Am 9. Tag unserer Reise haben wir Island erreicht. Durch
den Zoll wurden wir einfach durchgewunken, bekamen einen Zollaufkleber von
innen an den Windschutzscheibe, wurden nach einer desinfizierten Angel gefragt
und fertig. Schnellverlassen wir , eine ewige Schlange, die aus der Norröna kricht, Seyðisfjörður und über einen hohen
Pass geht es nach Egilsstaðir. Neben der Strasse liegt Schnee, die Seen sind
zugefroren, Nebel bis auf die Strasse, 4°C, au weia, das wird lustig werden. In
Egilsstaðir können wir Geld wechseln und müssen erst mal auf die Öffnung der
Supermärkte warten. Eiprodukte, Milchprodukte, Fleisch und auch Kartoffeln
durfte man nicht mitnehmen, also heisst es sich einzudecken. Eine große
Informationstelle stellt uns viel Material zur Verfügung.
Gegen den
Uhrzeigersinn, also rechtsrum werden wir nun Island umrunden. Aus dem Relief
von Island, das wir später im Rathaus von Rejkjavik sehen werden, habe ich den
Bereich um Eglistaðir photographiert. Island hat mächtige Gebirgszüge
und so müssen wir von Seyðisfjörður nach Eglisstaðir über den 620 m hohen Pass
Fjatðurheiði. Dabei ist zu beachten, daß bei den häufigen Pässen es von
Meereshöhe auf die Passhöhe geht und da sind 620 m heftig. Auf der Ringstrasse Nr.1
hinter Eglisstaðir fahren wir alleine, mal rauf, mal runter, dann wieder über
weite Ebenen mit mäandrierenden Schmelzwasserflüssen.
Immer wieder
erinnern Unmengen von Steinmännchen, daß früher die Passagen wohl nicht ganz
ungefährlich waren. Im Hintergrund sind viele Vulkanketten zu sehen.
Dann taucht
die Brücke über die Jökulsá auf und bald danach biegen wir auf die F862, eine
36 km frisch geteerte Hochlandstrasse bis zum Wasserfall Dettifoss. Es ist
immer wieder erstaunlich, was in der kargen Landschaft wächst. Ich füge immer
mal wieder Blütenbilder kommentarlos mit ein.
Der Dettifoss
gilt als größter Wasserfall Europas. An der linken Kante des Wasserfalles kann
man zum Größenvergleich ein paar Menschlein finden.
Beim
Dettifoss stürzen die schlammigen Wassermassen über eine Basaltstufe auf einer
Breite von über 100 m 45 m tief hinab. Leider ist die gesamte Höhe durch die
enge Klamm von den zugänglichen Standorten nicht einzusehen. Ich habe auf dem
20 minütigen Anmarschweg vom Parkplatz zum Dettifoss neben meinem 10 kg
schweren Fotorucksack auch noch ein massives Stativ mitgeschleppt und
experimentiere mit verschiedenen Graufiltern und damit längeren
Belichtungszeiten. Leider herrscht die ganze Zeit Nieselregen und keine Sonne,
dazu kommen immer wieder herübergewehte Dunstschwaden vom Wasserfall.
Zwei weitere
Wasserfälle liegen neben dem Dettifoss, ich laufe zu dem 1 km flussaufwärts,
südlich gelegenen Selfoss. Hier stürzen die Wassermassen 12 m zwischen den
Basaltsäulen hinab. Dieser Wasserfall ist im Gegensatz zum Dettifoss schön in
seiner ganzen Größe zu sehen.
Oft hat die
hervorquellende Lava vorhandenes Material eingeschmolzen, so erinnert mich das
Bild links unten an eine große Blutwurst. Durch kilometerlange Lavafelder führt
die Strasse, oft sieht es aus, als hätten Unmengen von Lastwägen alte
Asphaltdecken abgekippt, das sah so unordentlich aus und gehörte in meinen
Augen mal aufgeräumt. Aber das ist hier Natur pur.
