Beiträge von JR senior

    Hallo Forumianer,
    sorry, dass es bei mir gerade etwas dauert mit dem nächsten Teil des Reiseberichts - nachdem unser Kleiner Island super "überstanden" hat, hat ihm die Hitze hier in Deutschland jetzt eine eitrige Mandelentzündung, Bronchitis und 39,5 Fieber eingebrockt - dementsprechend sind wir hier gerade "etwas" beschäftigt :patsch:
    Doch zumindest ein Foto soll es geben von unserer Etappe von Klausur weiter in Richtung Höfn!

    Es ist ein Stück östlich von Klausur aufgenommen - erkennt vielleicht jemand, um welche Wasserfälle es sich handelt - habe nämlich keine Ahnung ?( ?( ?(
    bisbald und lieben Dank nochmals für das Lob über den Bericht thx1

    Jawoll, jetzt klappts mit den Bildern!
    Bin schon ganz gespannt auf den Reisebericht und insbesondere, wie es euch mit den Kids ergangen ist! Übernächstes Jahr bin ich wieder dran mit Reiseziel aussuchen, dann wird unser Bub drei - und Island steht auf meiner Liste gaaaanz weit vorne islandwinke

    Hier nun mal ein etwas kürzerer Teil 7 des Reiseberichts, der sich u.a. um unsere ersten Tankerlebnisse dreht und Euch vielleicht zum schmunzeln bringt ;)


    Die ganze Nacht über stürmte es um unsere Hütte, ab 3 Uhr waren wir - auch wegen der dürftigen Verdunklungsmöglichkeiten an den beiden Fenstern - immer mal wieder wach. Es war außerdem kalt, so dass ich die beiden kleinen Elektroheizkörper anmachte und direkt mal auf 26 Grad stellte. Hier in dieser Hütte wollte ich im Winter nicht sein müssen!
    Draußen wurde das Gras vom böigen Wind gepeitscht, doch wenigstens schien es nicht mehr zu regnen, sondern nur noch etwas zu nieseln.
    Irgendwann ging dann die Nacht zu Ende und meine erkältete Frau bekam erstmal einen heißen Tee aufgesetzt. Dann ab unter die Dusche, alles mal wieder einpacken, die Essenvorräte für den Kleinen begutachten, Koffer und Taschen ins Auto und - da es doch wieder mehr regnete und immer noch stark windete, die 50 Meter zum Hotel gefahren und den schon gut besetzten Frühstücksraum des Hotels aufgesucht. Die große Panoramascheibe nach Osten in Richtung der Eiswelt des Vatnajökull böte bei anderem Wetter jetzt sicher einen genialen Ausblick… seufz…
    Ich holte einen der bereitstehenden Babyhochstühlchen herbei und wir bekamen von einer netten, jungen Bedienung eine Kanne Kaffee auf den Tisch gestellt. Das Büffet war gut und reichhaltig, mit frisch gemachten Pfannkuchen und Porridge neben den ganzen „Normalen“ Sachen als Highlight. Gestärkt mit Brot und Obststückchen (Banane, Apfel, Birne und sogar sein Lieblingsobst Mango!) flirtete unser Junge vergnügt mit den italienischen Rentnern am Nachbartisch und auch ich brachte meinem blassen und erkälteten Frauchen und mir nochmal Nachschub vom Buffet.
    Nun aber weg hier! Allein in und um Kirkjubæjarklaustur gäbe es noch viel zu entdecken, könnte man schöne kurze Wanderungen machen - aber sicherlich nicht in diesem Urlaub!
    Da der Tank inzwischen irgendwo unter 1/4 stand und gen Osten die Auffüllmöglichkeiten nicht sonderlich gut, fuhren wir nach Querung der Brücke über die Skaftá dreiviertels durch den Kreisel zur N1 (auf dem Eckgrundstück rechts vor dem Kreisel liefen gerade Bauarbeiten für eine kleine weitere Tankstelle (OB) - gerade wurden die Zapfsäulen angeliefert und montiert.)
    Nun also der erste Tankvorgang auf isländischem Boden - zum Glück hatten wir daran gedacht, zu Hause nach unseren PINs für die Kreditkarten zu suchen, die wir zuvor noch nie benutzt oder gebraucht hätten. Da an der Nachbarzapfsäule gerade zwei deutsche Damen mittlerweile ihren Tankvorgang erfolgreich abgeschlossen hatten, sprach ich diese auch prompt auf die richtige Vorgehensweise an. „Kein Problem! Kreditkarte rein, PIN eingeben, einen der vorgegebenen Kronenbeträge oder Voltanken wählen, okay drücken, Karte rausziehen („takið kort“, versteht man direkt, genau wie auch z.B. „augnablik“) und dann tanken, nach dem Tanken nochmal die Kreditkarte rein und automatisch wird die Quittung gedruckt.“
    Okay. Karte rein. Nicht lesbar. Meine Frau nach ihrer Karte gefragt. Nicht lesbar. Eine Zapfsäule weiter gefahren. Karte 1 rein Fehler, Karte 2 rein, Fehler. Hmmm…
    Ich also rein in die Tanke, die auch noch kleiner Supermarkt und Restaurant in einem ist und in der sich jetzt um halb 11 schon mindestens 30 Leute tummelten, an die Theke und dem großen blonden Typen die Situation erklärt. „Seltsam, aber kein Problem. N1-Prepaid-Karten („Innkort“) über verschiedene Beträge, 1000, 2000 und 5000 ISK.“ Puh. Gut! Mal schnell Kopfrechnen: 5000 Kronen sind gut 30 Euro. Ein Liter kostet 211 Kronen. Das sind so 1 Euro 40. Ok, das geht rein in den Tank. „Okay, the 5000 Kronor one“ sagte ich, bezahlte die Karte dann auch problemlos mit meiner Kreditkarte (juhu, meine Karte funktioniert also noch und alle Gefahren und Probleme, die mir für die nächsten 14 Tage Urlaub in den letzten 2 Minuten durch den Kopf geschossen waren, zerfielen wieder!). Draußen die N1-Pepaidkarte in den Schlitz und schon konnte der Dieselkraftstoff fließen.
    Tanken in Island ist ja wirklich -ähm- einfach!
    Vor lauter Glück bin ich dann nochmal rein, hab dem Typen hinterm Tresen kundgetan, dass es geklappt hat und diesem damit ein müdes Lächeln abgerungen. Was er in dem Moment von mir gedacht hat, will ich gar nicht wissen… Schnell auch noch die 825 Kronen für ein Wasser, ein Prince Polo und ne Packung Teebeutel mit der Karte bezahlt - Jawoll, hat geklappt! Island steht uns offen, wir können tanken und können mit Karte Lebensmittel zahlen!! Euphorisch sprang ich ins Auto und schon konnten wir die heutige 200 km-Etappe bis Höfn angehen!


    Ich bin aber etwas geschockt!!! Wir waren das letzte Mal 2006 auf Island und da war es uns schon etwas überlaufen (wir lieben es etwas weniger überlaufen), waren die letzten Jahre mehrmals in Alaska, Norwegen und Finnland unterwegs. Und nun lese ich überall, dass Island anscheinend eine reiche Besuchersteigerung hat.


    (...)
    Wann es anfängt, ungesund zu werden, d.h. Wie jetzt beim Verhältnis 1 zu 4 (330.000 Isländer werden von 1,2 Mio. Touristen besucht), oder erst bei 2 Mio Touris, weiß ich nicht
    (...)
    Es ist halt wie mit allem im Leben, der Run auf Island bringt in manchen Bereichen mit Sicherheit Vorteile, die aber ihren Preis haben und von den Einheimischen mit Nachteilen erkauft werden.
    Zu der Thematik aber sowieso auch noch ein bissel mehr im nächsten Teil des Reiseberichts!


    Sorry, gerade gesehen, dass ich zu dem Thema "Touristenmassen" jetzt doch nicht in die Fortsetzung des Berichts geschrieben hatte fluch - es war nur so, dass unser Gastgeber aus Selfoss hierzu auch eine sehr kritische Meinung hatte. Ich hatte ihm erzählt, dass mir zwei Tage zuvor bei der Ankunft und Busfahrt vom Flughafen nach Reykjavik rein die vielen neuen Häuser und die vielen Baukräne aufgefallen seien. Der Gastgeber ist gebürtiger Reykjaviker und betrachtete den Bauboom, den ich vielleicht etwas laienhaft als "Zeichen des Wachstums" und damit einer gesunden Wirtschaft ausgelegt hätte, doch sehr kritisch. Eine Art Immobilienblase sei im Entstehen, wie es sie anscheinend während der Krise 2009 schonmal gegeben habe (ich habe von solchen volkswirtschaftlichen Zusammenhängen leider nicht soooo... viel Ahnung :wacko: ...) und auch auf den Tourismus werde zu einseitig gesetzt -überall in der Hauptstadtregion neue Hotels geplant usw.
    Er machte mir ganz simpel klar, dass der derzeitige Touristenboom nicht nachhaltig sein müsse. Vor der Krise sei der Kurs ISK zu Euro 1 zu 65 gewesen, heute 1 zu 150. Wenn - aus welchen Gründen auch immer- der Kurs wieder in eine stärkere Krone (...und soviel krieg selbst ich mit, dass dies ja zurzeit das "Problem" mit dem Schweizer Franken ist), dann wird ein Urlaub sehr schnell wieder so teuer, dass die Touri-Zahlen wieder deutlich sinken und die vielen, gerade neu entstandenen Hotelbetten gar nicht mehr gebraucht werden.


    Soviel nur noch zur Ergänzung bisbald


    P.S. und @ martin12: Jaaaaa, unser Kleiner hat seeehr gut mitgemacht1 Ich werd's - irgendwann - sicher mal noch als eines der Punkte im Fazit aufführen: Für den Süden hätten wir einen Tag mehr benötigt. 250 km waren zu lang. Die späteren Etappen von 150 km waren viiiel besser!


