die Musik-CD. Aus Herr der Ringe und Two Steps From Hell wird Mittelalter-Metal und neue deutsche Härte, die passende Musik finden wir. Wir haben uns für heute eigentlich nichts vorgenommen. Wir wissen nicht was uns erwartet. Daher genießen wir zunächst die Fahrt. Wir haben einen weiten Blick auf den Gletscher und auf die Umgebung, wir sind fasziniert. Irgendwann auf der Strecke dann die erste Leiche! In einer Kurve steht ein Geländewagen, er steht wohl schon länger dort, ein Reifen hat er auch schon verloren. Ein trauriger und einsamer Anblick, ich halte das Lenkrad fester und spreche leise zu Truppi, das ihm dieses Schicksal erspart bleiben wird, so hoffe ich.



    (auf der Strecke)


    Dann irgendwann weckt ein Straßenschild unser Interesse: Kerlingarfjöll. Unser Reiseführer (wir haben nur den Marco Polo, der gute Reiseführer liegt natürlich gut geschützt zu Hause…..) gibt nur wenige Informationen her, aber wir beschließen abzufahren und die 10 km der Straße zu folgen. Zunächst geht die Straße, mit einer kleinen Furt recht gut. Dann kommen wir am Camp an, war das schon unser Ziel? Die Straße geht weiter, also fahren wir weiter. Die Straße wird enger und sehr uneben, also kriechen wir praktisch weiter. Aber Truppi hält gut durch, selbst die Steigungen nimmt er mit, obwohl es immer diese eine Sekunde gibt wo er fast stehen bleibt um einen Gang runter zu schalten. 7 Punkte auf dem Anspannungslevel! Dann irgendwann erreichen wir den vollen! Parkplatz. Wir quetschen uns in eine Lücke, direkt über eine wunderbare Pfütze. Kaum steige ich aus dem Auto merke ich wie kalt es ist. Die Sonne scheint zwar, aber der Wind peitsch uns diesmal kalt um die Ohren. Ich gehe mit meinen Bruder ein Stück und Blicke hinunter zu den Dampfschwaden. Zum Glück gibt es eine Treppe, jedoch wenn man runter geht, muss man auch wieder hinauf gehen. Meine Energie schwindet und mein Wille wird durch den eisigen Wind gebrochen. Bevor ich es überhaupt probiert habe, gebe ich auf. Aber nicht mein Bruder, der harte Mann, der vor drei Monaten nicht einmal ohne Krücken laufe konnte, will sich durch kämpfen. Ich lasse ihn also seinen Willen und gehe zurück zum Auto um mich bei einem Tee aufzuwärmen. Irgendwann kommt mein Bruder zurück. Seine Strategie war es sich in den Dämpfen auf zu wärmen. Jeden das seine, würde ich mal sagen.




    (warmer Dampf)


    Schließlich geht unsere Reise weiter. Irgendwann schlägt bei uns dann doch der Hunger zu und zum Glück kommt dann der nächste Haltepunkt direkt in Sichtweite: Hveravellir. Bevor wir uns was zu essen machen, gehen wir eine gemütliche Runde spazieren. Zum Glück ist es hier nicht so windig und die Sonne wärmt uns auch. Und tatsächlich sind wir hier fast sogar allein. Wunderbar. Blauer Himmel, dampfendes, blauschimmerndes Wasser und das Weiß der Gletscher im Hintergrund. Nach so viel Bewegung schmecken Brot und Apfel doppelt so gut.


    (mit dem richtigen Winkel, könnte man meinen man wäre in der Karibik)



    (ständige Begleiter)




