Beiträge von tadi


    Wunderschön...ich schwelge in Erinnerungen... thx1


    Wahnsinn, das Bild Eisberge mit Sonnenuntergang würde ich mir gerne ins Wohnzimmer hängen das ist einfach Mega!!!!!!!!!!!!!
    Ich hab doch glatt eine Gänsehaut bekommen beim lesen und bei deinen tollen Bildern.
    thx1 thx1 thx1

    Danke!
    Und ich gebe zu, es hat mich auch wieder dazu gebracht, die Erinnerung an diese gefühlvollen Momente mit einer vergossenen Träne zu würdigen. Und es tat sehr gut. thx1


    Grüße
    Tadi

    Ich habe auch die letzten beiden Stunden damit verbracht etwas darüber im Internet zu googeln... Leider habe ich die Links jetzt nicht einzeln abgespeichert, aber mit "gugel dir einen" nach "11 jähriger Sonnenzyklus" findet man Vieles (vermutlich auch sehr viel zweifelhaftes).


    Aber irgendwie waren sich alle relativ einig, dass aktuell die Sonnenaktivität vergleichsweise niedrig ist. Da in den letzten Tagen hier im Forum tagesaktuelle Polarlichtbilder "gepostet" wurden, schließe ich, dass in den nördlichen Breiten (etwa Polarkreis und nördlicher) auch bei schwacher Sonnenaktivität Nordlichter sichtbar sind. Das würde bedeuten, dass auch in den nächsten Monaten oder Jahren Polarlichter zu sehen sein werden, allerdings die Wahrscheinlichkeit einer Sichtung niedriger sein könnte.


    Grüße
    Tadi

    Hallo


    Ende Februar kannst Du ein normales Auto(mit guten Winterreifen, manche empfehlen auch Spikes) mieten. Ein 4x4 ist nicht notwendig. Auch mit einem normalen zweirad getriebenen Fahrzeug, darf man Schotterstraßen befahren, wenn sie nicht explizit als für 4x4 (es gibt entsprechende Schilder) oder mit einem F vor der Straßen-Nummer bezeichnet sind.


    Sehr viel Infos über Autofahrregeln in Island habe ich von der Seite road.is schon vor der Reise kennen gelernt. Man sollte diese Seite etwas durchstöbern. In weitergehenden Links dort werden auch aktuelle Straßenzustände veröffentlicht, die auch wenn man selbst in Island ist, sehr hilfreich sind.


    Grüße
    Tadi

    Dieser Beitrag befindet sich auch in meinem Reiseblog. Dort gibt es mehr Fotos als hier verlinkt. Der Text ist jedoch weitestgehend der selbe wie hier.


    Tag 7: 2. September 2016


    Überwältigung (Als die Gefühle Achterbahn fuhren)


    Wir waren platt. Die Aurora der letzten Nacht war überwältigend und der Morgen entsprechend verkatert obwohl kein Tropfen Alkohol im Spiel war. Frühstücken, zusammen räumen und los geht’s. Aber nicht mit unserem Benzinschluckspecht sondern fußbetrieben mal wieder Wandern. Wir sind ja erst gestern Abend im Skaftafell angekommen. Es steht noch die örtliche Besichtigung auf dem Reiseplan. Also geht es bergauf zum Haupt-Touri-Magnet in der Kategorie Wasserfall: dem Svartifoss.


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    Umrandet von schwarzen Basaltsäulen fällt im Spätsommer ein eher zartes Bächlein in einen von Touristen gesäumten Talkessel. Langes Warten ist für ambitionierte Fotografen angesagt, bis sich Absperrungen ignorierende selbst-ablichtende Schnepfen aus dem Bildbereich entfernt haben. In der Zwischenzeit verbringt man dann halt die Zeit damit, auch die hexagonalen Basaltsteine zu verewigen, die überall zwischen den Büschen herausragen. Für sich allein betrachtet ist der Svartifoss eine Perle, aber die (touristischen) Umstände verhinderten heute das Aufkommen eines erwarteten Island Momentes.


    Dafür ist der Rückweg zum Campingplatz wegen der Ausweitung der Blicke plötzlich interessant. Der Skaftafell ist von mit dem Eis des Vatnajökull bedeckten und leider in den Wolken steckenden Gipfeln umsäumt. Unten ist die gewaltige Weite des Skeiðarásandur zu sehen, durch die die Skeiðará mäandert. In der Ferne führt die Ringstraße 1 über eine lange Brücke.


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    Wir verlassen Skaftafell auf der Ringstraße 1 in Richtung Osten und biegen nur wenige hundert Meter weiter auf einen breiten aber gnadenlos mit Schlaglöchern verseuchten Abstecher zum Svínafellsjölull ein. Vor Ort dringen wir auf einem immer schlechter werdendem Pfad ins Gletschertal vor. Der Weg wird immer steiler und unbefestigter. Wir kehren um. Jedenfalls haben wir die erste isländische Gletscherlagune der Reise zu Gesicht bekommen. Im beige-milchigen Wasser schwimmen verschmutzte Eisbrocken. „So what?“ empfinden wir und gehen mit einem „iss so“ Eindruck von dannen.


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    Wir fahren weiter und kehren bei einer der nächsten Tankstellen im angeschlossenen Burger-Restaurant ein. Die Hamburger stellen sich – entgegen unserer Erwartung – als sehr liebevoll gemacht und super lecker heraus. Aus der ebenfalls vorhandenen Lebensmittelabteilung in der Tankstelle, nehmen wir aus Neugier zwei Becher Skyr mit, die erst mal im Camperkühlschrank verstaut werden.


    Wegen der schon wieder einmal etwas zu sehr fortgeschrittenen Tageszeit verzichte ich auf die Besichtigung des angeblich als Noch-Geheimtipp gehandelten Fjallsárlón. Als sich die Anzahl der Parkplatzabzweigungen entlang der Ringstraße häufen, erspähen wir hinter den Sanddünen weiße Eisspitzen. Trotzdem fahre ich weiter und überquere schon fast in Trance, ob der schon erspähten Anblicke, die einspurige Brücke über die Jökulsá. Das erfordert unheimliche Konzentration, den jeder scheint von der Einmaligkeit der sich hier öffnenden Landschaft in Bann gezogen zu sein. Wir parken auf dem Hauptparkplatz mit direktem Blick auf einen Eisberg. Wir stürzen aus dem Auto. Keine Fotoausrüstung, nichts nehmen wir mit. Ich denke zum Glück noch daran unsere „Ramme“ abzuschließen und stolpere am See entlang. Es ist surreal, es ist einmalig, es ist grandios. Ich habe nicht mit der emotionalen Wirkung dieses Ortes gerechnet und es treibt mir Tränen in die Augen. Aus diesem Grund zum ersten mal in meinem Leben.


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    Nur langsam legt sich dieses überwältigende Gefühl und ich beginne wieder die Menschen um mich wahrzunehmen und bemerke, dass die meisten am fotografieren sind. Also die Ausrüstung aus dem Auto holen und versuchen die Magie es Ortes einzufangen. Die Formen-Vielfalt des Eises ist verwirrend. Die Phantasie malt Eiszebras und Eisschwäne auf die Lagune. Langzeitbelichtungen, welche die Reflexionen auf dem Wasser besser sichtbar machen, sind schwierig, weil alles durch Wind und Strömungen in Bewegung ist und dauernd neue Szenerien generiert.


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    Durch den kürzesten Fluss Islands fließt das Wasser wegen der Flut in die Lagune und drückt das bereits davon getriebene Eis zurück gegen die viel größeren Eisblöcke. Die Strömung erzeugt eine Rotation und die lange Belichtung durch einen Graufilter macht die Dynamik des Eismahlwerks sichtbar.


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    Es ist ein faszinierender Anblick, man kommst aus dem Staunen über die Surrealität der Landschaft nicht heraus und die Gefühlswallungen halten an. Die Zeit schreitet voran und somit nähert sich auch die Sonne dem Horizont.