    Bub: schnarch1 Taetschel-Haetschel
    ich: Foto--Smiley
    Frau: schimpfen
    ;) ;) ;) ;) ;)

    Wir verabschiedeten uns bald darauf, da wir wussten, dass die heutige Etappe lang und Kirkjubaejarklaustur noch weit war. Das Museum musste ausfallen... die Fahrt ging weiter nach Südosten. Ich merkte, wie der Wind von der Küste her blies, und hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest im Griff. Die Außentemperaturanzeige des Autos zeigte nur noch 10 Grad an, und uns schwante übles. Ein gutes Stück vor Vík begann es dann auch „endlich“ zu regnen und wir fuhren jetzt durch eine graue Einheitssuppe. Die Ausführungen des Reiseführers, dass die Südküste das regenreichste Gebiet Islands ist, stimmten mit den realen Verhältnissen überein. So ließen wir es auch bleiben mit dem Tipp unseres Hosts aus Selfoss, die Straße 221 in Richtung Gletscherrand zu nehmen – auch dies dann bei vielleicht besserem Wetter irgendwann einmal!
    Die 218 zum Kap Dyrhólaey nahmen wir dann aber doch – nach einigen Kilometern und einmal links halten an der Gabelung der 218 (der Weg nach rechts sah deutlich schlechter aus) standen wir dann auf dem kleinen Parkplatz am Kap. Dass wir hier und heute nichts großartiges unternehmen können würden, war klar. So ging erst ich für eine Minute hinaus in den Sturm und schaute nach unten in das tosende Meer, nach meiner schnellen Rückkehr oder besser Flucht ins Auto taute sich dann auch meine bessere Hälfte noch die knapp 10 Meter nach vorn, um wenigstens einen Blick zu erhaschen. Das wars! Dem kleinen Schatz hinten in seinem Sitz war die ganze Sache auch sichtlich zu viel und er fing ängstlich an zu wimmern und schließlich zu weinen, so dass wir schnellstmöglich nach Vík mussten und dort eine Einkehrmöglichkeit finden, wo wir den Buben richtig trösten und zur Ruhe bringen mussten. Also schnell die 218 zurückgeprescht, die 1 nach rechts genommen und mit 100 Sachen in Richtung Vík. Nach einer gefühlten Ewigkeit, es waren vielleicht 10 oder 15 Minuten, kamen wir in dem verregneten Örtchen an und fanden nach etwas rumkurven ein nettes Restaurant (Halldórskaffi) in einem schönen, alten, hellgrauen Haus fast am Ende der Víkurbraut.

    Also den Buben geschnappt und durch Wind und Regen reingelaufen – das Haus war brechend voll, alle Tische besetzt und noch mehrere Leute vor uns standen herum und warteten auf einen Tisch. Leider nicht die nun benötigte ruhige Umgebung, um den kleinen Mann zu trösten, zu tagen, mit ihm zu spielen, ihn zu füttern und zu wickeln! Da auch das vom Restaurant innen durch eine Tür erreichbare kleine Museum mit Verkauf von Wollwaren usw. keinerlei ruhige Sitzecken oder ähnliches vorhielt, beschlossen wir zähneknirschend, eine andere Einkehrmöglichkeit zu suchen. Hinter der N1-Tankstelle wurden wir fündig: Ein großer, innen wie außen eher funktional und zweckmäßig als schön aussehende Bau beherbergt das Burger- und Fastfood-Restaurant Ströndin und hier war noch ein Drittel der Tische frei! Die Lage dürfte bei gutem Wetter nett sein, denn durch die großen Fenster in Richtung Meer waren Lupinenfelder und eine Art dunkler Strand zu erkennen. Bis zu den berühmten Felsen im Meer reichte der Blick bei dem Wetter aber nicht. Die Burger waren lecker, der Bub war wieder gut gelaunt und wir auch wieder etwas weniger schlecht. So brachen wir wieder auf und fuhren die letzten ca. 60 km bis in unser Hotel südlich von Kirkjubaejarklaustur, checkten ein, bekamen den Schlüssel für unsere spartanische, blechverkleidete Holzhütte, schleppten schnell das nötigste Gepäck durch Regen und Sturm hinein und gingen für heute, obwohl es erst 18 Uhr war, auch nicht mehr vor die Tür. Wir spielten mit dem Buben, kochten uns Tee und ließen den Tag dann allesamt ausklingen - irgendwie waren wir heute platt und die Etappe mit an die 250 km war im Nachhinein für die Reise mit Baby zu lang. Also Licht aus, Vorhänge zu, dem Prasseln des Regens und Pfeifen des Windes lauschen und auf Besserung für morgen hoffen - dies war der Tiefpunkt unserer Reise und ich fragte mich insgeheim, ob ich meiner Familie doch etwas zuviel zugemutet habe mit dieser Art eines Urlaubes - doch Gott sei Dank sollte alles schnell wieder besser - viel besser werden! ;)


    Fortsetzung folgt…

    So, Ihr Lieben,
    jetzt geht es auch von meiner Seite mal wieder mit meinem Reisebericht weiter - hier Teil 6 (sorry, wieder über 10.000 Zeichen, daher in zwei Abschnitten ;) :(


    Ich war als erster von uns dreien wach und ging nach einem kurzen Besuch im Badezimmer in die Wohnküche, wo ich schon emsiges Geklapper hörte - die Gastgeberin bereitete das Frühstück vor. Ich fragte nach einem Kaffee und wir plauschten ein wenig über dies und das. Die Familie hat mit dem Bau des Hauses 2007 begonnen und die Fertigstellung fiel mitten in die Krise 2009. Schon gestern Abend hatte ich das Gefühl gehabt, dass das Haus eigentlich wie ein ganz normales privates Einfamilienhaus aussieht und dass die drei oder vier vermieteten Zimmer früher wohl mal Kinderzimmer oder ähnliches waren. Nach den Gründen fragen, warum die Familie heute Gäste in ihrem schönen Haus aufnimmt, wollte ich dann jedoch nicht - falls es wirtschaftliche Gründe aufgrund der Finanzkrise hat, wäre dies doch kein Thema für eine Konversation und für die Frau sicherlich unangenehm gewesen. Sie erzählte mir dann noch, dass sie drei Kinder hat, der Jüngste sei 17 und wohne noch zu Hause, sei aber zurzeit in Höfn, wo er einen Ferienjob in der Fischverarbeitung (oder war es Hummerverarbeitung?) habe, und dass er sich am Telefon beklagt habe, dass er so viel und hart arbeiten müsse.
    Dann kamen weitere Gäste hinzu, ein Paar um die Vierzig, Franzosen, wie sich schnell herausstellte. Ich hatte mittlerweile unseren Buben bei mir, meine Frau war ins Bad verschwunden, nachdem sie mir den Schatz gebracht hatte. Die Gastgeberin brachte einen Hochstuhl für den Buben und so setzten wir uns an den großen, bestimmt 12 Personen Platz bietenden, Tisch; gegenüber den freundlichen Franzosen. Ich stellte mal wieder mit Schrecken fest, wie spärlich mein Französisch aufgrund fehlender Übung im Alltag doch geworden ist und wieviele Vokabeln man doch vergisst. Trotzdem bekamen wir mit Hand und Fuß ein kleines Gespräch hin und sie sprachen ihre Bewunderung aus, dass wir trotz Baby eine solche Reise machen.
    Ein weiteres Paar kam an den Frühstückstisch, und nach wenigen Sätzen auf Englisch stellten wir fest, dass wir uns auch auf deutsch unterhalten konnten. Auch sie waren noch am Beginn ihrer Reise und auf dem Weg gegen den Uhrzeigersinn um die Insel. Meine Frau war mittlerweile auch zum Frühstück eingetrudelt und so verging die Zeit in Windeseile mit netten Gesprächen, lecker Frühstück und drei guten Tassen Kaffee. So langsam mussten wir aufbrechen, denn wir hatten heute wieder eine lange Fahrt vor uns, bis Kirkjubaejarklaustur. Unser Gastgeber erzählte uns noch von seinen Erlebnissen beim Ausbruch des Eyafjallajökull, als er aus dem Wohnzimmerfenster die Lavaglut sehen konnte, und dass wir, falls wir ganz an einen Gletscher rankommen wollten, die Straße 211 als Abstecher nehmen könnten - Schotter und Schlaglöcher, aber es lohne sich!
    Wir bedankten herzlich für die uns entgegengebrachte Gastfreundschaft und verabschiedeten uns von unseren Gastgebern wie auch von dem deutschen Paar, die uns noch viel Glück auf der weiteren Reise mit unserem kleinen Spatz wünschten. Dann waren wir bei Sonnenschein und 12 Grad wieder on the road. Zunächst noch ein kleiner Abstecher nach Eyrarbakki mit einem 5-Minuten-Fotostopp und meinem ersten Trockenfischgestell (unter der Rampe, die auch Kinderwägen und Rollstuhlfahrern den Zugang auf den Deich ermöglicht); dann vorbei am Gefängnis auf die Straße nach Selfoss, durch Selfoss und weiter auf der Ringstraße gen Osten.


    Auf der isländischen Wetterhomepage hatten wir schon das gesehen, was sich im Osten vor uns am Horizont zusammenbraute: 2 Tage Regen waren angesagt für die Südküste – und da fuhren wir jetzt hin. Da sich bei meiner Frau zudem seit gestern Abend die Symptome einer Erkältung anmeldeten, war die Stimmung im Auto etwas gedrückt. Ab Hella oder Hvolsvöllur war die Wolkendecke über uns schon ziemlich geschlossen und der Blick nach rechts zur Südküste verhieß nichts Gutes. Eine graue Suppe lag über dem hier auch etwas langweilig wirkenden Landstrich, einer weiten Ebene, die überwiegend als Weideland genutzt wird. Zudem eine Stromtrasse entlang der Fahrbahn – das hatte wenig von der rauhen Schönheit, wie wir uns Island so im Allgemeinen vorgestellt hatten. Auch der Bube war quengelig und meine Frau musste ihn vom Beifahrersitz aus schräg nach hinten so gut es geht bei Laune halten. Schließlich schlief er doch ein und auch meine Holde neben mir machte die Augen ein wenig zu.
    Ich fuhr also ein wenig desillusioniert und stupide in das schlechte Wetter, vorbei am Abzweig nach links zur Sprengisandur, vorbei am Abzweig nach rechts in Richtung Westmännerinseln, und als der Seljalandsfoss in den Blick kam, wollte sich auch keine rechte Begeisterung einstellen. Trotzdem bogen wir natürlich links ab und standen dann zum ersten Mal in unserem Urlaub in einem richtigen Stau, ausgelöst durch die Menge an Fahrzeugen, die sich gegenseitig beim Ein- und Ausfahren zum bzw. vom Parkplatz behinderten. Da der Bub gerade erst ein paar Minuten schlief, hieß die Devise dann auch schnell „weiterfahren“, so dass ich ein Foto aus der Ferne schoss und wir dann wieder umkehrten.

