Der Wecker klingelt um 8. Ganz schön früh. Aber man will ja was sehen. Und am 1. Tag ist man auch noch so motiviert. Ich zauberte für meinen Göttergatten und mich ein gutes Frühstück. Wir planten was wir sehen wollten und packten das 1. Mal unseren Tagesrucksack. Rein kamen Wechselsachen, Snacks, Mütze, Handschuhe, Geld und natürlich Spikes. Wozu die wichtig sind werdet ihr ja noch sehen.
Wir machen uns gegen 10 auf den Weg. Vor 11/halb 12 wird es sowieso nicht so richtig hell. Wir fahren die Ringstraße Richtung Vik. Und jetzt wo es hell wird sehen wir das erste mal so richtig die schöne Natur und die tollen Berge. Ich war hin und weg. Während unserer Fahrt wurde mir das 1. mal klar, die Tage werden wie im Nu vergehen. Unser Wetter war gut. Für isländische Verhältnisse ganz gut. Der Himmel war leicht bedeckt aus einem Schleier weiß/grauer Wolken. Aber das machte nichts, solange es nicht regnete.
Wir kommen am Seljalandsfoss an und mir fällt das 1. Mal die Kinnlade runter. Leider hier nicht vor Begeisterung. Ich war buchstäblich richtig entsetzt, wie viele Menschen am 01.01. Morgens/Vormittags hier sein werden. Wir hatten sogar Schwierigkeiten einen Parkplatz zu finden. Und die doofen Tourbusse versperren uns erstmal die Sicht. Egal. Augen zu und durch denken wir uns. Schließlich sind wir jetzt hier. Ich steige aus unserem Wagen und schaue meine bessere Hälfte erwartungsvoll an. Er fragte was sei und ich antwortete ganz stumpf: "Ich gehe nicht ohne Spikes." Er schmunzelte nur, packte seine aber zumindest in den Rucksack. Dazu müsst ihr wissen, dass ich 90 % der Reisevorbereitungen getroffen habe. Und aufgrund netter Tipps hier im Forum ( Danke nochmal! ) Habe ich uns für 10 Euro pro Paar Spikes zum umschnallen besorgt. Mein Menne hat mich damals nur ausgelacht. Tja. Er sollte noch sehen.
Siegessicher machen wir uns auf den Weg zum Seljalandsfoss. Meine bessere Hälfte merkt schnell, dass er sich wohl getäuscht hat. Ich laufe erstmal schnurrstracks auf die Treppe rechts vom Seljalandsfoss zu. Ich wollte hinter dem Wasserfall ein Foto. Koste es, was es wolle. Da aber sonst scheinbar niemand der 47546347 Touristen Spikes dabei hatte, wären wir hinter dem Wasserfall ganz für uns allein. An der Treppe angekommen bleibe selbst ich aprubt stehen. Mein Freund, sich an einem Stein abstützend quält sich derzeit in die Spikes. (Er hat keine Ahnung wie oft wir die noch brauchen werden :D) Hier ein Foto der Treppe..
Wir klettern also diese Eistreppe (selbst mit Spikes waghalsig) hoch und oben ging es dann nochmal über Stock und vor allem Stein. Als wir dann wieder etwas Boden unter den Füßen hatten, machten wir ein paar Fotos. Wir hatten nun doch etwas Ruhe vor den "Selfie-für-mein-Instagram-Profil-Touristen". Die Ruhe fand ein schnelles Ende, als ein dicker, fetter Eiszapfen von der Decke viel und neben uns zerschellte. Ich fasste den Entschluss.. wir sollten dann lieber gehen.
