Café in Island gründen - Bürokratie & Hürden im Vergleich zu DE?

  • Hallo zusammen,


    ich habe seit geraumer Zeit die Idee eines eigenen, gemütlichen Cafés und einem etwas anderen Schwerpunkt (eine Mischung aus Café mit hausgemachten Speisen, "Co-Working-Space" für Freelancer/Selbstständige/Studenten sowie Ausstellungsbereich für Kunst & Kunsthandwerk mit Verkauf sowie wechselndes/flexibles Abendprogramm wie beispielsweise Kochkurse, Filmabende, Lesungen etc.). In Deutschland hatte ich einmal eine spannende Immobilie in Bayern an der Hand - bin dann aber an den einfach nicht endenden Auflagen und Bestimmungen gescheitert, bzw. es hat mir einfach den Wind aus den Motivations-Segeln genommen. Vor allem weil es doch verschiedene Ausrichtungen hatte, die oftmals jede für sich wieder besondere Auflagen mit sich zogen.


    Jetzt bin ich seit einem knappen halben Jahr insgesamt das sechste mal auf Island und möchte eigentlich nicht wieder zurück nach Deutschland auf lange Sicht – mir gefällt es hier einfach zu gut. Meinen Job als selbstständiger Grafikdesigner kann ich von überall ausüben, was in Island aufgrund der Café und WiFi-Dichte absolut kein Problem ist und wunderbar klappt. Ich plane nun für 2014 erst einmal auf unbestimmte Zeit zurück nach Island zu gehen und würde irgendwie gerne die Idee mit dem Café noch einmal ausrollen - nur diesmal auf isländischem Boden. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es einen Staat gibt, der noch mehr Auflagen und Regeln hat, als Deutschland ...


    Daher jetzt die Frage bevor ich zu sehr ins Detail stürze: Hat jemand generelle Informationen, wie das Gastro-Gewerbe in Island im Vergleich zu Deutschland aussieht? Es gibt sicher auch in Island genügend Dinge die es zu beachten gibt - von Brandschutzbestimmungen über Parkplätze bis zu Konzession für Alkoholausschank, aber wie "schlimm" ist es? Und ist es auch so massiv regional abhängig wie teilweise in Deutschland?


    Wie gesagt, ich bin mir grundsätzlich über das Ausmaß dieses Traumes bewusst und werde das auch nicht alleine stemmen wollen - ich möchte nur einmal vorab abklopfen, ob es sich lohnt ins Detail zu gehen. Ansonsten würde ich das auch alles Schritt für Schritt und langsam angehen - von meinem Job kann ich derzeit wunderbar leben und möchte da auch nix voreilig umsatteln, sondern mit der notwendigen Planung neben der momentanen selbstständigen Tätigkeit aufziehen - daher auch direkt mit einem Team aus weiteren Leuten; denn alleine wäre mir das dreimal zu viel :)


    Vielen Dank vorab!

  • Wie es im Gastrogewerbe aussieht kann ich nicht sagen, ich kann nur aus dem reise- und Hotelgewerbe berichten.
    Und da kann ich sagen, dass Island in Sachen Bürokratie nicht hinter Deutschland hinterherhinkt.
    Im Punkto Sicherheit sind die Standards wie ich finde höher als in Deutschland.

  • Es gibt in Reykjavík ein paar Cafés, die von Nicht-Isländern betrieben werden.
    Schreib' denen einfach mal, die können Die sicher ein bisschen erzählen, wie es bei ihnen gelaufen ist. ZB denen hier: https://www.facebook.com/litlibondabaerinn, auch die Leute vom Café Haiti wissen sicher ein paar Tipps. https://www.facebook.com/CafeHaiti


    Firmengründung in IS ist relativ einfach. Du brauchst eine Kennitala, das nötige Startkapital (500.000 ISK + Registrierungsgebühr von nochmals ca. 150.000 ISK) und einen Geschäftssitz in Island.


    Für die Firmengründung (ehf) benötigst Du einen Kassenprüfer, dafür kann man aber relativ leicht einen Steuerberater verpflichten. Empfehlenswert: Íslenskir endurskoðendur


    Anschließend kannst Du Dich selber anstellen. So bist Du versichert. Einziges Manko: Du musst das Geld haben, Dir einen Lohn auszuzaheln (rund 150.000 ISK als Mindestlohn).