    Danach brechen wir zur letzten Etappe auf und langsam geht mir das Geruckel schon auf die Nerven. Zum Glück weiß mein Bruder wie er mich motivieren kann. Er schätzt die Strecke ein die wir noch fahren müssen, bis wir endlich wieder Asphalt unter den Reifen haben! Das ist doch mal was. Unsere heutige Unterkunft liegt am Svínavatn. Zunächst fahren wir am Guesthouse vorbei, weil auf dem Hof eine Kirche steht und ich dachte nein das kann es nicht sein, wir können doch nicht einfach auf den Hof fahren wo eine Kirche steht. Typisch ich eben. Aber tatsächlich war das unser Ziel. Also rauf da. Der Besitzer begrüßt uns sehr freundlich und zeigt uns unsere Unterkunft im umgebauten Stall. Zum Glück gibt es auch eine Küche die wir benutzen dürfen, also gibt es heute Abend Spiegelei und Speck, lecker! Mein Bruder verbringt den Abend vor dem PC, ich mache es mir auf der großen Terrasse mit direktem Blick auf dem See gemütlich. Dem Wind trotze ich mit einem heißen Tee. Mein Abendprogramm heißt einen Landwirt beim Arbeiten zusehen und die Abendsonne im See betrachten. Irgendwann kommen noch andere Gäste, darunter ein deutschsprachige älteres Ehepaar (Schweizer?). Wir schnacken kurz miteinander. Sie kommen aus dem Osten, dort hat es viel geregnet, nun wollen sie morgen die 35 runter fahren und hoffen auf Sonne. Ich frage ob sie die F88 gefahren sind, meine persönliche Angststrecke. Leider, bekomme ich die Antwort die ich nicht hören wollte. Ihnen wurde abgeraten diese Strecke zu fahren. Der Wasserstand wäre durch den vermehrten Regen zu hoch für ihren Geländewagen gewesen. Kurz versichern sie mir aber, dass ich es mit meinem Auto aber schaffen würde. Ich verziehe den Mund, so wirklich überzeugt bin ich nicht und mein ängstlicher Anteil dreht schon jetzt am Rad, aber ich bekomme ihn noch unter Kontrolle und sage er darf erst in zwei Tagen wieder auftauchen. Zum Glück gehorcht er mir. Irgendwann wird es mir dann auf der Terrasse, aber doch zu kalt und ich geselle mich für den Rest des Abends zu meinem Bruder.


    (Abendprogramm)

    wow ich bin beeindruckt von der Fahrt. Und super Teamwork zwischen euch beiden. Aber so eine Fahrt zieht bestimmt unheimlich viel Energie, aber dafür wird man mit solchen Ausblicken belohnt.

    ach ihr wart das! wir sind uns begegnet. In Djúpavík, ihr seit gerade dort durch gefahren als wir gerade zum Frühstück ins Hotel wollten.

    Einigen habe ih glaube ich zu gewinkt. Kurz hatte ich den Gedanken, dass die Deutschen bereits Island übernommen hatten, ohne das sie es selbst bemerkt hätten ;)


    Die Fotos sind wunderbar, besonders gut gefallen mir die Flussquerungen! Abenteuer pur.

    18.08.2017


    4. Tag


    Heute ist es soweit, mit diesen Gedanken erwache ich. Heute ist der Tag an dem ich das erste Mal durch einen Fluss fahre. Aber bevor mich die Panik übermannte, hieß es erst einmal frühstücken! Danach muss mein Bruder in Erfahrung bringen, ob die Straße 208 und F208 offen wren. Vor sei zwei Tagen meinte ich ein Sperrschild gelesen zu haben. An der anderen Leitung wurde grünes Licht gegeben, also alle rein in Truppi!

