Heute mal zwei Tage, dafür ist der eine wetterbedingt etwas weniger berichtenswert gewesen.
Sonntag, 26.6.
Nach einem wunderbaren Frühstück mit viel Selbstgemachtem im Frühstücksraum mit tollem Blick auf den Patreksfjörður verließen wir den gleichnamigen Ort, um Rauðasandur zu besuchen, wo ich bislang noch nie hingekommen war.
Nun ja, es regnete, die Wolken waren so auf 50m Höhe, dementsprechend war weder die Fahrt besonders toll, noch der Strand. Für kurze Photostopps an der Kirche (und dem Wrack auf dem Weg) hat es doch gereicht, aber dann ging die Fahrt retour und über die 63 Richtung Dynjandi.
Es hat sich auf jeden Fall gezeigt, dass der vorabendliche Besuch in Látrabjarg günstig war - heute wäre es dort nicht besonders angenehm gewesen (von der Fahrt ganz abgesehen).
Apropos Fahrt: mein letzter Trip in die Westfjorde war 1994, bei gigantisch gutem Wetter. Die notwendigen Fahrzeiten haben sich da
über die Jahre wohl etwas bei mir verklärt. Und wie gesagt: heute war die Sicht meist wenig, manchmal gar nicht.
Der Dynjandi ist aber natürlich immer noch wunderschön, ist mittlerweile auch zu einem deutlichen Besuchsmagnet avanciert.
Bei ziemlichem Regen ging es an der Wasserfallkaskade hoch, gar nicht so einfach, die Linse von den allgegenwärtigen Wassertropfen zu schützen.
Dreckskarre
Nach diesem Highlight ging es auf der 60 nach Süden und dann ab Flókalundur gen Osten - immer noch mit Minimalsicht und Regen und alles doch deutlich weiter, als ich in Erinnerung hatte. Wie gesagt: bei toller Sicht wäre das bestimmt besser erträglich gewesen, aber so hat das einfach nur geschlaucht. Meine Co-Pilotin war mittlerweile auch auf dem Beifahrersitz eingepooft.
Unser heutiges Etappenziel war ein Bauernhof im Flókadalur, einen Zwischenstopp hatte ich für die Rjómabúið Erpsstaðir geplant, wo es ein Eis für uns gab – naja, da hatte ich mir mehr erhofft.
In Bifröst gab‘s einen Hotdog als Abendbrot, der Spaziergang über die Grábrók-Krater wurde wegen des immer noch anhaltenden Regens gecancelt.
Pünktlich zur Ankunft an der Unterkunft hörte der Regen auf - und es gab Anlass zur Hoffnung, dass dies auch am nächsten Tag anhalten könnte.
Montag, 27.6.
Der erste Blick nach dem Augen öffnen galt dem Himmel: trocken, aber immer noch ziemlich bewölkt. Allerdings nur noch eine hohe Wolkendecke, sehr schön!
Schnell gefrühstückt und los, denn auch heute hatte der Reiseleiter ein straffes Programm vorgesehen.
Zunächst Mal ging es zu den Hraunfossar – das Kind musste sanft überredet werden, das Auto zu verlassen, denn es nieselte schon wieder, war aber begeistert: „Das hatte ich jetzt nicht erwartet!“.
Eine große Busladung Rentner, die völlig rücksichtslos durch die Gegend preschten und sich beschwerten, dass das Klo 100 ISK kostet (dass dafür aber zum Beispiel die Wasserfälle umsonst sind, das sieht dieses Volk ja nicht) ließ uns schnell flüchten.
Über die Kaldidalur ging es nach Süden, das Wetter wurde besser, wenn gleich ich mir für diesen Abschnitt doch bitte stahlblauen Himmel (meinetwegen mit ein paar Schäfchenwolken) gewünscht hatte. Nun denn.
In Þingvellir war wie zu erwarten war der Teufel los. Nachdem wir – letztlich erfolgreich – mit dem Parkscheinautomat gekämpft hatten ging es zum Öxarárfoss und dann über den Lögberg in Richtung Kirche.
