Kurzbericht: Rekordschnee, wir waren dabei!

  • Hallo zusammen,
    wir hatten das Glück, den Rekordschnee von 51 cm in und um Reykjavik in der Nacht vom 25. auf den 26.02.2017 im Rahmen unseres Zwischenstops auf dem Weg von Toronto nach Frankfurt mitzuerleben. Glück, weil das eigentlich genau unsere Hoffnung war, nachdem wir im Juni/Juli auf Island waren, wollten wir wenigstens mal kurz die Chance nutzen, die Insel im Winter zu sehen. Gern auch mit Schnee. Ok, es ist ein bisschen ausgeartet mit dem Schnee, aber lest selbst.
    Der Bericht ist Teil des Reiseberichtes Auf der Suche nach dem Winter - Ein Drama in drei Akten., der sich auf meinem Blog befindet und ebenfalls gern gelesen werden kann. Eigentlich war mein Traum, die Niagarafälle im Winter zu sehen, aber es kam halt alles ganz anders. Also, hier der Island- Teil (Akt 3 des Dramas):

  • 25.02.2017
    Akt 3: Island - endlich Winter


    Nach etwa drei Stunden erstaunlich tiefem Schlaf wache ich gegen 7 Uhr isländischer Ortszeit auf und sehe zuerst einmal noch ein paar Polarlichter aus dem Flugzeugfenster,
    deren Anblick ich einfach noch ein wenig genieße, bis wir in den
    Landeanflug auf Keflavik übergehen und man mir immerhin einen Orangensaft, einen Kaffe und ein Minicroissant reicht. Wir erleben Keflavik nun endlich mal nicht bei Nieselregen, sondern bei starkem Wind, leichtem Schneefall und gefühlt saumäßiger Kälte. Genau das wollten wir ja schon die ganze Woche. Wir holen unseren Mietwagen ab und treiben (da wir gelesen haben, dass Budget bei der Rücknahme extrem pingelig sei) die Mitarbeiter ein wenig zur Verzweiflung, indem wir JEDEN Kratzer auf dem Auto kartieren und per Foto dokumentieren. Am Ende finden wir etwa dreimal so viele Kratzer
    wie im ursprünglichen Übergabeprotokoll stehen. Vermutlich ist das der
    Grund, wieso die Kanadier direkt bei Übernahme sagen, bitte markieren Sie nur Beulen, die größer als ein Golfball sind.


    Wir haben uns - wie auch im Sommer - für ein Mittelklasse SUV mit Allrad und Spikes entschieden. Die Frau muss ja immer für alles gerüstet sein. Diesmal ist es ein Nissan Qaschqai, fährt sich auch gut. Wir witzeln noch, dass wir bei dem bisschen Schnee keine Spikes gebraucht hätten, aber sicher ist sicher, man muss ja bekanntlich auf Island wettertechnisch mit allem rechnen.

    Jetzt müssen wir uns erstmal ein paar Stunden wachhalten, bis wir gegen 15 Uhr in unser Hotel einchecken können. Macht ja auch Sinn in Hinblick auf das Jetlag, auch wenn wir damit bei nur fünf bis sechs Stunden eher wenig Probleme haben bisher. Die Nacht war halt einfach ziemlich kurz, aber vorhanden. Wir wollen zunächst zum Perlan, dem Warmwasserspeicher von Reykjavik, der gleicheitig auch als Aussichtspunkt dient. Irgendwie ist dieser im Sommer spurlos an uns vorübergegangen. Auf dem Weg zum Perlan machen wir noch einen kurzen Abstecher zur blauen Lagune, nicht zum Baden, dazu ist sie uns einfach zu teuer und zu überlaufen, aber die außen liegenden Wasserbecken sollen auch so in der Lavalandschaft sehr schön anzuschauen zu sein. Außerdem ist es dort tierisch kalt und windig, was uns erstmal gut wach hält (und meine Finger beim Fotografieren fast zum abfrieren bringt). Schön ist es jedenfalls:







    Nachdem die Finger halbwegs aufgetaut sind, fahren wir weiter zum
    Perlan. Aufgrund der offenbar doch vorhandenen Müdigkeit habe ich wohl
    im wahrsten Sinne des Wortes verpennt, ein Foto des Bauwerks von außen
    zu machen. Nunja, die Aussicht war jedenfalls toll, insbesondere Licht
    und Wolken haben tolle Wirkung. Außerdem kann ich mich hier wenigstens
    über die Aussicht mit ein wenig Schnee freuen.


    Blick nach Reykjavik


    Hallgrímskirkja

  • Langsam ist es Mittagszeit und insbesondere mein Magen beschwert sich

    über das fehlende Abendessen und winzige Frühstück. Auch der unterwegs
    besorgte Kaffe mit Schokoriegel schaffte nur bedingt Abhilfe. Also auf
    nach Reykjavik und etwas zum Mittagessen gesucht. Ich will natürlich
    Kabeljau, mein Mann nur was kleines, das vereinfacht die Suche nicht
    unbeingt aber irgendwann werden wir in der Nähe des Hafens fündig.
    Unterwegs noch ein paar Ecken von Reykjavik fotografiert, wo wir im
    Sommer nicht unterwegs waren, alles zwischen Hafen und Fußgängerzone:







    Das Wetter wechselt wie man sieht zwischen kalt, windig, sehr windig
    (zum Glück haben wir den Sturm gestern verpasst), traumhafter Sonne und
    leichtem Schneegestöber. Egal, es ist Winter, ich freue mich und
    dokumentiere den leichten Schneefall im Selbstversuch auf dem Weg zum
    Auto:

    Aufgrund der dicken Augen und der fortgeschrittenen Uhrzeit (es ist
    inzwischen immerhin etwa 14 Uhr), fahren wir gemütlich los Richtung Mosfellsbær,
    wo wir uns für 2 Nächte im Hotel Laxnes einquartiert haben. Dort werden
    wir freundlich empfangen, können unser Auto direkt vor dem Zimmer
    abstellen und legen uns erstmal bis zum Abend eine Runde hin. Vorher
    dokumentiere ich allerdings noch die (wie ich zu diesem Zeitpunkt und
    nach der Erfahrung in Kanada glaube) extrem winterliche Aussicht aus dem
    Zimmerfenster:

    Abends genehmigen wir noch bei Subway um die Ecke etwas zu essen
    und freuen uns über den inzwischen recht konstanten Schneefall. Noch ein
    schnell hocherfreutes Winterfoto, wer weiss, wie lange das weisse Zeug
    liegen bleibt:

    Danach fallen wir wieder ins Bett. Gegen vier Uhr wache ich mal kurz
    auf, schaue aus dem Fenster und denke mir im Halbschlaf "Oh, wir
    schneien ein." Bevor ich mich wieder umdrehe, und weiter schlafe...

  • 26.02.2017
    Akt 3: Island - endlich Winter
    Gegen 9 Uhr wachen wir auf und schauen aus dem Fenster ... wow ... es hat geschneit. Und wie!
    Man einnere sich, gestern sah es vor unserem Fenster noch so aus, und ich habe mich riesig über ein bisschen Schnee gefreut:

    Heute sieht es SO aus:


    Gut, ich bin ja flexibel, freue ich mich eben heute riesig über viel
    Schnee. Sehr viel Schnee. SO hab ich mir Winter vorgestellt.
    Währenddessen schaut mein Mann zur Haustür raus und verkündet, man habe
    wohl über Nacht unser Auto durch einen Schneehaufen ersetzt. Hmja, so
    muss es wohl gewesen sein...

    Ok, darum kümmern wir uns später, erstmal schnell zum Frühstück, so
    lange es noch etwas gibt, es ist schon nach halb zehn. Danach kann man
    immernoch anfangen, das Auto auszugraben, man kommt bei 50 cm Neuschnee
    ja sowieso erstmal nirgendwo hin. Aber hey, ich wollte ja WINTER! Nach
    dem Frühstück ein paar schöne Winterbilder gemacht, auf denen man die
    Schneemenge schonmal ganz gut erkennen kann. Man weiss ja nicht, wie
    weit wir heute noch kommen.



    Frisch gestärkt und hochmotiviert machen wir uns daran, unser Auto
    auszugraben. Momentan kann man eh nichts anderes machen, geräumt sind
    gerade mal die Hauptstraßen, auch das Laufen im 50 cm hohen Schnee ist
    wahnsinnig anstrengend. Aber wenn wir es jetzt erledigen, können wir
    nachher, wenn geräumt ist, direkt los oder zumindest zu Fuß etwas Nettes
    unternehmen. Also, auf gehts, ich befreie das Auto vom Schnee, während
    mein Mann selbigen um das Auto herum wegschaufelt und so einen Pfad um
    das Auto freilegt. Nach etwa anderthalb Stunden Arbeit haben wir es
    geschafft:

    Wir wagen uns auf eine kleine Expedition bis zur Strasse und stellen
    fest, dass inzwischen auch die Fußwege begehbar sind, auch wenn man
    weiterhin keine Chance hat, das Auto vom Parkplatz zu bekommen. Dieser
    soll aber bis zum Nachmittag geräumt sein.

    Also machen wir uns zu Fuß auf den Weg und genießen die Winterlandschaft eben auf einer 5 km langen Runde durch Mosfellsbær. Schließllich können wir jetzt, wo wir den Wintertraum endlich gefunden haben, unmöglich nur im Hotel sitzen.







    Auf dem Rückweg besorgen wir uns im Supermarkt um die Ecke ein
    paar Sandwiches, eine Zimtschnecke und einen Doughnut, schliesslich muss
    man bei Schnee und Kälte ja bei Kräften bleiben. Währenddessen fährt
    ein kleiner Schneepflug vor und räumt endlich unsere Parkplatzeinfahrt.
    Nach der Konsultation von www.road.is | The Icelandic Road and Coastal Administration stellen wir fest, dass die Strasse bis
    Þingvellir
    inzwischen geräumt und befahrbar ist. Also beschließen wir spontan,
    dorthin zu fahren.

  • Trotz der geräumten Straßen sind wir inzwischen froh über den
    Allrad mit Spikes, es begegnen uns wenige andere Autos, und manche davon
    stecken auf verschneiten Parkplätzen fest. Dennoch ist die Fahrt
    wunderschön, das Auto fährt dank Spikes auch auf den Schnee- und
    Eisresten auf der Fahrbahn sicher und stabil. So macht Fahren im Schnee
    Spaß, den Genuss lasse ich mir nicht entgehen, mein Mann macht derweil
    Fotos der Winterlandschaft vom Beifahrersitz:




    Sicher in Þingvellir angekommen, genießen wir kurz die Aussicht von unten und die Winterlandschaft ...




    ... und nehmen als erstes den Weg nach oben zum Öxarárfoss,
    endlich ein Wasserfall im Winter! Zwischenzeitlich fällt mir auf, dass
    ich natürlich weder Stativ, noch ND-Filter mitgenommen habe, aber es
    sieht auch so winterlich und kitschig genug aus.








    Wir wandern den Weg wieder hinab und genießen die Aussicht und die
    Tatsache, dass deutlich weniger los ist im Sommer. Man muss sich
    nirgends großartig anstrengen, um Fotos ohne Menschen zu machen. Schön!






    In der Ferne sieht man es dampfen, wie es sich für Island gehört:

    Wir nehmen den Weg weiter nach oben zum Aussichtspunkt:


    Und bewundern schon vorher die Sicht auf die verschneite Ebene mit den halb gefrorenen Wasserläufen:






    Die Weg durch die Schlucht ist fast menschenleer:




    Wir begeben uns zum ersten Aussichtspunkt und genießen den Blick über
    die Ebene mit Gewässer und Þingvallakirkja. Auch hier, traumhaft wenig
    los im Vergleich zum Sommer. Und Schnee. Überall. Traumhaft!





  • Weiter gehen wir nicht nach oben, es wird uns doch etwas zu steil, da
    der Weg ziemlich vereist ist und wir leider feststellen mussten, dass
    die Spikes meines Mannes nicht über seine Wanderschuhe passen. Außerdem
    ist es inzwischen schon später Nachmittag und man muss ja nicht auch
    noch unbedingt im Dunkeln bei diesen Wetter- und Straßenverhältnissen
    zurückfahren. Aber auch der Rückweg bietet noch einige schöne Ausblicke:



    Eiszapfen :)



    Wir fahren zurück und die tiefstehende Sonne sorgt noch einmal für
    einige tolle Lichteffekte und Bilder, natürlich wieder von meinem Mann
    vom Beifahrersitz gemacht. Wahnsinn, wie unterschiedlich die Licht- und
    Straßenverhältnisse doch sind. Aber der Nissan liegt bombenfest mit
    seinen Spikes auf der Straße. Inzwischen sind wir SEHR froh, uns für
    wirklich ALLE Fälle gerüstet zu haben, sonst hätten wir diese tollen
    Ausblicke bei wunderbarstem Winterwetter verpasst. Ohne Spikes und
    Allrad hätten wir uns vermutlich nicht bis nach Þingvellir raus
    gewagt, zumal die Straßenverhältnisse weiterhin als schwierig angegeben
    waren. Man sah auch wirklich fast nur wintertaugliche Autos.





    Leichte Schneewehen bei tiefstehender Sonne, sah in Wirklichkeit noch viel toller aus.






    So macht man es nicht: Selbst bei diesen Straßenverhältnissen gibt es
    noch Leute, die meinen, mitten auf der Straße einen Fotostop einlegen zu
    müssen:


    Zurück im Hotel machen wir uns ein wenig frisch und ich fotografiere noch das wunderschöne Abendlicht vom Fenster aus:




    Danach begeben wir uns in vermutlich das einzige Restaurant im Ort, das
    zwar sättigt, aber keine wirklich überragende Küche bietet. Wir gehen
    früh ins Bett, da um drei Uhr schon wieder der Wecker zum Heimflug
    klingelt. Egal, ich hatte Winter!


    (Nach unserer Heimkehr erfahren wir, dass es sich bei diesem
    Wintereinbruch um einen Rekordschneefall in der Region um Reykjavik
    handelte, 51 cm, die nur von 55 cm im Januar 1937 überboten wurden.
    Quelle: BBC News)

  • Herrliche Fotos - vielen Dank, so haben wir auch ein bisschen was von diesem herrlichen Wintertag abbekommen! Ein bisschen neidisch war ich aber schon: ihr habt auf einem mini-Zwischenstop gleich Nordlichter UND Winterwunderland erlebt! Was ein riesen Glück: zur rechten Zeit am rechten Ort. Ich bin am 21.02. nach Hause geflogen und habe auch während meines fünften Island-Urlaubes weder Nordlichter noch Schnee gesehen. Bei uns sah es am 18.02. noch so aus:



    Da war eher Frühlingsstimmung...

    06/2010, 08/2012, 07/2015, 03/2016, 02/2017, 04/2018, 06/2018, 07/2020, 07/2021

  • Danke für den schönen Bericht und die tollen Bilder.
    Reykjavik liebe ich, weil es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Vielleicht finden wir das Schiff ja im Mai

    Grüße aus dem schönsten Bundesland Schleswig-Holstein

    Island Mai 2016 und dann immer wieder

  • Danke für die schönen Bilder und den Bericht!!!!!!!!! Das weckt bei mir soooooooo schöne Erinnerungen. DANKE!!!! Ich will weg hier,pfeiff auf den Frühling.Das nennt man Islandfieber. dankeschoen1





  • Auch wir haben den Schnee erlebt. Wir übernachteten im Hotel Kriunes. Leider ging es vom Parkplatz bergauf so das wir fremde Hilfe brauchen.