Beiträge von selterkai


    Morjen,


    unter guten Voraussetzungen schaffen sicherlich alle 4 die ausgewählten Strecken. Der Wrangler verzeiht dir allerdings am besten kleine Anfängerfehler und es darf auch mal etwas mehr Wasser im Fluss sein. Wenn er ins Budget passt, nimm ihn und du kannst deine Pläne voll und ganz umsetzen. Wenn ihr flexibel (vorgebuchte Unterkünfte ja/nein?) unterwegs seid, könnt ihr jedoch auch z.B den wesentlich günstigeren Subaru nehmen und ggf auch mal an einer Furt umkehren.

    Freue mich auf die Fortsetzung.

    Leider hat jede Reise auch mal ein Ende und es kommen nur noch zwei Tage ;(

    Folgende Frage hätte ich aber: Hat Deine Madame auch mal den Fahrersitz eingenommen? Oder durftest Du die ganze Strecke genießen?

    Nein, Sie sitzt lieber vertäumt daneben. Da mir Autofahren aber generell Spaß macht, passt das schon.

    "Sekundärziele"

    Das ist ein treffender Begriff. Angesichts der Diskussion um steigende Touristenzahlen ist es doch toll, dass es noch diese kleinen einsamen Schätze gibt. Wobei ich sagen muss, dass weite Teile des Hochlands eher touristenfrei sind.

    Tag 9

    Nach den vorherigen drei Nächten in Hotelbetten sitzen wir nun in trauter Zweisamkeit am Frühstückstisch unserer Cottage. Schön ist es hier. Nur zwanzig Quadratmeter klein aber mit großem Wohlfühlfaktor. Nur eines passt heute mal so gar nicht- das Wetter. War die Wetterfee bisher deutlich gnädiger als wir uns hätten träumen lassen, plätschert es schon seit Stunden auf unsere Terrasse. Mit der Routine vom Vortag Etappen auch mal spontan anzugehen, suche ich das Wolkenloch auf der isländischen Wetterseite vedur.is. und finde es westlich von Vik. Zwar passt die Richtung zur ursprünglichen Tagesplanung, aber Thakgil und den Blick über den sich zurückziehenden Gletscher Huldujökull verschieben wir auf…das nächste Jahr. Mit diesem Plan geht es erstmal volle Fahrt voraus nach Vik. Wir ergattern den letzten Parkplatz vorm Souvenirshop und rennen als wären wir aus Zucker vom Auto ins Trockene. Obwohl es hier nach Tourinepp riecht, kommen wir mit mehr wieder heraus als wir rein sind-ausgenommen der Scheine im Portmonä Portemonnaie. Auf der Spur nach gutem Wetter zieht es uns folglich weiter nach Westen. Wir sind gerade vorbei am Inselberg Petursey als sich plötzlich die Wolkendecke auseinander zieht. Perfektes Timing, denn es ist nicht mehr weit bis zur ersten Attraktion, dem Kvernufoss. Wir staunen noch schnell über die drei Dutzend Autos „am“ Flugzeugwrack und erreichen das Museum Skogar, an dessen Hinterseite entlang wir den Weg in die Schlucht der Kverna suchen. Als wir eine viertel Stunde später am Wasserfall ankommen, beginnen wir zu grübeln. Unweit des völlig überlaufenen Skogafoss stehen wir mutterseelenalleine an diesem Wasserfall, der mit der gleichen Besonderheit wie der Touristenmagnet Seljalandsfoss glänzt. Denn auch hier darf man anschauen ob das Wasser von hinten wie von vorne aussieht und zwar ohne frisch geduscht zu werden.


    Nachdem wir den Wasserfall von allen Seiten verewigt haben, geht es raus aus der grünleuchtenden Sackgasse. Getrieben von der heranziehenden Wolkenfront geht es weiter westwärts. Am Abzweig zur Straße 249 biegen wir ab, werfen dem Seljalandsfoss einen grüßenden Blick zu und steuern die nächste sehenswerte Schlucht an. Diente ich doch vor zwei Jahren als bestes Beispiel, dass man dieses kleine Highlight auf dem Weg nach Thorsmörk leicht übersehen kann, wundert es mich sehr, dass doch heute sage und schreibe zwei Autos auf dem kleinen Parkplatz stehen. Kaum können wir in den Nauthusagil gucken, sehen wir ein älteres Ehepaar abenteuerlich von Stein zu Stein balancieren. „Genau das Richtige für uns“ denke ich mir und teste prompt mangels Aufmerksamkeit ob meine Schuhe am Schaft ordentlich verschnürt sind. Während der Fehltritt im schlimmsten Fall mit einem nassen Fußklima hätte enden können, birgt die anschließende Kletterpartie ein leicht gehobenes Risiko. Um einen kleinen Wasserfall hochzukraxeln, müssen wir uns eng an die Felswand kuscheln und mit Hilfe einer Kette die zwei Meter Höhenunterschied überwinden. Obwohl ich mit gutem Beispiel vorangehe, zeige wie meine Füße mit der Felswand verschmelzen und mich wie ein Schimpanse nach oben schwinge, erstarrt Madame in Ehrfurcht.


    Einiges Zureden später meistert sie unter Ganzkörperzittern diese Prüfung ohne zu wissen wie sie je zurückkommt. Der Augenblick als wir wenig später am Ende der Schlucht sind, lässt sie diese Sorgen vergessen. Eng umgeben von moosbegrünten Steilwänden fällt uns ein no-name-Wasserfall vor die Füße, dessen Echo manch Großen in den Schatten stellt. Es ist wieder einer dieser Momente, wo man sich so klein aber glücklich in Islands großartiger Natur fühlt. Ein Moment, in dem man alles andere um einen vergisst- außer der Frage, wie ich ein Foto hinbekomme ohne Wasserspritzer auf der Linse. Ich nutze die erste Chance und treffe sofort ganz gut, sodass wir uns nach einem Weilchen auf den Rückweg machen.


    Die Kletterpassage läuft souveräner als erwartet und einmal auf den Geschmack der Gleichgewichtsakrobatik gekommen, verlassen wir die Schlucht seitwärts über einen steilen Hang. Oberhalb des Canyons versuchen wir zu sehen, wie der Wasserfall in die Tiefe stürzt. Mit mäßigem Erfolg aber schönen Fernblick über den Markarfljot geht es schließlich zurück zum Auto.


    Wohlwissend, dass wir übermorgen Thorsmörk anfahren werden, drehen wir ab und beschließen in Vik essen zu gehen. Mit jedem Kilometer, den wir uns der kleinen Stadt annähern, ernten wir eine leichte Steigerung des Schlechtwetters vom Vormittag. Die Windanzeige am Reynisfjall zeigt mittlerweile 30m/s und so bekommen die fünfzig Meter zwischen Parkplatz und Restaurant einen extra Platz in unserer Erinnerungssammlung. Nach einem Geht-so-Essen geht der ansonsten wunderbare Alternativtag zu Ende und wir fahren mit maximaler Scheibenwischerleistung in unsere Hütte.

    Tag 8


    Sorglos könnten wir in den Tag starten, schließlich waren die Erlebnisse gestern einzigartig. Trotzdem haben wir etwas Bauchweh. Nicht etwa vom Hotel Hrauneyjar, was uns im Übrigen positiv überrascht hat, sondern wegen dem Filter, der noch immer gegen unseren Willen vorm Objektiv hängt. Man(n) kennt das: man hat nicht wirklich ein Problem, hat aber den Ansporn es zu lösen. Da die Lösung gestern Abend auf sich warten ließ, geben wir dem Ehrgeiz heute noch eine Chance. Dazu planen wir den Tag kurzerhand um. Landmannalaugar zu Beginn und unsere Unterkunft in Giljaland bleiben gesetzt. Der Weg dazwischen wird auf den Kopf gestellt, um eventuell in Hella oder Hvolsvöllur nach Werkzeug für die Mission Objekttuning fündig zu werden. Soweitsogut machen wir uns an die Praxis und kommen eine Stunde später in Landmannalaugar an. Nachdem beide Flüsse vor den Kameras einiger Schaulustiger durchquert sind, werden wir vom Flair eines Musikfestivals empfangen. Aus hunderten Zelten schlüpfen zu Hauf relativ verkaterte zumeist junge Leute. Wir begrüßen dieses Verhalten, denn so zieht es uns mit einer Dusch/Frühstückslänge Vorsprung ziemlich allein auf die Wanderwege. Während wir zunächst recht emotionslos das Lavafeld durchqueren, wartet an dessen Ende eine Gefühlsexplosion in Form einer Reizüberflutung. All die Fotos, die ich von diesem Ort kannte und für künstlerisch geschönt hielt, werden plötzlich zur authentischen Dokumentation dieses Farbenspiels. Wie in einem Gemälde zieht die mit Wollgras geladene Wiese den Blick in die Ferne. Dort runden Berge mit allen Farben aus dem Tuschkasten der Natur das Kunstwerk ab.