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    Es reicht nicht alle möglichen Farbtöne zwischen weiß, blau, türkis und graugrün in der Lagune zu haben. Der Himmel möchte dringend komplementäre Farben liefern und die dünne Wolkenschicht bietet der hinter dem Gletscher untergehenden Sonne die passende Leinwand. Zunächst werden nur ein paar Wolkenunterseiten orange ausgeleuchtet. Doch dann erglüht der Himmel über der Lagune in allen Farben zwischen gelb und dunkel rot.


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    Die Farbenpracht reflektiert sich im Wasser zwischen dem Eis und bringt die transparenten Eisblöcke zum leuchten und meine Gefühle zum kochen. Nie zuvor in meinem Leben stand ich gleich mehrmals mit Glückstränen in den Augen in einer bewundernswerten Landschaft. Diese gigantischen Emotionen hat bisher kein anderes Reiseziel in mir auslösen können. Island ich verfalle dir.


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    Wir stehen andächtig an der Lagune und genießen das Naturschauspiel bis die Dunkelheit überhand nimmt. Eigentlich wollen wir früh ins Bett, denn das hoffentlich nächste Highlight könnte der Sonnenaufgang am schwarzen Atlantikstrand nahe der Mündung der Jökulsá sein.


    Grüße
    Tadi

    Dieser Beitrag befindet sich auch in meinem Reiseblog. Dort gibt es mehr Fotos als hier verlinkt. Der Text ist jedoch weitestgehend der selbe wie hier.


    Kapitel 2:

    Wasser, Licht und Farbe
    (Farben von monochrom bis grell und Wasser in allen Aggregatzuständen)


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    Die ersten 6 Reisetage waren eine Wucht. Das geniale Wetter in Landmannalaugar und die einmalige Landschaft hat einen sehr hohen Standard gesetzt. Insgesamt ist das Wetter bisher sehr gut gewesen. Einzig der Nachmittag am 4 Tag, als es wieder zurück an die Südküste (Vík) ging, war etwas enttäuschend. Obwohl das Wetter am Laki-Tag nicht das war, was man sich üblicherweise wünscht, hat die Wetterabwechslung entscheidend zu dem positiven Tageseindruck beigetragen.


    Die Temperaturen waren immer sehr angenehm und auch die Nächte nicht zu kalt. Bei positiven Nachttemperaturen (um 10°C) war es angenehm die Nordlichter zu fotografieren. Ich denke da an die Nächte mit -20°C und darunter, die ich extra zum Nordlichter fotografieren in Tromsø bzw. Nordfinnland verbracht habe.


    Auch die Reiseplanung hat sich als stabil heraus gestellt. In der Vorbereitung war es mir noch unklar, wie es ist, mit einem Camper Fahrzeug unterwegs zu sein. Wenn man bedenkt, dass ich noch nie auf Wegen, wie den F-Straßen Islands unterwegs war, haben diese ersten Tage des Urlaubs uns auch viele neue Erfahrungen sammeln lassen. Das trägt auch zu dem positiven Eindruck bei, den man von Island allgemein gewinnt. Es lohnt sich ganz praktisch, in diesem Land unterwegs zu sein.


    Ein paar geplante Tagesziele haben wir aber doch auslassen müssen. Das ist für uns O.K. gewesen, denn am Ende soll ja eine Insel-Rundfahrt mit Hochlandabstechern heraus kommen. Daher war es mir wichtiger die geplanten Übernachtungsorte zu erreichen, als alle auf dem Weg befindlichen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Das ist jetzt vermeintlich ein Widerspruch zur Verwendung eines Campers, der mehr Flexibilität zulassen würde. Aber es hätte auch Unwägbarkeiten geben können und dann wäre eine Reise mit vor gebuchten Übernachtungsorten sofort in sich zusammen gefallen. Wir haben mit dem Laki-Tag auch eine lohnende Abweichung vom Reiseplan zugelassen. Allein dafür hat sich die Flexibilität des Campers schon gelohnt. Der Reiseplan sah vor, bestimmte Tage (und die zugehörigen Ziele) auszulassen, um wieder in den Plan zu kommen.


    Die bisherigen Eindrücke und Erlebnisse waren so einmalig und besonders, dass wir uns schon fast Sorgen machten, ob dieses Niveau in den kommenden Reisetagen aufrecht erhalten werden kann. Wir befürchteten, dass wir es nicht würdigen könnten, wenn es irgendwie nicht mehr so eindrucksvoll werden würde. In der Tat wird sich der Charakter der Erlebnisse und Eindrücke in den kommenden Tagesberichten etwas verändern, denn die Umstände und das Wetter haben einen Einfluss. Aber keine Angst, er war trotzdem überwiegend beeindruckend.


    Im zweiten Kapitel meines Reiseberichts werden wir durch den Südwesten, durch Teile des Ostens in den Norden Islands vordringen. Es geht dabei auch nochmal durch das Hochland und das Ziel ist der Mývatn. Der Titel „Wasser, Licht und Farbe“ soll darauf hinweisen, dass von jedem erstaunlich viel vorkommen wird.



    Grüße
    Tadi

    Was ich schön finde, ist dass man den Dettifoss jetzt über eine geteerte
    Straße nun auch mit dem Camper erreichen kann

    Ist über die 862 von der Ringstraße aus nach Norden mittlerweile kein Problem mehr. Sauber asphaltiert und riesiger Reisebus gerechter Parkplatz am Ende der Ausbaustrecke. Dann noch ca. 1 km Wanderweg und man sieht den Dettifoss von der Westseite.


    Grüße
    Tadi

    Clap Clap Clap ich hatte schon auf deine Fortsetzung gewartet...DANKE! daumenhoch

    Es freut mich, dass ich ein paar Erwartungen wecken konnte. Danke dafür.


    Es kommen noch wunderbare Tage und ein paar nicht so tolle ;)


    Bin mit den Fotos schon bei Tag 16 aber das Texten bereitet mir mehr mühen. Nach zwei Tagen nochmal drüber lesen und die Absätze werden zur hälfte umgestellt :patsch:


    Grüße
    Tadi

    Dieser Beitrag befindet sich auch in meinem Reiseblog. Dort gibt es mehr Fotos als hier verlinkt. Der Text ist jedoch weitestgehend der selbe wie hier.


    Tag 6: 1. September 2016


    Motiv(iert) (Treffen mit dem freundlichsten Ranger Islands)


    Als wir die Köpfe aus dem Camper stecken, werden wir von einem isländischen mehr Wolken als Sonne Mix begrüßt. Die inzwischen eingespielte Frühstücksprozedur wird abgespult. Das Wetter und der -bericht erleichtern die Entscheidung über das weitere Vorgehen nicht. Aktuell sind wir theoretisch noch im Reiseplan, aber wir haben den Laki nicht besucht. Für mich wäre dessen Erkundung ein „nice to have“ gewesen, aber meine beiden Begleiter waren über die gestrige Entscheidung vom Fagrifoss zurück zu fahren anscheinend etwas unglücklicher als ich. Jedenfalls wurde für einen zweiten Laki-Anlauf gestimmt. Als Hüter des Reiseplans vermerkte ich in Gedanken, dass Reservetag 1 nun gestrichen ist.


    Folglich hoppeln wir nochmal, unter lautstarken Unmutsbekundungen unseres Nur-Beifahrers Michi, wenn ein Schlagloch nicht so elegant wie möglich umschifft wurde, die F206 entlang. Die gleichen Furten wie bis zum Fagrifoss nehmen wir diesmal ohne nennenswertes Anhalten davor. Die Landschaft ist zunächst im Vergleich zur F208 weniger eindrucksvoll. Und das Wetter wird schlechter. Immer mal wieder kreuzt ein Regenschauer unseren Weg. Wir kommen an der Stelle an, wo die F207 (Lakagígavegur) wieder auf den Lakavegur (F206) trifft und entscheiden uns, die sich hier schließende Straßen-Schleife um den südwestlichen Abschnitt der Laki-Spalte rechts herum zu nehmen, was uns entlang eines riesigen Lavafeldes zum Laki-Vulkan führt.


