Evakuierungen nach Schlammlawinen in Seyðisfjörður
Nachdem gestern nachmittag in Seyðisfjörður eine Schlammlawine auf Wohngebäude niedergegangen war, hat die Polizei den Krisenzustand für die Stadt im Osten des Landes ausgerufen und 120 Personen aus ihren Wohnhäusern evakuiert. Niemand wurde beim Lawinenabgang verletzt.
In der vergangenen Woche hatte es im Osten und Südosten lange und ergiebig geregnet. Auf ein paar Tage Regenpause gingen die Niederschläge dann gestern weiter, und auch bis zum Wochenende sieht die Wettervorhersage nichts anderes als Regen. Durch die Bodenerweichung waren Schlammlawinen die Hänge heruntergerutscht, sie erreichten mehrere Häuser und setzten andere unter Wasser. Der Sachschaden wird als gering eingeschätzt, doch aus Sicherheitsgründen sind 120 Personen aus etwa 50 Häusern und Gebäuden in vier Strassen evakuiert worden, um zu verhindern, dass Personen zu Schaden kommen. Bislang ist noch unklar, wann die Leute in ihre Häuser zurückkehren können.
Das Rote Kreuz hat ein Auffanglager eröffnet, wo betroffene Einwohner ein warmes Abendessen erhielten. Übernachten musste niemand dort, weil alle ein Nachtlager bei Verwandten oder Freunden fanden. Erwähnenswert ist, dass es zur Zeit im Osten des Landes keinen COVID-19 Fall gibt. Seit dem 1. Dezember hatte sich niemand mehr in Quarantäne begeben müssen.
Die letzte Lawine war gestern Abend gegen 22 Uhr abgegangen. In der Nacht hatte der Regen nachgelassen, und bis zum Morgen waren nach Angaben der Polizei keine weiteren Lawinen festgestellt worden.
Einwohner, die persönliche Gegenstände aus ihren Häusern benötigen, können diese mit Geleitschutz des örtlichen Rettungsteams holen. Niemand sollte sich alleine in die Gefahrenzone begeben.
Das Unternehmen Austurland Food Coop, welches frisches Gemüse und Obst importiert und im Coop-Stil nach Vorbestellung ausliefert, meldete gestern Lieferverzögerungen durch die Schlammlawinen. Geschäftsführer Jonathan Moto Bisagni sagte dem Magazin Austurfrétt gestern, dass seine Familie von der Evakuierung betroffen sei. Sie hätten einen Übernachtungsplatz und lobten den Zusammenhalt der Gemeinde Seyðisfjörður. “Jeder in der Stadt war bereit zu helfen, und ein paar Leute nahmen Kontakt zu uns auf, um sicherzugehen, dass wir einen Platz für die Nacht haben.”
Für den gesamten Osten des Landes gilt die Ungewissheitsstufe, überall besteht Gefahr durch Schlammlawineen, weil das Erdreich im unteren Bereich der Berghänge mit Wasser gesättigt ist. Auch in Eskifjörður und im Fáskrúðsfjörður sind Schlammlawinen abgegangen.
Keine Neujahrsfeuer in Reykjavík
In diesem Jahr wird es in Reykjavík COVID-bedingt keine traditionellen Neujahrsfeuer am Silvesterabend geben. Das haben die Gemeindeverwaltungen der Hauptstadt am vergangenen Freitag beschlossen.
Die Neujahrsfeuer in Island blicken auf eine lange Tradition bis in das 18. Jahrhundert zurück. Im frühen 19. Jahrhundert hatten sie sich in wüste Gelage mit teilweise schwerem Alkoholmissbrauch verwandelt.
Heute sind die Feuer eher Familienveranstaltungen, wo man sich vor Mitternacht trifft und gemeinsam das alte Jahr hinwegbrennt. Man singt Neujahrslieder, zündet Feuerwerk und brennt Wunderlichter ab. Dem Volksglauben nach ist die Neujahrsnacht eine magische Nacht, wo Elfen und andere Wesen unterwegs sind, wo Seehunde ihre Haut abwerfen und wo die Tiere im Stall zum Menschen sprechen.
Im Hauptstadtgebiet werden in der Neujahresnacht für gewöhnlich an 17 Orten Feuer entzündet.
Auch wenn viele der Ansicht sind, dass gerade das Jahr 2020 genügend Gründe liefert, um ein ordentliches Feuer abzubrennen, hatten sich Vertreter der Gemeinden am letzten Freitag getroffen und entschieden, die geplanten Feuer in Reykjavík, Garðarbær, Kópavogur, Hafnarfjörður, Seltjarnarnes und Mosfellsbær in diesem Jahr abzusagen. Getroffen wurde die Entscheidung im Lichte der geltenden Seuchenschutzregeln und Personenzahlbegrenzungen. Man fand es wichtig, dass gerade die Gemeinden mit gutem Vorbild vorangehen, weil die Neujahrsfeuer stets gut besucht waren.