Unten angekommen gab ich meinem Freund den Tipp, er solle mit mir noch zum kleinen Nachbarn des Seljalandsfoss gehen (Ich kann seinen Namen weder aussprechen noch schreiben). Es seien nur ein paar hundert Meter. Er wollte wieder nicht auf mich hören, folgte mir aber zähneknirschend. Schließlich hatte ich ja auch den Plan. Und alleine lassen wollte er mich auch nicht. Nach ein paar Minuten sehen wir die Spalte in den Felsen, aus denen ein kleiner Fluss kommt und wir hören das Fallen des Wassers. Ich lief vor, ein bisschen über Stock und Stein und machte dann ein Foto. Bis zum Ende kam ich nicht. Ich nehme an, aufgrund des schmelzenden Schnees war der Wasserstand relativ hoch. Trotzdem ein wunderschöner Anblick. Schöner als der Seljalandsfoss wie ich finde.. und keine Leute.
Wir machten uns auf den Rückweg, aßen im Auto ein paar Snacks und fuhren dann zum Skogafoss. Reine Wasserfalltour irgendwie.
Dort angekommen, wieder viel zu viele Menschen, machten wir ebenfalls ein paar Fotos. Den Skogafoss finde ich zwar sehr beeindruckend, aber nachdem ich auf Eis einbrach, (ich dachte darunter wäre Boden) und Wadentief im Wasser stand war mir nicht soooo lange nach Fotos machen.
Der Nachbar vom Seljalandsfoss hat mir immer noch am besten gefallen. Irgendwie geheimnissvoller. Keine Ahnung ob das jemand nachvollziehen kann.
Wir aßen im zugehörigen Restaurant eine gute Portion Burger mit Pommes und überlegten was wir noch machen sollten, da es langsam spät wurde. Ich bat mein Menne mit mir zum Kap Dyrholaey zu fahren, da es mich auf den Bildern schon total angesprochen hatte. Die letzten Meter den Berg hinauf waren zwar für mich ein Gräuel, da sich rechts von mir der Abgrund befand, aber die Aussicht entschädigte alles. Hier hatten wir auch ziemlich unsere Ruhe und konnten die Aussicht auf das Kap und das Meer wunderbar genießen. Ich glaube hier habe ich mich das 1. mal so ziemlich in Island verliebt.
Wir verließen diesen magischen Ort und ich wollte noch nicht ganz zurück nach Reykjavik. Ich hatte die Idee wir könnten uns in der Dämmerung das abgestürzte Flugzeug am schwarzen Strand ansehen. Wir fuhren zu dem Punkt den ich markiert hatte und landeten auf einem Parkplatz direkt an der Straße. Ich dachte mir schon: "Hm. Komisch. Es ist noch ziemlich weit bis zum Strand?!" Egal, wir lauften mal los. Nach einer halben Stunde und immer noch nichts in Sicht fragte ich uns entgegenkommende Engländer wie weit es noch ist. Von hier noch 40 Minuten. Ich dachte nur: Auf keinen Fall laufen wir das noch. Es war nämlich schon fast ganz dunkel und an eine Taschenlampe hatte ich ehrlich gesagt auch nicht gedacht. Naja. Egal. Wir laufen dann leider zurück. Aber bis heute beschäftigt mich, wieso man nicht näher mit dem Auto ran kann. Aus anderen Berichten hatte ich das so verstanden. Schade dachte ich. Aber hier hatte ich den Gedanken: Wir kommen bestimmt nochmal wieder... Gefährlich, gefährlich.
Wir fuhren Richtung Kopavogur und machten halt in einem kleinen Örtchen. Dort hatte, Gott sei Dank, ein Schnellrestaurant auf. (Gar nicht so einfach an Neujahr was zu essen in Island zu finden).
Wir bestellten irgendwas für umgerechnet 30 Euro und bekamen 2 Riesenpizza á la Pizza Hut, eine 2 Liter Pepsi, 2 Bier und eine große Tüte Nachos. Yummi. Wir aßen gemütlich eine der Pizzen und nahmen den Rest mit nach Hause. Die Fahrt zog sich ein bisschen, da es jetzt komplett dunkel war. Aber da wir W-Lan im Auto hatten hielt ich mein Menne, den Fahrer, mit Flachwitzen auf Trapp.
Wir nahmen noch schnell eine warme Schwefeldusche und fielen tot ins Bett. Ich träumte schon vom nächsten Tag.