    Es ging auf 12 Uhr zu und wir entschieden, es bis dahin zum nächsten Wasserfall zu schaffen, dem Skógafoss. Das erste Mal, dass ich so richtig einsehen musste, dass das Reisen mit Baby an Bord die zuvor so schön geplanten Aktivitäten wie z.B. in-Ruhe-Wasserfälle-fotografieren unmöglich macht... Also weiter auf der 1, wenigstens blieben wir bislang vom Regen verschont! Vorbei am Eyjafjallajökull-Museum und dem wolkenverhangenen gleichnamigen Vulkan, erreichten wir die Zufahrt zum Skógafoss in dem Moment, als auch Jacob erwachte. In der Fossbúd, einem wohl auch als Multifunktionsraum im Stil eines 70er-Jahre-Dorfgemeinschaftshauses genutzten „Café“ bekamen wir wieder bereitwillig unseren Babybrei gewärmt. Carolin wollte einen Kräutertee wegen der stärker werdenden Halsschmerzen, ich genehmigte mir Kaffee und Schokokuchen. Da es Mittag war, füllte sich der hohe funktionale Raum mit Touris aller Couleur, die sich aus dem kleinen Angebot an Speisen (Tagessuppe, Sandwiches) bedienten. Wir sahen dem Treiben noch ein wenig zu und ich erfreute mich an den drei jungen und attraktiven Bedienungen, die allesamt schwarze enge Leggins trugen :) Der Bub lachte dann noch ganz viel mit zwei isländischen Busfahrern, die am Ecktisch neben uns eine Limo tranken, während ihre Busgäste wohl gerade 200 Meter entfernt ihre halbe Stunde am Wasserfall verlebten. Dann war noch Wickeln angesagt, was zwecks fehlendem Wickeltisch an der verwaisten Theke der Garderobe im Eingangsbereich geschehen musste und der blonden Bedienung im Vorbeilaufen ein Wunderschönes Lächeln in meine Richtung entlockte :) Dann stöberten wir noch ein wenig in dem kombinierten Tante-Emma-Laden/Souvenirshop, wo man sich wohl als Wanderer und Camper mit Maggi-Tütensuppen, Ravioli und Milka-Schokolade eindecken konnte. Wir fanden einen schönen Kühlschrankmagneten als Mitbringsel für eine diese sammelnde Freundin, den wir auch schon vorgestern im Souvenirshop der Harpa gesehen hatten und der hier 50 Kronen günstiger war, sowie weitere Postkarten und Briefmarken.
    Wieder vor der Tür, war es immer noch trocken, jedoch inzwischen recht kühl und windig. Wir zogen die Jacken an, stülpten den Regenschutz über den Kinderwagen und spazierten über den Parkplatz in Richtung Wasserfall. Dieser war nur im vorderen, kleineren Bereich befestigt, die weitaus meisten Autos standen jedoch in Richtung Wasserfall auf einem darauf anschließenden unbefestigten Platz voller Schlaglöcher und faustgroßen Kieseln – wohl eine recht spontane Maßnahme der Behörden, um dem stark wachsenden Besucherandrang zumindest halbwegs gerecht werden zu können. Der Skógafoss lag aber schließlich beeindruckend vor uns und wir schoben den Kinderwagen so gut es ging weiter voran, bis wir im Sprühnebel des Falles standen. Den Buben interessierte das herzlich wenig, er schien weder verwundert, noch erschrocken ob des sich ihm darbietenden Naturschauspiels – er wirkte zu unserer Verwunderung eher neutral und desinteressiert Rechts vom Wasserfall kraxelten die Leute in Heerscharen den steilen Weg nach oben, der zu der neu angelegten Aussichtsplattform führt – nichts für uns! Stattdessen wurden ein paar Bilder geschossen und das Stativ für den Selbstauslöser aufgebaut. Auf einmal gab es ein lautes „Hallo“ und vor uns standen die beiden Düsseldorfer aus der Unterkunft in Selfoss. Sie schwärmte von dem Museum ein paar Kilometer zurück, das nach dem Ausbruch des Eyjafalla 2010 in einem besonders betroffenen Bauernhof eingerichtet wurde. Der Film sei sehr bewegend und man bekäme eine Gänsehaut, wir sollten unbedingt zurückfahren, es seien ja nur wenige Kilometer. Dann lief sie zu dem Steig, der nach oben zur Aussichtsplattform führt. Er verzichtete dankend uns so kamen wir in den Genuss, auch noch ohne Selbstauslöser alle drei auf ein Foto zu kommen, das er von uns schoss.

    wir waren vor drei Wochen dort unterwegs - auch alle Schotter-Straßen waren in einem guten bis sehr guten, aufgrund der anhaltenden Trockenheit jedoch z.T. sehr staubigen Zustand. Anscheinend läuft es so, dass sie die Winterschäden nach Schneeschmelze und Abtrocknen der Straßen beseitigt. Hier waren gerade letzte Arbeiten Richtung Latrabjarg sowie auf der 63 zwischen Bildudalur und Talknafjördur im Gange: ein LKW mit 20.000Liter-Wassertank wassert die Straße ordentlich, ihm folgt dann eine Maschine, die mit einem Schild die ober den cm des Wegebelags abzieht und damit die entstandenen Schlaglöcher schließt. Da nicht gewalzt wurde bei unseren beiden Begegnungen (habe Fotos davon, bin aber gerade nicht zu Hause und komme nicht ran schreib1 ), entsteht danach ein etwas "tiefes Geläuf" mit kleinen Rippeln, das allerdings mit unserem Nicht-Allrad-Kombi problemlos befahrbar war.
    Tipp: Halt am Parkplatz auf der Landspitze zwischen Alfta- und Seydisfjördur, quasi gegenüber des Ortes Súdavik. Absolute Top-Aussicht nach drei Seiten :loveyou:


    Wir fanden es überall abseits der Dörfer noch halbwegs erträglich in Bezug auf die vielen Touristen! Aber wir waren bislang auch noch nicht in Gegenden ohne Tourismus in Urlaub... Das Geysir-Center zum Beispiel empfanden wir als Bereicherung und nicht als Schande, für die der böse Tourismus verantwortlich ist. Wann es anfängt, ungesund zu werden, d.h. Wie jetzt beim Verhältnis 1 zu 4 (330.000 Isländer werden von 1,2 Mio. Touristen besucht), oder erst bei 2 Mio Touris, weiß ich nicht, aber wenn zum Beispiel wie in einem kleinen Dorf wie Djupivogur gesehen ganze Busse voll Touris ankommen, während die Einheimischen gerade ihr Dorffest vorbereiten (eine Art Dorfteilwettschmücken, gelber dorfteil, oranger Teil, rosa Teil - da komm ich die Tage im Reisebericht noch dazu...), dann hat man / habe ich schon ein beklommenes Gefühl, was das mit den Einheimischen auf Dauer macht, sich in seinem Alltagsleben begaffen und ungefragt zwangsweise ablichten zu lassen, nur weil man, wie immer schon mit der Angel am Hafen sitzt oder was auch immer tut...


    Ab Höfn wurde es nach unserem Gefühl dann doch ruhiger mit den Touris, mit Ausnahme des diamond circle im Norden. In den Westfjorden fühlten wir uns dann noch in einem gesunden Gleichgewicht mit nur wenigen Besuchern. Noch ein Beispiel, wo der Tourismus sicher auch positive Auswirkungen bzw. Begleiterscheinungen für die Einheimischen hat: Hvammstangi, das neu eröffnete, richtig chic und modern eingerichtete Restaurant idirekt über dem seal center, st natürlich auch ein neuer Anlaufpunkt für diejenigen, die dort ihr zu Hause haben.
    Es ist halt wie mit allem im Leben, der Run auf Island bringt in manchen Bereichen mit Sicherheit Vorteile, die aber ihren Preis haben und von den Einheimischen mit Nachteilen erkauft werden.
    Zu der Thematik aber sowieso auch noch ein bissel mehr im nächste Teil des Reiseberichts!

    3 Uhr nachts, Klaus? Landest Du 2 Stunden vorher und willst die Nacht durchfahren zu Deinem ersten Ziel? Wo solls denn hingehen?
    Wünsche Dir ne 13-tägige Vorfreude-Zeit und dann nen wünderschönen Urlaub! Deine Übernachtungsempfehlung in Westfjorden war übrigens wirklich toll! Danke dafür! :thumbup:

    Vorplatz-Polygonalpflaster


    Aussichts-Steg am Lögberg mit Blick auf weiteren Steg

    Nach genauerem gucken hab ich gerade festgestellt, dass das Holz auf den Stegen nur deshalb so hell aussieht, weil es von vielen, vielen Füßen blankgescheuert worden ist - ganz am Rand, jenseits der Laufwege sowie auf der Sitzempore sieht man noch gut, dass es ursprünglich mal braun lasiert war. Die ganze Anlage dürfte also entgegen meiner Schätzung von eben vielleicht auch schon 5 oder mehr Jahre auf dem Buckel haben...