Das Kind war heute reichlich bocklos, die Mücken machten sie kirre, also vereinbarten wir, dass ich das Auto hole und sie wartet. Nun ja, ich lief die Straße zurück – nicht ahnend, dass diese erstmal einen ordentlichen Bogen macht, so dass sich der Weg doch ordentlich in die Länge zog. Bei bestem Wetter übrigens! Fast zu warm
Schnell nach Laugarvatn gedüst, um dort zu tanken, einzukaufen und auch noch Hot Dog und Softeis zu verspeisen, ehe es zum Geysir ging.
Auch dort natürlich Tourimassen, aber auch Mia fand es cool! Ein paar Ausbrüche des Strokkur und einen ausführlichen Besuch von Geysir und Konsorten später ging es – immer noch bei schönstem isländischem Sommerwetter zum nächsten obligatorischen Halt, dem Gullfoss.
Der Gullfoss bleibt einer meiner absoluten Lieblingsspots, egal wieviel Gewusel da ist. Besonders geachtet habe ich dieses Jahr auf die Ostseite, wo ich letzten Oktober das erste Mal war, dort war diesmal Niemand. Auf der Westseite Hunderte.
Die weitere Tour führte uns nun über die Kjölur, die Hochlandstrecke, mit der ich die meisten Verbindungen habe.
1991 das erste Mal mit dem Bus durchquert, beim Stopp in Kerlingarfjöll nichts gesehen (Nebel, Regen), 1994 mit meinem alten Golf 1 soweit es ging (die erste Minifurt war am Fuß des Bláfell, nicht tief aber mit großen Steinen), dann per Mountain Bike weiter, hoch zum Kerlingarfjöll (bei Nebel und Regen) und dann nach Hveravellir, am nächsten Tag zurück. 2007 mit dem 4x4-Camper versucht zum Kerlingarfjöll zu kommen, aber nicht über die Furt getraut, dafür dann in Hveravellir übernachtet.
So und nun also zum dritten Mal die nunmehr komplett verrohrte Piste hoch zum Kerlingarfjöll, es nieselte ein wenig, aber wenigstens für den kommenden Tag war gutes Wetter prognostiziert.
In Ásgarður angekommen erstmal über den riesigen Neubau gewundert, der dort neben der alten Hütte entsteht. Spätestens in der kommenden Saison werden da wohl noch deutlich mehr Leute Unterschlupf finden.
Mia und ich hatten erneut eine halbe Hütte gebucht, wobei aber die zweite Hälfte unbewohnt blieb.
Heute spielte (und siegte) Island gegen England – und ich war im Hochland ohne Fernseher. Fehlplanung... Per SMS bekam ich einen Torticker und konnte wenigstens guten Gewissens ein Siegbier auf strákarnir okkar (unsere Jungs) trinken.
Was anderes: was mir heute mehrfach massiv aufgefallen ist (wir waren heute ja vorrangig in Gebieten unterwegs, die ich auf allen meinen Touren besucht habe, so dass mir hier die Veränderungen besonders auffielen): wie grün, nein, bunt, Island plötzlich ist! Diese Lupinenmeere, die gab es 2007 noch nicht – ich habe extra noch mal meine Mutter gefragt, die damals mit war.
Schon in der Umgebung von Reykjavík war mir dies aufgefallen, dann in den Westfjorden. In Þingvellir waren vor allem gelbe und violette Blumen und saftigstes grün! Bäume, die auch wir Mitteleuropäer ohne zu schmunzeln Bäume nennen können, sind plötzlich gewachsen! Beim Geysir: Lupinen! Beim Gullfoss: die Ostseite ein blau-violettes Lupinenmeer. Wahnsinn!
Ich habe mit mehreren Einheimischen über die Lupinen gesprochen. Zwar haben alle darauf hingewiesen, dass sich die Dinger ausbreiten, wie Unkraut und eigentlich nicht nach Island gehören. Aber, so what, that‘s evolution, baby! Und ein scheinbar wirksames Mittel gegen die Erosion, der man über Jahrzehnte nicht wirklich Herr wurde. Und hübsch finde ich die Dinger außerdem!