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    Ein weiterer Regenschauer zieht über uns und der Laki-Gipfel steckt in den Wolken. Es steht nur ein einziges anderes Auto auf dem Parkplatz. Es ist schon Mittags und wir verspüren die Lust eines der vorbereiteten Pausenbrote zu uns zu nehmen. Da wir nicht sofort aussteigen kommt der örtliche Ranger etwas verunsichert zu unserem Auto, um zu fragen ob alles in Ordnung wäre. Wir versichern, dass wir vor hätten, die Wanderung auf den Laki zu unternehmen, wenn wir unsere Pause beendet haben. Inzwischen trifft auch eine kleinere Busreisegruppe ein. Fast mit Handschlag begrüßt der Ranger jeden der Besucher und erklärt geduldig wo man wie bei der Wanderung aufpassen soll und was es sonst noch zu erleben und zu besuchen gäbe. Es ist eine Freude zuzusehen, wie motiviert dieser Mensch seinem Beruf nachgeht. Die Wolke um den Gipfel lichtet sich, als wir unsere Fotorucksäcke über die Regenschutzkleidung schultern. Freudig kommt der Ranger aus seiner Aufenthaltshütte und wartet geduldig eine Weile am aufgestellten Übersichtsplan um auch uns seine Einführung in den Laki, die Besonderheit der Spalteneruption und ihrer katastrophalen Auswirkungen im Jahre 1783 zu vermitteln. Das Klischee der „strengen“ Parkranger fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Ich habe das Gefühl den gastfreundlichsten Mensch der Welt getroffen zu haben.


    Auch Aufgrund der liebevollen Einweisung des Rangers laufen alle Besucher den Laki-Rundweg in die selbe Richtung. Das führt dazu, dass kein Gegenverkehr am Berg herrscht. Der Weg steigt beständig aber mit einer erträglichen Neigung in einem weitem Bogen über die südliche Flanke an. Fast auf Gipfelhöhe müssen wir einen weiteren Regenschauer ertragen. Der hat den Vorteil, alle anderen Touristen, die aktuell dort angesammelt sind, zum Abstieg zu motivieren. Obwohl sich mit jedem Höhenmeter die Ausblicke, in die wieder einmal eindrucksvolle umgebende „isländische“ Landschaft intensivieren, stört die fehlende Sonne irgendwie doch. Andy sagt, wir sollen nicht so pessimistisch sein, in zehn Minuten werden wir einen genialen Blick genießen dürfen. Et voilá, würden des französisch mächtige Isländer sagen:


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    Es beginnt der Reigen der Regenbögen. Durch die Wolkenlücken zaubert die Sonne leuchtende Flecken in die weite grandiose Landschaft. Wo die undichten Wolken ihren Regen fallen lassen, bilden sich bunte Regenbögen. Ein Naturschauspiel welches wir ohne andere Touristen um uns herum genießen. Die Vulkankrater sind wie auf einer Perlen-Schnur von Süd-West nach Nord-Ost aufgereiht, mit dem Laki als höchstem in der Mitte. Nach Osten verschwinden die Krater unter dem Eis des Síðujökull, dem südwestlichen „Ausfluß“ des Vatnajökull. Es ist wieder einer dieser Momente von höchster Zufriedenheit, mit sich, seinen Mitreisenden, der Welt und vor allem mit dem immer stärker ans Herz wachsenden Island.


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    Wir verbrachten viel Zeit diese wunderbare Stimmung in Bildern fest zu halten. Es war schwer sich zwischen Detailaufnahmen und totalen in Form von Panoramen zu entscheiden. Daher auch noch Panoramablick nach Osten.


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    Doch die heute scheinbar gültige Aussage „Wenn dir das Wetter nicht passt, warte 15 Minuten“ hat leider den Nachteil, dass sie auch in die andere Richtung funktioniert. Durch die weite Sicht, erkennen wir eine gräuliche Wand auf uns zuziehen und es wird mir klar, dass meinen Begleitern klar ist, dass es klar ist, dass wir wieder von oben nass werden. Daher verlassen wir nun den Lakigipfel und bekommen noch ein paar markante (vom Gipfel nicht sichtbare) Krater vor die Linsen. Einige Höhenmeter weiter unten erreicht uns dann der Regen und bietet uns zum Trost noch einen Regenbogen fast zum greifen nah.


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    Wir kommen wieder beim Startpunkt unserer Wanderung an und ich bin erfreut, dass es wieder einer dieser lohnenden Tage wird. Meine Einschätzung über den Laki „upgrade“ ich von „nice to have“ auf „must see“. Vor der Weiterfahrt, bedanke ich mich noch bei dem Ranger für seinen freundlichen, einladenden und motivierenden Empfang. Ich glaube mein Versuch scheiterte, ihm die empfundene Begeisterung über unser Gipfelerlebnis zu vermitteln. Wenn ich wüste ob, wie oder wo das geht, würde ich der Isländischen Nationalparkverwaltung diesen Ranger als Mitarbeiter des Jahres vorschlagen wollen.


    Wir steigen wieder in unsere Ramme und folgen nun der F207 nördlich der Lakigígar nach Süd-Westen. Offensichtlich ist beim Ausbruch die Lava nach Süden geflossen, während sich die schwarze Asche nördlich abgelagert hat. Das macht sich auch in der Qualität der Piste bemerkbar. Sanftes dahingleiten auf verfestigtem Sand und kaum ein Schlagloch ist eine wahre Wohltat und Abwechslung zum Durchrütteln auf der F206. Wir halten an dem zweiten Touri-Schwerpunkt der Strecke am Tjarnagígur. Es gibt auch hier einen großen Rundwanderweg, aber wir begnügen uns mit einer Besichtigung des Kratersees mit seinem zerklüfteten Rand.


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    Der Weg führt weiter nach Süd-Westen immer entlang der vielen unterschiedlichen Krater der Laki-Spalteneruption. Das „isländische“ schwarz-grün-blau-grau Farbspiel der Landschaft schmeichelt dem allgemeinen Wohlbefinden.


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    Bald führt die Straße herab in das weite Flusstal der Skaftá, wo die Regen und Sonnenflecken erneut ein wunderschönes Licht und Farbenspiel bieten.
    Nun wendet sich die Straße wieder nach Süden und wir passieren unsere bisher tiefste (ca. 40-50 cm) Furt. Kurz darauf überqueren wir die Laki-Spalte zum letzten mal und die glatte Sandpiste verwandelt sich wieder in eine Hoppelstrecke. Durch das Lavafeld erreichen wieder die F206, auf der wir uns zum zweiten mal und ab dem Fagrifoss zum vierten mal durchrütteln lassen.


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    Auf der Ringstraße 1 biegen wir nach Osten ab, und fahren durch bis nach Skaftafell. Am Fuße des Lómagnúpur gibt es eine kurze Fotopause um die (lt. Wikipedia) höchste senkrechte Klippe Islands einzufangen.


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    Als wir unsere „Ramme“ im Campingplatz von Skaftafell auf einem uns zugewiesenen Feld im hinteren Teil abstellen ist der Himmel mehr bewölkt als frei. Nach den gestrigen Nordlichtern wünschen wir uns mehr und die Sonnenaktivitätsvorhersage sieht sehr gut aus. Wenn nur die blöden Wolken nicht wären. Also erst mal das Abendprogramm abspulen. Meist eine Nudelmahlzeit zubereiten oder einen Salat basteln. Ich habe keine Ahnung mehr wonach uns an diesem Tag war, denn wir wurden mitten während dem Essen von begeistertem Staunen von außerhalb hellhörig. Als wir den Camper verließen leuchtete schon ein helles violett-grünes Band über unseren Köpfen. Was in den Stunden danach abging, war ein brennender Himmel, pulsierendes Leuchten und die am meisten epische Aurora Borealis, die ich bisher gesehen und fotografiert hatte.


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    Grüße
    Tadi

    Hallo

    Ich weiss nicht, was immer alle mit Spikes haben, das isg kein Wundermittel. Viel wichtiger sind VERNÜNFTIGE Winterreifen.

    Das sehe ich genau so. Wir hatten bei unserer ersten Islandreise überhaupt (zufällig über Silvester 2015/2016) auch nur ein Opel Astra mit vernünftigen Winterreifen und sind bei heftigsten Windverwehungen über den Pass der 56 auf Snæfellsness gekommen.