    Hi Leute,


    ihr habt mit allem recht:


    1. Waldkatzen, nicht Wildkatzen! Ja, norwegische, sagte der Gastgeber. Er hatte bestimmt 50 von diesen bunten Auszeichnungsplaketten, weiß nicht wie man die nennt, oben ein kreisförmiges Ding mit Rüschen, unten dran ein band, Material aus Seidenstoff oder sowas. Gibt es glaube ich immer bei Tierzucht/Rasseschauen, egal ob Karnickel oder Pferd - wie heißen die Dinger nur?..


    2. Ja, wir haben nur den kleinen Wasserfall direkt am Weg gesehen. Dachte, das wäre der Öxarárfoss, sorry. Wie heißt denn der kleine Foss?


    3. an dem anderen Besucherzentrum, wo man was zu essen bekommt, fährt man doch auch vorbei, wenn man von "unserem" Zentrum weiterfährt im Uhrzeigersinn um den See herum, oder? Ich erinnere mich da an was! Wir waren auf jeden Fall an dem oben. Und ja, es sind zwei Bauten, bin nicht so gut im schätzen, aber der Klobau ist in meiner Erinnerung riesig; bestimmt 30 Meter lang, so ein einstöckiger ganz reduzierten kubischer Bau. Eher noch länger als der Souvenierladen, wo wir uns den Kaffe holten. Hab geschaut, aber hab kein Foto davon. Vielleicht ist ja jemand dagewesene oder demnächst mal vor Ort und kann das Ganze im Bild festhalten. Ich weiß nur noch (wieder das Landschaftsgärtner-Auge ;) ), dass sie den Vorplatz mit großen Polygonalplatten, wahrscheinlich Basalt, befestigt haben...wie alt ist denn das Foto, wo noch nicht alles touristisch ausgebaut war? Die ganzen Holzstege waren nämlich noch sehr hell, als wären sie vielleicht 1 oder 2 Jahre alt...

    nun Teil 5 des Berichts!
    Nach einigen Kilometern kam dann auf einmal der þingvallavatn in Sicht und kurz darauf sahen wir die Bremslichter der vor uns fahrenden Fahrzeuge – Blinker rechts – ein kleiner Parkplatz hier oberhalb des Sees bot die Möglichkeit zum Fotostop. Wir hatten glück und bekamen gerade noch den letzten der maximal 25 Standplätze. Vor uns hunderte Steintürmchen und -Häufchen; das ideale Vordergrundmotiv vor dem ruhig daliegenden See und perfekter Spielplatz für Touristen-Selfies der überwiegend asiatischen Besucher hier.
    Wir waren froh, dass unsere Anschaffung, ein Babygläschenwärmer mit 12 Volt-Anschluss fürs Auto, gut funktionierte und der Bub hier sein warmes Mittagsgläschen futtern konnte. Das kleine Gerät würde uns noch gute Dienste leisten: einfach eine halbe Stunde vor dem Essen eingesteckt, und auch noch so unbewohntes Gebiet konnte uns nicht mehr schrecken, immer hatten wir warmes Essen, wenn sich bei unserem Jacob der Hunger meldete. Es ist dabei natürlich hilfreich, dass er sehr feste Hungerphasen, immer schön alle drei Stunden, hat und man das Timing entsprechend hinbekommt.
    Nun ging es bergab und schnell waren wir auf Seehöhe. Nach vielleicht 5 Kilometern ging es dann rechts ab zum Besucherzentrum þingvellir, wo auf dem riesen-Parkplatz bereits über 100 Autos standen. Hier ist man halbwegs für die stetig steigenden Touristenmassen gerüstet (ich glaube, ich habe was von 600.000 Besuchern im letzten Jahr gelesen) und es wird neben einem modernen Bau mit Toilettenanlagen einen zweiten Bau vorgehalten, der der Tourist-Info mit Souvenir-Shop beheimatet. Was es allerdings nicht gibt, ist die Möglichkeit, etwas zu essen zu kaufen; lediglich ein Kaffeeautomat spuckt für 250 ISK nen Plastikbecher aus. Ich hätte Hunger auf ein Sandwich gehabt, aber so ging es wieder nach draußen auf die ebenfalls neu wirkende Aussichtsplattform mit Blick auf das mir aus vielen Bildern und Berichten bekannt vorkommende Gelände mit See. Spalte, den paar Häuschen und der Kirche. Links vor der Plattform kann man dann in die Almannagjá-Spalte hineingehen, was auch wir natürlich taten. Das Wetter war schön sonnig, jedoch eher kühl, vielleicht 12 Grad. Das hielt einige Isländer (?) jedoch nicht davon ab, auf den sich an die Schlucht anschließenden Wiesenflächen ihr Sonntagspicknick abzuhalten. Die Kinder sprangen allesamt in Sommerkleidung herum, so dass auch ich mich, erwärmt von dem kleinen Spaziergang wieder aus meiner Fleeceweste befreite. Zur rechten, direkt auf dem so genannten Lögberg, ist dann nochmals eine hölzerne Aussichtsplattform mit einem stufigen Podium dahinter installiert, das zum Verweilen einlädt. Mehrsprachige Infotafeln geben einen Überblick über das Gelände, wo das Parlament früher tagte. 50 Meter weiter kommt zur linken der Öxará-Fluss aus den Felsen un dergießt sich im Wasserfall Öxarárfoss touristenwirksam nur 10 Meter vom Weg entfernt. Dieser führt dann noch ein gutes Stück weiter geradeaus, wir allerdings knipsten uns nur noch vor der großen Island-Fahne und schlenderten dann wieder durch die Schlucht nach oben Richtung Besucherzentrum und Parkplatz. Hier bewunderten gerade alle einen umgebauten Mercedes-Sprinter, der mindestens einen halben Meter höher gelegt und mit riesigen Reifen ausgestattet war. Wir hatten dann ein Erbarmen mit den gerade ankommenden Touristen auf der vergeblichen Suche nach einem freien Parkplatz und machten uns wieder auf den Weg.
    Im Uhrzeigersinn ging es kurvenreich und durch interessante Landschaft mit frisch-grünem Mini-Baumbewuchs um ein Viertel des Sees herum, bis wir zur T-Kreuzung kamen und die Straße 365 Richtung Laugarvatn nahmen. Das diese Strecke eher langweilig sei, wie in einem Touristenführer beschrieben, kann ich rückblickend nicht bestätigen. Das Gefühl der Freiheit und des Abenteuers und die sich langsam immer mehr einstellende Erkenntnis, dass wir nach der lange vorausgegangenen theoretischen Reiseplanung nun tatsächlich und echt hier unterwegs waren, war einfach so präsent, dass mir alles gefiel! Durch den hübschen und gepflegten Ort führen wir ohne Stop durch und schrubbten, da Jacob hinten in seinem Sitz schlief, Kilometer auf der gut ausgebauten Straße 37 in Richtung Geysir. Den Bruarfoss einige Kilometer hinter Laugarvatn, den ich mir eigentlich auch hätte ansehen wollen, mussten wir zum Wohle des Kindes leider auslassen und uns auf die Liste „beim nächsten Mal ansehen“ notieren.
    Durch Weideland mit Islandpferden und einzelnen verstreuten Bauernhöfen ging es mit 90 km/h
    nach Nordosten und nach keiner Viertelstunde erreichten wir den Geysir. Man meint, man fährt in ein Dorf hinein, dabei ist es im Grunde nur eine rein touristische Anlage mit Besucherzentrum („Geysir Center“), Hotel, Schwimmbad und Campingplatz. Direkt vor dem „Ortseingang“ stehen links ein, zwei verlassene Höfe im schönsten shabby-chic, die von einigen Fotografen umlagert waren. Wir parkten auf dem Parkplatz des Souvenierladens, packten den im schon liebgewonnenen, da unabhängig machenden 12 Volt-Gläschenwärmer gewärmten 15-Uhr-Getreide-Obstbrei ein und begaben uns über die Straße zum Bereich mit dem Geysir. Dieser ging auch gerade in die Luft, als wir erblickten, wo er sein muss, da hier eine große Menschenansammlung stand. Bei dem gepflasterten Fußweg fiel mir hier erstmals etwas auf, was ich im weiteren Verlauf der Reise noch öfters bemerkt hatte: Die Isländer scheinen keine Randsteine zu kennen ! Als gelernter Landschaftsgärtener weiß ich, wie man bei uns in Deutschland einen Fußweg anlegt: Randsteine in Rückenbeton setzen, Schotter und Splitt dazwischen und dann die Pflastersteine dazwischenlegen. Hier und auch sonstwo wird an den unbefestigten Rand dagen nur die Erde beigefüllt und der fehlende Seitenhalt mit wegkippenden Rändern und breiten Fugen zwischen den Steinen stört anscheinend niemenaden. Ich meinte im Scherz zu Carolin: „Wenn wir mal hierhin auswandern sollten, dann weiß ich schon, mit welcher Tätigkeit ich uns durchbringen kann: ordentlicher Wegebau...!“
    Trotz der mindestens 100 Leute, die mit uns anwesend waren, fanden wir eine freie Sitzbank, und zwar nicht eine derjenigen, die im Bereich stand, wo das heiße Wasser des Strokkur wieder niedergeht, sondern eine trockene und gefahrenfreie. Unbeindruckt von dem alle 2 bis 10 Minuten ein- bis vierfach wiederkehrenden Spektakels des Strokkur schlug Jacob beim Brei zu, während ich jede Menge Bilder schoss, um daheim alle Freunde und Verwandte zu Tode zu langweilen :)
    Danach zog es uns in das geschmackvolle Geysir Center, wo wir uns mit auf einer bequemen Couch Kaffee und Kuchen stärkten, den Kleinen im kombinierten Behindertenklo/Wickelraum wickelten und durch den wirklich sehr schönen, großen Laden schlenderten und spaßeshalber die Wollkleidung anprobierten. Doch die Zeit drängte nach einer Stunde dann doch und wir machten uns auf den Weg zur dritten Anlaufstelle des Golden Circle. Der Gullfoss war über die Straße 35 schnell erreicht und wir statteten ihm eine 20-minütige Stippvisite ab. Im Besucherzentrum kauften wir uns für unseren Roadtrip noch eine Sigur Rós -CD und posierten freundlich für 2 Asiatinnen, die uns auf den süßen Jacob ansprachen und unbedingt Fotos von uns machen wollten. Jetzt aber los! Schon 20 vor sechs und noch 70 km bis zu unserer Unterkunft südlich von Selfoss! Eigentlich hatten wir geplant, abends immer bis spätestens 18 Uhr in unseren Unterkünften zu sein, damit Jacob sein Abendessen in aller Ruhe einnehmen kann und dann bis gegen 19 Uhr in den Schlaf gebracht werden kann. Etwas schneller als mit den erlaubten 90 km/h düsten wir auf der 35 nach Südwesten und ließen einen Zwischenstop in Skálholt aus. Um viertel nach sechs fuhren wir auf dem Parkplatz des Hamborgara Búllan in Selfoss vor. Der freundliche junge Mann hinter der Theke des Schnellrestaurants erklärte uns, dass aufgrund eines Veterinärstreiks die Burger mit Rindfleisch nicht verfügbar seien, so dass ich mir einen Lammburger und Carolin sich einen Hühnchenburger, jeweils mit Pommes und Cola, orderten, während man uns Jacobs Abendbrei in der Mikrowelle erwärmte. Der Bube war vor lauter gucken nach den anderen Leuten und der netten Inneneinrichtung so abgelenkt, dass er kaum zum essen zu bewegen war – bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir ihm einige vom Salzstreuer verschont gebliebene Pommes gaben!
    Schnell wieder ins Auto Richtung Eyrarbakki und um 19 Uhr fuhren wir nach genau 200 Tageskilometern vor unserer Unterkunft für die heutige Nacht vor, die in einer sehr weit gestreuten Wohnsiedlung , die im Luftbild wie ein sich regelmäßig verzweigender Ast aussieht, lag. Wir wohnten hier im privaten Wohnhaus der Gastgeber. Deren Kinder waren mittlerweile ausgezogen, so dass sie 3 oder 4 Zimmer nun an Gäste vermieten. Der Gastgeber konnte super deutsch und zeigte uns das Wohn-/Esszimmer, die Küche, das Bad und schließlich unser Schlafzimmer und bot uns an, nachher doch noch ein wenig zum plaudern ins Wohnzimmer zu kommen. Wir bedankten uns, verwiesen allerdings auf die Uhrzeit und dass wir nun dringend unseren kleinen Mann baden und schlafen legen müssen und danach gern noch das Angebot annehmen. Das Badezimmer verfügte über eine weitere Tür, die in einen Saunaraum führte. Ich ahnte jedoch schon, dass die Zeit nicht reichen würde, diese noch zu benutzen. Das Bad sah toll aus, so als hätte es jemand für sich selbst eingerichtet und nicht für Touristen. Jaconb und ich planschten also noch 10 Minütchen in der Wanne und dann ging es für ihn sofort mit Mamis Unterstützung in die Heia. Ich genoss noch einen Tee von der Gastgeberin und bekam noch das große Hobby des Mannes gezeigt: In einem Anbau mit Außengehege hat er eine Wildkatzenzucht, für die er schon zahlreiche Preise gewonnen hat. Nach ein wenig Plauderei über den späten Sommerbeginn in diesem Jahr und dass sie ihre 13 Pferde erst vorige Woche auf die Weide lassen konnten verabschiedete ich mich gegen halb elf von dem sehr netten isländischen Paar und ging zufrieden schlafen...