    Schon in diesem Moment wird mir klar, dass mir die Worte fehlen werden diese Eindrücke wiederzugeben und so nehme ich meinen Finger förmlich nicht mehr runter vom Auslöser der Kamera. Daran ändern die zunehmend rauchende Erde und der mit jedem Höhenmeter gigantischere Weitblick nichts. Im Gegenteil- spätestens am Anstieg zur Brennisteinsalda muss ich aufpassen den Anschluss nicht zu verlieren. Immer wieder bleibe ich stehen, drehe mich knipsend im Kreis und lege dann einen lockeren Sprint hin.


    Erst beim Wiederabstieg ins Tal setze ich neue Prioritäten und stehe Madame kameradschaftlich bei. Ein letztes Mal genießen wir die Einsamkeit, bevor wir uns angesichts der nun heranströmenden Wanderfreunde im Lavafeld wie in einer Sackgasse fühlen. Hat sich das antizyklische Vorgehen beim Wandern bis hierhin gelohnt, rächt es sich auch bei der Abfahrt über die Piste F225, wo ich häufiger denn je im Fairplay-Modus bin um andere durchzulassen. Wenn doch alle so wären wie ich. :D Ebenso vorbildlich geht es dann auf Asphalt weiter. Tempomat auf 90km/h stellen, zurücklehnen und schon eine halbe Stunde später erfreuen wir uns am Ortsschild Hellas mal wieder in der Zivilisation zu sein. Aufgeregt betreten wir den Supermarkt. Diesmal jedoch nicht wegen des Süßigkeitenregals sondern im Glauben was Brauchbares für/gegen unseren Filter zu bekommen. Doch hier, wie auch an der Tankstelle haben wir keinen Erfolg und suchen unsere letzte Chance in Hvolsvöllur. Doch es ist und bleibt überraschenderweise Sonntag und so ist der vielleicht rettende Baumarkt verschlossen. Damit haken wir dieses Pseudoproblem ab und widmen uns den Dingen warum wir Urlaub machen, in Island sind und einen begnadeten Offroader gemietet haben. Ich wäre nicht ich, wenn ich der Ringstraße nicht die Nordumfahrung des Myrdalsjökull vorziehen würde. Wir fahren entlang des mächtigen Markarfljot, besuchen den überraschend kraftvollen Gluggafoss und strahlen mit der Sonne um die Wette.


    Wir hoppeln vorbei am einhörnigen Berg die Piste hoch und werfen in der Nähe der Hütte Mosar einen Blick in die tiefe Schlucht des Markarfljot.


    Ab hier sind wir wieder auf Kurs. Hatte ich doch geplant ursprünglich für heute diverse Nebenpisten zwischen F225, F210 und F261 zu nehmen. So ist mir der nächste Wegpunkt auch kein unbekannter. Mit Besorgnis hatte ich in den letzten Wochen die Meldungen über einen hohen Wasserstand des Blafjallakvisl verfolgt. Als wir am Fluss ankommen, habe ich zum ersten Mal auf diesem Trip das Gefühl gestoppt zu werden, während bei ihr das Thema ohnehin durch ist. „Eine braune reißende Brühe durch die wir nicht durchfahren“.


    Bevor sie meine Angst Respekt sehen kann, entledige ich mich Schuhen und Hose und schnappe mir den für diese Zwecke mitgenommen Wanderstock. Ich setze meinen ersten Fuß ins eiskalte Wasser und fühle mich besiegt. Mit stechenden Schmerz in Knöchelhöhe und seelisch umgeknickt und abgetrieben, stochere ich mich trotzdem Schritt für Schritt bis zur Mitte. „Wenn ich es bis hier hin zu Fuß packe, schaffe ich mit dem Jeep auch den Rest“, rede ich mir gut zu. Schnell zurück, abgetrocknet und warmgerieben leite ich das übliche Spiel ein-Allrad rein, Untersetzung rein und nochmal durchatmen. Mit 60 bis 70 Zentimeter Wasser vor, unter und neben dem Auto sowie mittlerweile einigen Regentropfen geht es unspektakulärer auf die andere Seite als die Farbe und das Geräusch des Wassers es scheinen lassen. Auch nach dieser feuchten Erfahrung bleibt es nass, und zwar von oben. Der graue Himmel setzt sich kaum noch vom schwarzen Lavasand ab und lässt etwas später sogar den Maellifell verblassen.


    Darüber hinaus spielt die angrenzende Sanderfläche nicht annährend ihr Potential aus sich ins Gedächtnis einzubrennen, ist sie nämlich komplett ausgetrocknet. So bedröppelt die Stimmung auch seien mag, ist ihr positiv anzurechnen, dass sie uns die Entscheidung abnimmt auf welcher Seite der Holmsa wir heute ins Ziel fahren werden. Wir entscheiden uns dafür keinen Meter zu viel zu fahren und kreuzen den hundert Meter breiten Fluss. Schlimmer als sich das liest, können wir uns von Insel zu Insel hangeln, ringen hin und wieder nach Orientierung und erwischen nur eine Untiefe. :)


    Nachdem auch die steile Uferböschung genommen ist, fahren wir noch eben etwas flussabwärts beim Axlafoss vorbei und erreichen wenig später unsere Unterkunft.

    Also erstmal allen vielen Dank für das überwältigende Feedback. dankeschoen1


    Die Quelle ist ja der Hammer, und der andere Wasserfall erst. Woher wusstest Du davon?


    Überhaupt ist Dein gesamter Reisebericht super und eine wahnsinns Quelle der Inspiration. Vielen, vielen Dank dafür.


    Dieter

    Nun zur Quelle der Quelle :) : ich glaube, das erste Mal wurde ich auf den Rauðufossar aufmerksam, als ich ihn auf Nord63 seiner grandiosen Homepage www.nordbilder.com sah. An dieser Stelle vielen Dank für die vielen Inspirationen.


    Als ich dann auf GoogleEarth zwecks Anfahrt recherchierte, sah ich in der Nähe des Wasserfalls ein Foto der Quelle. Damit hatte ich dann auch die Position.


    Dass ich jetzt meinerseits für Inspiration sorgen kann, freut mich sehr. Trotzdem ist das GPS-Koordinaten-Thema immer sehr sensibel. Zum Einen sind Koordinaten ungemein behilflich, zum Anderen haben sie dafür gesorgt, dass manche Sehenswürdigkeit der Menschenmassen nicht mehr Herre wurde. Auch wenn ich letzteres bei der Quelle nicht glaube, verzichte ich darauf und bin mir sicher mit den o.g. Informationen könnt ihr euch vom Wasserfall entlang der Karte zur Quelle hangeln. Ich hoffe das ist eine diplomatische Lösung. peace

    Tag 7


    Heute ist Ruhetag. Das gönnen wir uns zur Halbzeit des Urlaubs einfach mal. Auf uns übersetzt heißt das: wir nehmen uns vor nicht mehr als hundert Kilometer zu fahren, wollen ein bisschen Wandern und abends ins gleiche Bett fallen aus dem wir morgens aufgestanden sind. Mit diesen Aussichten nehmen wir heute den Raudfossar und seine Quelle als Ausflugsziel ins Visier. Kaum auf der Piste bekommen wir zum ersten Mal einen Eindruck davon, was das zentrale Hochland hier zu bieten hat. Schwarzer Sand und das satte Grün der Berge bilden einen majestätischen Kontrast, ständig wechselndes Licht sorgt für eindrucksvolle Schattenspiele der Wolken und die sparsame Vegetation sorgt mancherorts für zusätzliche Farbtupfer. Farbenreichtum könnte auch das Schlagwort des Tages werden. So zeigt sich der tiefblaue Kratersee Ljotipollur umschlungen von rot-schwarzem Gestein, die Gegend um Landmannalaugar gewohnt farbenfroh und der bald erreichte Wasserfall, unweit der Straße F225 in rot-weiß. Zeitloser unterwegs denn je laufen wir entspannt mit dem Blick für die schönen Kleinigkeiten etwa eine halbe Stunde, ehe wir am Wasserfall ankommen.


    In aller Seelenruhe bauen wir das Stativ auf, suchen den besten Bildausschnitt und nehmen uns sogar Zeit für gestellte Fotos.


    Langsam aber sicher machen wir uns auf Teil zwei des Tages in Angriff zu nehmen. Um zur farbenprächtigen Quelle zu gelangen, müssen wir den gleichen Höhenunterschied überwinden, wie es der Raudfossar soeben geschmeidig am roten Hang tat. Für uns allerdings geht es auf losem Geröll steil nach oben. Jeder Schritt hinauf wird durch ein sanftes Zurückrutschen begleitet. Der so entwertete Wirkungsgrad lässt die Oberschenkel brennen und den Schweiß laufen. Halb entkleidet kommen wir oben an, atmen durch und schauen erleichtert zurück auf die uns nun zu Füßen liegende Landschaft. Wir folgen für etwa zwei Kilometer dem Flussverlauf. Dabei überspringen wir gelegentlich kleine Nebenflüsse, versinken knöcheltief im Sumpf und machen einen großen Bogen um einige Schafe. Wenn der Fluss abbiegt, biegen auch wir ab; wenn er unter einem Schneefeld verschwindet, hoffen wir auf baldiges Wiedersehen. So sind wir total aufgeregt als plötzlich die ersten Verfärbungen des Flussbettes auf das Quellgebiet hindeuten.


    Als hinter einer Kurve wie aus dem Nichts ein kleiner Wasserfall auftaucht, halten wir zum ersten Mal den Atem an.


    Wir nutzen dieses feine Stückchen Erde für ein Päuschen bevor wir den letzten kleinen Hügel hochkraxeln. Dahinter ist sie nun, die Krönung des Tages, die Quelle in Gestalt eines Auges. Bevor ich in Freudentränen ausbreche, überlege ich mir, wie man diese Schönheit überhaupt im Bilde festhalten kann. Mit Polfilter vor der Linse suche ich nach möglichst perfekter Draufsicht. Schnell wird mir klar, dass mit meinem Zwergenmaß kein Weiterkommen ist. Wir verzichten auf die Option des Huckepacks und verlängern unsere Arme mithilfe des Stativs. Immer wieder halten wir es hoch, lassen den Selbstauslöser für uns abdrücken und treffen irgendwann ins Schwarze-guteTeamarbeit.


    Nebenbei vergessen wir nicht, dass das wohl einer dieser unvergesslichen Momente im Leben ist und so inhalieren wir noch mal die Atmosphäre ein, bevor wir den einstündigen Rückweg zum Auto antreten. Dort angekommen stärken wir uns erstmal, um anschließend vielzuviel Energie dafür zu verschwenden, den doofen Filter vom Objektiv zu bekommen. Nach erfolgloser Operation wird sich der weiteren Tagesplanung gewidmet. Es ist früher Nachmittag und eigentlich zu früh zum Beinehochlegen. Es ist toll nicht zu müssen aber zu können. Dementsprechend fügen wir uns unserem Tatendrang und wählen ein neues Ziel aus. Hoch hinaus soll´s gehen-zum Hrafntinnusker. Kurz nach dem Abzweig von der F225 wird die Piste fortan rauer. Schon bald finden wir uns in Steigungen wieder, die dafür sorgen, dass unsere umgelegte Rückbank in ihre Ausgangslage schwingt. Tiefe Furchen tun sich auf und unser Jeep dürfte sich erstmals artgerecht behandelt fühlen.


    Wir kreuzen einige Flüsse und wissen schon bald nicht mehr, ob wir Himmel oder Hölle näher sind. Die Erde beginnt zu dampfen und zu spucken. Ein Hauch von Schwefel manifestiert, dass die Erde hier am Leben ist.


    Am Abzweig zu den "Eishöhlen" biegen wir rechts ab und sind am Ende der herausfordernden Sackgasse angekommen. Ein Ritterschlag für einen Mietwagen hier oben zu sein wo sich 4x4-Freaks, Expeditions-LKW und natürlich die Isländer gute Nacht sagen. Ein unheimlicher Ort empfängt uns mit wenig Kontrast zwischen tiefhängenden Wolken und dem weißgrauen Schneefeld. Warme Flüsse und blubbernde Töpfe sorgen für das Extra an Schaurigkeit. Wir tasten uns behutsam vor bis wir im Respektabstand vorm ausgehöhlten Schneefeld stehen.


    Neben Treibhauseffekt und Klimawandel zehrt hier die Energie der Erde am Schneehäubchen des Gipfels. Während Schnee und Eis durch die wärmende Unterstützung dahinschmelzen, lassen uns Temperaturen um den Gefrierpunkt schon bald abdampfen. Gute zwei Stunden später erreichen wir unser Hotel, was sich nach dem Hotelhopping der letzten Tage wie heimkommen anfühlt.

    Tag 6


    Während so mancher Islandveteran über unsere zurückliegende Flussdurchquerung nur müde lächeln mag, sind für uns die Eindrücke des Vortages noch so präsent, dass wir gespannt sind, was uns heute auf den Pisten erwartet. Folglich ist es unser Auto, das als Erstes vom Hof rollt. Bei Kaiserwetter geht es durch die verhältnismäßig üppige Vegetation Husafells auf die Straße 550. Grün wird zu Grau und der Langjökull ist hier fester im Blick denn je. In bewundernswerter Ödnis wird der Straßenzustand jedoch mehr und mehr zum Ärgernis. Zwar trübt die Erwartungshaltung nach einer SUV-Autobahn die Wahrnehmung, aber in Fakt werden wir durch die Waschbrettprofile an den Steigungen ständig unseres Schwungs beraubt. Doch schon bald ist Besserung in Sicht. Unverkennbar deuten Strommasten In der Ferne an, dass hier der Abzweig zur F338 sein muss. Die sogenannte Strommastenpiste zeigt sich umgehend von einem anderen Charakter. Schwarzer relativ fester Sand und schwungvolle Richtungswechsel sind nun eine Wohltat für den Steuermann. Obendrauf wird es landschaftlich nicht schlechter. Umgeben von Sand und erstarrter Lava, der Langjökull in seinem weißen Gewand links und der Schildvulkan Skjaldbreidur rechts, lassen die Stromleitung zu einer speziellen Requisite in einer naturprächtigen Kulisse verkommen. So geht es kurzweilig bis zur Abbiegung auf die F337 weiter. Kaum auf der neuen Straße teilt sich diese kommentarlos auf. Wir entscheiden uns für die westliche Variante und werden prompt belohnt. Weit verstreut liegen teils einfamilienhaus-große Brocken herum, die Mutter Natur anscheinend vom angrenzenden Berghang hat purzeln lassen.


    Ein gleichzeitig bizarres wie auch angsteinflößendes Bühnenbild. Als wir uns gerade wie auf einem anderen Planeten fühlen wollen, kommen zwei Lichter über den Berg, noch zwei und noch zwei usw…Es sind rund ein Dutzend VW Touareg der Volkswagen-Driving Experience. Individualtourismus für gut zahlende Hemdträger. Ich suche mir ein Plätzchen am Wegesrand und lasse die Kollegen vom Klassenfeindprimus vorbei. Nachdem mir der Fahrer des letzten SUVs signalisiert der letzte seiner Art zu sein, geht es in zunehmend wüstenartigem Gebiet weiter.



    Der Sand wird tiefer, der Weg endloser und am Horizont flimmern die ersten Fata Morganas. Unsere Augen entdecken einen Superjeep, der zwei Fahrräder hinter sich herzuziehen scheint. Mit jedem Meter, den wir näher kommen, trügt unsere Wahrnehmung weniger. Wieder werden wir Zeugen von besonderer Dienstleistung für Islandreisende. Während sich die zahlende Klientel per Fatbike durch den Sand strampelt, genießen zwei hippe Guides das Schweißtreiben im Rückspiegel. Mindestens so ungewöhnlich wie die Fortbewegungsart der Jungs ist ihr Ziel, welches auch unser nächster Anlaufpunkt ist. Wir befinden uns an der Bruararskord, dem Quellgebiet der Bruara, die flussabwärts mittlerweile zum beliebten Fotomotiv geworden ist.


    Selten treibt es Leute hierher, wo das glasklare Wasser der Bruara aus der Wand kommt, sich in tiefblauen Becken sammelt ehe es über mehrere Fallstufen Richtung Süden fließt. Das volle Spektrum des Naturschauspiels ist heute allerdings nur zu erahnen, denn auch hier hinterließ die Trockenheit ihre Spuren. Ein Weilchen folgen wir zu Fuß dem Fluss, bevor wir weiter Richtung Zivilisation rollen. Schon bald sind der Laugarvatn und die stark frequentierte Straße 37 zu erspähen. Ohne Popcorn aber am Trockenfisch knabbernd erleben wir bei langsamer Bergabfahrt das Landschaftskino von oben. Plötzlich stoppt ein Knacken die Freude am Ausblick. Das Poltern der letzten Kilometer und die Härte des Trockenfischs waren wohl zuviel für einen von Madame´s Zähnen. Es ist Freitagmittag, wir haben keinen Plan wo der nächste Zahnarzt ist und so bleibt ihr nichts anderes übrig als auch dies mit Bravur zu überleben. Nach kurzer Aufregung sind wir wieder in der Spur und nähern uns dem Bruarafoss. Wir parken vorm ersten Hinweisschild auf Privateigentum und laufen zehn Minuten durch Ferienhaussiedlung und Gestrüpp, um uns den Wasserfall mit zwei bis drei anderen zu teilen.


    Wir fotografieren eifrig und machen uns nun auf unseren Hunger zu stillen. Dazu steuern wir die Tomatenfarm Fridheimar an. Wir entscheiden uns für Tomatensuppenflatrate und einen sonnigen Platz auf der Terrasse. Jeweils zwei Teller später sind unsere zarten Körper satt und wir ziehen weiter, schließlich gibt es heute noch einige Highlights zu sehen. Nach kurzem Versorgungsstopp in Fludir erreichen wir nach knapp 50 Kilometern das Erste davon. Es ist der Hjalparfoss, dessen zwei Flussarme irgendwie idyllisch in ein gemeinsames Becken fallen.


    Zusammen mit einigen Anglern am Uferrand ergibt sich eine stimmungsvolle Szenerie, die zum Verweilen einlädt. Doch irgendwann müssen wir weiter, denn wir haben entschieden, uns das auf der Route liegende Biotop Gjain und den Haifoss nicht entgehen zu lassen. Dabei habe ich die Rechnung nicht mit der zeitverschlingenden Anfahrt gemacht. Nichtsdestotrotz vergessen wir die Zeit als wir im Biotop angekommen sind. Sofort fühlen wir uns wie auf einem Spielplatz für Naturbegeisterte und hüpfen umgeben von vielfältigsten Wasserfällen und saftigen Grün freudig von Stein zu Stein. Als wie aus dem Nichts eine Busladung von Heranwachsenden auftaucht und die Situation durch im-Schlüpper-durchs-Wasser-planschende-Kids eher in einen Kindergarten gewandelt wird, ergreifen wir die Flucht. Mit Blick auf die fortgeschrittene Tageszeit ist das nicht die schlechteste Entscheidung. Bei tief stehender Sonne holpern wir zum donnernden Haifoss.


    Trotz überwältigenden Fernblick und der Kraft des Wassers, knipsen wir ihn, geschafft vom Tag, einfach nur noch weg. Etwas unglücklich darüber, erhöhen sich jedoch just in diesem Moment die Chancen auf ein nächstjähriges Wiedersehen. Getrieben von dieser Einstellung lassen wir uns die letzten Kilometer ins Hotel Hrauneyjar treiben. Wir beziehen ein kleines aber feines Zimmer und beenden den langen Tag bei saftigen Burger und köstlichen Lachs.

    Tag 5


    Heute beginnt der zweite Abschnitt unseres diesjährigen Trips. Wir freuen uns auf Hochland, F-Straßen und Wasserdurchfahrten. Letztere gibt´s sogar als wir uns über die Straße 690 auf den Weg machen. Wohl auch deshalb begrüßt uns zu Beginn dieser herrlich einsamen Straße ein Hinweisschild mit einer 4x4-Empfehlung. Sie führt uns durch ein solch enges Tal, dass dieses trotz durch die Wolkendecke drückende Sonne im Schatten versinkt. Als wir wieder am Meer ankommen, ändern sich die Sichtverhältnisse schlagartig. Wolkenlos blauer Himmel und ein Fernblick bis zum Langjökull prägen nun das Bild. Der Gletscher könnte als Orientierung dienen, um unser heutiges Tagesziel in der Nähe Husafells zu erreichen. Etwas langsamer als gedacht kommen wir voran, geht es doch gelegentlich auf Schotter einige Höhenmeter rauf und runter. Wahrscheinlich deshalb gehen mir bei Auffahrt auf die Ringstraße für sechs Sekunden die Pferde durch und ich lasse den Jeep ungezügelt auf 90 km/h galoppieren. Nach den Erfahrungen der letzten Tage fühlen sich die 30 Kilometer nach Hvammstangi wie Autobahn an. Dort angekommen gehen wir unserer Lieblingsbeschäftigung nach. Nachdem wir in der Post einige schöne Postkarten bekommen, geht es in die Wollfabrik. Ohne jemals hier gewesen zu sein, kommen uns einige Motive vertraut vor. Dem Online-Versandhandel sei Dank trage ich doch nichtsahnend eine Mütze von hier, die mir Madame zum Geburtstag geschenkt hat. Die Dame an der Kasse ist erfreut darüber, konnte sie unser Getuschel doch sofort verstehen. Wir Plaudern etwas mit der netten Deutschen, die zugleich Chefin der Fabrik ist. Anschließend laufen wir durch die Produktionshalle, nicken und grüßen freundlich und verlassen den Laden natürlich nicht mit leeren Händen. Nun geht es zum Kolugljufur. Während auf der Ringstraße mehr Verkehr als auf der A71 herrscht, ist man hier 10 Kilometer abseits nahezu allein. Lediglich zwei selfie-schießende Grazien, die an der Fallkante der zahlreichen Rinnsale turnen, sind einfach nicht aus dem Bild zu bekommen.



    Nachdem wir sie uns einfach wegdenken, sind wir zufrieden und machen uns weiter südwärts.



    Es werden die letzten Menschen sein, die wir in den nächsten Stunden zu sehen bekommen. Denn genau hier steigen wir ein in die westlichen Ausläufer des Hochlands. Während uns Anfangs einige Schafsgatter etwas Abwechslung bieten, fahren wir fortan durch eine karge, schier endlose Landschaft. Ein Geduldsspiel bei teils ruppigen Untergrund. Von den zahlreichen Seen und Wasserdurchfahrten, die die Karte zu versprechen mochte, ist keine Spur. Es scheint als zollt die Gegend dem trockenen Sommer Tribut. Dennoch gibt es hin und wieder Lichtblicke. Etwas Wollgras hier, ein Schaaf da und der Langjökull in der Ferne sowieso.



    Und so treibt es den Punkt auf dem Navi langsam aber stetig voran bis wir auf die Ost-West-Verbindung zwischen F578 und F35 treffen. Zwar wird auch hier nicht höher als in den zweiten Gang geschalten, aber wir merken anhand der Spuren, dass die Verkehrsdichte hier höher ist. Und so dauert es nicht lange bis ein roter Punkt am Horizont auftaucht- ein Iveco Daily. Der mürrisch daherschauende Fahrer lässt uns freundlich vorbei. Wenig später erreichen wir den Rettarvatn, wo es durch eine unscheinbare Furt geht. Kaum länger war sie doch mindestens so tief wie eine randvolle Badewanne- ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Unmittelbar nach der Unterbodenwäsche entdecken wir ein Grassodenhaus am Wegesrand. Da wir unseren roten Verfolger noch nicht abschütteln konnten, wollen wir nicht als Hindernis auf dem einspurigen Track auffallen. Wir fahren ohne Stopp weiter und bereiten uns mental auf die nächste Prüfung vor- die Durchquerung der Nordlingafljot. Besonders Madame hat nun einige Kilometer Zeit sich mit dem 30 Meter breiten Fluss anzufreunden, der uns nicht mehr von der Seite weicht. Habe ich mir gelegentlich vorgestellt, wie es ist vorm ersten richtigen Fluss zu stehen, schleppt sie den Gedanken mindestens den ganzen Tag schon mit sich rum. Habe ich ihr immer gesagt, dass wir notfalls umdrehen, hat sie auch begriffen, dass es dann eine Nachtschicht gibt. Und so stehen wir nun da am Fluss.