    Viele Infos zu den während dieser Reise spontan kennen gelernten Silvesterbräuchen und zum winter-wonderland-magischen Island findet man im zugehörigen Reisebericht auf meinem Islandreise-Blog (siehe Signatur).


    Wenn ich mir aber die Web-Cams so aktuell ansehe, hatten wir damals verdammt viel Schnee im Gegensatz zu den aktuellen Winterverhältnissen in Island.


    Grüße
    Tadi

    Dieser Beitrag befindet sich auch in meinem Reiseblog. Dort gibt es mehr Fotos als hier verlinkt. Der Text ist jedoch weitestgehend der selbe wie hier.


    Tag 5: 31. August 2016


    Aufklarend (von trüb nach bunt)


    Wir wachen in Vík í Mýrdal auf. Der Wetterbericht von gestern versprach Aufklarung und einen Sonne-Wolken Mix. Doch ein Blick auf die Klippen direkt am Campingplatz zeigt wabernden Nebel je weiter man nach oben schaut. Mit wenig Antrieb praktizieren wir unsere Variante von „Camper-Schnellfrühstücken“ (jeder stopft sich so schnell es geht irgendwas aus dem Lebensmittelvorrat/Kühlschrank in den Mund) und machen uns und den Camper fahrbereit.


    Im Abfahrtsmoment entscheiden wir, meinen Reiseplan doch weiter zu verfolgen. Ich wäre bereit gewesen den Plan total aufzugeben. Schon gestern war weiter westlich das Wetter besser und die Vorhersage für heute versprach Richtung Südosten nur ein durchwachsenes Wetter, während nach Westen Sonnenschein angesagt war. Nun gut, es geht zunächst sowieso nur an den Strand von Vík, mit seinem schwarzen Sand. Die steilen, mit Nebel verhangenen Flanken des Reynisfjall lenken den Blick auf die, wie Skulpturen wirkenden, „Reynisdrangar“ Felsen im Meer.


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    Während wir versuchen, dieses weltberühmte Motiv einigermaßen zufriedenstellend und nicht von Touristen verstellt, auf die Speicherkarten zu bannen, lichtet sich der Nebel. Der blaue Himmel und die Silhouetten der Felsen, spiegeln sich im abfließenden Wasser der Wellen und die Zuversicht in den Wetterbericht steigt wieder.


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    Nachdem wir im Supermarkt von Vík unsere Vorräte wieder etwas aufgefüllt haben, geht es nun zu einem weiteren meiner „must see“ Ziele. Es ist in unserem Reiseführer noch als etwas Abseits der Touristenströme geführt und trägt den zungenbrecherischen Namen „Fjaðrárgljúfur“. Weil uns der Weg (auf der Ringstraße 1) weiter nach Osten führte, ist der Himmel schon wieder – oder etwa noch – mit Wolken verhangen. Die vielen Autos am Parkplatz davor zeugen aber davon, dass es mit dem „Geheimtipp“ wohl vorüber ist.


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    Diese Schlucht ist einer dieser magischen Orte, die mein Interesse an Island geweckt haben. Ich wollte auch einmal mit etwas Nervenkitzel am Rand der steilen Klippen stehen und den klaren grün gesäumten Bach von oben bewundern. Leider hat der Tourismus-Boom auf Island auch hier zugeschlagen. Die sichtbaren Pfade zum Rand der Klippen waren alle mit Hinweisschildern zum Schutz der Vegetation und frisch angebrachten Seilen abgesperrt. Es ist eine Folge des Tourismus, der ich mich als Mitverursacher fügen muss. Und angesichts der sich z.T. sehr unvernünftig verhaltenden Besuchern, kann ich mir vorstellen, dass Gedränge auf den sehr schmalen abgesperrten Pfaden zu Unfällen geführt hätte. Trotzdem frage ich mich, ob die neuerlich so schützenswerte Vegetation, die letzten zwanzig Jahre und davor unwichtig war?


    Aber auch diesbezüglich war der anwesende Ranger, sehr um Ausgleich und Verständnis bemüht. Statt die Menschen nur zurechtzuweisen und zu vertreiben, fragte er sie was ihre Motivation zur Überschreitung der Absperrung war. Er bezog auch alle umher stehenden Besucher bei der Frage ein, was die Naturparkverwaltung tun könnte, um es den Wünschen der Besucher und dem notwendigen Naturschutz (und ich dachte mir Sicherheit dazu) gleichermaßen recht zu machen. Vermutlich wird es in der Zukunft an dieser Stelle eine künstliche Aussichtsplattform geben, wie ich der Unterhaltung entnehmen konnte. Das wird die „Unberührtheit“ der Landschaft definitiv negieren, aber den von mir erhofften Blick wohl doch ermöglichen.


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    Bis wir den ca. zwei Kilometer langen Weg entlang der Schlucht und trotz der Absperrungen vielen Fotostopps, bergauf und wieder zurück gewandert sind, klarte auch hier der Himmel auf. Der Wetterbericht hatte heute schon zum zweiten mal recht. Doch wenn man weiter nach Osten blickte, war dort der Himmel immer noch grau. Dafür leuchtete die sonnen-gebadete Wiese vor dem dunklen Himmel besonders malerisch.


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    Eigentlich war nach der Fjaðrárgljúfur, die Weiterfahrt auf der F206 zum Laki geplant. Da wir mit dem Strand von Vík schon einen vom Plan abweichenden Besichtigungspunkt hatten, fahren wir zunächst auf der genannten F-Straße nur bis zum Fagrifoss. Es war die ungemütlichste Hochlandstraße bisher, weil viele Steine den Fahrweg uneben machten. Zumindest waren die Furten allesamt problemlos und mit denen der F208 nach Süden vergleichbar. Die größte Furt befindet sich ein paar hundert Meter oberhalb des Wasserfalls und man würde, wenn man sich dort in der Landschaft umsieht, kaum erwarten, dass die Geirlandsá plötzlich in einen Abgrund fällt. Als wir bei dem Parkplatz in der Nähe des Fagrifoss aus unserer „Ramme“ steigen, werden wir von dem kräftig wehenden Wind überrascht


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    Mit Stativ und Grau-filter werden diverse Langzeitbelichtungen – für den „fließenden Eindruck“ des fallenden Wassers – angefertigt. Das gestaltet sich durch den an allem rüttelnden Wind erstaunlich schwierig. Und in einem unbeobachtetem Moment lässt es einen Schlag und mein Stativ samt Kamera wurde vom Wind um geweht. Zum Glück befanden wir uns auf dem Aussichtspunkt mit Geländer, gegen dessen Handlauf das Objektiv schlägt und die Kamera samt Stativ vor dem Absturz in die Schlucht gehindert wird. Nach genauer Betrachtung hat es den Anschein, dass Kamera und montiertes Objektiv diesen Unfall unbeschadet überstanden haben. Es wäre der absolute Urlaubs-GAU gewesen, wenn die Ausrüstung „verschwunden“ wäre, entsprechend laut fällt mir ein Stein vom Herzen.


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    Wegen des kräftigen Windes und des schon recht späten Nachmittags entscheiden wir, dass eine Weiterfahrt zum Laki nun überhaupt nicht mehr in Frage kommt. So treffen wir doch tatsächlich einmal bevor die Sonne untergegangen ist, am Campingplatz in Kirkjubæjarklaustur ein. Wir nutzen die Chance den mitgemieteten Grill in Betrieb zu nehmen. Das gegrillte Lamm (aus dem Supermarkt), entpuppt sich als ungemein schmackhaft und stellt das üblicherweise in Deutschland erhältliche meilenweit in den Schatten.