    gut, dann kann ich den Bericht noch mit ein paar Bildern ergänzen! Muss mich bei nächster Gelegenheit mal noch um ne externe Festplatte kümmern - die Laptopfestplatte ist voll und ich hab ab Tag 5 oder so noch alles auf den SD-Karten und hab die Aufnahmen bislang weder gesichtet noch gesichert...


    Den weiteren Bericht, wie es uns auf dem Golden Circle ergangen ist, gibts heute leider nicht mehr - wir haben ähnliche Aufgaben zu erfüllen wie diese Gesellen hier...

    Hallo Forum,
    auf die Schnelle hier die Fortsetzung des Berichts! . Gehe jetzt nach Wochen mal wieder den "Tatort" gucken ;)
    Danke nochmal für das ganze Lob! Das mit den Fotos einfügen werd ich frühestens morgen ausprobieren können... meckernicht1 ;)


    Heute (Sonntag, 14.6.2015) waren wir alle drei um 8 Uhr fit und da die Sonne draußen wieder herrlich schien und die roten und gelben Tulpen um die Wette blühten, packten wir schnell unseren Berg Sachen in die 6 Gepäckstücke, frühstückten wieder von dem lecker Brot und tranken den guten, traditionell gebrühten isländischen Kaffi - und waren gegen 9 startklar für unseren Trip. Um 10 nach neun kam dann auch ein Angestellter unseres Mietwagenunternehmens mit unserem Host zusammen herein und er und ich gingen nach draußen, um die Übergabe unseres Mietwagens zu regeln. Der Kindersitz stellte sich entgegen unserem Mailverkehr doch als zu groß für Jacob heraus, so dass ich kurz mit zur Filiale des Unternehmens in der Klapparstigur fahren musste, wo ich dann einen passenden Sitz der „Gruppe 1“ bekam. Der Isländer blieb dann da und ich legte zurück zur Unterkunft meine ersten 500 Meter im Auto - einem Kia Feed Kombi Diesel mit gut 51.000 Kilometern auf dem Tacho- zurück. Da auch an diesem Morgen wieder kaum Verkehr herrschte, fand ich absolut problemlos und stressfrei zurück zur Unterkunft und wir konnten mit dem möglichst effektiven Beladen unseres Transportmittels für die nächsten 15 Tage beginnen. Währenddessen lief uns dann auch nochmal kurz der Engländer über den Weg, der uns mit kleinen Augen von der späten Rückkehr und der Feierfreudigkeit der Isländer berichtete. Da kann man als echter Engländer auch einfach nicht widerstehen! Auch unser netter Host kam noch hinzu und wir hielten noch ein bisschen smalltalk und wickelten die Bezahlung der Unterkunft ab. Um kurz nach 10 verabschiedeten wir uns dann von den netten Bekanntschaften, um das in so kurzer Zeit schon lieb gewonnene Reykjavik in Richtung Roadtrip-Abenteuer zu verlassen.
    Nochmal vorbei am Tjörnin, über die Kreuzung mit der schon wieder von Touristen bevölkerten Bankastræti - Austurstræti und vor der Harpa rechts ab auf die Sæbraut, vorbei an der ebenfalls schon umlagerten Skulptur Sólfar („Sonnenfahrt“) ging es dann immer auf der Straße 41, bis wir den Abzweig auf die 49 Richtung Mosfellsbær sahen und diesen nahmen. Auch ohne Navi oder Karte wirklich keine große Sache!
    Nun ging der „eigentliche“ Teil unserer Reise los, der wahrscheinlich klassische Ersturlaub auf Island mit einer Umrundung der Insel (zunächst im Wesentlichen) auf der Ringstraße.


    Doch ich würde - auch entgegen einiger Meinungen im Forum - behaupten, dass sich mindestens ein Tag im kleinen Reykjavík auf jeden Fall lohnt und dass man hier durchaus auch eine Woche verbringen kann, ohne dass einem die Angebote und Möglichkeiten ausgehen.
    Wenn man, wie meine Frau und ich, generell an Städtereisen, an Architektur usw. interessiert ist, allemal; wenn man jung ist erst recht, da man es beim tieferen Eintauchen in das Leben hier nach meinen Eindrücken (auch aufgrund unserem letzten Tag in Reykjavik und den Schilderungen der Stadtführerin) inzwischen mit einer sehr modernen, kosmopoliten und freigeistigen Umgebung in Zeiten von work&travel, Auslandsstudium, sabbatical, usw. usw. zu tun bekommt. Heute geht ja gefühlt jeder zweite nach dem Abi für ein Jahr ins Ausland. Am öftesten nach Australien. Gerne auch nach Neuseeland, oder vielleicht in die USA nach New York oder an die Westküste. Wir hatten das Gefühl, dass Island generell und die Hauptstadt im speziellen anscheinend zu einem neuen Trendziel in diese Richtung wird, und zwar für den „etwas anderen“, sich abseits des Mainstream einordnenden, alternativen, linken, oder sonstwie gepolten jungen Menschen, dem vielleicht Musik, Kultur, Natur, Philosophie oder Gesellschaftsfragen wichtiger sind als warmes Strandwetter und Dauersonne…(sorry für die so nicht ganz faire Pauschalisierung!) Aber nicht umsonst sind wohl die internationalen Trendscouts seit Jahren bei isländischen Festivals wie Iceland Airwaves usw. zur Stelle, um das besondere Lebensgefühl, das in einer solchen besonderen Gesellschaft herrscht, zu ergründen! Wir hatten außer den jungen, sich fast ausschließlich auf englisch unterhaltenden Leuten auch viele andere schillernde Persönlichkeiten, Althippies, sehr stilsichere Anzugsträger, modisch sehr gewagte junge Damen und sexuell „anders“ orientierte Menschen erblickt, die alle hier ihr Refugium (auf Zeit) gefunden zu haben scheinen.
    Wer also an sowas allem Interesse hat, dem sei ein Aufenthalt in Reykjavík ans Herz gelegt!


