Danke, wieder was gelernt. Ist es heute nicht so, dass keine Steinmännchen mehr aufgestellt werden dürfen?
Wir haben uns zu Hause im Garten welche aus Lavasteinen gebaut - was tut man nicht alles.
Lange nicht dazu gekommen, jetzt geht es weiter:
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Tag
Freitag
Im Fosshotel
Lind liegt der Frühstücksraum im Keller! Nach der wundervollen
Aussicht auf endlose Weiten in den letzten Tagen fühlen wir uns wie
Asseln. Schaben, die im Dunkeln hausen. Nur winzige Fensterschlitze
hoch oben fast unter der Decke lassen minimales Tageslicht einfallen,
da nützt es auch nicht viel, dass die komplette IKEA-Dekoabteilung
hier angeschleppt wurde. Das Frühstück hat das gleich gute Niveau
wie in den vorherigen Fosshotels, die Cappuccinomaschine ist ein
zusätzlicher Luxus, aber wie Würmer unter der Erde gehalten werden
wollen wir dann doch nicht.
Für heute
haben wir keinen bestimmten Plan mehr, es war mehr als Puffertag
gedacht, wenn wir gestern die 450 km nicht direkt geschafft hätten.
Was nun mit
dem verbleibenden Tag? Wir wollten immer schon mal auf die andere
Fjordseite mit Blick auf Reykjavik, also fahren wir los. Hinter
Mosfellsbaer wieder Natur pur. Wie schon in den letzten Tagen
schimmert auch hier das Meer adriablau, wenn es doch nur 25° mehr
hätte....Ich möchte einfach reinspringen, gleich vom Auto aus, so
verlockend sieht es aus. Wir halten an einer Parkbucht, von der aus
die ausgedehnte Seeseite Reykjaviks zu sehen ist. Unser Sohn hat
Riesenspaß, als er aus der Ferne „Solfar“, „Harpa“,
„Grotta“, „Hallgrimskirkja“ und „Perlan“ wiedererkennt.
Hinter dem
Tunnel muss ich echt nach Luft schnappen vor Überwältigung: blau,
so weit das Auge reicht! Himmel und Meer treffen sich am Horizont,
weiße bauschige Wolken treffen auf verschneite Bergspitzen – es
ist perfekt.
Hinter
Borganes im Kreisverkehr halten wir uns links Richtung Snaefellsnes
und befinden uns auf einer Ebene, die wie unsere deutsche
Heidelandschaft anmutet, dabei passieren wir einige kleine hübsche
Wasserfälle. Ewig lange fahren wir durch dieses platte Land, das nur
von Gras und niedrigem Kraut bewachsen ist. In diesem Moment fragt
mein Mann ( eher rhetorisch): „Warum haben die hier nicht einfach
eine gerade Straße gebaut?“ Mein Sohn und ich gleichzeitig im
absolut gleichen, selbstverständlichen Tonfall:“Wegen der Elfen.“
So haben wir das schon verinnerlicht, da gibt’s gar keinen Zweifel.
Warum
allerdings die Straße mitten im Nichts tatsächlich so kurvig ist,
bleibt Islands Geheimnis.
Rechts liegt
das Wandergebiet „Barnaborgir“, das heißt doch „Kinderburg“,
warum wohl?
Plötzlich,
wortwörtlich aus heiterem Himmel fängt es wie verrückt an zu
schneien und ruck-zuck ist die Straße weiß – keine 10 Minuten
später ist der Spuk wieder vorbei, wie abgeschnitten – was war das
denn?
Gut, dass wir
Spikes haben. Kurz vor dem Abzweig zur Str. 56 gibt es eine
Tankstelle, tanken können wir bei herrlichstem Sonnenschein.
Zum Glück ist
die Str. 56 durch die Berge Richtung Stykkisholmur völlig
schneefrei, sonst wären wir nicht gefahren, aber so erleben wir ein
märchenhaftes Bergpanorama.
Es ist schon
was dran an der Theorie: Snaefellsnes ist Island in klein.
Wir erleben
Lavaflächen, grüne Wiesen, moosbedeckte Aschefelder mit einem
Strandhafer ähnlichen Gewächs, glasklare Seen, zugefrorene Seen,
weiße Berggipfel im Sonnenschein und am Ende des Bergpasses der
unvergleichliche Blick auf den Breidarfjord und die
gegenüberliegenden gigantischen Felsen der Westfjorde. Und das Alles
nur etwa 90 Minuten von Reykjavik entfernt.