    Während wir das Abendessen an einer auf vielen Campingplätzen vorzufindenden hölzernen Tisch-Sitzbank Kombination im Freien genießen, bemerken wir, dass auch die letzten Wölkchen im Sonnenuntergang verschwinden und der Himmel nun vollständig aufgeklart ist. Bei bester Laune, auch über die Entscheidung den Reiseplan weiter zu verfolgen, merke ich beiläufig an, dass zum vollständigen Glück des heutigen Tages nach Einbruch der Dunkelheit noch Nordlichter fehlen würden. Obwohl es der letzte Tag im August ist, wird es nach Sonnenuntergang schnell zu kühl, um im Freien zu sitzen. Wir verziehen uns zum gemeinsamen Fotos des Tages begutachten in den Camper. Doch das ins Bett gehen wird durch ein hell leuchtendes grünes Band direkt über unseren Köpfen um weitere Stunden und viele beeindruckende Fotos hinausgezögert.


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    Grüße
    Tadi

    Außerdem sind deine Bilder so farbenfroh und ausdrucksstark, dass es überhaupt nicht wie graue Nebel-Regen-Suppe wirkt.

    Danke für das Lob.


    Die Bilder sind mit der DSLR im RAW-Format aufgenommen und mit der einschlägigen Software dann in JPGs umkonvertiert worden. Natürlich kann dabei noch etwas auf die Konvertierparameter Einfluss genommen werden.



    Tadi

    Ab dem 3. Tag wollen wir mit einem Mietwagen unterwegs sein. Wie ich vielen Beträgen hier entnehmen kann, ist es wohl sinnvoll ein Allrad-Fahrzeug zu mieten!?

    Wenn ihr "Winterschisser" seid, dann nehmt ein Allrad. Wird euch zwar keinen wirklichen Vorteil bieten, aber die gefühlte Sicherheit und die Reisekosten erhöhen. Hochlandstrecken könnt ihr Mitte April vergessen, ein Grund weniger für ein Allrad.


    Ich hatte bei meiner Winterreise im Januar 2016 nur einen normalen Opel Astra mit Winterreifen und bin gut über die frisch verschneiten Straßen gekommen.


    Grüße
    Tadi

    Am 1. September ist in Nordisland gegen 20:30 Uhr Sonnenuntergang. Bis es dann wirklich finster ist, so dass man auch schwache Polarlichter fotografieren kann, braucht es bis ca. 22:00 Uhr. 2 Wochen später ist man da schon fast eine Stunde eher drann

    Das klingt jetzt so, als wäre ein wichtiger Aspekt der Reise Nordlichter zu erleben. Dazu kann ich nur sagen, dass man es nicht planen sollte. Habe auch schon eine Winterreise nach Tromsø (Norwegen) und nach Finnland zu genau diesem Zweck unternommen und hatte nur mäßiges Glück.


    Die eindrucksvollsten Nordlichter in meinem Leben habe ich in den beiden Nächten um den 1. September 2016 in Island gesehen, völlig ungeplant. Klar, wir waren dadurch bis ca. 2 Uhr nachts wach geblieben, aber es fing schon um 22 Uhr an und es war zum fotografieren dunkel genug.


    Klarer Himmel ist die Hauptvoraussetzung dafür, aber nicht im Dunklen und Kalten frieren (trotz entsprechender Bekleidung) macht das Nordlichter erleben auch viel angenehmer.


    Genieße lieber den wirklich schönen Herbst in Island und hoffe auf Nordlichter.


    Grüße
    Tadi

    Dieser Beitrag befindet sich auch in meinem Reiseblog. Dort gibt es mehr Fotos als hier verlinkt. Der Text ist jedoch weitestgehend der selbe wie hier.


    Tag 4: 30. August 2016


    Abkühlen


    Das Crescendo der Reiseeindrücke bisher war gewaltig. Jeder neue Tag übertraf den Vorherigen maßlos. Wie sollte das nur weiter gehen?


    Nach dem gestrigen Baden bis in die Dunkelheit, dem Abendessen zubereiten und dem feiern des grandiosen Tages, lagen wir sehr spät im Bett. Entsprechend spät stiegen wir heute aus diesem. Der Himmel war trüb und grau und somit der Tatendrang auch nicht geweckt. Wir überprüften den vorhergesagten Wetterverlauf, aber es half nichts. Der Bericht sagte zunehmenden Regen von Süden aus an, dem Ziel der Tagesetappe. Also erst mal wieder etwas gemütlicher Frühstücken und den Tag bedächtig angehen. Und in Gedanken vom so beeindruckenden Landmannalaugar abschied nehmen.


    Heute lasse ich Andy (unseren Mitreisenden) ans Steuer, damit er auch Erfahrung mit Furten sammeln kann. Noch etwas unwillig dem schlechten Wetter entgegen zu fahren, biegen wir vom Landmannalaugavegur zunächst Richtung Norden auf die F208 ab und erreichen die Stelle wo die F225 einmündet. Dort geht noch ein vierter Weg ab, mit einem Schild Ljótipollur und ohne Straßennummer markiert. Der Name stand nicht in den Zielen der Reiseplanung, aber die Neugier war geweckt. Über die bislang holperigste Strecke – zum Teil sehr steil einen Hang hinauf – kamen wir an einem mit Steinen markierten Parkplatz an und staunten schon wieder. Uns bot sich einen wunderbarer Blick auf die Tungnaá und auf einen Kratersee.


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    Erst mit einem Blick auf die Karte, erkennen wir das Ziel Ljótipollur und das es sich dabei um den Kratersee handelt. Auf ein einziges Bild passte er nicht drauf, als erst mal schnell ein Panorama angefertigt.


    Wir sind etwas frustriert. Die gestrige „jedes Bild ein Treffer“ Situation stellt sich heute irgendwie nicht ein. Während die Zeit mal wieder schneller vergeht, als angenommen, scheint die Mittagssonne doch etwas Oberhand über die Wolken zu gewinnen und plötzlich leuchtet der See türkis-blau und die schwarz-rotbraune Steilflanke am gegenüberliegenden Ufer wirkt auch viel bunter.


    Mit dem Teleobjektiv versuchen wir Fotos der Tungnaá einzufangen, doch die Wolken verhindern, dass die Wasserläufe einen blauen Himmel reflektieren.


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    Erst beim schreiben dieses Textes, gelingt es mir die Namen der beiden Berge „Ónýtafell“ und „Skálafell“ aus der online Island Karte zu entnehmen und dabei stelle ich erstaunt fest, dass es bis zum hinteren Skálafell ca. 13 km Luftlinie sind.


    Da sich die Sonne mittlerweile immer mal wieder zwischen den Wolken zeigt, scheint das Wetter doch nicht so schlimm zu werden wie vorhergesagt. Also überwinden wir unsere Zurückhaltung und nehmen die Tagesetappe wie geplant in Angriff. Es geht wieder an Landmannalaugar vorbei. Eine Brücke führt über den Jökulgilskvísl, kurz vor seiner Mündung in die Tungnaá. Wir fahren an einer Sumpflandschaft mit Wollgras und Schafen vorbei.


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    Die Landschaft wird wieder „isländisch“. Schwarzgraue Berge, deren Gipfel heute in den Wolken stecken, mit grünen Flussauen. Durch mehrere Furten (etwas tiefer als vorgestern; ca. 30 cm) geht es problemlos durch das Tal des Kirkjufellsós. An einer malerischen Stelle verlässt die Straße in einem eleganten Bogen das Tal und ein wunderbarer Blick verdient es fest gehalten zu werden.


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    Und so führt die F208 abwechslungsreich mal über Hügel, dann wieder entlang von Flusstälern zunächst vorwiegend in östliche Richtung. An der Stelle wo sie ins Tal der Jökuldalakvísl eintaucht, ist heute nochmal Sonnenschein angesagt. Wir nutzen das wunderbare Licht, um ein paar Fotos von der Furt und leuchtend grünen Wiesen zu machen.


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    Doch lange dauert die Freude über die sonnigen Abschnitte nicht mehr an. Der Himmel wird zunehmend grau und die Wolken hängen tiefer oder die Piste steigt höher. Und es fängt zusätzlich zu regnen an. Es ist erstaunlich wie schnell und sehr das auf die Motivation schlägt. Als wir über einen kleinen Abstecher am Parkplatz, von wo aus man die Eldgjá entlang wandern kann, ankommen, reicht es gerade mal für ein düsteres Foto. Die Park-Rangerin ermutigt uns noch die Wanderung trotzdem zu machen, aber wir verzichten.