    Nun aber ging es langsam raus aus der Stadtregion und der Speckgürtel und die Gewerbegebiete lagen auf einmal hinter uns. Diese ersten Kilometer waren für mich als Fahrer wirklich schön, endlich wieder auf der Straße, wie vor knapp 3 Jahren während unserer Hochzeitsreise durch den Südwesten der USA! Das Gefühl von Freiheit und Abenteuer kam direkt wieder auf, und auch die relaxte Fahrweise mit 60 und außerorts dann maximal mit 90 km/h, ohne die in Deutschland so nervenden Audis, BMWs und Mercedes, die die linke Spur Stoßstange an Stoßstange mit 160 Sachen in Beschlag nehmen, sorgte für entspanntes Fahren und Glücksgefühle. Neben der Straße sahen wir zudem die schönen (wenn auch ursprünglich nicht in Island heimischen) lila Lupinen, die allerdings aufgrund des in diesem Jahr so langen Winters noch nicht so richtig blühten. Ich glaube, wir querten die letzte Ampel schon an der Harpa. Danach war alles, wie wir Saarländer es auch am nahen Frankreich so schätzen, alles vorbildlich mit Kreisverkehrsanlagen gelöst. Ein Aha-Erlebnis löste ein Bauhaus-Markt vor Mosfellsbær aus - damit hätten wir hier nicht gerechnet! Auch Mosfellsbær sah im Durchfahren nett aus, aber wir wollten ja nach ner knappen Viertelstunde nicht schon wieder halten, sondern bogen alsbald rechts ab auf die Straße 36 Richtung Þingvallavatn.
    Zum Start unserer Tour hatten wir nämlich direkt den Island-Touri-Klassiker schlechthin auf dem Programm: Den „Golden Circle“! Schon bald waren wir in fast unbewohntem Gebiet, und nach ein paar Kilometern wich das Weideland aufgrund der steigenden Höhenlage gegenüber scheinbar ungenutztem Gebiet zurück - die Mosfellsheiði war erreicht....

    Ja stimmt, ich hab die Fenster auch schon in Holland gesehen mouse1 ;)


    Hier als Betthupferl nun noch Teil drei. Dankeschön übrigens für das vielfache Lob und die warmen Worte! cheers1


    Wo waren wir? Ach ja, im Café Haiti. Von dort brachen wir auf und schlenderten zurück Richtung Innenstadt, um unser nächstes Ziel, Harpa, anzusteuern. Wenn man wie wir aus Richtung Hafen auf die Harpa zusteuert, fällt einem das große umzäunte brachliegende Gelände davor auf. Ich hatte schonmal irgendwas darüber gelesen, dass hier in dieser städtischen 1A-Lage bald was passieren soll; zurzeit ruht aber noch alles. Auf der anderen Straßenseite hingegen gibts schon nicht mehr den großen Parkplatz, den man auf google earth noch sieht, hier rollen derzeit die Bagger und irgendwelche Tiefbauarbeiten sind im Gange. Schonmal vorgezogen an dieser Stelle: ich sprach am letzten Tag unserer Reise, als wir einen „guided walk“ durch Reykjavik machten, unsere Stadtführerin darauf an, als wir auf dem Arnarhóll gegenüber standen. Was auf dem ehemaligen Parkplatz passiert, konnte sie selbst noch nicht herausfinden. Neben der Harpa hingegen eröffnet ihres Wissens aber bereits 2017 das erste Fünf-Sterne-Hotel Islands, so dass auch hier die Bauarbeiten demnächst losgehen werden.
    Bei dem Tourismusboom, den Island seit einiger Zeit erlebt, ja auch kein Wunder…
    Die Harpa wurde von einem kühlen Wind umweht, so dass wir uns nach ein paar Fotos davor (ich hatte zum Glück das Weitwinkel-Objektiv drauf) schnell nach drinnen begaben. Wir hatten Glück, denn ein internationales Jugendsinfonieorchester spielte gerade. So war unsere Visite im Souvenirshop von passender Musik untermalt und wir kauften auch gleich Postkarten und Briefmarken. Mit dem Aufzug ging es dann nach oben, es gab noch die Etagen 2 und 4 zur Auswahl - 2 war die Ebene, auf der das Orchester seine Gratisdarbietung gab, 4 die obere Etage mit Blick auf die markante Innentreppe, den Orchesterbereich sowie nach draußen in Richtung Stadt. Hier ließen wir uns ein wenig nieder, nutzten das wifi und machten Fotos und spielten mit dem Buben, als er aus seinem Mittagsschlaf erwachte.
    Die Harpa hat uns wirklich gefallen; sie ist architektonisch toll und verleiht der Stadt an dieser einen Stelle einen regelrecht großstädtischen Touch. Die Stadt hat in der Welt nach der Hallgrimmskirche und den bunten Häusern der Innenstadt damit nun auch ein modernes Wahrzeichen.


    Nun ging es in die City!
    Vorbei am Stjórnarráðið Regierungsgebäude, das gerade frisch gestrichen wurde, bogen wir von der Lækjargata nach links in die Bankastræti ab und tauchten von jetzt auf gleich in wahre Menschenmassen ein. Samstags um halb 3 kommt Leben auf in Reykjaviks Ausgehmeile! So ließen wir uns treiben, weiter den Laugavegur hinunter, und kehrten dann im Eymundsson ein, um Jacob die Einnahme des drei-Uhr-Breis in einer halbwegs „normalen“ Umgebung zu ermöglichen. Das Eymundsson ist dafür in der Tat gut geeignet, den es ist nicht nur Buchhandlung, sondern bietet auch Getränke und Snacks an, die dank Designpartner vitra in Designer-Atmosphäre an einem riesigen Tisch mit allerlei Eames- und Panton-Stühlen verzehrt werden können. Auch Hochstühlchen für die Kleinen waren gleich mehrfach da, so dass wir uns an einer freien Ecke des Tisches schön ausbreiten konnten. Wieder nutzten auch wir die Gelegenheit und aßen und tranken eine Kleinigkeit. Bald kam noch ein isländisch-englisches Paar mit Baby (Fródi; benannt nach Frodo aus „der Herr der Ringe“) und sie versicherten uns, Island sei wirklich sehr kinderfreundlich und wir bräuchten wirklich nirgendwo mit Problemen zu rechnen -
    eine Erfahrung, die wir in der Tat während des ganzen Urlaubs immer wieder gemacht hatten! Lediglich in manchen Restaurants fehlte eine Wickelmöglichkeit, so dass wir uns je nach Umgebungssituation hier mit Stühlen, einem Tisch, dem Beifahrersitz des Autos oder einer Wiese (am Rauðasandur bei 21 Grad) behelfen mussten.
    Aber schon nach wenigen Stunden in Reykjavik war uns die enorme Dichte an jungen Erwachsenen mit Kindern in jedem Alter und insbesondere die große Anzahl an Kleinkindern und auch Babies aufgefallen. Eine sehr junge Gesellschaft; ältere Menschen waren nur sehr untergeordnet im Straßenbild zu sehen. Auch die Bedienungen in den Geschäften, Cafés und Restaurants - allesamt so um die 20, kaum mal 30. Diese ersten Eindrücke aus Reykjavik wurden später auf unserer Reise in den Dörfern und Städten immer wieder bestätigt, überall junge Familien mit mindestens 2, oft 3 Kindern, hunderte Emmaljunga-Kinderwägen, schwangere Frauen.
    Die Geburtenrate liegt halt bei rund 2 in Island, und das merkt man, gerade als junge Eltern, denen das auf einmal selbst viel mehr auffällt als früher ohne Kind,deutlich, wenn man aus Deutschland kommt, wo diese seit Jahrzehnten irgendwo bei 1,4 pendelt. Obs überall auf Island so aussieht, bezweifle ich, aber wir waren halt v.a. in den Orten und nicht auf den abgelegenen Höfen... ?(


    So gestärkt wie von Fródis Eltern in unserem Vorhaben bestärkt, machten wir uns auf ins Bónus, um uns noch einen Überblick über die Babynahrung zu verschaffen. Bei aller Kinderfreundlichkeit aber auch hier, wie schon am Vormittag in dem Mini-Supermarkt die Erkenntnis, dass eine Gläschen-Auswahl wie in Deutschland nicht vorhanden ist. Drei herzhafte Sorten, drei Fruchtsorten, vielmehr Gläschen gabs auch hier nicht. Vor allem wieder die Smoothies, die uns in Deutschland bislang noch nicht aufgefallen waren, die wir jetzt allerdings testeshalber mal kauften und die sich - soviel vorweg genommen - als dankbar erwiesen, da der Bub ganz schnell raus hatte, wie er, ohne sich und seine Umgebung einzusauen, daran saugen muss, um an den Fruchtkompott zu gelangen.
    Mit dem notdürftigsten an Babybedarf versorgt, fiel uns auf, dass wir irgendwie schon ziemlich am Ende des Laugavegur sein mussten. Irgendwo oberhalb musste die Hallgrimmskirkja sein. Zu der wollten wir nun noch. Durch Wohnstraßen näherten wir uns dann von seitlich hinten, aber auch gut, so hatten wir noch ein paar Einblicke abseits der Touristenroute! Nach 10 Minuten standen wir davor und schnauften durch, denn vom Laugarvergur sind es ein paar Höhenmeter hier hinauf. Leider war es noch ein wenig zu früh am Nachmittag, als dass die Sonne schon auf die Eingangsseite geschienen hätte und sich so die beste fotografische Situation gezeigt hätte. Wir gingen zum Eingang, doch, wie schon der neben dem Eingang stehende weiß geschmückte Wagen vermuten ließ, fand drinnen gerade eine Hochzeit statt und der Aufstieg auf den Turm war damit auch nicht möglich. Schade, ich wollte doch die bunten Altstadthäuschen und alles andere auch von oben sehen! Na ja, wir haben ja am letzten Tag unserer Reise vielleicht noch die Möglichkeit dazu… Also runter von dem windigen Vorplatz in den Skólavörðustígur. Carolin kaufte noch weitere Postkarten und ich huschte ins 12 Tónar, um als Musik für unseren Roadtrip die isländische Version der neu erschienenen Of Monsters and Men - CD zu kaufen, die 2 Lieder mehr enthalten soll als die außerisländische Version. Außerdem speicherten wir mal im Hinterkopf ab, dass hier in der Straße das Geschäft der Island Handknitting Society liegt - für einen eventuellen Besuch in gut 2 Wochen, wenn wir unsere Rundreise in Reykjavik beenden. Schon waren wir wieder unten am Dreieck angelangt, wo die Skólavörðustígur wieder auf den Laugavegur trifft.