    Doch bevor mein Abenteuer beginnen konnte, mussten wir zunächst unsere Mutter aus Island befördern. An der Tankstelle in Kirkjubæjarklaustur soll der Bus abfahren der zur Hauptstadt fährt. Dort angekommen schicke ich meinen Bruder los er soll auf den Schild nachgucken, ob die Angaben im Internet korrekt sind. Als er nach 10 min nicht wieder kommt, gehen meine Mutter und ich ihn hinter her. Er steht vorm Busschild und schaut, ich frage mich was so schwierig sein soll dieses Schild zu lesen. Die Antwort kommt als ich drauf schaue. Dort standen erstmal andere Abfahrtzeiten und dann auch noch mir völlig unbekannte Orte (außer Vik). Wir waren ratlos. Meine Mutter malte sich schon aus das sie nie wieder nach Hause käme und ich stellte mir die Frage wer hat recht Internet oder Schild? Nach 15 min gab es die Antwort, beide irgendwie. Der Bus kommt zwar zu der Uhrzeit aus dem Internet, aber er fährt nicht zur Hauptstadt sondern nur nach Vik, dort müsste meine Mutter dann umsteigen. Also verabschiedeten wir uns von unserer Mutter, etwas Sorge ob sie auch dort ankommt wo sie hin will. (Abenteuer meiner Mutter, Umstieg in Vik ging problemlos. Doch beim Busbahnhof in Reykjavik kam sie nie an, denn der Bus fuhr irgendwo anders hin. Sie war zwar in der Hauptstadt wusste aber auch nicht wo. Ein Blick auf den Stadtplan ergab, dass ihre aktuelle Position nicht auf dem Stadtplan der dort aushing drauf war. Auf die Idee ihre Google Karte zu benutzen kam sie nicht. Also musste sie sich durchfragen, ein klein wenig genervt gab ihr eine Fahrkartenverkäuferin die Auskunft, verkaufte ihr ein Ticket und wies sie zum richtigen Bus. Schließlich erreichte sie den Busbahnhof, ihr Hotel dort und um 4 Uhr in der Nacht auch den Bus zum Flughafen. Sie kam sicher und erschöpft in Deutschland an.)


    Zurück zu uns und unseren Abenteuern. Es ging also weiter. Kurz vor der 208 gab es dann doch das Schild, was uns freundlich mitteilte, dass die Straße gesperrt sei…. Warum haben wir noch einmal angerufen? Aber ok, das Schild sagte uns wir sollten über die 209 fahren und kämen dann wieder auf die 208, gesagt getan. Währenddessen wuchs in mir die Anspannung und die Angst an, denn ich kam nicht mehr drum herum: ein Fluss oder besser gesagt mehrere Flüsse mussten gefurtet werden an diesen Tag. Ich rief mir immer wieder die Kommentare aus dem Forum in den Kopf. „F208 da kann sie schon mal das Furten üben.“. Genau üben, heute übst du nur, das wird schon werden. Das erste Schild was uns eine Furt ankündigte stellte sich als Ente heraus, kein Fluss und verschaffte mir noch etwas Gnadenzeit. Dann kamen uns mehrere Auto entgehen, auch kleinere Geländewagen und in mir stieg die Hoffnung wenn die das Schaffen dann wir erst recht. Schließlich war es soweit, die erste Furt, der erste Fluss, das erste Wasser. Vor uns ein anderer Geländewagen. Wir entschieden uns auszusteigen und unseren Gegner den Fluss ins Visier zunehmen. Nach kurzer Zeit gesellte sicher das Paar aus dem anderen Auto zu uns. Es waren Deutsche. Sie erzählten uns, dass die ganzen anderen Autos abgedreht seien (sofort sank mein Optimismus), auch sie würden hier nicht weiter fahren, denn sie hätten gehört das die Furten tief seien und ein Fahrer der vom Norden kam habe ihnen abgeraten zu fahren. Nur kurz meinten sie, dass wir es mit unserem Auto bestimmt schaffen würden, ein Zuspruch der in meiner aufsteigenden Panik keinen Gehör fand. Angespannt und nervös stieg ich in Truppi ein, legte die Schalter um die man fürs Furten brauchte und dann fuhr ich langsam los. Mein Bruder voller Vorfreude, ich voller Angst. Nach wenigen Sekunden hatte ich meine erste Prüfung bestanden, doch die Fahrt ging weiter. Leider war ich ab jetzt in einen angespannten, nervösen und ängstlichen Zustand. In mir die Bilder von Furten die noch kommen werden, die tief waren, wo wir vielleicht nicht weiter kämen, wo wir stecken blieben, sah immer wieder die Geländewagen die uns vorher entgegenkommen waren, die abgebrochen hatten und umgedreht waren. Leider konnte ich mich aus diesem Zustand nicht mehr befreien. Ich war einfach zu getrieben, erwartete hinter jedem Hügel eine Furt, die ich kontrollieren musste egal wie klein sie war. Pause gab es für mich nicht. Selbst das Lob meines Bruders, das ich sehr gut durch die Furten fahre, hilf mir in meinen Zustand nicht mehr. Die wunderschöne Natur um mich herum erreichte nur einen kleinen Teil in mir, die anderen Teile Angst, Panik und Überforderung hatten die Herrschaft an sich gerissen. (Rückblickend stellte aber keine Furt eine Herausforderung an Truppi da.)