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    Einen Schreckensmoment gibt es als wir mitten in der Furt durch die Strangakvísl stehen bleiben. Auf das Gas-Pedal treten bewirkte nichts, außer ein Aufheulen des Motors. Verdutzt schauen wir uns panisch an und stellen erleichtert fest, dass wir zwar vor der Furt im Stand den Hebel für die Untersetzung umgelegt haben, aber die Automatik auf N eingestellt blieb. Da wir langsam in den Fluss rollten, fühlte es sich an als hätte man vorsichtig Gas gegeben, aber zum Herausfahren wäre ein eingelegter Gang wirklich hilfreich. Das Problem ließ sich dann unter allgemeiner Erheiterung leicht beheben.


    Doch das Wetter wollte einfach nicht mehr. So war lediglich die Stelle als sich die F208 nun endgültig nach Süden wendete und entlang der Skaftá führt, trotz trüber Stimmung fotografisch noch interessant. Im Bild handelt es sich aber noch um das Wasser der Norðari-Ófæra, nicht weit von der Vereinigung mit der Skaftá.


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    Die restliche Strecke der F208/208 vergeht leider, denn die Sicht ist durch Wolken verhangen. Der ursprüngliche Etappenplan ließ offen ob es auf der Ringstraße 1 dann nach Kirkjubæjarklaustur oder nach Vík í Mýrdal gehen soll. Weil wir im Winter schon in dem Ort waren, entscheide ich mich für Vík. Auf dem Weg dahin halten wir noch kurz am Laufskálavarða für ein „wir waren da“ Foto an.


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    Nach dem Einchecken auf dem Campingplatz beschließe ich unsere Reisegruppe ins – ebenfalls in der Winterreise kennen gelernte – Halldórskaffi zum Abendessen einzuladen. Ist zwar nicht billig, ergibt aber etwas Abwechslung von Camper-Standardessen (Nudeln mit irgendwas). Das bestellte Lamm-Gericht ist eine Gaumenfreude und beinhaltet auch die leckere Tagessuppe, die man sich selbst aus einem großen Suppentopf einschenken darf.


    Das Fazit des Tages ist durchwachsen. Der Tag fing trotz trüben Wolken noch recht positiv an und ließ wieder etwas Island-Euphorie aufkommen. Aber sobald der Regen permanent wurde, verpasste es der Stimmung schnell einen Dämpfer. So war heute der Tag, an dem sich die Island-Hochstimmung der letzten drei Tage wieder etwas abkühlte, ohne der allgemeinen Begeisterung über das bisher erlebte Island zu schaden.


    Grüße
    Tadi

    Hallo

    Zur Hand haben den aktuellen Reiseführer von Marco Polo.

    Mir hat der Reiseführer vom Michel Müller Verlag sehr gute Dienste geleistet.

    Beim Essen sind wir wie gesagt für alles offen, hauptsache landestypisch (Wal, Gammelhai, Schafkopf).

    Im obigen Reiseführer sind diese "Spezialitäten" als exotisch bezeichnet worden. Jedenfalls züchten die Isländer Schafe und der Ozean befindet sich um die ganze Insel. Ich denke mal, Lamm- und Fischgerichte sind da weitestgehend typisch. Zusätzlich erlaubt die Geothermie warme Gewächshäuser auch im Winter und es gibt isländisches Gemüse und Obst. Wir haben Mitte September wunderbar süße und aromatische Erdbeeren direkt vom Erzeuger bei der Deiltartunga im Reykholtsdalur westlich von Borgarnes gegessen.


    Bei der Tour zum Wale beobachten wurde mitgeteilt, dass der Walfang in Island vorwiegend wegen des Walfleisch-Verzehrs der Touristen existiert. Zum Glück werden die "erlaubten" Fangquoten seit Jahren nicht mehr ausgeschöpft. Würden die Touris auf den Verzehr verzichten, würde sich wohl auch Island dem Schutz der Wale anschließen. Ich habe schon davor, aber darauf hin sehr bewusst, Restaurants gemieden, die Wal als ihre "Spezialität" angepriesen haben.


    Nur ein paar Denkanstöße ...


    Grüße
    Tadi

    Es liegt nicht daran, dass jemand ein Troll oder Besserwisser ist. Wenn man sich auch nur ein ganz wenig über Island informiert, bekommt man sehr bald fast beiläufig mit, dass die Isländer besonderen Wert darauf legen, dass die Pferderasse, die dort lebt, nicht als "Ponys" bezeichnet werden soll.


    Den Rest des Thread kannst Du mit dieser Information dann vielleicht besser einordnen ;)


    Und nichts für ungut.


    Grüße
    Tadi

    Dieser Beitrag befindet sich auch in meinem Reiseblog. Dort gibt es mehr Fotos als hier verlinkt. Der Text ist jedoch weitestgehend der selbe wie hier.

    Tag 3: 29. August 2016

    Hoch hinaus (Die Sinne überreizen)

    Vom gestrigen Tag waren wir völlig „geflashed“. Entsprechend selig und tief schliefen wir nach dem schnell zusammen gezimmerten Abendessen. Trotzdem wurde ich recht früh wach. Ich öffnete die Wohnwagentür und wurde in weiß-grün geblendet. Die Sonne geht gerade über dem Norðurbarmur auf und verwandelt die Wollgras-Samen auf der Wiese hinter dem Campingplatz in tausende weiß-glühende Mini-Leuchten.



    Der Blick in den klaren tiefblauen Himmel vertreibt auf einen Schlag jegliche Restmüdigkeit. Es ist als hätten alle anwesenden Elfen und Trolle dem für heute geplanten Wandertag in Landmannalaugar ihren Segen gegeben. Der Bláhnúkur macht seinem Namen alle Ehre und die Brennisteinsalda will ihm in nichts nachstehen.



    Also nimmt jeder von uns sehr schnell etwas als Frühstück zu sich, es werden ein paar Brote belegt und genügend Getränke zu der sowieso schon gewichtigen Fotoausrüstung in die Rucksäcke gepackt. Wir starten zum Gipfelsturm auf den Bláhnúkur.



    Zunächst geht es am Fuß des Lavafeldes entlang bis man am Ausgang der Grænagil über eine kleine Holzbrücke den Fluss überquert. Wenig später beginnt der Aufstieg auf den Bláhnúkur entlang des Grates. Das erste was auffällt sind die Verästelungen der Wasserläufe in der Weite des Tals. Am besten werden die Strukturen in einer kontrastreichen schwarz-weiß Interpretation des Motivs deutlich.



    Mit jedem Höhenmeter mehr weitet sich der Blick in die umgebende Landschaft. Auf der rechten Seite fällt der Blick in die Grænagil, auf die Brennisteinsalda und die bunte Farbenpracht der Geologie, Vegetation und Natur. Nach links blickt man ins Tal des Jökulgilskvísl, auf den Bramur und darüber hinaus. Mittlerweile überreizen die Schönwetterwolkenschatten die bis an den obereren Anschlag ausgesteuerte optische Sinneswahrnehmung.





    Alle Farbschattierungen von Weiß (Wolken, Schnee) bis Schwarz (Lavagestein und Schatten) über gelbliche, rötliche und grüne Töne bilden mit dem blauen Himmel ein unverwechselbares Gesamtkunstwerk. Jedes Foto ist ein Volltreffer.



    Wir kommen am Gipfel des Staunen und des Berges an. Es gelingt mir nicht die Einmaligkeit der Landschaft in Worte zu fassen. Seht selbst:







    In der klaren Luft ist die Sicht beeindruckend weit. Die verzweigten Wasserläufe der Tungnaá reflektieren den Himmel. Ganz weit im Hintergrund sind je nach Blickrichtung der Vatnajölull und der Hofsjökull zu erahnen. Wir verbringen mehrere Stunden auf dem Gipfel, weil wir uns an der Landschaft nicht satt sehen können.