    Unseren heutigen Rundgang beendeten wir dann über Bankastræti - Austurstræti - Pósthússtræti und erlebten auf dem Austurvöllur noch die Kundgebung der isländischen Frauenbewegung „#Free the Nipple“, deren Anhängerinnen mit ihrem etwas schrillen/kostümierten Aussehen und den durchsichtigen Oberteilen ohne BH drunter uns schon zuvor in den Haupteinkaufsstraßen mehrfach aufgefallen waren. Wieder Tjörnin vorbei schlenderten wir drei gemütlich zurück zur Unterkunft. In einem kleinen „10-11“-Supermarkt in der Austurstræti hatten wir uns zuvor (neben weiterer Babykost) mit allem eingedeckt, was man für Spaghetti Bolognese braucht; und die wollten wir jetzt kochen!
    Während wir kurz darauf die wirklich gelungene Pasta aßen, kam unser freundlicher Host mit zwei weiteren Männern herein und zeigte ihnen alles. Es stellte sich heraus, dass die beiden englischen Motorradfahrer die neuen Gäste im Zimmer neben uns waren. Schon kamen wir mit dem einen ins Gespräch - sie kamen gerade aus den Westfjorden, erzählte er, wo sie für eine Woche mit ihren Maschinen unterwegs gewesen waren. „Super schöne Gegend, zum Teil lange Strecken auf üblen Gravelroads, zum Teil noch sehr viel Schnee, alle Straßen aber offen und befahrbar, das schlimmste der ewige starke Wind.“ Dann schäkerte er noch ein bisschen mit Jacob und meinte, dass er normalerweise immer die gleiche Wirkung auf Kinder habe: „sie fangen an zu weinen!“ Und dass Jacob, der den Mann neugierig anschaute, ja so knuffig sei und wir bestimmt eine tolle Zeit in Island hätten. Nun schenkte er mir noch eine Westfjorde-Landkarte, die er irgendwo gratis mitnehmen konnte und das dann auch gleich doppelt getan hatte :)
    Dann entschwand er unter der Dusche, die sein Kumpel mittlerweile freigegeben hatte, „sich den Staub von einer Woche Westfjorde wegwaschen“. Die Zwei wollten nachher nämlich noch ein wenig ins Nachtleben Reykjaviks eintauchen, „bis maximal halb elf /elf, ich bin 48!“, feixte er.


    Für uns war der Tag gelaufen, die wenigen Stunden Schlaf der letzten Nacht steckten uns allen in den Knochen. Als wir Jacob um 20 Uhr ins Bett brachten und uns zum Kuscheln zu ihn legten, merkte ich wie müde ich war mit meinen 2 Tellern Nudeln im Bauch. Ich rechtfertigte gegenüber mir selbst, dass es daheim ja jetzt schon nach zehn ist und beschloss, mich hinzuhauen. Carolin nutzte noch ein bisschen das W-Lan, aber um 21 Uhr schliefen wir alle drei tief und fest und bekamen nicht mehr mit, wie gegen halb vier in der Nacht zwei betrunkene Engländer das Zimmer neben uns in Beschlag nahmen Prost-Bier--Smiley :blerg: totlach totlach

    Zitat

    Ich denke mal, die Ecke rund um Sægreifinn


    Ja genau, das sind die drei, na ja, türkis- farbenen Gebäude mit jeweils 3 oder vier Restaurants/Cafés drin, am Hafen. 50 Meter weiter ist der (das?) Pier, von wo aus die ganzen whale-watching Touren starten. Ich hatte, glaube ich, mal hier im Forum was darüber gelesen, dass in diese ehemaligen Hafengebäude vor einiger Zeit ein paar nette Sachen eingezogen sind dankeschoen1


    Heut Abend gibts den dritten Teil des Reiseberichts (Reykjavik Tag 1 nachmittag ;) ), danach verspreche ich auch kürzere und weniger ausgeschmückte Berichte der Tage danach, als unsere Rundreise gegen den Uhrzeicgersinn um de Insel losging! bisbald

    Meine Frau hat sich immer wieder gewundert / amüsiert, wie schmutzig die Isländer ihre Fenster werden lassen (Sie dachte bislang immer, unsere daheim wären ständig dreckig... :D )
    Aber bei dem feststehenden großen Elementen kann man ja gar nicht von außen putzen, wenn die Fenster nicht gerade im Erdgeschoss liegen oder man ne Leiter anstellt.
    Die Isländer kamen uns eh auch in anderen Dingen rund ums Haus eher relaxt vor: Fassadenanstrich, Pflege des Gartens usw. ließen in teutonisch-korrekten und ordnungsliebenden Augen oft zu wünschen übrig bzw. hatten den "shabby-chic-Charme", der ja momentan so in ist ;) - Ein Blick in die Wohnungen zeigte jedoch ein anderes Bild, diese sahen oft sehr stylish eingerichtet aus und mit dem von meiner Frau und mir ebenfalls geliebten typisch skandinavisch-modern-klaren Interieur ausgestattet.
    Das aufs Wohnungsinnere anscheinend mehr der Blick als aufs äußere gelegt wird, hängt wohl auch damit zusammen, dass das Leben einfach weniger im Freien stattfindet. Positiv fand ich auf jeden Fall, dass die Gärten nicht, wie in Deutschland üblich, mit großen Thuja-Hecken uneinsehbar zum Nachbargrundstück abgetrennt werden. Ein kleiner Zaun - fertig! So ist auch noch der Plausch mit dem Nachbarn möglich :thumbup:

    Wir spazierten zur Ecke des Sees, wo einige Leute die Wasservögel fütterten, und mussten jetzt trotz Sonnenschein doch noch ne Fleeceweste überziehen, da es einfach 20 Grad kälter war als gestern noch in Deutschland! Zwischen den Gebäuden durch - rechts den liegt der Dom, links das Parlamentsgebäude - zum Austurvöllur-Platz hielten wir uns schön auf der sonnenbeschienen Straßenseite, denn im Schatten der Häuser war es gleich nochmal deutlich kühler! Aber alles halb so wild und für mich deutlich angenehmer als das schwülheiße Wetter gestern - Was muss es immer gleich so eklig werden, wenn der Sommer kommt?


    In einem „Kaffi og Te“, der isländischen Antwort auf Starbucks, an der Ecke eines kleinen Platzes, wo wir nach rechts in die Aðalstræti einbogen, kauften wir uns zwei schöne Kaffee to go und in nem kleinen Supermarkt ein paar Meter weiter schauten wir uns direkt mal das Angebot an Babykost an, denn davon hatten wir nur für die ersten Tage Gläschen und Flocken zum anrühren mit Milch mitgebracht. Die Auswahl hier in diesem kleinen Supermarkt, der im vorderen Bereich sowieso eher Souvenirgeschäft war, war sehr bescheiden, so dass wir nur ne Viererpackung Birnen-Fruchtmus zum einrühren in den Brei sowie drei Bananen kauften.
    Carolin rief ihren Papa an, dass wir gut angekommen seien und auf dem Weg in Richtung Wasser fragte ich einen Reykjavik Ordnungsamts-Mitarbeiter, der auf dem Parkplatz am Reykjavik Art Museum gerade Knöllchen verteilte, nach dem Weg zu den grünen Gebäuden am Hafen, von denen ich gelesen hatte. 10 Minuten später standen wir davor und machten Fotos von und vor den Booten auf dem blauen Wasser und dem Esja-Massiv im Hintergrund. Da es auf 12 Uhr zuging und der Bube bald wieder was essen musste, ging ich ins Café Haiti und erkundigte mich nach der Möglichkeit, ob man das Gläschen Mittagsbrei dort für uns erwärmen könne. Sicher. Kein Problem!


    So saßen wir bestimmt eineinhalb Stunden im Café, aßen und tranken auch selbst noch was, und beobachteten ein wenig die anderen Gäste. Gemischtes Publikum, Einheimische und Touristen, insgesamt war aber um diese Uhrzeit noch recht wenig los. Im Gegensatz zu uns trauten sich die meisten raus auf die Terrasse, denn schließlich waren es bestimmt 13 Grad bei Sonne und kaum Wind!


    In diesem Sinne, soviel für den Moment, morgen steht mein Vater um 8 Uhr auf der Matte, da wir ein Geländer montieren wollen, bevor es auf dem Südbalkon gar nicht mehr aufzuhalten ist...


    bisbald n8.1

    Da standen wir also am BSI. Meine bessere Hälfte sah mich fragend an, wie es weitergeht. Da es weder nass noch kalt war entschied ich, dass wir zu Fuß die paar hundert Meter bis zur Fjólugata zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte gehen und wir die Gepäcktransportfrage einfach so beantworten, dass ich schon irgendwie die drei Koffer und Carolin schon irgendwie das Kind auf dem Arm und das Wägelchen voll mit dem Handgepäck transportieren können würde. Es war eine Plackerei und wenige Meter vor dem Kreisel der Gamla Hringbraut fiel dann auch schon das eine Hinterrad vom Kinderwagen ab. Trotzdem konnte uns nichts mehr aufhalten!