Auf der Nr.1
erreichen wir dann nach 248 km den Campingplatz in Reykjahilð am Mývatn, eine
sehr aktive vulkanische Zone. Hier blicken wir von oben auf den Mývatn, das
Abwasserbecken eines kleinen geothermalen Kraftwerkes leuchtet milchig-türkis
heraus, hinter uns liegen vegetationslose Hänge, wie eine Wüstenlandschaft.
Der Campingplatz ist wie sehr viele in Island recht
primitiv, die/eine Abwaschgelegenheit liegt oberhalb unseres Trolls unter
freiem Himmel. Anstelle am Campingplatz zu duschen, gehen wir lieber in das
nahe beheizte Freibad. Am 10.Tag bleibt unser Wohnwagen stehen und mit dem
Superb fahren wir zum Vulkan Krafla. Die geothermale Wärme wird in einem
Kraftwerk genutzt.
Etwas oberhalb davon liegt der 1724 entstandene Krater
Viti, der einen Durchmesser von 320 m hat. An vielen Stellen entweicht Dampf
ungenutzt aus dem Erdreich.
Polsterartig sind die älteren Lavabuckel bereits von Moos und Flechten überzogen, im
Bereich neuerer vulkanischer Aktivität wächst noch kaum etwas. Hier liegt die
Leirhnjúkurspalte, die 1984 das letzte mal über 100 m hoch Lava ausgeschleudert
hat.
Es blubbert,
dampft und stinkt nach Schwefel. Wir laufen über noch heissen Boden und spüren
unter uns die unbegreifliche und recht unangenehme Nähe irdischer Kräfte.
Lava hat
viele Gesichter, diese schaut wie Hefeteig aus. An anderen Stellen kann man
deutlich sehen, wo frische Lava alten Humus überschichtet hat, der nun rot
unter der schwarzen Lava herausschaut.
Meine Frau steht auf einem gewölbeähnlichen Lavateil. Da
ist Lava an der Oberfläche erstarrt und noch flüssige Lavateile darunter sind
weitergeflossen und so entstehen richtige Tunnel. Wo die Lava vom Ausbruch von
1984 aufhört, wachsen die Pflanzen, dort liegt auch jetzt noch Schnee.
Am Weg zurück läuft neben der Strasse ein warmer Bach und
wer hat da eine Frei-Toilette mit Dusche aufgestellt? Über die Ringstrasse Nr.
1 hinweg liegen die Solfataren Namaskarð.
Bis zu 100°C heiss sind die Schlammbecken, es brodelt, zischt,
kocht und dampft aus unzähligen Öffnungen. Ablagerungen haben die unterschiedlichsten
grellen Farben und so ähnlich riecht manches Gas, was da austritt.
Ja, heute
ist volles Programm, wir fahren weiter zu den dunklen Burgen, dem Dimmuborgir.
Vor 2000 Jahren floss Lava plötzlich ab und liess bereits erstarrte Bereiche
als bizarre Gebilde zurück. Hier ist ein Naturschutzgebiet mit vielen blühenden
Pflanzen.
Während meine Frau mit anderen aus unser Gruppe zum See
Mývatn fährt und ein Birkenwäldchen, für isländische Verhältnisse etwas
Besonderes, besichtigt, fahre ich über eine waschbrettartige Schotterpiste zum
Vulkankegel Hverfjall.
Der vor 2500 Jahren entstandene Tuffring ist 452 m hoch,
ragt 160 m aus der Ebene empor und ist im Durchmesser am Kraterrand 1 km breit.
Im Laufschritt steigen wir die 160 m durch die staubende Asche in 10 Minuten
hinauf. Leider war oben die Sicht über den Mývatn sehr dunstig.
Selbst oben am Kraterrand
finde ich einen Lavabrocken, da ist die Oberfläche mit wunderbaren
Flechte überzogen. Unsere Kartenpost für die Heimat ist fertig, der isländische
Name für den Postkasten ist etwas seltsam.