    Seit wir in Island sind hat jeder neue Tag den vorherigen übertroffen. Wir haben einen grandiosen Urlaubsauftakt, wie wir ihn uns in den sehnlichsten Träumen nicht so vollkommen ausgemalt hätten. Aber es dämmert uns auch, dass nicht alle kommende Tage den vorherigen „toppen“ können. „Genieße den Augenblick!“ fällt uns sofort wieder ein, was bei diesen Ausblicken unheimlich leicht fällt. Es wird einer dieser perfekten Tage im Leben, den man nie vergessen wird.



    Eigentlich wollten wir ja noch auf die Brennisteinsalda. Doch wir verzichten und wählen den Rückweg durch das Lagahraun, statt durch die Grænagil. Der führt uns noch an den Fumarolen am Fuße der Brennisteinsalda vorbei.



    Wir erreichen den Campingplatz erschöpft aber tief beeindruckt. Vom Süden her ziehen inzwischen sehr bedrohlich dunkle Wolken in das Tal. Dennoch packen wir die Badesachen aus, und begeben uns in den berühmten warmen Fluss von Landmannalaugar. Wir sind von klarem wohlig warmen Wasser umgeben, sitzen mit wildfremden Touristen gemeinsam an der „line of humanity“ – der Grenze wo das Wasser zu heiß wird – und plaudern entspannt. Es fallen ein paar Regentropfen, aber keiner hat wirklich Lust sich in die kalte Luft zu begeben. So liegen wir mehr als vier Stunden – es ist dunkle Nacht geworden – immer noch im Wasser. Doch irgendwann meldet sich der Hunger. Also schnell aus dem Wasser, sich flink trocken reiben und die wärmenden Merinoshirts, Hose, Jacke und Schuhe überziehen und zum Camper zurück laufen.

    Das Abendessen wird etwas umfangreicher als gestern. Wir checken noch den Himmel, der sich leider zugezogen hat, vergeblich nach Nordlichtern und begeben uns ins Bett. Ein für uns denkwürdiger Tag neigt sich leider dem Ende entgegen.

    Grüße
    Tadi

    Dieser Beitrag befindet sich auch in meinem Reiseblog. Dort gibt es mehr Fotos als hier verlinkt. Der Text ist jedoch weitestgehend der selbe wie hier.


    Durch den Fluss


    Obwohl die Vorhänge zugezogen waren, wurden wir durch gleißendes Licht schon recht früh Morgens wach. Die noch tief stehende Sonne schien bei klarem blauen Himmel durch das einzige nicht abdunkelbare Fenster in der Campertür direkt in unsere Gesichter. Der Wetterbericht von gestern Abend scheint also zu stimmen. Noch etwas steif – auch wegen der noch ungewohnten Betten – fangen wir an, uns ein Frühstück zuzubereiten. Nachdem wir uns köstlich und reichhaltig aus dem Einkauf des Vortags bedient hatten, stellen wir fest, dass mehr als zwei Stunden dabei vergangen sind. Obwohl der Camper von außen wuchtig wirkt, ist das hantieren bei den doch recht kleinen und engen Arbeitsflächen viel zeitaufwendiger als tatsächlich empfunden. Andauernd muss man Gegenstände aus dem Weg räumen, die später wieder zurück geräumt werden müssen. Das beschränkte Raumangebot rächt sich. Folglich beschließen wir das Zelebrieren eines reichhaltigen Frühstücks für den Rest des Urlaubs zu streichen. „Wir wollen ja was von der Landschaft sehen“! Doch da auf diesem Campingplatz die Duschen im Übernachtungspreis inklusive sind, nutzen wir das Angebot. Soviel zu konsequenter Handlungsweise und Setzen von Prioritäten.


    Es geht endlich wieder weiter. Nachdem wir in Hella noch den Tank unserer "Ramme" (wie ich den Dodge-RAM inzwischen nenne) befüllt haben, geht es auf der Ringstraße 1 weiter nach Süd-Osten. Die erste Abzweigung auf die Straße 264 lassen wir aus, um ein paar Kilometer weiter – bei der zweiten Abzweigung in die selbe Straße – Richtung Keldur nach links abzubiegen. Vor Ort verzichten wir auf den Besuch des historischen Bauernhofs. Die etwas gereizte Stimmung wegen dem verschleppten Aufbruch wirkt noch nach. Obwohl noch als sonnig zu bezeichnen, bilden sich immer mehr einzelne Wolken am Himmel.



    Wir folgen der 264 nun weiter nach Nord-Westen bis wir auf die 268 nach Norden-Osten abbiegen. Auf der rechten Seite rückt die Hekla immer mehr ins Blickfeld. Wobei sie ihren Gipfel heute verschämt in eine Wolke hüllt. Der Blick nach vorne ist aber auch grandios, denn am Horizont wächst die markante Südansicht des Búrfell mit jedem Kilometer mehr und mehr an.



    Inzwischen ist die Stimmung wieder in Euphorie umgeschlagen. Der etwas holprige Start in den Tag wurde von dem Wetter, der Lichtstimmung mit dem Schattenwurf der Wolken in der Landschaft und der grandiosen Kulisse welche die Hekla bietet mehr als wettgemacht. Wir fahren die 268 weiter entlang eines Lavafeldes. Die Straße wird holpriger, die Kurven enger und wir kommen über einen kleinen Hügeldurchstich direkt auf eine einspurige Holzbrücke und treten sofort auf das Bremspedal. Was ein schnuckeliger, klarer Bach da unten drunter durch fließt!? Sofort wird mit schwerem Kamerageschütz die Szenerie, die in Sichtweite der minütlich befahrenen 26 (später: F26 – Sprengisandsleið) liegt, in von anderen Touristen verschonter Einsamkeit eingefangen.



    Nach reichlich verbrachter Zeit an der Ytri Rangá, deren Namen ich erst beim Schreiben dieses Berichts aus dieser Karte entnehme, fahren wir über die 26 weiter nach Norden. Als mittlerweile der Brúfell links von uns liegt, kommt sie völlig überraschend. Wer? Was? Na, die Landmannaleið (oder auch F225). So schnell lässt sich die Ramme nicht abbremsen, also erst mal die nächste gefahrlose Möglichkeit zur Fahrzeug-Wende finden. Eine Minute später stehen wir ehrfurchtsvoll vor einer großen 4×4-Wege Erklärbär-Tafel, die - wie wir später feststellen - in ganz Island strategisch positioniert sind. Unser Vermieter sagte uns, dass wir bis zur oberen Felgenkante durch Wasser fahren könnten, wenn wir uns langsam aber stetig, mit aktivierter 4×4 Getriebe-Untersetzung bewegen. Ich hoffe er hat etwas Sicherheitshöhe mit eingerechnet. Für eventuell auftretende Schäden würden wir aber trotzdem haften.



    Doch bevor es auf die erste F-Straße meines Lebens geht, wird die weite dunkel graue grandiose Landschaft, in der wir uns bei der Abzweigung auf die F225 befinden, noch für die Erinnerung festgehalten. Wir starten! Und fahren durch eine Lava- und Sandwüste. Links und rechts gibt es unzählige Felsformationen zu bewundern und die Straße windet sich langsam aber merklich bergauf. Es fällt uns schwer nicht alle hundert Meter anzuhalten um die Szenerie abzulichten. Ich vertröste meine beiden Mitreisenden mit der Aussage „es gibt halt auch Dinge, die man vor Ort gesehen haben sollte, sonst kann man ja gleich nur Reiseberichte lesen, statt zu verreisen“. Als dann an einer Straßenbiegung die ersten grün-schwarzen Berge sichtbar werden, gibt es kein Halten mehr und wir halten. Das grüne Moos wird von den Sonnenstrahlen auf den schwarzen Hängen zum leuchten gebracht. Die Hekla gewährt uns einen Blick zum Gipfel und der immer grauer werdende Himmel verleiht den Anblicken die steigernde Dramatik. Zum ersten mal auf dieser Reise fühle ich die Islandinfektion körperlich.



    Doch die Zeit schreitet voran. Aus der mit Reiseplanung verbrachten Zeit weiß ich, dass noch viel mehr gnadenlose Ausblicke auf dem Weg nach Landmannalaugar anstehen. Wir fahren schon eine Weile durch ein grünes Tal an einem Fluss entlang, als sich uns die Rauðufossakvísl in den Weg stellt. Da ist sie nun, die erste Furt. Was hat das Kopfkino bei der Planung der Reise schon für schaurige Gedanken gesorgt. Und jetzt sieht das nicht mal sonderlich bedrohlich aus. Natürlich erst mal anhalten. Aber es herrscht ja fast so was wie rush hour und diverse andere KFZ (incl. einem PKW!) rasen durch den Bach. Das Wasser reicht gerade mal bis zur Unterkante der Felge während ich bedächtig meine erste Furt passiere. Ich fühle mich wie frisch getauft. Wohl wissend wie lächerlich unproblematisch das gerade war, komme ich in einem neuen Lebensabschnitt an, dem nach der „Furt“. Vor lauter Anspannung hat dabei keiner von uns daran gedacht diesen denkwürdigen Moment digital zu verewigen. Also wird er für immer eine Quelle für Reiseanekdoten bleiben.



    Die beiden nächsten Furten sind der Witz. Ob es den niederschlagsarmen Tagen davor anzulasten ist oder ob die immer so problemlos sind, kann und will ich nicht beurteilen. Trotz der bisher problemlosen Fluss Durchfahrten nehme ich mir vor, nicht größenwahnsinnig zu werden und jede weitere mit der gebührenden Vorsicht zu passieren – oder eben auch nicht.


    In der Zwischenzeit wurden wir auch von oben nass. Als wir durch einen Geländeausschnitt den Frostastaðavatn zum ersten mal bewusst erblicken, freue ich mich schon auf den nächsten – schon vor Monaten fest eingeplanten – Fotostopp. Die F225 ist schon in der F208 gemündet, wenn die Straße in einer engen Kurve über den Bergrücken ins Tal von Landmannalaugar führt. An genau dieser Stelle befindet sich auch eine Haltemöglichkeit. Ein paar Höhenmeter den Wanderweg auf den Frostastaðaháls (im Kartenbezeichnungen wiedergeben bin ich gut) hinauf und wieder blickt man staunend um sich.



    Zum Glück war der Regenschauer von kurzer Dauer. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages streifen durch Wolkenlücken punktuell die Landschaft und lenken die Blicke auf die Details der berauschenden Natur. Die Fotografenherzen pochen vor Entzückung und die Spiegel der Reflex-Kameras klicken im Sekundentakt. Und ich ernte ein dickes Lob von meinem Freund für die gut geplante Dramaturgie des Tages.



    Die kurze Reststrecke bis nach Landmannalaugar nehmen wir schon fast gar nicht mehr wahr. Zu groß ist die Reizüberflutung durch die uns umgebende Landschaft. Erst als wir vor der ersten der beiden berüchtigten Furten kurz die Lage checken und dann beruhigt die erste und die zweite durchfahren, realisieren wir die Magie des Ortes. Wir stellen den Camper mit gebührendem Abstand neben einen seiner Brüder vom selben Vermieter. Der Rest des Abends vergeht in Euphorie schwelgen beim Abendessen und der Vorfreude auf das für morgen angesagte gute Wetter. Abgesehen von dem Verzicht auf die Keldur Besichtigung scheint meine Tagesetappenplanung eine gewisse Stimmigkeit aufzuweisen.



    Grüße
    Tadi

    Hallo Emma


    tadi - danke für deine Routentipps. Die Idee, bis Vik zu fahren gefällt mir gut. Würde es denn Sinn machen in Vik zu übernachten und somit die Highlights des golden Circles + Seljalandsfoss, Skogafoss, Dyrholaey, Reynisfjara aufgeteilt auf Hin & Rückweg zu besuchen?


    Klar ist das eine gute Idee. Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass ihr schon die ganze Zeit fest in Reykjavík untergebracht seid. Wenn dem nicht so ist, dann ist der Tipp mit dem Ferienhaus/Hotel für je 1-2 Übernachtungen super. Man kann dann flexibler das aktuelle Besuchsziel vom Wetter abhängig machen.



    Für Nordlichter ist so ein Ferienhaus auf dem Land mit Hot-Tub im Außenbereich wahrscheinlich der optimale Ort, gepaart mit einer Portion Glück. Man kann gemütlich im warmen Wasser auf das Naturphänomen warten und muss nicht im kalten frierend herumstehen aabfrier1 .


    Eine Nordlichttour kann keine Erfolgsgarantie bieten; die wissen auch nur wo es kein "Stadtlicht" gibt und gucken auf die Wolkenvorhersage um an den passenden Ort zu fahren. Fehlende Wolkenbedeckung und Sonnenaktivität (von 4 aufwärts wird's immer eindrucksvoller) müssen zusammen passen, damit Auroras sichtbar werden. Wenn man Nordlichter als Urlaubsbonus betrachtet, dann ist die Enttäuschung keine gesehen zu haben nicht so groß. Bei meiner Wintertour im Januar 2016 ging ich leer aus, wurde dafür vor und nach dem 1 September 2016 mehr als ausreichend belohnt.


    Um nicht ganz negativ zu sein: Es gibt bestimmt gute Tipps, wie man Nordlichter optimal fotografiert bei so einer Tour und Heißgetränke gegen das Abkühlen.


    Grüße
    Tadi

    Hallo


    Genau die angegebene Strecke hatte unser Vermieter eines Dodge RAM im Aug/Sep 2016 ausgeschlossen. Wenn Ihr das plant vorher die genauen Konditionen aushandeln. Während der Preis-Verhandlungen war nie von Strecken-Tabus die Rede.


    Die Strecke von Norden aus haben wir nicht in Angriff genommen, daher kann ich nichts dazu sagen.


    Grüße
    Tadi

    Hallo Emma


    Ich würde einen Mietwagen nehmen. Normaler PKW mit Winterreifen reicht.


    Mitte Februar hat man ca. 8-9 Stunden Tageslicht, da kann man schon was mit anfangen. Wenn man nicht Stunden lang für das "besondere" Bild an einer Attraktion verbringt, dann ist der Golden Circle in dieser Zeit von Reykjavík aus zu erledigen. Damit bleiben euch noch 4 weitere Tage.


    Ihr könntet im Süden bis Vík fahren und Seljalandsfoss, Skogafoss, Dyrholaey, Reynisfjara mitnehmen.


    Ein Abstecher Richtung Borgarnes und evtl. bis nach Snaefellsnes wäre auch drin.


    Und einmal um die Reykjanes Halbinsel mit Setlun (an der 42) nicht weit von der an der Südküste entlang führenden 427 würde sich auch lohnen.


    Und in Reykjavík kann man ein wenig die Stadt und auch das eine oder andere Museum anschauen.


    Grüße
    Tadi

    Hallo


    Erst mal ein riesiges dankeschoen1 , für die Ermunterung weiter zu machen. Das steigert die Motivation ungemein :)


    Da ich die Reiseberichte hier im Forum auch über alles liebe, werde ich mit unserem auch dran, bleiben. Der nächste Tag wird aber erst übermorgen erscheinen können, vorher reicht mir die (Frei-)zeit nicht.... puh, Freizeitstress...


    Wie schön - es geht weiter :) Ich mochte Euren Januar-Bericht und vor allem die Fotos schon so gerne dankeschoen1

    Das freut mich sehr, und ich kann voraus sagen, dass ein paar Hammer-Bilder gelungen sind.


    Grüße
    Dieter

    Der andere Wasserfall ist nur ca. 300 Meter entfernt. Ein Fußweg führt vom Seljalandsfoss dahin. Auto umparken wird fast länger dauern.


    Als wir im Winter dort waren hatten wir aber keine Eiskrallen/Spikes (keine Ahnung wie man die Dinger fachgerecht benennt) zum an die Schuhe schnallen. Das verhinderte, dass wir in die Spalte hinter der sich der Wasserfall befindet hinein gehen konnten. Die Besichtigung war daher nur suboptimal. Diese Spikes werden aber auch beim Seljalandsfoss ganz nützlich sein.


    Grüße
    Tadi