    Nach einem Kraftakt von weiteren 2 Minuten waren wir endlich angekommen - mir war so heiß, als wären es immer noch schwüle 31 Grad und nicht etwa 8 oder 10… Obwohl von außen keinerlei Hinweis am Haus oder der Gartenmauer zu erkennen war, dass dies ein Guesthouse ist, war ich mir anhand der Fotos aus dem Internet doch sicher. Während Carolin und Jacob auf dem Bürgersteig warteten, betrat ich entschlossen den Gartenweg und ging zwischen blühenden Tulpen auf das Haus zu und suchte eine Eingangstür oder Klingel. Seitlich am Haus rührte sich auch prompt etwas und schon stand mir ein großer Isländer mit einer schwarzen Wolldecke um die Schultern gegenüber. „We have waited für you sitting at the terrasse". Während mich unser Gastgeber freundlich begrüßte, keuchte ich mehr als dass ich zwei vernünftige Sätze auf englisch herausbrachte. Wir waren so froh, endlich angekommen zu sein - es war inzwischen 1 Uhr Ortszeit - dass ich die Ausführungen des Hosts „zur Rechten die schwedische Botschaft, unterhalb die norwegische, das Eckhaus am Beginn der Straße ist das Wohnhaus des isländische Präsidenten. Unser Haus ist frisch verputzt, Entschuldigung für das Baugerüst und die Baustoffe im Garten, bitte Vorsicht mit den Koffern am frischen Putz…“ mehr über mich ergehen ließ, als dass ich noch zu einer richtigen Konversation fähig gewesen wäre.
    Seitlich am Haus ging es sechs, sieben Stufen nach unten. Sie vermieteten ihren Keller, der eher wie ein Subparterre liegt und neben den zwei recht geräumigen Gästezimmern ein Badezimmer und eine Küche sowie einen Vorraum enthielt. „Im Kühlschrank sind Marmelade und Butter. Morgen früh werdet ihr dort Salami und Käse und Eier und Saft finden. Hier ist Müsli. Hier ist echter isländischer Kaffi. Die Kaffeemaschine ist traditionell. Hier sind die Kaffeefilter.“ - „Danke, wir kennen noch die herkömmlichen Kaffeemaschinen!“ „Der andere Gast im Zimmer daneben muss gegen 4 Uhr weg, so dass ihr morgen alles für euch haben werdet. Die Gemälde hier im Zimmer sind von meinem Schwiegervater. Hier ist das Bad. Ich erkläre die Dusche: den Hebel hier links nach vorne für die Handbrause, nach hinten für die Kopfbrause. Es ist eine gute Kopfbrause. Das warme Wasser riecht nach Schwefel, zum trinken und für die Zubereitung von Babyessen besser das kalte nehmen.“ Und schon war er auf der Treppe nach oben und wünschte uns eine gute Nacht.
    Wir nahmen noch wahr, dass wirklich alles sehr schön aussah, geschmackvoll ausgestattet war und ein nettes Heim für die nächsten zwei Tage versprach, dann waren wir nach einem Sprung ins Bad und der Verdunklung der beiden Fenster - ja! Draußen war es natürlich hell wie bei uns daheim vielleicht so gegen 21 Uhr! - auch schon alle drei im Bett.


    Die Nacht war gut verlaufen. Der Bub, den wir nicht in das bereitstehende Babybettchen gelegt, sondern aufgrund des schönen einsachziger Betts lieber zwischen uns genommen hatten, erwachte gegen viertel vor sieben. Die Strapazen vom Flug und allen Eindrücken drumherum hatten also auch soviel Gutes, dass er die zwei Stunden Zeitverschiebung direkt ausgeglichen hatte. Auch wir Großen waren halbwegs fidel und nach einer Viertelstunde wachwerden und mit dem Buben kuscheln wagte ich einen Blick durch die guten Verdunklungsvorhänge und unter dem Sonnenrollo hindurch. Der mit den gelben und roten Tulpen gesäumte Gartenweg und die Häuser auf der anderen Straßenseite lagen schon im gleißenden Sonnenschein - die in den Wochen zuvor fast täglich aufgerufene isländische Wetter-website schien tatsächlich recht zu behalten mit ihrer Ankündigung eines fast durchweg sonnigen Wochenendes in Reykjavik!


    Von dem in der Nacht abgereisten Mann im Nebenzimmer hatten wir nichts mitbekommen. In der Küche befand sich ein Korb, in dem, eingeschlagen in ein weißes Tuch, zwei angeschnittene, aber noch schön warme und gut duftende Brote lagen, Davor stand ein Brett mit Brotmesser bereit, auf dem die vom Abgereisten verursachten Krümel lagen. Ich schnitt mir direkt etwas von dem Brot ab, das mit etwas gefüllt war. Es schmeckte extrem lecker und leicht süß, denn es waren kleine Pflaumen und Apfelsinenstücke darin. Dann die traditionelle Kaffeemaschine aufgesetzt und ab unter die Dusche, was dank der vor wenigen Stunden erfolgten Instruktionen unseres Gastgebers auch prima gelang. Das Bad war, wie der gesamte Rest des guesthouses, wirklich schön, mit einem riesigen rahmenlosen Spiegel, der fast die komplette eine Seitenwand des Bads umfasste. Irgendwoher musste die sehr gute Bewertung (9,6) bei booking.com ja kommen! Neugierig nahm ich das an der Außenwand befindliche Fenster in Augenschein. Ein feststehendes großes Element, ein nach unten aufklappbares kleineres Element. So noch nie zuvor gesehen, zumindest nicht mehr in meiner Erinnerung - von da an aber in ähnlicher Form die ganze weitere Reise über aber immer und überall wieder. Zurück im Schlafzimmer dann die gleiche Feststellung, Klappfenster mit untenliegendem Klappgelenk, das zur Seite weggedreht werden kann, der Rest ein festes Element.
    Nach dem schönen Frühstück zu dritt - der Bube saß im Hochstuhl des guesthouses mit am Tisch - mussten wir unser ganzes Gepäck sichten und durchplanen, was wir alles mitnehmen sollten. Carolin fragte mich, was denn konkret geplant sei. Ich wollte einen Stadtrundgang machen, dessen groben Verlauf ich im Kopf hatte; den Stress, alles unbedingt sehen zu müssen, mussten wir uns dabei nicht machen, denn am letzten Urlaubstag werden wir ja nochmal nen ganzen Tag hier verbringen und auch noch einen „guided walk“ haben.
    Endlich hatten wir alles zusammen und konnten los. Die Fjólugata hinunter legten wir unsere ersten Meter auf isländischem Boden in Urlaubsmodus zurück. In der Tat: das Haus nebenan, sehr hübsch, auf jeden Fall historisch und ganz weiß, nur leider ebenfalls zur Instandhaltung teilweise mit einem Baugerüst verstellt, ist Sitz der schwedischen Botschaft, wie ein dezentes Schild an der Grundstückseinfassung sowie ein weißer Mast mit blau-gelber Fahne erkennen lassen. Es folgt ein ebenfalls sehr sehenswertes Haus in skandinavientypischem Ochsenblutrot, danach noch 2, 3 Häuser und schon ist die Ecke erreicht mit dem Haus des Präsidenten zur linken, unscheinbarer als manch anderes in der Straße, aber mit einer mannshohen weißen Mauer umgeben. Einzelheiten kann ich sonst gar nicht berichten, denn ich war mit dem Blick eher hinten links auf das Rad des Kinderwagens fixiert, das beim vorwärts schieben munter nach außen und wieder zurück nach innen auf der Achse hin und her pendelte. Wir hatten den Wagen im Vorfeld zum Urlaub als günstigen, klein und schnell zusammenklappbaren Buggy gekauft und ihn zu Hause erst einmal richtig im Einsatz gehabt, als wir quer durchs Dorf einer Einladung zum Kaffeetrinken bei Lilli gefolgt waren. Auch dort war schon die Sache mit den losen Hinterrädern passiert, die während der Fahrt von der Achse fielen. Ich hatte nur eigentlich gedacht, dass ich das aus dem Weg geräumt hatte, als ich die Plastikteile fand und entfernte, die das Einrasten des Plastiksprengrings in der Kerbe der Achse verhindert hatten.
    Obwohl die Straße hinunter (Skothúsvegur), keine 50 Meter entfernt, der Tjörnin in den Blick kam, kam bei mir keine unbeschwerte Freude auf. Das Gefälle die Straße runter war recht ordentlich und die Bordsteine nirgendwo abgesenkt, so dass das Rad immer weiter auf der Achse hin- und her lief. Unten am See angekommen, hielten wir dann auch an und ich zog das Rad, ohne dass ein Sprengring dies verhindern würde von der Achse und der arme Jacob stand ganz schief in dem blöden Ding. Ich sah uns schon auf der Suche nach nem Kinderwagengeschäft und dachte parallel daran, wie wir wohl zu einem Baumarkt oder Eisenwarengeschäft finden könnten, die vernünftige Sprengringe aus Metall im Sortiment haben. Mit einem bleistiftdicken Zweig konnte ich von innen die Abdeckkappe der Radnabe entfernen und fand den weißen Kunststoffsprengring innen drin liegen - zum Glück unbeschädigt. So war es ne Sache von 30 Sekunden und das Rad saß wieder fest auf der Achse - hoffentlich für den Rest des Urlaubs, denn außerhalb Reykjaviks eine Reparaturlösung zu finden, wäre wohl noch schwieriger!
    Endlich also das Treiben am Tjörnin genießen! Da Samstag morgen ist, vielleicht kurz nach 10, ist eher wenig los. Die Stadt ist ja bekannt für ihr Nachtleben, so dass zu dieser frühen Stunde außer ein paar anderen Touris (unschwer zu erkennen an Funktionsjacke und Wanderschuhen in Kombination mit Kamera und Stadtplan) lediglich einige Jogger am See unterwegs sind. Auch auf der oberhalb liegenden Straße fast kein Verkehr - in welcher europäischen Hauptstadt gibt es sowas? Wohl nirgendwo!

    Hi Leute,
    is heut ein bissel später geworden als gedacht - haben viel zu tun mit Vorbereitungen für ein Familienfest am Samstag und hatten zu allem Überfluss von 20 bis 23 Uhr Stromausfall trolltroll
    Morgen sollen hier im Saarland die deutschen Hitzerekorde geknackt werden, die das Kachelmann-Team 2003 (auch im Saarland) verzeichnet hat - 40,3 Grad glaube ich waren es damals.Unser Bub leidet ganz schön unter den 30 Grad im Schlafzimmer und wünscht sich sicher genauso wie ich zurück auf die Insel mit ihren angenehmen Frühsommertemperaturen, die während unseres Aufenthalts zwischen 4 Grad (auf der Steingrímsfjarðarheiði am 22.6. gegen 15.30 Uhr) und 23 Grad (Kurz vor Borgarnes am 28.6. gegen 14.00 Uhr) schwankten... ;)
    Aber in diese Ecken des Landes komme ich mal noch irgendwann später! Zunächst gehts nun mal weiter mit Teil 2 des Reiseberichts, der sich komplett im schönen Reykjavík zuträgt! :thumbup: