So dann wollen wir das mal zu Ende bringen, bevor der nächste Trip ansteht...
Tag 6
Geteiltes Leid ist halbes Leid und so kommen wir übers Wetter mit unseren Tischnachbarn beim Frühstück ins Gespräch. Die beiden Herren hadern mehr als wir mit der Tristesse des gestrigen Tages, wollten sie den Kirkjufell doch bei gutem Licht abbilden. Daher wollen Sie erneut Kurs auf den „Tafelberg“ nehmen-wie wir auch. Dabei ist uns das Licht gelinde gesagt egal, denn wir wollen einfach schauen, was diesen Berg, der immer so stimmungsvoll auf Fotos in Szene gesetzt wird, ausmacht. Auf dem Weg zu Snafellsnes` wohl beliebtesten Fotomotiv machen wir 10 Kilometer nach unserer Abfahrt Halt an der Rauðfeldsgjá, einer engen Schlucht die wie ein Riss im Berg erscheint. Hat man den schmalen Eingang, der einem Klaustrophoben die Schweißperlen auf die Stirn treibt, überwunden, weitet sie sich im weiteren Verlauf auf üppige drei bis fünf Meter auf. Das lässt in Anbetracht der Höhe zwar keine Geräumigkeit aufkommen, führt aber dazu, dass man sich um`s Steckenbleiben keine Sorgen machen muss. Stattdessen gilt die volle Konzentration dem glitschigen Untergrund, denn wir waten teils durch den Bach bis wir an einen kleinen Wasserfall gelangen.
Wir haben keine Lust auf eine zweite Dusche an diesem Morgen und beenden unsere Exkursion hier. Unser weiterer Weg führt uns wieder zur Nordküste der Halbinsel, wo wir am Kolufjördur vergebens auf die uns vom Reiseführer versprochenen Wale warten , bevor wir am sagenumwogenen Berg ankommen. Wer beim ersten Blick des Kirkjufells` Schönheit noch nicht erkennt, wird vielleicht bei Ankunft am völlig überfüllten Parkplatz klar, dass es sich hier um ein Highlight handeln muss. Mir signalisiert die Szenerie allerdings nur, das Stativ lieber im Auto zu lassen, um nicht mit dessen Beinen mit Irgendjemandem ins Gehege zu kommen. Eine gute Entscheidung, denn am Wasserfall ist der Auflauf ambitionierter Knipser so groß, dass es ein Weilchen dauert bis ich in die erste Reihe vortreten darf. Dort braucht es erneut ein wenig Geduld. Zwar habe ich nicht den Anspruch an Perfektion wie der Typ mit der Kamera im Kleinwagenwert neben mir, einen Chinesen möchte ich trotzdem nicht auf dem Bild haben. So mache ich meine zwei, drei Bilder, von denen ich weiß, dass sie es wohl nicht ins Fotobuch schaffen.
Zu oft gesehen, zu viel Trubel in diesem Moment, ich weiß es nicht, der Berg und wir freunden uns diesmal nicht an. Mehr emotionalen Bezug bauen wir im beschaulichen Stykkishólmur auf. Als wir das Auto gerade am Hafen abgestellt haben um zum Leuchtturm zu laufen, mietzelt meine Stubentiger-afine Madame eine Katze an, welche promt zurück miaut und beschließt uns ab nun für mehrere hundert Meter hinterher zu dackeln tigern. Erst an der Treppe zum Leuchtturm gibt sie auf. Das denken wir solange bis wir beim Abstieg wieder auf die treu wartende Katze stoßen. Das entzückt mein Mädel so sehr, dass sie sich hinreißen lässt das Kätzchen zu streicheln, was die Mietz sofort auszunutzen weiß. Sie legt sich unmittelbar auf meine knieende Madame`s Schoß und verfällt in einen Entspannungsschlaf.
Nachdem ich das für ein paar Fotos nutze, müssen wir sie irgendwann aus der Welt der Katzenträume reißen. Wir wollen weiter ins Vatnasafn, der „Bilbliothek des Wassers“. Angelehnt an die Intention einer Bücherei wird in diesem Kunstprojekt symbolisch Wasser von 24 isländischen Gletschern archiviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dazu wurde das Wasser in raumhohe Glassäulen gefüllt. Schaut man durch diese durch, bekommt man aufgrund der unterschiedlichen Lichtbrechung in den Flüssigkeiten, eine verzehrte Sicht auf die dahinterstehende Fratze oder durch riesige Panoramafenster auf das ansehnliche Hafengelände.
Eins dieser riesen Fenster spielt auch eine Hauptrolle beim weiteren Highlight dieses smarten „Museums“. In einem lichtdurchfluteten halbrunden Raum, steht ein unscheinbarer Tisch mit einem Schachbrett drauf und zwei Stühlen dazu.
Nichts Besonderes, im Zusammenspiel mit dem Panorama im Hintergrund allerdings eine Art Stillleben, das mit seiner Lebendigkeit zum Träumen einlädt. Es fällt uns schwer sich los zu reißen, doch die Aussicht auf die Kunstwerke der isländischen Natur erleichtert unseren Abschied aus diesem malerischen Ort. Nach fast 24 Stunden Wasserfall-Abstinenz freuen wir uns auf einen Ort, den ich unter „the Hobbit-hole“ bei der Recherche gefunden habe. Dabei soll es sich um einen Wasserfall handeln, hinter dem man entlang laufen kann. Wir visieren den Punkt auf dem Navi an und landen auf einem Parkplatz an der Straße 56. Aus der Anwesenheit eines anderen Autos schließen wir, dass es hier irgendwo sein muss. Doch während die anderen Anwesenden nur die herrliche Winterlandschaft fotografieren wollen, watscheln wir durch Tiefschnee über eine leichte Kuppe und entdecken tatsächlich einen Wasserfall, der von einem Felsvorsprung stürzt.
Damit beenden wir auch schon wieder diesen Tag, der wie immer viiieeel zu kurz und zu allem Überfluss noch der letzte vor der Abreise war.
Abreise
Mit aller Ruhe brechen wir nach dem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein auf. Nach einem kurzen Fotostopp am Felsentor in Arnarstapi nehmen wir Kurs auf das Hauptstadtgebiet. Doch anstatt uns die Zeit in Reykjavik bis zum Nachtflug zu vertreiben, beschließen wir uns noch was anzusehen, was wir bisher immer ausgelassen haben. So treten wir den kleinen Exkurs nach Hveragerdi an, wo wir uns den warmen Fluss einfach mal ansehen wollen. Nachdem uns die perfekt ausgebaute Ringstraße bei der Reisezeit entgegenkommt, stellt sich die Wanderung ins Reykjadalur schwerer als erwartet dar. Oft spiegelglatt und vom Winde verweht winden wir uns den Weg den Berg hinauf. Dabei werde ich von meiner Madame wie der Pinguin auf der Schlittschuhbahn benutzt, um stehen zu bleiben. Zu zweit drehen wir teils Pirouetten um uns selbst und bleiben vor dem Griff in den Schnee nicht verschont. Irgendwann erreichen wir das Teil in dem im Fluss gebadet wird.
Wir beschränken uns auf eine Temperaturprobe und überlassen den Tapferen den Laufsteg. Mit mittlerweile leeren Magen kämpfen wir uns zurück zum Parkplatz und beenden unseren Urlaub wie immer mit einem Mahl im Kaffi Krus in Selfoss.