Beiträge von selterkai

    So dann wollen wir das mal zu Ende bringen, bevor der nächste Trip ansteht...


    Tag 6


    Geteiltes Leid ist halbes Leid und so kommen wir übers Wetter mit unseren Tischnachbarn beim Frühstück ins Gespräch. Die beiden Herren hadern mehr als wir mit der Tristesse des gestrigen Tages, wollten sie den Kirkjufell doch bei gutem Licht abbilden. Daher wollen Sie erneut Kurs auf den „Tafelberg“ nehmen-wie wir auch. Dabei ist uns das Licht gelinde gesagt egal, denn wir wollen einfach schauen, was diesen Berg, der immer so stimmungsvoll auf Fotos in Szene gesetzt wird, ausmacht. Auf dem Weg zu Snafellsnes` wohl beliebtesten Fotomotiv machen wir 10 Kilometer nach unserer Abfahrt Halt an der Rauðfeldsgjá, einer engen Schlucht die wie ein Riss im Berg erscheint. Hat man den schmalen Eingang, der einem Klaustrophoben die Schweißperlen auf die Stirn treibt, überwunden, weitet sie sich im weiteren Verlauf auf üppige drei bis fünf Meter auf. Das lässt in Anbetracht der Höhe zwar keine Geräumigkeit aufkommen, führt aber dazu, dass man sich um`s Steckenbleiben keine Sorgen machen muss. Stattdessen gilt die volle Konzentration dem glitschigen Untergrund, denn wir waten teils durch den Bach bis wir an einen kleinen Wasserfall gelangen.


    Wir haben keine Lust auf eine zweite Dusche an diesem Morgen und beenden unsere Exkursion hier. Unser weiterer Weg führt uns wieder zur Nordküste der Halbinsel, wo wir am Kolufjördur vergebens auf die uns vom Reiseführer versprochenen Wale warten :) , bevor wir am sagenumwogenen Berg ankommen. Wer beim ersten Blick des Kirkjufells` Schönheit noch nicht erkennt, wird vielleicht bei Ankunft am völlig überfüllten Parkplatz klar, dass es sich hier um ein Highlight handeln muss. Mir signalisiert die Szenerie allerdings nur, das Stativ lieber im Auto zu lassen, um nicht mit dessen Beinen mit Irgendjemandem ins Gehege zu kommen. Eine gute Entscheidung, denn am Wasserfall ist der Auflauf ambitionierter Knipser so groß, dass es ein Weilchen dauert bis ich in die erste Reihe vortreten darf. Dort braucht es erneut ein wenig Geduld. Zwar habe ich nicht den Anspruch an Perfektion wie der Typ mit der Kamera im Kleinwagenwert neben mir, einen Chinesen möchte ich trotzdem nicht auf dem Bild haben. So mache ich meine zwei, drei Bilder, von denen ich weiß, dass sie es wohl nicht ins Fotobuch schaffen.


    Zu oft gesehen, zu viel Trubel in diesem Moment, ich weiß es nicht, der Berg und wir freunden uns diesmal nicht an. Mehr emotionalen Bezug bauen wir im beschaulichen Stykkishólmur auf. Als wir das Auto gerade am Hafen abgestellt haben um zum Leuchtturm zu laufen, mietzelt meine Stubentiger-afine Madame eine Katze an, welche promt zurück miaut und beschließt uns ab nun für mehrere hundert Meter hinterher zu dackeln tigern. Erst an der Treppe zum Leuchtturm gibt sie auf. Das denken wir solange bis wir beim Abstieg wieder auf die treu wartende Katze stoßen. Das entzückt mein Mädel so sehr, dass sie sich hinreißen lässt das Kätzchen zu streicheln, was die Mietz sofort auszunutzen weiß. Sie legt sich unmittelbar auf meine knieende Madame`s Schoß und verfällt in einen Entspannungsschlaf.



    Nachdem ich das für ein paar Fotos nutze, müssen wir sie irgendwann aus der Welt der Katzenträume reißen. Wir wollen weiter ins Vatnasafn, der „Bilbliothek des Wassers“. Angelehnt an die Intention einer Bücherei wird in diesem Kunstprojekt symbolisch Wasser von 24 isländischen Gletschern archiviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dazu wurde das Wasser in raumhohe Glassäulen gefüllt. Schaut man durch diese durch, bekommt man aufgrund der unterschiedlichen Lichtbrechung in den Flüssigkeiten, eine verzehrte Sicht auf die dahinterstehende Fratze oder durch riesige Panoramafenster auf das ansehnliche Hafengelände.


    Eins dieser riesen Fenster spielt auch eine Hauptrolle beim weiteren Highlight dieses smarten „Museums“. In einem lichtdurchfluteten halbrunden Raum, steht ein unscheinbarer Tisch mit einem Schachbrett drauf und zwei Stühlen dazu.


    Nichts Besonderes, im Zusammenspiel mit dem Panorama im Hintergrund allerdings eine Art Stillleben, das mit seiner Lebendigkeit zum Träumen einlädt. Es fällt uns schwer sich los zu reißen, doch die Aussicht auf die Kunstwerke der isländischen Natur erleichtert unseren Abschied aus diesem malerischen Ort. Nach fast 24 Stunden Wasserfall-Abstinenz freuen wir uns auf einen Ort, den ich unter „the Hobbit-hole“ bei der Recherche gefunden habe. Dabei soll es sich um einen Wasserfall handeln, hinter dem man entlang laufen kann. Wir visieren den Punkt auf dem Navi an und landen auf einem Parkplatz an der Straße 56. Aus der Anwesenheit eines anderen Autos schließen wir, dass es hier irgendwo sein muss. Doch während die anderen Anwesenden nur die herrliche Winterlandschaft fotografieren wollen, watscheln wir durch Tiefschnee über eine leichte Kuppe und entdecken tatsächlich einen Wasserfall, der von einem Felsvorsprung stürzt.



    Damit beenden wir auch schon wieder diesen Tag, der wie immer viiieeel zu kurz und zu allem Überfluss noch der letzte vor der Abreise war.


    Abreise


    Mit aller Ruhe brechen wir nach dem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein auf. Nach einem kurzen Fotostopp am Felsentor in Arnarstapi nehmen wir Kurs auf das Hauptstadtgebiet. Doch anstatt uns die Zeit in Reykjavik bis zum Nachtflug zu vertreiben, beschließen wir uns noch was anzusehen, was wir bisher immer ausgelassen haben. So treten wir den kleinen Exkurs nach Hveragerdi an, wo wir uns den warmen Fluss einfach mal ansehen wollen. Nachdem uns die perfekt ausgebaute Ringstraße bei der Reisezeit entgegenkommt, stellt sich die Wanderung ins Reykjadalur schwerer als erwartet dar. Oft spiegelglatt und vom Winde verweht winden wir uns den Weg den Berg hinauf. Dabei werde ich von meiner Madame wie der Pinguin auf der Schlittschuhbahn benutzt, um stehen zu bleiben. Zu zweit drehen wir teils Pirouetten um uns selbst und bleiben vor dem Griff in den Schnee nicht verschont. Irgendwann erreichen wir das Teil in dem im Fluss gebadet wird.


    Wir beschränken uns auf eine Temperaturprobe und überlassen den Tapferen den Laufsteg. Mit mittlerweile leeren Magen kämpfen wir uns zurück zum Parkplatz und beenden unseren Urlaub wie immer mit einem Mahl im Kaffi Krus in Selfoss.

    Wer etwas Trittsicherheit mitbringt, kann auch den Weg direkt am Fluss wählen (Ostseite).

    Da ist ein kleiner Trampelpfad, den wir im Winter bis zum Hlauptungufoss genommen haben.

    Die 1,5 km von der Straße waren schon mühsam und zum Brúarárfoss müsste man sich nochmal 1,5 km länger durchs Gebüsch quälen.

    Ich hab denen mal ne Mail geschickt ;)

    Da bin ich mal gespannt. Zu deren Verteidigung muss man sagen, dass diese Liste nur bei Jeep - und 4x4camper-rundreisen erwähnt wird. Und außerhalb bewohnter Gebiete wäre es ja theoretisch mit Erlaubnis möglich eine Nacht zu stehen. Doch die wenigsten werden das tun. Also für mich ist so ne Liste auf jeden Fall in der dunklen Grauzone. Dauert nicht lange und dann findest du so eine Liste an oberster Stelle bei Google=O

    @ Variofahrer: Ich spreche von seinem erstem Buch das damals in der Womoreihe erschienen ist.
    In dem gab es empfohlene wilde Standplätze und das war der Anfang allen Ärgers in Island mit frei stehenden Womosfluch

    Wenn wir grad schon mal beim Thema "Empfehlungen für Wildcamping" sind: bin gestern auf einen Reiseanbieter gestoßen, der anscheinend die Regeln nicht kennt. In den Inklusivleistungen der Reise wird eine Liste mit wilden Stellplätzen offeriert


    http://www.islandreisen.info/p…offroad-reise-10-tage.htm

    Reykjadalur ist nicht mehr mit früher vergleichbar. Das sind Menschenmassen die da im Sommer unterwegs sind.

    Das will ich mir garnicht ausmalen was da im Sommer los ist. Wir waren Anfang März bei widrigen Wetterbedingungen dort und es war sehr voll. Der Parkplatz war total überfüllt und wie Ameisenkolonien ist man hintereinander berghoch und bergrunter bis man am heißen Bach war.

    Tag 5


    Der Morgen beginnt wie so oft hier in Island mit dem Wetterbericht. Während Madame unter der Dusche steht, nutze ich die einzigen 5 Minuten Einsamkeit des Tages um mich online mit dem Regenradar vertraut zu machen. Doch egal wie ich heute unseren Kurs drehe und wende, wir werden nicht trockenen Fußes um die Halbinsel kommen. Dieser Eindruck bestätigt sich dann auch beim Blick durch das Panoramafenster des Essenssaals unseres Hotels. Zum Frühstücksei auf unserem Teller gesellen sich da draußen dicke dunkle Wolken. Bevor sich dadurch unser Elan zurück ins Bett wünscht, machen wir uns lieber auf die Strümpfe. Im Uhrzeigersinn nehmen wir die Straße 574. Selten war die Attraktionsdichte so groß wie hier, denn auf den nächsten Kilometern kündigen sich Vulkankrater, Leuchttürme, schroffe Küsten und Strände an. Bereits die erste Wanderung von Lóndrangar nach Malariff offenbart, dass hier vom Hobbygeologen bis zum großen Kind jeder auf seine Kosten kommt.




    Mit ebenso hohem Unterhaltungsfaktor geht es weiter zum Djúpalónssandur.


    Hier beweise ich meinem Mädel, wer der Sage nach nicht für den Dienst zu See „brauchbar“ wäre. Trotz ausreichendem Frühstück schaffe ich nicht mal (Ansatzweise) den kleinsten Stein auf eine Anhöhe zu wuchten und gelte fortan als „Schwächling“.


    Das Scheitern an einem halb-so-schweren Stein wie ich, und Manipulationsvorwürfe meinerseits sorgen für Erheiterung im mittlerweile andauernden Nieselregen, der sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt tapfer flüssig hält. Dies ändert sich als wir uns am Saxholl –Krater Stufe für Stufe vom Meeresniveau entfernen. Oben angekommen erwartet uns, was man von einem vor mehreren tausend Jahren erloschenen Vulkan so erwarten kann- nicht viel außer einem kleinen Kegel mit etwas farbigen Gestein. Gelohnt haben sich die knapp 400 Stufen der sehenswert rostigen Treppe mit den komisch flachen Absätzen trotzdem.


    Von hier oben hat man einen überzeugenden Ausblick über das angrenzende Lavafeld und kann erahnen wo die Reise jetzt hingeht. Im großen Bogen schlängeln wir uns auf der 574 um die Hinterlassenschaften der hiesigen Vulkane ehe wir auf die 579 abbiegen um zum westlichsten Punkt der Halbinsel, dem Leuchtturm Öndverðarnesviti und seinen nahegelegenen Kollegen Svörtuloftaviti zu gelangen. Wir bewundern die Orientierungshilfen der Seefahrer und lassen unseren Blick aufs Meer schweifen.



    Mit den Westfjorden rechterhand, Reykjavik links und zwischendurch immer mal eine Walfontäne halten wir noch ein paar Momente inne und machen uns dann auf den Weg zum nördlichen Küstenstreifen Snæfellsnes. Nahe des kleinen Orts Hellisandur verlassen wir die „Hauptstraße“. Der Grund für diesen Exkurs ist ein Wasserfall namens Svöðufoss. Dieser versteckt sich in der Realität gleichermaßen wie in einem der langen Textabschnitte meines Reiseführers, in den er es immerhin geschafft hat. Weder Hinweisschilder noch Wanderweg sind ihm gegönnt, doch habe ich immerhin eine GPS-Markierung. Damit geht es ähnlich einen Geocacher oder Pokémon-Go-Suchti querfeldein immer dem Pfeil auf dem Handydisplay nach. Der Blick dabei ist Orientierung suchend immer frei geradeaus und doch nach unten gerichtet, um dem tückisch verschneiten Untergrund zu trotzen. Vorausschauend suchen wir die Stellen an denen noch Vegetation unter der Schneedecke zu erahnen ist und hüpfen dabei wie bei Takeshi´s Castle von Insel zu Insel. Letztendlich landen wir fast da wo wir hin wollen. Wir sind so nah und doch so fern, gehindert von einem breiten Schneefeld noch dichter an den Wasserfall heranzukommen.



    Da Kopf und Kragen für ein Foto zu riskieren nicht in unserer Natur liegt, versuchen wir flussabwärts einen anderen Blickwinkel zu erhaschen. Mit mäßigem Erfolg und dennoch nicht enttäuscht geben wir uns irgendwann geschlagen und widmen uns dem Rückweg zum Auto, wobei wir eben schnell noch den Kerlingarfoss abknipsen.


    Ziemlich geschafft von dem abenteuerlichen Spaziergang entscheiden wir Kurs Richtung Hotel zu nehmen. Unterwegs dorthin statten wir der schwarzen Kirche von Budir einen Besuch ab, die sogar uns bekennende Ungläubige solange in ihren Bann ziehen kann bis die Ruhe durch eine Busladung Asiaten gestört wird.


    Wir ergreifen die Flucht und suchen unsere Glückseligkeit bei einem abendlichen Spaziergang an der Küste von Hellnar. Damit ist auch das Ende dieses schönen Tages besiegelt und es bleiben nur noch anderthalb.

    Passt garnicht mehr zur Jahreszeit aber ich zieh`s jetzt durch. Vielleicht ist ja der ein oder andere im Planungsfieber für den nächsten Winter...


    Tag 4

    Nach einem letzten umfangreichen Frühstück verabschieden wir uns vom Farmhotel Efstidalur. Vom Hofhund, über Speis und Trank, bis hin zur Freundlichkeit des Personals hat hier das Gesamtpaket derart gefallen, dass eine gehörige Portion Wehmut mit uns Kurs Richtung Snæfellsnes nimmt. Die Etappe dorthin sticht mit Blick auf meine Karte nicht gerade durch Highlights hervor, sodass Konfuzios` „der Weg ist das Ziel“ kein besserer Slogan für die heutige Überführungsetappe sein könnte. Als Wiederholungstäter wissen wir, dass beim Dahingleiten durch Islands Landschaft keine Spur von Langeweile auftreten wird. Erst ist es ein atemberaubendes Licht-und Schattenspiel nahe Þingvellir, dann eine spektakuläre Wolke, mal ein paar Pferde am Wegesrand oder schlicht ein Ziel was wir nicht auf dem Schirm hatten.



    So einen Fall erleben wir unmittelbar nachdem wir auf die Straße 48 eingebogen sind. Ein voll besetzter 2-Auto-Parkplatz weist uns den Weg zum þórufoss. Der sanft fallende Wasserfall, eingebettet in seinen weich geformten Canyon bildet im Zusammenspiel mit der tief stehenden Sonne schnell eine Harmonie auf dem Chip der Kamera und stimmt uns friedvoll auf die kommenden Kilometer ein.


    Durch eine zauberhafte Winterlandschaft, vorbei an zugefrorenen Seen und schneebepuderten Bergen geht es bis wir bei Borganes wieder in die Zivilisation eintauchen.


    Hier biegen wir auf Snæfellsnes ein und sind gespannt, ob es seinen Ruf ein Miniatur-Island zu sein, nachkommen kann. Betrachtet man den Charakter der Straße 54, scheint diese abgesehen von der Verkehrsdichte immerhin schon mal ein Abbild der Ringroad zu sein. Schnurstrax geht es für etliche Kilometer geradeaus, sodass ein Stopp an der Landbrotalaug gerade rechtkommt. Ohnehin nicht mit dem Wasserratten-Gen ausgestattet, lassen wir die Badesachen gleich im Auto. Wie so oft ist es schier die Neugier die uns antreibt, sind doch manche Ziele in Island so verrückt, dass man sie besser mit eigenen Augen gesehen haben muss um sie zu glauben. So auch dieser natürliche Hotpot, der laut Fotos kaum größer als eine Troll-Badewanne und laut GPS hier irgendwo sein muss. Etwas irritiert darüber, dass ein unmittelbar vor uns eintreffendes Pärchen an einem Schlammtümpel seine Hüllen fallen lässt, ehe sich die Konkurrenz darin suhlt, suchen wir ein Weilchen und finden tada…die Landbrotalaug.


    Nach einem Erinnerungsfoto und dem Gefühl diese kleine Challenge gewonnen zu haben, geht es weiter in der Kategorie „gesucht und gefunden“. Das Wasser der Mineralquelle Raudamelsölkelda hat unser Interesse geweckt. Nachdem wir dafür zunächst einen schmierigen Weg fahren, ein verschneites Lavafeld zum Glück ohne Fraktur übersteigen und schlussendlich einen steilen Hang erklommen haben, stehen wir vor der vermeintlichen Quelle. Diese ist glasklar wie Quellwasser so ist und ihre heilenden Kräfte lassen mich solange an sie glauben bis auf dem Rückweg ein Blubbern die eigentliche Quelle verrät. Ich fülle mir eine Flasche der leicht sprudelnden und stumpf schmeckenden Brühe ab und wir verlassen mit der Erwartungshaltung uralt zu werden diesen Ort Richtung Hotel. Als wir dort den Tag nach einem kleinen Abendspaziergang bereits bettfertig nur noch ausklingen lassen wollen, kommt plötzlich eine Unruhe im Haus auf. Rumpeln in den Nachbarzimmern und Gebabbel auf dem Parkplatz ziehen mich zum Fenster. Draußen leuchtet ein grünes Licht am Himmel und signalisiert die Schlafmontur gegen etwas Wetterfestes zu tauschen. Mit Kamera und Kopflampe bewaffnet, geht`s raus. Vorbei an einer Armada in den Himmel gerichteter Stative suche ich mir einen einsamen Platz an der Kirche von Hellnar. Der Himmel ist durch den Mond hell erleuchtet, links schimmert der Snæfellsjökull, vorne das Meer und die Küstenlinie und oben magisches Nordlicht. Obwohl schon letztes Jahr erlebt, ist dieser Moment von der ersten Sekunde wieder so aufregend, dass ich vergesse wie ich meine Kamera richtig bediene. Wichtige Zeit verrinnt als plötzlich die Stimmung am Himmel zu gipfeln beginnt. Gerade noch rechtzeitig stelle ich einigermaßen scharf und schiebe eine Langzeitbelichtung an die nächste. Grün, gelb, violett zieht das Polarlicht seinen Schweif da oben, unterfüttert von Jubel und Applaus der Fotografen vorm Hotel.





    Nach etwa einer Minute ist das bunte Spektakel vorüber. Ich fange noch einige Stimmungen über dem „Hausberg“ ein, um danach erschöpft von Gefühlen ins Bett zu fallen.

    Tag 2


    „Wenn wir schon mal hier sind“ könnte das Motto des heutigen Tages lauten. Obwohl wir immer auf der Suche nach Neuem sind, wollen wir natürlich auch Orte anfahren, die wir bereits kennen. Nicht zuletzt erwarten wir im Winter doch andere Stimmungen als im Sommer ;) Womit wir allerdings auch rechnen, ist ein erhöhter Kuschelfaktor auf den Plattformen der großen Drei im Golden Circle. Nicht dass wir etwas gegen Touristen- quasi gegen uns selbst- hätten, doch daheim gehen wir auch lieber an den weniger frequentierten Tagen shoppen. Wir starten mit einem Klassiker-dem Gullfoss. Um dennoch mal eine neue Perspektive zu bekommen, planen wir über die Straße 349, fünf Kilometer Piste sowie anderthalb Kilometer Fußmarsch das Ostufer der Hvítá zu erreichen. So optimistisch der Plan, so weniger überraschend werden wir am Gehöft Tungufell in Form einer Straßenabsperrung und viel Schnee daran erinnert, dass auch hier der Winter die Macht über uns hat. Wir kehren um und freunden uns mit dem Gedanken an uns nun ins Getümmel zu stürzen. Zu unserer Freude sind wir jedoch das einzige Auto auf dem unteren Parkplatz am goldenen Wasserfall. Trotz gefühlter Windstärke zwölf liegt die Ruhe vor dem (Touristen)storm nicht am Wetter, sondern schlicht an der Uhrzeit. Es ist gerade erst zehn Uhr morgens und der Gullfoss liegt noch gut versteckt im Schatten. Optisch also zurückhaltend begrüßt er uns dennoch tosend und sein Dunst weht uns kräftig von vorn ins Gesicht. Das macht das Fotografieren nahezu unmöglich. Mehrmals stemmen wir uns mit aller Kraft in den Gegenwind, zielen kurz und nehmen die Linse wieder aus dem Sprühregen.


    Als wir denken eine brauchbare Erinnerung im Bild festgehalten zu haben, schauen wir uns noch kurz das moderne Besucherzentrum an ehe wir Richtung des Ökodorfs Sólheimar abziehen. Da dieses allerdings noch geschlossen hat, entscheiden wir uns Richtung Þingvallatan treiben zu lassen. Bei mittlerweile düsterem Himmel und gelegentlichen Regenschauern nehmen wir dazu die sehr abenteuerliche Straße 351 bevor wir via Straße 360 die westliche Umrundung des Sees antreten. Mit herrlichem Blick zur Rechten genießen wir Meter für Meter bis es kurz hinter dem Kraftwerk Nesjavellir wieder ernst wird. Ein LKW hat sich am verschneiten Hang festgefahren, steht leicht quer und ich habe meine Not mich zwischen ihm und dem Straßengraben durchzuschlängeln. Das Hindernis grad gemeistert machen wir erstmal Mittagspause vor imposanter Kulisse.


    Gut gestärkt geht es weiter Richtung Þingvellir Nationalpark, wo wir von der Straße 36 den Weg zum Öxarárfoss antreten. Hatten wir bisher verschiedenste Straßenzustände mit mehr oder weniger Erfolg hinter uns gelassen, so war das die erste Herausforderung für unsere Schuhsohlen, denn auf festgetretenen Schnee geht es erstmal spiegelglatt bergab. Da Madame meiner Empfehlung gleich den Allerwertesten als Fortbewegungsmittel zu nehmen nicht nachkommt, habe ich alle Hände voll zu tun mein an sich sportliches Mädel in den Mitzwanzigern den Berg runter zu bringen. Doch die Mühe hat sich gelohnt.


    Nachdem wir sogar für ein paar Sekunden alleine zwischen den Kontinenten laufen konnten, bewundern wir die Schönheit des zugefroren Wasserfalls und die Dummheit mancher Touristen, von denen einer unfreiwillig ins Wasser eintaucht.


    Als der Trubel zunimmt verkriechen wir uns und entscheiden uns für einen Zwischenstopp in unserem Hotel. Hier schlecken wir ein hofeigenes EIS und genießen die Vorzüge dieses zwanglosen Reisens. Frei von jeglichen Zeitdruck ist es auch kein Übel einen Weg doppelt zu fahren und so machen wir doch nochmal einen Abstecher nach Sólheimar, wo wir uns im Shop mit handgemachten Mitbringseln eindecken. Weniger ökologisch nachhaltig als in der Kommune geht es an unserem letzten Ziel für heute zu. Das Flüsschen Brúará gewann wegen seines an Einzigartigkeit schwer zu übertreffenden Wasserfalls in den letzten Jahren an Ruhm, bevor es mittlerweile unrühmlich wegen der Touristenflut in den isländischen Medien präsent ist. Wir wollen die Furchen nicht noch tiefer machen als sie ohnehin sind und so liegt unser Fokus auf einer Perle flussabwärts des Brúarfoss. Nach dem Abstellen unseres Autos an der Brücke der Straße 37 laufen wir teils abenteuerlich den Fluss entlang. Dabei erfreut uns neben dem glasklaren Wasserlauf vor malerischer Bergpanorama auch, dass hier schon vor uns ein jemand seine Fußspuren in den Schnee gesetzt hat. Dies macht die Orientierung im isländischen Buschland deutlich einfacher und so erreichen wir ohne uns zu verlaufen schlussendlich den Hlauptungufoss.


    Dieser etwa 20 Meter lange Wasserfall dessen Verlauf eher längs als quer zur Fließrichtung ist, wartet mit einem besonderen Highlight auf. An seinem „oberen“ Ende donnert das Wasser stark gebündelt in einen engen Gesteinskanal. Mit Vorsicht kämpfen wir uns auf dem glatten Untergrund an die Fallkante heran, setzen uns und lauschen für Minuten der Gewalt der Natur.


    Es ist einer dieser Momente wo sich die Welt nicht mehr zu drehen scheint und du nicht mehr weg willst von diesem Ort, diesem Land, dieser Insel. Beeindruckt und berührt, treten wir den Rückweg an, fahren den einen Kilometer zum Hotel und stopfen unsere hungrigen Mägen als Abschluss dieses ereignisreichen Tages.

    Tag 2


    Nach einem Tag wie dem gestrigen wünscht man sich nichts sehnlicher als „zurück auf los“ zu gehen und so kann ich es kaum erwarten nach dem Augenöffnen zu sehen, ob die Zutaten für einen besseren Tag in der Luft liegen. Am Horizont geht die Sonne eindrucksvoll auf und auch in unserem Zimmer kann man wieder strahlen. Es mag die Vorfreude aufs Frühstück sein, denn nach dem ausgefallen Abendessen sind wir sehr hungrig. Pünktlich wie die Maurer stehen wir um 8 am Frühstücksbüffet, was uns mit Skyr aus eigener Produktion und selbstgebackenem Brot empfängt. Eine freundliche Angestellte, ein verrückter Papagei und der Blick vom Essensaal in den Kuhstall noch dazu, sorgen dafür, dass wir uns sofort pudelwohl fühlen. Wir tun es den Erzeugern unserer Milch gleich und hauen uns die Bäuche voll um einen hoffentlich ereignisreichen Tag meistern zu können. Dieser sollte nun gleich beginnen, denn draußen war es mittlerweile hell. Von Ausflugszielen schier umzingelt steht fest, dass wir zum Haifoss wollen, denn dieser kam letztes Jahr etwas zu kurz und schwirrt seither in unseren Köpfen herum. Selbst die Highlights des Golden Circle in Steinwurfnähe halten uns nicht davon ab, schnurstrax den Weg zum 3. Höchsten Wasserfall Islands einzuschlagen. Die Ungeduld, ob wir es bis dorthin schaffen, treibt uns flott die Straße 35 Richtung Süden runter. Nachdem wir am Faxifoss vorerst vorbei düsen, machen wir den ersten Halt irgendwo an der Straße 32. Hier kann man, so wissen wir es noch aus dem Vorjahr, auf eine kleine Anhöhe hochfahren und hat von dort aus einen wunderbaren Blick über das weitläufige Tal der Þjórsá.


    Zum ersten Mal in diesem Urlaub funkeln unsere Augen wie das Glitzern des zugefrorenen Flusses zu unseren Füßen. Da ist es wieder dieses Islandgefühl, so friedvoll und wild zugleich. Während die Landschaft im Sonnenlicht schimmert, zieht der Wind hier oben, sodass man sich nicht entscheiden kann seine Finger dem Erfrierungstod zu opfern oder mit Handschuhen alle Tasten der Kamera gleichzeitig zu drücken. Ich zähle 1 und 1 zusammen und hege jetzt bereits erste Zweifel, ob uns die Kombination aus Sturm und Schnee den Weg zum Haifoss freigeben werden. Bereits ab dem Hjalparfoss, dem wir eine halbe Stunde Aufmerksamkeit schenken während er einsam und halb zugefroren vor sich hin plätschert, wird der Straßenzustand ab hier zunehmend schlimmer.



    Laut Navi nähern wir uns dem Abzweig zur Straße 332 Richtung Haifoss und rauschen glatt vorbei. Bei genauerem Hinsehen lässt sich der Weg erahnen, doch bereits am Einstieg wartet eine Schneewehe darauf, dass sich ein furchtloser Touri darin festfährt. Ich will es jedenfalls nicht (schon wieder) sein und versuche unser Glück 2 Kilometer weiter am Kraftwerk. Kaum noch überraschend geht es auch hier nicht weiter, signalisiert durch ein „Staff only“-Schild. Nachdem ich mich noch schnell überzeugen lasse, dass ein 12–Kilometer-Spaziergang bei diesem Sturm und kniehohen Schnee was für Überlebenskünstler ist, ist das Thema für heute durch und wir versuchen unseren Trost in anderen Wasserfällen zu finden. So ziehen wir weiter um einige Fallstufen der Þjórsá anzusteuern. Dazu biegen wir auf die Straße 26 ab. Die ohnehin teils vereisten Straßen werden nun regelmäßig von etwa 5 Meter langen Schneewehen gesäumt. Nachdem ich die erste mit ausreichend Schwung durchfahren habe, hat auch Madame begriffen, dass hier gemäß Energieerhaltungsansatz die Geschwindigkeit über Erfolg und Misserfolg entscheidet. Als es gerade anfangen will, Spaß zu machen schwieriger zu werden, sehen wir am Horizont ein Auto stehen. Es ist ein Portugiese, der sich mit seinem Hundefänger an einer Steigung ein einer Schneewehe festgefahren hat. Aus den Erfahrungen des Vortags ist mir sofort klar, dass hier nur ein Abschleppseil helfen kann. Schade nur, dass weder er noch wir eins haben. Wie der Zufall es so will, kommt -hier irgendwo im nirgendwo- plötzlich ein VW Amarok von einen der Kraftwerkversorgungswege. Als die 4 jungen Männer auch noch anhalten und das ersehnte Seil von der Ladefläche zücken, scheint die Befreiung greifbar nah, würde der Portugiese doch nur sein Abschlepphaken im Ordnungssystem seines Minicampers finden. Als auch das Vorhaben die Haken der anderen Autos zu montieren scheitert, ist es zumindest einen Versuch wert, die Karre mit der Kraft von 5 mehr oder weniger ausgewachsenen Kerlen aus der misslichen Lage zu schieben. Obwohl sich der Wagen mit aller Mühe 5 Meter bewegen lässt, verlässt die 4 jungen Pickupfahrer die Lust oder der Glaube, das hier anständig zuende zu bringen. Der ohnehin informierte Mietwagenvermieter solle den Südeuropäer rausziehen. Während sie über ihre Charakterschwäche mit einem prolligen Abflug über die ab hier stark verschneite Straße ablenken wollen, bleibt uns nur noch die Frage nach ausreichend Essen, Trinken und Kraftstoff ehe wir den Portugiesen zurücklassen müssen. Wir wählen dazu die Richtung aus der wir gekommen sind und planen erneut um. Wir streichen die Wasserfälle der Þjórsá und wählen zum Versorgen mit Postkarten, Souvenirs und Süßkram Hella als Ziel. Kurz vor der Ortschaft besuchen wir noch den Ægissíðufoss.


    Dieser wird wohl weniger wegen seiner Erscheinung in Erinnerung bleiben, als dass wir uns am Rande auf einer zugefrorenen Fütze austoben- bis Madame mit guten Haltungsnoten von der Schwerkraft angezogen wird. Der Schmerz und die blauen Flecken begleiten sie bis zum Urlaubsende. Weniger spektakulär verläuft der Rückweg ins Hotel. Wir nehmen noch den Faxifoss mit und lassen den Tag mit einem Gaumenschmaus ausklingen.

    Vielen vielen Dank für die lieben Worte.

    Auch bei mir läuft es nicht immer flüssig :)

    Dennoch sollte am Ende des heutigen Tages die Zusammenfassung vom 2.Urlaubstag herausspringen.


    Bis denne

    Eigentlich Tag 1 :(


    Fest davon überzeugt, dass der Urlaub jetzt Fahrt aufnimmt, kommt unsere Euphorie kurz hinter Reykjavik prompt ins Stoppen. Viel habe ich im Vorfeld recherchiert, um Ziele zu finden, die man selbst noch nicht gesehen hat, die nicht überlaufen, aber hoffentlich im Winter erreichbar sind. Und so war es der Helgufoss, der auf dem Plan stand. Ungeachtet Madames Skepsis weckt der gut verschneite aber nicht jungfräuliche Weg dorthin die Herausforderung in mir. Mit einem schwungvollen Antritt will ich ihr, will ich mir und dem Auto zeigen, was es kann. Als Ergebnis weiß ich nach 3 Metern wie sich ein Kapitän fühlt, der auf Grund gelaufen ist. Während sie in diesem Moment wohlmöglich schon daran denkt hier übernächtigen zu müssen, lege ich erstmal den Rückwärtsgang ein. Doch rien ne va plus. Nachdem ich mich versichert habe den „Allrad-Knopf“ des Subaru Forester nicht übersehen zu haben, steht auch für mich fest: wir stecken fest. Von meinem Optimismus getrieben, zweifel ich keine Sekunde daran uns hier eigenständig rauszubekommen und so schaufel ich was die bloßen Hände hergeben. Doch nach unzähligen gescheiterten Befreiungsversuchen, muss auch ich konstatieren, dass das so nix wird. Im Moment als ich darüber nachdenke mir am nahegelegenen Hof eine Schüppe Schaufel auszuleihen, steht Madame schon mit gehobenen Daumen am Straßenrand. :help:Es muss an ihrem Charisma liegen, dass es keine 3 Autos dauert bis ein älterer Isländer anhält. Ohne viele Worte zu verlieren, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, beginnt er seine Anhängerkupplung zu montieren. Was dann folgte sah schon fast nach Routine aus und so haben wir bald wieder Asphalt unter den Rädern. Per Schulterklopfer meinerseits und mit Freudentränen in den weiblichen Augen, bedanken wir uns bei unserem Retter und setzen unseren Weg fort. Die Stimmung ist am Boden. Madame ist mittlerweile verstummt und ihre Gefühlslage nur noch durch starke Kopfschmerzen und einen seelenlosen Blick geprägt. Just als wir uns beim malerischen Anblick des Thingvallavatn etwas aufmuntern können und ich sogar das einzige Foto des Tages schieße, gibt es noch das i-Tüpfelchen auf den ohnehin bereist verkorksten Tag.


    Als ich vom Fotografieren zurückkomme, stockt mir kurz der Atem. Bedröppelt, den Tränen nah sitzt mein Mädel mit blutverschmiertem Taschentuch auf dem Beifahrersitz. Sie hat sich beim Aufräumen des Chaos, welches im Kofferraum bei der Bergungsaktion entstanden war, am Reißverschluss der Reisetasche geschnitten. Nach dem abgebrochenen Zahn beim letzten Islandurlaub, ist jedoch der Riss an ihrem Finger nicht weiter schlimm. Das eigentliche Drama sind jedoch die Blutflecken auf ihrer einzigen noch dazu hellen Jeans, die sie für ein bedarfsgerechtes zivilisiertes Erscheinungsbild mit hat. Ab diesem Zeitpunkt will ich sie einfach nur noch so schnell wie möglich ins Hotel bringen, denn sie tut mir leid. Ich trete für sie aufs Gaspedal , sodass wir 45 Minuten später in unserer Unterkunft ankommen. Wir checken ein und lassen anschließend jeder für sich den bisher überflüssigsten Islandtag hinter uns. Während sie im Reisetagebuch das Erlebte verarbeitet, ordne ich meine Gedanken im Kopf: „Unnötige, gefährliche, peinliche Aktion, die zum Glück am Straßenrand passiert ist. Beim nächsten Winterurlaub kommt ein Klappspaten ins HandGepäck“ ;)

    Liebe Foristen, der isländische Sommer steht allmählich vor der Tür und erst jetzt komme ich dazu die Erinnerungen an unserem Winterausflug niederzuschreiben. So war`s...


    Anreise


    Oft wurden wir in den Wochen vor dem Abflug gefragt, warum es denn ein drittes Mal nach Island gehen würde. Statt in akzeptabler Zeit dem Gegenüber die Vielfältigkeit Islands und die Symptome unseres Virus zu erklären, war die Antwort diesmal kurz und bündig: „Wir wollen uns das mal im Winter ansehen“. Und so starten wir am 4.März für eine Woche auf die Insel. Mit Wow-Air geht es zu menschlicher Zeit in die Luft und ohne besondere Vorkomnisse (Essen, Trinken, Entertainment) drei Stunden später zurück auf die Erde. Der Anblick der Winterlandschaft beim Anflug lässt meine Gedanken das erste Mal kreisen und ich mache mir zunehmend Sorgen, was die vielfältigen Straßenzustände auf den Karten von road.is in die Realität übersetzt heißen. Doch bevor wir in der eigenen Realität ankommen, müssen erstmal die obligatorischen Dinge erledigt werden. Koffer greifen, Auto holen und ab. Was bei den letzten Malen so reibungslos geklappt hat, strapaziert erstmal das Gemüt, denn vergebens suche ich am Ausgang der Flughafenhalle jemanden, der meinen oder den Namen unserer Mietwagenfirma auf einem Schild spazieren trägt. Nachdem -ein Telefonat und 10 Minuten später -beim Eintreffen der Shuttle-Bus-Fahrerin schon Freude ausbrechen will, wird nochmal unsere Geduld gefragt. „Sie müsse noch weitere Personen suchen“, sagt sie und hat am Ende soviele gefunden, dass wir eine Person zu viel für den Bus sind. Jetzt war es an ihr zu entscheiden, wer zurück bleibt. Doch anstatt meinen Vorstellungen nachzukommen, die irgendwo zwischen „wer zuerst kommt, malt zuerst“ und „wer zuletzt kommt, den…“anzusiedeln waren, überließ sie der Gruppe die Entscheidung. Während alle Fahrer quasi einen Freifahrtsschein hatten, guckt sich der Rest verdutzt an. Einer von Ihnen solle zurückbleiben und vom Partner später abgeholt werden. Ohne, dass wir oder jemand anderes einen Gegenvorschlag äußerte, löste sich die Situation erst auf als sich meine Madame erbarmte. Am Klang ihrer Stimme höre ich ihren Unmut, denke mir, dass das vermeidbar war, aber sie trotzdem meine Heldin ist. Immerhin werde ich durch ihren couragierten Auftritt im 5km entfernten Büro als erster abgefertigt und hole sie wie versprochen ab.


    Fortsetzung folgt...

    Erstmal Herzlich Willkommen im Forum!

    Gerne würden wir Passagen z.B. um 12 min und nach 21 min., wo die Strecke direkt durch den See am Ufer entlang geht selbst fahren und erleben.


    Ich gebe meinen Vorrednern Recht, dass Teile der Handlungen in diesem Video illegal sind. Da die Passagen bei 12 Minuten und 21 Minuten auf Pisten gefilmt wurden, die in den Landkarten verzeichnet sind, will ich dir weiterhelfen:


    Szene bei 12min: Veidivötn


    Szene bei 21min: Blautulon (letztes Jahr selber "durchgefahren"; mit gesunden Menschenverstand kein Problem)

    So und nun auch von mir ein herzliches dankeschoen1 an meine Fans. :D
    Es hat mir riesig Spaß gemacht das Erlebte für mich/uns und euch in ein paar geschriebenen Worten festzuhalten.
    Im März nehmen wir euch wieder mit auf die Insel und wenn ihr wollt nochmal im August. Da müsst ihr dann aber u.a. den Reykjavik-Marathon mit mir laufen.


    wirsindbest

    Tag 11


    „Heute ist es so weit, es geht nach Hause“-schon oft habe ich diesen Satz in freudiger Erwartung in den letzten Jahren gesagt. Heute nicht, denn Island zu verlassen fällt bekanntlich schwer. Drum wollen wir den Tag nochmal voll auskosten, schließlich hebt unser Flieger erst gegen Mitternacht ab. Wir starten mit einem reichhaltigen Frühstück in unserer liebgewonnen Unterkunft und trödeln angesichts des langen Tages ungewohnt rum.




    Erst gegen zehn Uhr setzen wir uns in Bewegung und fahren erstmal dieselbe Strecke wie vorgestern. Wahrscheinlich deshalb haben wir Zeit, uns beim Pläneschmieden für das nächste Jahr zu überbieten. Vor lauter Träumerei vergeht die Zeit wie im Flug und wir stehen bald am Anfang der F249-jene Piste auf der wir vor zwei Jahren mit dem Dacia das Handtuch geschmissen haben. Der Ehrgeiz ist also geweckt und bewegt Madame die Flüsse mitzuzählen. Eins-zwei..-dreizehn, dann biegen wir erstmal Richtung Gigjökull ab. Waren es bisher eher Rinnsale, sind die zwei Durchfahrten auf dem kurzen Stück zum Gletscher beachtlich tief. Dass das kein Wunder ist, sondern eher den spätsommerlichen Temperaturen geschuldet ist, sehen wir als wir wenig später den Ursprung der Wassermassen ausmachen. Wir stehen direkt am Gigjökull, staunen über die Dimensionen der Felsspalte und wollen uns nicht ausmalen, was für Naturgewalten hier beim Eyjafjallajökullausbruch wirkten.




    Wir wollen uns gerade auf dem Weg zurück zum Auto machen und sehen aus der Ferne unser Jeep vor lauter Bäumen Landrover nicht. In der Zwischenzeit sind auf dem Parkplatz etwa zehn Defender in voller Besatzung gelandet. Der einer Klassenfahrt ähnelnde Aufmarsch ist für uns das Aufbruchzeichen. Nach kurzem Anbaden im schon bekannten Gletscherfluss geht es durch die mehrfach so breite Steinsholtsa.




    Jedem Fahrer eines Nissan Qashqai, den ich jetzt noch zu Gesicht bekomme, bescheinige ich durchaus ein hohes Maß an Risikobereitschaft. Einige Kilometer später wird das wohl auch der ein oder andere Beobachter gedacht haben, als er unseren kurzen Jeep zwischen den Armen der Krossa hat stehen sehen. Vorm Hauptarm, dann das erstmal Übliche: „da fahren wir nicht durch“ von Madame. Nachdem ich erstmal still bin und ihre Meinung damit bekräftige, verleiht sie der gleichen Aussage mit einem Ausrufezeichen und forschem Ton mehr Nachdruck. Irgendwann laufe ich eher planlos den Fluss entlang und wünsche mir einen Vorturner aus dem Camp Langidalur. Glück und Pech zugleich kommt wenig später ein Dodge Ram daher und fährt als wäre es das normalste der Welt einfach durch. Das Eintauchen seiner fußgängerfreundlichen Motorhaube signalisiert mir eine Wassertiefe über einem Meter. Hätte ich allein nach diesem Anblick die rote Fahne gehisst, warnt der weise Isländer noch vor Regen am Nachmittag und einem weiteren Anschwellen des Flusses. Wir parken also das Auto und nehmen die Fußgängerbrücke. Mit Blick auf das schlechter werdende Wetter und etwas Kraftlosigkeit wollen wir nur eine kleine Runde wandern und auf den Aufstieg zum Valahnukur verzichten. Flott sind wir in Husadalur, suchen die Sönghellir und machen entgegen aller Planungen plötzlich viele Höhenmeter. Da ich die Höhenangaben in der Karte falsch deute und Umdrehen sowieso zu einfach wäre, sehnen wir uns schnell danach einfach am obersten Punkt des Rundwanderwegs zu seien, wonach es dann wieder bergab gehen sollte. Jeder Schritt fällt schwer, drückt auf die Stimmung und in allem Überfluss bewahrheitet sich der Wetterbericht des alten Isländers. Der zunehmende Regen, der steile Berg und ein Tropfen Wehmut mixen sich zu einem Cocktail, der bei Madame zu einem emotionalen Breakdown führt. Sie kann nicht mehr, will nicht mehr und merkt dabei garnicht, dass sie es eigentlich schon geschafft hat. Folglich geht es mit den Füßen zwar bergab, mit der Stimmung aber wieder schnell bergauf.




    Am Auto angekommen ist dann auch wieder alles vergessen und wir freuen uns nun auf unser standesgemäßes Abschlussessen im Kaffi Krus. Zwei Stunden später sitzen wir dann auch schon in Selfoss am Tisch, lassen die Gedanken in den Erlebnissen der zurückliegenden Tage kreisen und sagen vor den obligatorischen letzten Stunden auf der Insel schon mal „BIS BALD ISLAND!“

    Tag 10


    Ungeduldig laufe ich nach dem Aufstehen zum Fenster und hoffe uns nicht wieder dem Wetter fügen zu müssen. Doch was ich sehe, bescheinigt uns beste Bedingungen für das heutige Unterfangen. Am letzten Tag vor unserer morgigen Rückreise setzen wir nochmal alle Karten aufs Hochland und wollen über einige Nebenstrecken zum Langisjor. Dafür düsen wir zunächst die F208 Richtung Norden, auf der wir uns durch eine abwechslungsreiche Landschaft entlang des mächtigen Gletscherfluss Skafta bis zur Hütte Holaskol schlängeln. Hier legen wir unseren ersten Stopp ein und merken, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Trotz wolkenlos blauem Himmel bläst uns der Wind gehörig um die Ohren. Das soll uns jedoch nicht davon abhalten einige Meter durchs Lavafeld zu spazieren bis wir an einem Wasserfall ankommen. Es sind die Wassermassen der Sydri-Ofaera, die hier, als Silfurfoss bezeichnet, etwa 20 Meter in die Tiefe donnern. Nach diesem schönen "Sekundärziel" :) (von dem es kein Foto gibt?) setzen wir unseren Weg einige Kilometer nordwärts fort, ehe wir zu einem Spot kommen, den wohl die meisten Hochlandreisenden auf ihrem Zettel haben dürften. Anders als die meisten nehmen wir jedoch nicht die F223 zur Eldgja, sondern wählen die Ansicht von oben. Dazu wollen allerdings Stangakvisl und Nordari-Ofaera gefurtet werden. Während ich mich im ersten Fluss etwas verfahre und er wohlmöglich dadurch eine stattliche Tiefe erreicht, peile ich beim zweiten sofort die 50 Meter flussaufwärts liegende Ausfahrt an. Anschließend winden wir uns sanft den Berg rauf, wobei wir schnell spüren, dass hier oben nochmal ein anderer Wind weht, der beim Aussteigen für den einen oder anderen Ausfallschritt sorgt, um auf den Beinen zu bleiben. Trotzdem treten wir furchtlos den Weg zu einer naheliegenden Aussichtsplattform an. Obwohl es steil bergab geht, müssen wir unsere Beine dabei nicht bemühen zu bremsen, denn das übernimmt der Sturm für uns, dem wir frontal ausgeliefert sind. Mit langer Brennweite zur Hand halten wir den in die eindrucksvolle Schlucht stürzenden Ofaerufoss fest, verzichten angesichts der Umstände auf eine weitere Annäherung und lassen uns stattdessen zurück den Berg hochschieben.


    Hektisch suchen wir Schutz in unserem fahrbaren Untersatz, mit dem es nach einem kleinen Abstecher zum Aussichtspunkt Gjantindur wieder talabwärts geht. Wir folgen der Skafta gen Osten und erreichen nach fünf Kilometern die Hütte Skaelingar. Nachdem wir unsere Neugier mit einen Blick in den Wandererunterschlupf befriedigt haben, erkunden wir noch etwas die Umgebung. Bizarre Lavasäulen in allen Formen und Lagen verteilen sich hier auf der sonst idyllisch anmutenden Wiese. Einige Trollportraits später machen wir uns auf den nächsten Streckenabschnitt.


    Als wäre ich durch meine Recherche nicht schon aufgeregt genug der Dinge die jetzt kommen, weist ein informatives Warnschild auf die Besonderheiten der bevorstehenden Kilometer hin.


    Moderat anspruchsvoll geht es zunächst voran bis wir auf einen Weggabelung treffen. Neben der Ausschilderung eines Aussichtspunkts wecken zwei parkende Autos hier im Nirgendwo unser Interesse. Das Gefühl einen phänomenalen Blick verpassen zu können, lässt uns anhalten und wir werden prompt überrascht empfangen. Ein Mann steigt aus einem der beiden Pickups, klopft an unsere Tür und flüstert in feinster Andreas-Kieling-Manier, dass wir uns bitte ruhig verhalten und im Auto bleiben sollen. Was nach dem ersten Satz wie ein Überfall wirkt, entpuppt sich nach dem zweiten als Schafabtrieb. Er kündigt an, dass gleich eine Menge Schafe gefolgt von einigen Treibern über den Berg kommen würden. Wer nun eine Kavallerie an Reitern und hunderte Schafe erwartet hätte, wäre beim Anblick der sich nähernden zwei Quads und einer Handvoll Schafen sicher enttäuscht worden. Nach einem eindeutigen Handzeichen dürfen wir die Szene verlassen. Während es im weiteren Verlauf sandiger wird und etliche frische Quadspuren die Fleißarbeit der Schaftreiber verraten, können wir schon bald in der Ferne unsere bisher mental herausforderndste Hürde sehen. Es ist der Blautulon, der wie sonst nur der Horizont unsere Piste verschlingt. Selbst ausgesucht muss ich da jetzt durch, denke ich mir. Den nett gemeinten Tipp des Hinweisschilds folgend halte ich mich möglichst rechts, checke links die Wassertiefe des glasklaren Sees und pfeife das Kinderlied „Eine Seefahrt, die ist lustig..“ vor mich hin.


    Endlich wieder Land unter den Rädern machen wir noch ein Erinnerungsfoto und setzen die Fahrt Richtung Langisjor fort. Wenig später dort angekommen, entscheiden wir einstimmig, dass es heute keine gute Idee ist, den am Fuße des Sees liegenden Berg Sveinstindur zu besteigen. Um trotzdem einen Überblick über den 30 Kilometer langen See zu erhaschen, erklimmen wir einen anderen Berg-per Auto. Bis auf 300 Meter über dem See geht es sehenswert durch ein wüstenartiges Hochtal zum Breidbakur. Majestätisch schön, bilden hier oben der Vatnajökull im Osten , die Lakikrater im Süden, das Fjallabak im Westen und der See unter uns den Blick des Urlaubs.


    Es ist einer der Momente, die man am liebsten mit seinen Liebsten teilen würde und so bin ich froh, dass Madame in den selben Genuss kommen darf und nebenbei den Moment so ausdrucksvoll verewigt.



    Schweren Herzens reißen wir uns los, fahren noch ans Ende des Sees und machen uns dann auf den Rückweg. Wieder runter vom Berg entscheiden wir uns für die Faxasund-Piste und erreichen nach einer ordentlich tiefen Furt zu Beginn und heftigen Geschüttel am Ende Stunden später wieder die F208, die uns in unsere Cottage bringt.

    Mh da hast du recht, dann können wir zwar nicht wirklich zur Askja weil das ja wieder ein gutes Stück zurück ist, aber vll nutzen wir die zwei Tage dann einfach für die Westfjorde, oder für etwas anderes. Ein Grund mehr nochmal nach Island zu kommen ;)

    Oder am 19.08 Nähe Varmahlid schlafen. 20./21. Myvatn/Askja und dann ein Fahrtag nach Holmavik.