Beiträge von Isiheike

    Hallo,
    ich war bisher viermal auf Island, liebe das Land und werde nicht das letzte Mal dort gewesen sein. Ich habe zwei Kinder, wir leben auf dem Land, sie dürfen im Dreck und Natur spielen und ich warte darauf, das erste Mal mit ihnen nach Island zu fahren, und ihnen dieses tolle Land zu zeigen. Weshalb ich mit ihnen noch nicht da war? Neben den Kosten, die es mit sich bringt einen gemeinsamen Islandurlaub zu machen, spielt eine Rolle, dass ich sie schlicht und ergreifend noch zu jung fand, um mit ihnen einen Urlaub dort zu verbringen, bei dem auch sie auf ihre Kosten kommen. Und umgekehrt ich nichts davon gehabt hätte, wenn ich sie mitnähme und dann verschiedene Sachen nicht machen könnte, weil die Kinder da einfach nichts von haben bzw. nicht mitziehen.
    Euer Kind ist da zwar noch genügsamer, weil kleiner, aber die Tour, die ihr da vorhabt, ist für ein Kind in dem Alter einfach nichts.


    Ich war einmal auf einer Hochlandroute, die zumindest teilweise mit einem normalen Auto noch fahrbar ist. Ich meine es war die Kjölur. Fakt ist: es war ein herrlicher Tag, sonnig, und so lange wir im Auto saßen, kein Problem. Und dann stiegen wir aus. Davon abgesehen, dass beinahe die Autotür abgerissen ist, bin ich mit damals ca. 58 kg bei 1,65 Größe beinahe von den Füßen gehoben worden. Das Bild, dass von mir damals gemacht wurde, war nur zu machen, weil ich mich an einem Pfosten festhalten konnte. Und das war bei schönem Wetter.


    Beim ersten Mal Island: über drei Wochen mehr oder weniger herrliches Wetter, nur wenig Regen. Den allerdings bei einer eintägigen Reittour. Der Regen flog uns entgegen, die Wasserfälle an der Küste, an der wir entlangritten, flogen nach oben. Nach 8 Stunden im Regen war es uns abends nur noch schweinekalt und wir haben uns im Hotpot aufgetaut, die Zehen kribbelten wie wild bis dann zu den Beinen aufwärts wieder alles warm wurde. Erwachsene halten die Körperwärme ein wenig besser als Kinder.


    Beim zweiten Mal Island: von 10 Tagen 7 Tage Regen, davon 3 mit soviel Sturm, dass man schon kaum von unserem kleinen feststehenden Caravan ins Haupthaus der Farm unserer isländischen Freunde kam.


    Selbst bei schönem Wetter hast du auf Island häufig starken Wind, der wirklich den Sand auf nicht asphaltierten Straßen, und die wollt ihr ja hauptsächlich nutzen, ins Gesicht und die Augen bläst. Dann gibt es, bezogen auf ein jüngeres Kind, auch noch die allseits beliebten isländischen Mücken, die sich mit Vorliebe in Augen, Nase und Mund begeben. Und zwar nicht nur am Myvatn (der nicht umsonst Mückensee auf Deutsch heißt).


    Nebenbei: ich war auch schon zweimal auf den Azoren, ebenso wunderschön und landschaftlich, also in Bezug auf die Vulkanlandschaft, mit Island durchaus vergleichbar. Aber klimatisch ein ganz anderes Ding. Und auch von den infrastrukturellen Bedingungen beim Wandern.


    Lange Rede, kurzer Sinn: wenn ihr dieses tolle Land mit Kind bereisen wollt, dann richtet eure Route danach aus. Hochlandtouren mit Kinderwagen gehen nicht. Macht Sterntouren von festen Plätzen aus und sucht euch einfache Wanderrouten aus. Denn die gibt es auch, und die sind auch wunderschön. Es muss nicht das Hochland oder gleich die harte Variante sein. Für euch mag das gehen, aber nicht für euer Kind.


    Noch ein Wort zum Abschluss: ich finde es nicht besonders passend, in einem Forum eine Frage zu stellen, und dann die Leute, die diese kritisch, aber realistisch beantworten als mehr oder inkompetent darzustellen bzw. es so zu empfinden, als wollten sie nur einem Paar mit Kind eine Reise madig machen. Es gibt durchaus realistische und berechtigte Bedenken, ob solch eine Planung einem Kind zugute kommt. Und wenn man selbst Kinder hat, betrachtet man das nun einmal auch kritisch. Wir haben allen unseren Kinder eine Verantwortung gegenüber und müssen das richtige Gleichgewicht finden unsere eigenen berechtigten Interessen und Egoismen mit den ihren möglichst gut zu verbinden, ohne dass einer auf der Strecke bleibt. Und das Kind ist das schwächste Glied in dieser Kette, daher haben sich wohl einige in der Verpflichtung gesehen, da zu warnen.