    Ich steige aus, stelle meine meterfünfundsechzig auf einen großen Fels und nicke ihr, mir und dem Publikum auf der Gegenseite selbstsicher zu. Aufgeregt steige ich ein, lege alle Hebel um und fahre in störrischer Ruhe durch das Wässerchen. Obwohl es sich leicht tanzend bis leicht treibend anfühlt, fühle ich auf den ersten Metern, dass sie fühlt, dass ich fühle, dass wir es schaffen. Drüben angekommen lass ich mich vom einzigen Zuschauer feiern. Er lobt das geringe Tempo und zeigt mir genug Fotos um daraus ein Daumenkino zu machen. Er selber tut das, was ich auch am drittletzten Tag einer dreimonatigen Islandtour machen würde und dreht mit seinem Pickup-Camper um. Freundlicherweise lässt auch er uns den Vortritt, damit ich mich noch etwas austoben kann. Wir lassen die Höhlen rechts liegen, treffen den versteinerten Hraunakarl, verzichten auf alte Bekannte namens Hraunfossar und Barnafoss und checken im Hotel-A ein.



    Wir legen uns bei herrlichen Sonnenschein noch ein bisschen aufs Gras vorm Hotel um Postkarten zu schreiben und genießen bei tollem Blick in das Tal der Hvita ein leckeres Abendessen.

    Tag 4


    Beim reichhaltigen Frühstück gibt es schon das erste Highlight des Tages zu sehen. Draußen tollt der Golden Retriever, in seiner gewohnt entspannten Art mit einem kleinen Wollknäuel rum. Das flauschige Etwas ist der hofeigene Polarfuchs.


    Der Fuchs, die Hundis und das Ambiente sorgen für Wehmut beim Abschied. Um uns schnellstmöglich abzulenken, steuern wir das nahegelegene Saltverk an. Da es erst zehn Uhr ist, überraschen wir den einzig anwesenden Arbeiter. Leicht verkatert erklärt er uns bei hundert Prozent Luftfeuchtigkeit und unmenschlichen Temperaturen den Salzgewinnungsprozess mittels geothermaler Energie. Wir decken uns wie gewohnt mit Mitbringseln ein und machen uns zurück auf die Piste, wo wir erneut eine Begegnung mit einem Polarfuchs haben. Nachdem wir auf Meeresniveau den Isafjördur umfahren, überqueren wir die Hochebene, um an der Ostseite der Westfjorde zu landen. Hier wartet ein kleiner Wasserfall, der etwas versteckt in einen schmalen Canyon stürzt. Die Suche nach einer frontalen Perspektive erweckt dabei den Ehrgeiz in uns und wir fühlen uns genötigt den Fluss oberhalb des Wasserfalls akrobatisch zu überqueren. Nichtsdestotrotz blieb die Ausbeute fürs Fotobuch mäßig und so ging es weiter Richtung Nordurfjördur.


    Mehrere verlassene Fischfabriken, ein Cafe´ und die schöne Küstenstraße treiben unsere Motivation in die längste Sackgasse unseres Urlaubs zu fahren. Da wir gegebenermaßen nun gelernt haben, dass Cafés zu Saisonende nicht gerade auf uns warten, erfreuen wir uns einfach an der Schönheit jedes gefahrenen Kilometers. Der Weg ist das Ziel und das Wetter gibt sein Übriges. Abwechselnd Sonne, Regen und Regenbögen, sorgen für die besondere Stimmung an Bord. Wir schlängeln uns an Treibholz gesäumten Stränden vorbei. Die Gedanken schweifen bis gelegentlich entgegenkommende Autos, wie Geister hinter engen Kehren und "Blindheads" auftauchend, die Konzentration hochhalten. Nachdem ich hunderte Male von meiner Co-Pilotin ermahnt werde meine „auf`s-Meer-guck-Krankheit“ abzustellen, taucht plötzlich Medizin für meine geschundene Seele auf. Es ist eine Gruppe von ?Entenwalen?, die plötzlich vor Djupavik schwimmt.


    Ein Szenario, wovon ich tausende Küstenkilometer lang geträumt habe, ist Wirklichkeit geworden. Das Schiffswrack und die Fischfabrik sind nur noch Nebendarsteller im Reykjarfjördur und so wundert es nicht, dass wir leicht hypnotisiert durch den 5-Häuser-Ort rollen, ohne das Kulturprogramm in Anspruch zu nehmen. Kaum sind wir raus aus dem Ballungsraum wartet schon die nächste Begegnung mit der isländischen Säugetierwelt auf uns. Eine Robbe/Seehund sonnt sich auf einem Fels vor der Küste und ist dabei mindestens genauso an uns interessiert wie wir an ihr. Nachdem wir das fotogene Tier abgelichtet haben, knurrt nun der Magen schon bedenklich. Also steuern wir das Kaffi Nordurfjördur an, welches..Naja wir verlagern uns weiter nordwärts und ernähren uns von unseren Vorräten auf dem Parkplatz über dem Krossneslaug. Die raue See und das verträumte Schwimmbad am Strand bieten eine schmackhafte Kulisse. Gesundheitlich leicht angeschlagen, verzichten wir bei Regenschauern auf ein Verdauungsschwimmchen und ziehen irgendwann weiter in den Ingolfsfjördur. Hier haben wir eine verlassene Fischfabrik nur für uns. Naja fast, kaum ausgestiegen kommt es wieder zu einer tierischen Begegnung, welche diesmal nicht von friedlicher Natur ist. Lautstark beschwert sich ein Schaaf über unsere Anwesenheit. Es gibt uns sofort zu verstehen, dass es hier Heimspiel hat. Auf Schritt und Tritt verfolgt es uns, immer määckernd. Als es antritt wie ein jamaikanischer Sprinter und Kollisionskurs nimmt, ist auch bei mir die Gelassenheit vorbei. Ich zerre uns vom Weg, suche mir in Gedanken Werkzeug zur Verteidigung und bin heilfroh als es im Galopp an uns vorbei, bis wahrscheinlich ans Ende der Welt, rennt. Um runterzukommen stecken wir unseren Kopf erstmal in einen der alten Fischtanks und erfreuen uns an sonstigen Zeugen des Verfalls. Wir verlassen den historischen Spielplatz und machen es, wie man es am Ende einer Sackgasse eben macht und fahren den gleichen Weg wieder zurück. Trotzdem nicht gelangweilt kommen wir nach zwei Stunden in Holmavik an. Gerade noch rechtzeitig um die Dame vom Souvenirshop vom Feierabend abzuhalten. Ihre Geduld wird belohnt, indem unser Koffer mit weiteren Krimskrams gefüllt wird. Einmal fleißig beim Geldausgeben holen wir nun die mittags ausgefallene warme Mahlzeit nach und gehen ins Kaffi Riis. So wahr ich es nicht noch mal tun würde, bestelle ich ein Walsteak. Es schmeckt, könnte nicht lecker genug sein, um wichtiger als der Artenschutz zu sein. In Hoffnung, dass es nicht jeder der Millionen Touristen probieren möchte wie ich, sei mir verziehen. Vor der Abfahrt befreien wir unseren Jeep von der Lackierung der Westfjorde, tanken wie jeden Tag randvoll und fahren auf bestem Geläuf über die Straße 605 in unsere bekannte Cottage am Gilsfjördur, wo der dauerhaft geheizte Hot-Pot schon auf uns wartet.


    Darin liegend resümieren wir die zurückliegenden Tage in den Westfjorden: Sind die Entfernungen zwischen den einschlägigen Attraktionen aus den Reiseführern zwar groß, so sind die Westfjorde als Ganzes das Highlight. Durch ihre Schönheit gehen Distanzen vergessen, wenn doch so ein Tag nur länger als 24 Stunden wäre. Von Anfang an wohlwissend was auf uns zukommt die Westfjorde in 3 Tagen zu umrunden, ist der Plan erfreulicher Weise aufgegangen. Sicher könnte man das Tagespensum halbieren, sich in weiteren einsamen Fjorden verlieren, Museen besuchen, mehr Wandern oder sich einfach in natürlichen Hot Pots entschleunigen, aber wer sagt denn, dass wir nicht wieder kommen :)

    Tag 3


    In dieser Nacht sorgte ein magisches grünes Licht am Himmel für temporäre Schlaflosigkeit, die man gerne in Kauf nimmt. Es waren die angekündigten Nordlichter zu sehen. Am Vorabend mit Faktor 5 von 9 auf der Vorhersageskala malten wir uns bei wolkenlosen Himmel Chancen aus dieses Phänomen zu bestaunen. Also stellten wir den Wecker spontan auf Mitternacht. Geklingelt-geguckt- nichts-Wecker auf um eins gestellt-wieder nichts. Da aller guten Dinge bekanntlich 3 sind, flüstere ich um 2 Uhr mit mindestens 80 Dezibel: „Schatz, Schatz Nordlichter!“. Während der Himmel tanzt und glüht, schwinge ich mich in die volle Montur, schnappe das vorbereitete Fotozeugs und mache mich nach draußen. Madame bleibt in der Komfortzone und genießt am Fenster. Zunächst sind die Lichter fern im Süden, dann direkt über mir. Ich mache ein Foto nach dem anderen. Mal 8 Sekunden, mal 15 Sekunden Belichtungszeit, jedesmal eine Ewigkeit bis zum nächsten Schuss. Ich versuche mich zu konzentrieren und hoffe, dass ich alles richtig mache, denn schließlich bin ich Anfänger.


    Nicht wissend ob es später gut aussieht, schließe ich irgendwann den Objektivdeckel und speichere zur Sicherheit noch minutenlang die Eindrücke, die sich durch meine zwei Linsen auf meine Festplatte brennen. Klein fühle ich mich in diesem Moment, erdrückt vom Schauspiel, was sich mir bietet. Gegen drei Uhr verabschiede ich mich vom Tanz und gehe zurück aufs Zimmer. Etwas verschlafen öffnen wir morgens die Augen. Die Ereignisse der letzten Nacht lassen Realität und Traum verschwimmen. Wahrscheinlich deshalb sitzen wir etwas sprachlos beim Frühstück, schlemmen uns durch die Vielfalt und fahren Richtung Dynjandi los. Sofort merkte man, dass heute der Tag-der-überquerten-Pässe werden sollte. Sind wir erstmal mit ausreichend Schwung oben angekommen, bietet sich uns bei der Abfahrt meist ein traumhafter Blick in den nächsten Fjord. Besonders einprägend ist dabei die Überfahrt in den breiten Arnarffjördur mit seinen zahlreichen Verästelungen. Nach einigen Kilometern am Meer entlang, geht es über die hochgelegene Dynjandisheidi zum wohl namensgebenden Wasserfall. Es ist der Wasserfall, der wohl eher den dafür ideal geformten Fels runter läuft als fällt. Ganz weich und unten breiter als oben. Ob mit ein paar kleineren Wasserfällen im Vordergrund oder alleine, ist er ein Traummotiv und so beschließen wir ausnahmsweise das Stativ aufzubauen. Gerade ausgestiegen beginnen wir trotz eisigem Wind sofort eifrig nach dem besten Bildausschnitt zu suchen.


    Stück für Stück kraxeln wir die Natursteintreppe hinauf und wiederholen das Spielchen. Verschiedenste Blickwinkel und Einstellungen haben uns vergessen lassen, dass die Fingerkuppen kurz vorm erfrieren sind.


    Irgendwann kehren wir um. Der Wind der uns zuvor den Berg hochgedrückt hat, sorgt nun mit seinen starken Böen dafür, dass der Abstieg leicht wackelig verläuft. Ich nehme mir noch die Zeit einer Dame den Gefallen zu tun, sie mit ihrem Smartphone vorm Wasserfall abzulichten. Das Ergebnis lässt mich daran zweifeln, wofür wir die ganze Mühe getrieben haben, wenn´s auch mit so einem Ding in „schön“ geht. Während wir am Auto sind, kommt ein Reisebus und mehrere Superjeeps an-Zeit zum losfahren in weitaus einsamere Gegenden. Eine besonders verlassene Region ist der Abschnitt zwischen Hrafnseyri und Pingeyri, wenn man die Straße 622 fährt. Die Fotos und Geschichten, die ich bei der Recherche abspeicherte, versprachen kein Kinderspiel für diesen Abschnitt. Von „keine Ausweichmöglichkeit bei Gegenverkehr“ bis „ nur bei Ebbe fahrbar“ reichten die Aussagen. Da diese Voraussetzung erfüllt war, machen wir uns rauf auf die Piste, die uns mit zwei Furten/ Fützen begrüßt. Vorbei an einzelnen Höfen, die durchaus auch bewohnt waren, kommen wir zu einer oft erwähnten Schlüsselstelle. Zwar ist der Kiesel unter unseren Rädern kindskopfgroß aber die isländische Straßenmeisterei hat hier gute Dienste geleistet. Als wir gerade über das zu durchfahrende Felsentor staunen wollen, mache ich eine Vollbremsung, sichere das Auto und springe mit Kamera unauffällig aus dem Auto. Schnell hat auch meine Frau mitbekommen, was ich gesehen habe. Zwischen den Felsen am Meeresrand hüpft ein Polarfuchs mit einem Snack im Maul rum. Ich schieße den kleinen mit meiner Kamera ab ehe er die Flucht ohne Beute ergreift.


    Mit schlechten Gewissen setzen wir die Weiterfahrt fort und hoffen, dass er das tote Federviech wiedergefunden hat. Im weiteren Verlauf begegnen wir einigen Entgegenkommern ohne dabei ins Schwitzen zu kommen. Auch die Steilhänge links zum Meer und recht zum Berg verursachen keine Platzängste und so kommen wir mit ruhigem Puls in Pingeyri an. Dieser steigt jedoch beim Gedanken an das fürs Mittagessen vorgemerkte Café an. In freudiger Erwartung betreten wir einen proppevollen Laden. Etwas hilflos, nach Orientierung ringend, stehen wir einige Minuten im Eingangsbereich ehe uns 4 nichtssagende Kellner zu verstehen geben, dass hier heute kein Platz für uns ist. Das lassen wir uns nicht zweimal „sagen“, ergeben uns der Busladung und ziehen ab. Dann eine Schnappsidee: „lass uns zum Kvennaskard-Pass hochfahren und schauen, ob Wetter und Zeit es zulassen den höchsten Berg der Westfjorde, den Kaldbakur, zu besteigen.“ Kriechgang bei der Hochfahrt und tiefhängende Wolken sorgen dafür, dass wir am Pass angekommen lediglich ein Schnittchen essen, bevor wir uns wieder talabwärts begeben. Der Plan, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, kostet uns entscheidende Minuten um in Isafjördur vor Ladenschluss beherzt shoppen zu gehen. Die Hälfte der Geschäfte ist nach 17 Uhr nur noch geöffnet, die Ausbeute ist trotzdem maximal. Auf den letzten 130 Kilometern zu unserer Unterkunft in Heydalur werden wir kontinuierlich schneller. Getrieben von einer inneren Unruhe haben wir das Gefühl zu irgendwas zu spät zu kommen. Es ist wohl eine Scheinhektik, die ansteckend ist. Als wir den Schlüssel zu unserem vorgebuchten Zimmer selbstverständlich ausgehändigt bekommen, fallen vorallem Steine von den weiblichen Schultern neben mir ab. Vorm Schlafengehen gehen wir mit einem der Hofhunde spazieren und ziehen ein paar Bahnen im Gewächshaus.