    (auf dem Weg)


    Unser Ziel heute war Landmannalaugar. Ich war heilfroh als wir dort ankamen. Für die Furt am Camp hatte ich keine Nerven und keine Kraft mehr, somit wurde davor geparkt. Nun hieß es wieder wandern. Mein Bruder beschloss den grünen Berg rauf zugehen, ich die immer noch eine Scheu vor Höhenmeter hatte, entschied die Schlucht unten zu erkunden. Es war viel los und das Wetter änderte sich, aus Sonnenschein wurde bewölkt und windig. Trotzdem war die Wanderung schön, die Menschen verlaufen sich auch auf dem Gelände und die Umgebung ist einfach nur einzigartig. Die Farben, die Gesteinsformationen. Am Anfang beobachtete ich noch meinen Bruder dabei wie er sich den Berg hinauf kämpfte, doch irgendwann trennte sich dieser Beobachtungweg und ich musste allein meinen Weg durch diese unwirkliche Landschaft finden.




    Schließlich kam ich zu dem Punkt wo sich Schluchtwanderweg mit Bergwanderweg traf, doch mein Bruder war noch nicht da. Somit suchte ich mir einen Stein, überprüfte meine Jacke auf Löcher, damit der Wind keine Chance hatte und beobachtete die Menschen um mich herum. Trotz Wind war es angenehm hier. An meinen Sitzplatz vorbei verirrte sich noch eine kleine Feldmaus, das erste wildlebende Säugetier was ich auf Island erblickte. Sie ließ sich weder von mir noch vom Wind stören und setzte ihre Reise weiter fort. Irgendwann erreichte mich auch mein Bruder. Sein Weg war beschwerlicher gewesen, da der Wind teilweise so extrem war das er sich ab und zu hinknien musste, um nicht davon geweht zu werden. Gemeinsam traten wir den Rückweg an (vor uns lief eine Zeit lang ein Mann der die Herr der Ringe Musik pfeifen konnte!).


    (na wer sieht die kleine Maus?)






    Bei Truppi angekommen diskutierten wir über den weiteren Weg, Furt oder nicht Furt, das war hier die Frage. Mein Bruder war für Furt, ich und meine nicht mehr vorhanden Nerven waren für keine Furt. Und somit verließen wir das Tal der bunten Bergen in Richtung Norden, auf einer Furt freien Straße. Zum Abschluss des Tages wollte ich aber noch die Gjáin Schlucht besuchen, denn da kamen wir praktisch dran vorbei. Gesagt getan, doch der sehr holprige 6 km Anfahrtsweg entrissen mir dann meine letzten gute Laune und Kraftreserven. An der Schlucht waren wir nicht alleine und da es schon spät war, entschieden wir uns nicht mehr in diese Feenschlucht hinunter zuwandern, sondern sie nur von oben zu bewundern.


    (dort wohnen bestimmt Feen!)


    Unsere heutige Nacht verbrachten wir im Guesthouse Saga. Eine Unterkunft die wir schon vor zwei Jahren hatten. Seit dem hatte sich allerdings viel getan, neue Besitzer und somit neue Inneneinrichtung, alles erstrahlte im neuen Glanz. Nachdem wir eingecheckt hatten, steuerte ich sofort den Hot Pot an. Und im warmen Wasser und mit Blick auf die Landschaft entspannte ich mich zum ersten Mal an diesem Tag. Froh das ich erst einmal keine weiteren Furten durchqueren musste.

    Danke dann hätte sich dieses Rätsel auch aufgelöst. Island mal wieder sehr "fortschrittlich" je nachdem wie man es bewerten möchte.