Wir genießen
leckere Teilchen in einer schnuckeligen Bäckerei und den Ausblick
vom hochgelegenen Kirchplatz aus.
Plötzlich
kommt mir eine gute Idee: Wir fahren zum Kirkjufell! Ich will auch
dieses Foto! Das ist doch jetzt Islands Aushängeschild in jeder
Werbung. Ich will ich will ich will! Wo das Im-Wasser-Spiegel-Foto
vom Vestrahorn schon nicht geklappt hat. Also los!
In
Grundafjördur wollen wir in der Touristinfo nur nach dem Weg zum
kleinen Wasserfall am Fuß des Kirkjufell fragen, da verschlägts uns
in eine andere Welt. Die Touriinfo ist außerdem noch Bibliothek,
Museum, Kinderspielhaus und Cafe Emil zugleich. So was Skurriles!
Gleich vorne
stehen hunderte oder tausende Bücher in Regalen, mitten dazwischen
ein kleiner Schreibtisch mit Straßenkarten und Broschüren. Links
eine komplette Wohnzimmerecke mit Plüschsofa, Plüschsesseln,
Gitarre und Handarbeitskorb mit dem Hinweis, dies auch zu benutzen.
Weiter hinten
im Raum steht ein altes Schiff von 1912 und eine echte Kanone aus dem
Jahr 1720, die hier von einem untergegangenen französischen
Walfänger angespült wurde. Dazu altes Werkzeug und uraltes
abgenutzes Angelequipment.
Dahinter ist ein Kinderspielzimmer;
eingerichtet mit einer Ausstellung von Spielzeug aus den 60er Jahren.
Putzig, das zu sehen, war ja schließlich unsere Kinderzeit und
Vieles von den Ausstellungsstücken hatten wir selbst. Ach und ooh
und schwelgen in Erinnerungen. Unser Sohn schaut fragend: Hat ja
alles kein Akku...
Das Cafe
besteht aus einem Brett als Tresen und bietet Snacks an. Der Clou:
eine Torte aus Baisermasse (Meringue) mit Karamellsoße, darauf Sahne
mit Schokoknusperkugeln drin, darauf wieder Baiser mit Karamellsoße
und obendrauf Blaubeeren und Erdbeeren. Es ist sooooo lecker, läßt
uns aber fast platzen. Wir haben noch niemals etwas Ähnliches
gesehen, geschweige denn gegessen. Riesentipp!
Für dieses
Foto hätte ich meine unsterbliche Seele verkauft!
Wir sind am
Kirkjufell und es ist, mir fällt grad nichts ein, es ist es ist
perfekt. Ich hab grad keine Wörter. Genau wie auf den Fotos, genau
so. Dieser charakteristische Berg, davor der kleine Wasserfall unter
der Brücke, ein Stückchen weiter noch ein kleiner Wasserfall. Ja,
das sind wirklich keine Fotomontagen, die ich gesehen hatte, hier
sieht es echt so aus, genau so. Auch die Farben sind genau so. Da hat
man immer ein Bild vor Augen und auf einmal ist es existent. Und
heute Morgen wußte ich noch nicht mal, dass ich diesen Urlaub
überhaupt hier hin komme.
Auf dem
Rückweg liegt die Eishai-Farm Bjarnahöfn – man riecht es bereits
von Weitem.
Wir waren vor
etlichen Jahren schon mal hier, sind aber nicht ausgestiegen weil ich
gelesen hatte, dass der legendäre Hildibrandur ungebetene Besucher
vertreibt oder die Hunde auf sie hetzt oder so.
Heute ist hier
ein Museum mit ausgestopften Tieren und alter Fischerkleidung. Ein
kurzer Videofilm zeigt in Grundzügen die Haiverarbeitung, natürlich
kann der fermentierte Hai auch probiert werden, zum Bedauern meines
Mannes leider ohne Brennivin.
Für eine
Garage voll altem Gerümpel würde ich nie wieder 1100 ISK/pP
ausgeben. Wieder was dazugelernt.
Das Kind freut
sich teuflisch darauf, den gekauften Hakarl in der Schule zu
verteilen.