    Tag 2


    Extrem früh werden wir wach. Geschafft wie wir noch am Vorabend waren, hätten wir uns das nicht träumen lassen. Es muss wohl der Tatendrang sein, der uns vor dem Weckerklingeln aus den Federn treibt. Das Frühstück fällt spartanischer aus als am Vortag- schließlich sind wir heute Selbstversorger :) . Und so dauert es nicht lange bis wir unsere Unterkunft verlassen. Kein Abschied für immer. Denn auf dem Rückweg aus den Westfjorden werden wir hier nochmals in der Nähe des Gilsfjördur einkehren. Kaum auf der Piste halten wir auch schon wieder an und fotografieren die Schären-artigen Inseln vor der Küste. Nach etwa 50 flachen Kilometern merken wir, dass wir am Beginn der Westfjorde angekommen sind. Zum ersten Mal wechselt der Untergrund von schön asphaltiert zu gut geschottert, es geht steil bergauf und wir werden mit einem unvergesslichen Ausblick über die Fjorde begrüßt. Bei strahlend blauem Himmel können wir sogar bis zum schneebedeckten Snaefellsjökull gucken. Hundert Kilometer Fernblick, die die Gedanken schweifen lassen. Weiter geht es rauf und runter. Fast einsam sind wir, wenn da nicht dieser Kia mit zwei jungen Männern wäre, denen wir immer wieder begegnen. Abwechselnd überholen wir uns-je nachdem wer gerade fotostoppt . Schließlich hat das Treiben ein Ende. Wir sind an der Hellulaug angekommen. Schon als wir die 5 Autos auf dem Parkplatz sehen, beschließen wir nur mal zu gucken. Schüchtern schauen wir um die Ecke und erspähen den schönen, natürlich proppevollen, Pool am Meer. Mit Blick auf die Tageszeit hält sich die Enttäuschung in Grenzen. Hier hilft wohl nur ganz frühes oder spätes Erscheinen- „Aber bitte nicht campen“. Davon abgesehen treibt uns das weitere Tagesprogramm an. Zum Raudasandur und nach Latrabjarg wollen wir es schließlich noch schaffen. Um ersteren zu erreichen, biegen wir kurz hinter dem Schiffswrack im Patreksfjödur nach links auf die Straße 614 ab. Anfangs im Stile eines Ralleyfahrers fahrbar, gibt sie sich zum Ende hin doch sehr schmal, steil und mit engen Kerben bestückt, die vorallem hoch auch mal nach dem ersten Gang verlangen. Hin und wieder lohnen Blick voraus und in den Rückspiegel, um einen Schnappschuss des roten Strands von oben zu erhaschen. Unten angekommen fahren wir nun doch schon leicht hungrig in Richtung des Cafés, was es hier geben soll. Wir finden das Haus mit seiner prächtigen Südterrasse-natürlich verschlossen. Das Saisonglück scheint nicht mit uns zu sein. „Na und“ denken wir und stärken uns mit Panzerkeksen, Zwieback und Cola für die Wanderung zum Strand. Aber wo ist dieser überhaupt? Von oben noch farbenprächtig strahlend, sehen wir nun nur Weideland. Zum Glück erspähen wir darauf kleine Wesen, die sich wie eine Ameisenarmee auf uns zu bewegen. Wir laufen einfach los. Einer nach dem anderen kommt an uns vorbei und weist uns mit seiner Präsenz den Weg. Jetzt wissen wir auch wem die Autos vor dem Café zuzuordnen sind. Wir wurden also nicht ausgegrenzt, haben aber trotzdem das Gefühl, dass wir kommen und alle gehen..mmh. Nach gut eineinhalb Kilometern haben wir endlich Sand unter den Füßen. Sofort stürzt sich Madame mit Makroeinstellung bewaffnet auf die zahlreichen großen Muscheln. Ich treibe sie weiter durch mal festen, mal weichen Sand. Dank Ebbe kommen wir bis zum Meer und staunen über die endlose Weite in alle Richtungen.


    Auf dem Rückweg übernehme ich die Orientierung und bringe uns zeitnah zum Auto. Schnell noch einem Russen erklärt, dass man trotz Zeitdruck nicht bis an den Strand fahren kann und dann machen wir uns selbst wieder den Berg rauf. Zurück an der 612 setzen wir unsere Reise nach links fort. Zunehmend wird die Straße schlechter. Höchste Konzentration erfordert das Umfahren der Schlaglöcher. Gefühlt einem ausgewichen, fährt man in zwei andere rein. Dazu ein bisschen Disziplin langsamer zu fahren schont also Halswirbelsäule und Querlenker. Wir kommen vorbei an schrottplatzähnelnden Siedlungen und karibisch anmutenden Stränden. Der Verkehr nimmt zu. Kurz hinter Breidavik biegen wir auf einen schmalen Weg ab, während der ein oder andere SUV weiter geradeaus Richtung Leuchtturm fährt. Keine Irrfahrt sondern voll nach Plan, hab ich doch vorher gut recherchiert wie man an die höchsten Abschnitte der Steilküste herankommt. Nach 5 Kilometer rumpeliger Fahrt, 300 Meter Fußweg und 2 Meter Kriechgang liegen wir hunderte Meter über dem Meer. Kaum den Mut nach unten zu schauen haben wir. Und so gehen wir lieber einige Meter zurück und gucken die Küstenlinie entlang-traumhaft trotz steifer Brise.




    Zurück an der Mainroad eine folgenschwere Entscheidung. Wir fahren nicht nach links und können nicht von uns behaupten am westlichen Punkt Europas gewesen zu sein. Bleibt wohl nur der Trost die Lundis nicht verpasst zu haben, die gewöhnlich um diese Jahreszeit zum Futtern auf dem Meer sind. Jedes Schlagloch kennend, gestalte ich den Rückweg noch schneller, komme aber an den Kleinwagen hunderte Meter vor mir nicht ran-der arme Mietwagen. Schnell noch einen Stopp am schon erwähnten Schiffswrack, dessen Bauch teils neugestrichen, teils stark verwittert anmutet. Nachdem das schöne Stillleben digital festgehalten wurde sind wir ruck zuck in Patreksfjördur, wo wir ein schönes Zimmer einer isländischen Hotelkette beziehen. Nach tollem Essen im Café Stukuhusid machen wir die letzten Schritte für heute bei einem kleinen Spaziergang durch den charmanten Ort.

    Tag 1



    Es war so wie erwartet-gegen acht klingelt der Wecker. Nun stürzen wir uns auf den gut gefüllten Kühlschrank. Alles was der Magen begehrt hat Guðný aufgefahren-von der Wurst/Käseplatte über Skyr bis hin zum Obstsalat-einfach toll. Gut gestärkt steuern wir unser erstes Tagesziel an- einen Supermarkt. Es war wie immer in einem anderen Land- man bleibt ewig vorm Süßkramregal hängen. Nicht vorzustellen, was gewesen wäre wenn wir nicht gut gesättigt gewesen wären. Jedenfalls war der Einkauf nicht günstig :) Nun geht’s aber wirklich zum ersten Highlight des Tages-dem knapp 200 Meter hohen Wasserfall Glymur. Am Parkplatz angekommen dann das erste „OH“ des Urlaubs…Parkplatzprobleme wie in manch deutscher Innenstadt. Die Navigationshilfe lassen wir getrost in der Hosentasche und folgen unseren Artgenossen. Wir sind ja alle nur Touristen, nur zum Glück verschieden. Der eine in Flip-Flops und weißer Leggins, der andere mit guter Sohle und wetterfest. :) Nach etwas mehr als einem Kilometer durch relativ öde kniehohe Buschlandschaft beginnt der Wanderweg abwechslungsreich zu werden. Erst durch eine kleine Höhle, dann später ein Balanceakt über eine Baumstammbrücke.

    Trittsicherheit ist hier auf jeden Fall willkommen, genauso wie an manchem Steilstück hinauf zum Wasserfall.

    Wäre nicht der ein oder andere Menschen-Stau an diesen Passagen entstanden, würde ich mich dazu hinreißen lassen, diese Wanderung als durchaus anstrengend zu bezeichnen. :) Obwohl oder gerade weil man relativ schnell Blickkontakt auf die ersten Fallstufen des Wasserfalls hat, läuft man gefühlt ewig bis man letztendlich oben ist. Zwischendurch nutzen wir eine der natürlichen Aussichtsplattformen um Rast zu machen, Kraft zu sammeln und einfach die schöne Landschaft zu genießen. Wir werfen noch einen lohnenswerten Blick zurück Richtung Walfjord und erfreuen uns am schönen Wetter.

    Die Sonne scheint und es ist ausreichend warm um ins Schwitzen zu kommen. Nach etwa 2 Stunden sind wir stolz oben zu sein, denn schließlich sind wir eher Gelegenheitswanderer. Nie würden wir einfach nur wandern um zu wandern, wir brauchen ein Ziel, einen Wasserfall, etwas Schönes, etwas Besonderes.


    Und so wandern wir in Island eben gerne .:) Am besten im Rundkurs, nicht den gleichen Weg zweimal. Bei dieser Einstellung bietet es sich regelrecht an den Fluss oberhalb des Wasserfalls zu durchwaten. Etwa hundert mal so breit wie tief ist der Fluss. Zu tief für die meisten Wanderschuhe und so suchen ganze Menschentrauben flussaufwärts und wieder abwärts laufend eine Möglichkeit trockenen Fußes den Fluss zu queren-außer wir. Bestens vorbereitet ziehen wir unsere 10-Euro Badeschuhe an und hängen alle ab. Den ersten Kälteschock steckt selbst meine Madame weg und läuft tapfer an meiner Hand bis zum anderen Ufer. Drüben angekommen sind wir uns einig, dass es gar nicht so kalt gewesen ist und dass die Füße gefühlt Meter für Meter wärmer wurden. Eine Erfahrung die im späteren Urlaub noch widerlegt werden wird…Den Abstieg zum Parkplatz zurück verbringen wir gut zur Hälfte in immer dichter werdenden Büschen. Viele Wege führen ja bekanntlich ans Ziel. Unserer ist mit Sicherheit einer der umständlicheren. Am Auto angekommen freuen wir uns nun darauf ein schnuckliges Café in Hvanneyri anzusteuern. Nach kurzer Suche im beschaulichen Ort stellen wir fest, dass sich die Belohnung für unsere Wanderung schon im vorwinterlichen Schlaf befindet. Wir verlieren keine Zeit und fahren nach Borganes, wo wir uns bei Snacks, Kuchen und Tee Motivation für die letzten 100 Kilometer Autofahrt bis zu unserer Cottage holen. Bei einem gepflegten Leichtbier klingt der Tag mit schöner Fernsicht im Hot Pot aus.

    Prolog/Anreise:



    Endlich ist es soweit, der 27.08.2016, die Reise ins Abenteuer beginnt. Nach Ringstraßentour 2014 soll es nun durch die Westfjorde und ins Hochland gehen. Länger als 1 Jahr ist es her seitdem ich alles gebucht hatte. Sicher ist sicher, dachte ich mir. Ungläubig fragten mich einige Unterkünfte bei der Buchung, ob ich mich im Jahr vertan hätte. Nein-„ next year please, 2016“. Eine Mischung aus unendlicher Wartezeit und nützlicher Vorbereitungszeit prägten meine Gefühlslage der letzten Monate. Nicht weniger aufgeregt war meine Herzdame, die natürlich dabei war.


    Es musste ja so kommen: ein mieser Sommer, aber 35°C am Abreisetag. Dennoch wohlklimatisiert kommen wir in Berlin an. Wie gewohnt geben wir das Auto bei einem der-ich sag mal- „Parkplatzdienstleister“ ab, horchen freudig ein wenig Berliner Mundart und steigen ohne besondere Vorkommnisse in den Flieger. Die obligatorische Sprengstoffkontrolle an meinem Gürtel und Kameratasche sind kaum diesen Satz wert-Standard! Ebenso unauffällig wie das Ergebnis der Kontrolle verliefen Start, Flug und Ladung. Erst bei der Abholung unseres Mietwagens wurde es wieder spannend. Den Shuttlebus zum Mietwagenareal haben wir gefunden und quetschen uns mit Koffer auf dem Schoß gefühlt zu zweit auf einen Sitz. Wahrscheinlich deshalb sind wir eine Station zu früh ausgestiegen und laufen im Stockefinstern die letzten 100 Meter durch die Mietwagenparkplätze.
    Zwei hochmotivierte Mitarbeiter empfangen uns Ironie--Smiley , klären die letzten Formalitäten und händigen uns die Schlüssel aus. Mit Kopflampe ausgestattet inspiziere ich die Dreimeterfünfzig des Jeeps auf und ab. Alles so wie es sein soll-jedenfalls außen. Innen erwartet uns ein Warnlämpchen, was mich als Motorenentwickler kurz zucken lässt. Nach Rücksprache mit dem leicht schläfrigen Mitarbeiter wohl Standard wenn der Ölwechsel nicht in der Vertragswerkstatt stattfindet. Ich vertraue ihm und mache einen kleinen Leistungscheck auf dem Weg zur Unterkunft. Alle Pferdchen da und zur Not würden sie uns bestimmt aus der Pampa abholen-oder der ADAC. :help: Nach etwa 10 Minuten sind wir an unserer Ferienwohnung angekommen. Es ist etwa 2 Uhr nachts. Obwohl wir uns für diese Zeit angekündigt haben, ist uns etwas mulmig, ob die Tür der Vermieterin denn wirklich auf geht. Kurz geklopft und siehe da- eine herzlich grinsende Dame empfängt uns in bestem Englisch. Wir sollen uns keine Sorgen machen-spätes Schlafen, spätes Aufstehen, das sei ihr Tagesrythmus. Dementsprechend verabschieden wir uns schon mal, denn wir wissen, dass das bequeme Bett uns nicht allzu lange halten kann-schließlich sind wir im Urlaub. :nummer1:


    Das Jahr ist ja noch lange wie wäre es mit beidem?


    Aber erst mal ein herzliches Willkommen!!!!


    Nicht nur das Jahr ist noch lang, sondern auch so ein Tag.
    Und deshalb will ich euch heute noch meinen Weg in die Sucht verraten.


    Es fing ausgerechnet im Urlaub auf einer anderen Insel an. Mallorca-mal wieder ein
    All-inclusive-Urlaub. Wie schon die Jahre zuvor. Mal mit mehr Aktivität, mal
    mit mehr Alkohol. Eines war immer gleich. Spätestens ab Mitte des Urlaubs
    denkst du wieder an den Alltag. Oder an den nächsten Urlaub. Und so hörte ich
    von der Nachbarliege: „Wollen wir mal nach Island?“ Da ich mit meiner Dame
    überall hingehe, nickte ich sofort. Kaum zuhause kauften wir einen Reiseführer
    und schnell stand unsere Entscheidung fest einmal ringsrum zu fahren. In
    Eigenregie buchten wir Flüge, Auto und Unterkünfte und warteten 8 Monate bis es
    soweit war. Fasziniert von Anfang an, zog uns die Natur spätestens beim Anblick
    des Dettifoss in Bann. Einer der Momente, die sich regelrecht einbrannten, als
    wir allein an dessen Ostseite standen. Als wir am Abreisetag an der 13.Furt
    nach Thorsmörk mit unserem Dacia Duster (den wir als Golf gebucht haben)
    scheiterten, stand fest, dass wir zurückkommen werden. Und so war es und wird
    es immer wieder sein.
    Morgen fang ich dann aber wirklich mit dem Reisebericht an...

    Hallo Islandforum,



    laut meinem Registrierungsdatum bin ich seit mehr als einem
    Jahr nun schon einer von euch. Heimlich, still und leise lese ich (glaube noch
    viel länger) mit, sauge Informationen auf, freue mich über jeden Reisebericht
    und verliere mich in schönen Bildern. Nun, kurz nach meiner zweiten
    Islandreise, habe ich beschlossen aktiver im Forum mitzumachen, um die
    bevorstehende dunkle Jahreszeit und das Warten auf den nächsten Islandtrip
    besser zu überstehen. Damit man mich besser einordnen kann nun aber ein paar
    Worte zu mir: Anders als mein Nickname erwarten lässt, heiße ich Stefan. Ich
    erblickte vor 31 Jahren das Licht der Welt. Nimmt man an, dass Hobbys die
    Aktivitäten sind, die einem viel Spaß machen und einen Großteil der
    Freizeitgestaltung einnehmen, so muss ich wohl (neben dem obligatorischen
    Männerhobby Fußball ) die Planung von Islandreisen in dieser Kategorie
    erwähnen. Ich könnte jetzt noch in der Vergangenheit wühlen und euch erklären wie
    die Infektion ihren Lauf nahm, möchte aber die Energie in meinen Fingerspitzen
    lieber in einen Reisebereicht der diesjährigen Reise stecken. Ihr hört von mir… bisbald GoIceland

    Oh das ging schnell, vielen Dank!


    sah bei Google Earth auch so aus als könnte es sehr viel Geröll geben, da die Strecke nahezu komplett im Flussbett verläuft. Knackpunkt könnte auch der Wasserstand der Heiðargilsá sein. So sieht es jedenfalls von oben aus.

    Hallo zusammen,


    seit einiger Zeit verfolge ich das Forum als interessierter Mitleser und konnte auch schon viele Informationen für meine Reiseplanung für August 2016 aufnehmen. Vielen Dank allen Mitgliedern die ihr Wissen und ihre Erfahrungen so fleißig teilen.


    Nun muss ich allerdings auch mal aktiv werden, da ich außer diesem Thread keine Informationen über die Strecke zwischen Þakgil und Heidarvatn (Straße 2208) finde. Ich würde diesen Abschnitt gerne als Rückweg aus Þakgil mit einem Jeep Wrangler fahren. Kann jemand von euch über den Zustand der Strecke berichten? Ist das Befahren überhaupt erlaubt oder ist es eine Art Privatweg?


    Beste Grüße


    Stefan islandwinke