    Bei der Registrierung und Gründung hilft Dir ein Anwalt. Kann Dir eine gute Anwältin in Hvolsvöllur nennen, ca. 1,5 Autostunden von RVK entfernt. Sie ist Deutsche, lebt aber schon lange in IS. Bei Interesse -> [definition='2','0'][/definition]">



    Ein Café in RVK zu eröffnen ist nicht schwieriger als in D - vermutlich sogar einfacher. Du brauchst allerdings zahlreiche leyfis (Genehmigungen) und vor allen Dingen die mit dem Alkohol würde ich mir überlegen, das ist SEHR teuer.


    Eine Immobilie mieten darfst Du problemlos, Kauf wird gerade wieder etwas schwieriger für Nicht-Isländer, aber auch nur dann, wenn man nicht seinen Hauptwohnsitz in Island haben wird. Ist bei Dir ja nicht der Fall, Du willst ja ganz hin.


    Falls Du tatsächlich gleich KAUFEN und nicht MIETEN willst: Die isl. Nationalbank veranstaltet in mehr oder minder unregelmäßigen Abständen eine Währungsauktion. Da kauft sie Fremdwährung, also zB Euro zu einem besseren Wechselkurs ein. Man muß mindestens 20.000 Euro in die Auktion einbringen, ein Angebot abgeben, zu welchem Wechselkurs man den Euro verkaufen würde, dann bestimmt ein Gremium den Preis und alle, die diesen Preis getroffen oder unterboten haben, können das Geld zu diesem Kurs einwechseln (alle, die mehr wollten, sind 'raus'). Die Kronen, die man dann für die Euro bekommt, sind allerdings an ein paar Auflagen gebunden, so können sie zB ausnahmslos für den Erwerb von Immobilien resp. deren Instandsetzung verwendet werden und müssen als Kapital mindestens 5 Jahre im Land gebunden werden. Der letzte Wechselkurs lag ca bei 180 ISK -> 1 Euro.


    Auch wenn Du hierzu mehr Infos möchtest -> [definition='2','0'][/definition]">


    Liebe Grüße und toi, toi, toi für Deinen Traum!

  • Vielen herzlichen Dank für die zahlreichen Tipps!! Das klingt doch schonmal recht positiv. Das Cafe Haiti kenne ich sogar selbst sehr gut, werde mich dort einmal umhören bei einem leckeren Kaffee.


    Ich plane das Café nicht in Reykjavik, sondern in Akureyri - aber das dürfte ja vom Prinzip die gleiche Nummer sein. Dort ist die Sache mit der Lage eben ein wenig kritischer, da sich alles auf sehr kleinem Raum ballt. Ich habe einmal die Stadt Akureyri angeschrieben, ob es Informationen zur Firmengründung auf Englisch gibt - diese haben sogleich und sehr nett geantwortet (das bin ich von dt. Behörden nicht unbedingt gewohnt) Die Idee ist wie gesagt noch in einer sehr frühen Phase, aber habe dennoch schon eine sehr konkrete Vorstellung für die Ausrichtung und mögliche Zielgruppen des Cafés und auch genügen Eigenkapital, damit das ganze keine absolute Risikonummer wird. Und da ich seit über 10 Jahren in Deutschland Selbstständig bin, gehe ich das ganze dann lieber richtig und mit der nötigen Zeit und Sorgfalt an oder gar nicht an - eine naive Traum-Nummer vom eigenen Café wird das nicht. Davon gibt es schon zu viele, die nach wenigen Wochen wieder schließen müssen.


    Auf die deutschen Kontakte werde ich aber mit Sicherheit gerne zurück kommen, wenn es konkreter wird - mein Englisch ist zwar sehr gut, aber bei solchen Dingen ist es mir zu "gefährlich", wenn auf Grund der Sprachbarriere ein wichtiges Detail nicht korrekt rüberkommt. Und mit Isländisch stehe ich noch ganz am Anfang, habe aber fest vor die Sprache zu lernen. Ein Mitgesellschafter kann allerdings relativ gut isländisch - so decken wir Deutsch, Englisch, 30% Französisch und Isländisch ab. Das dürfte dann eine gute "Kommunikationsbasis" sein.


    Alkoholausschank ist für die Art des Cafés nicht unbedingt erforderlich - ich dachte mir schon, dass das nicht gerade billig sein dürfte. Vor allem habe ich auch nicht vor, das Café bis spät in die Abendstunden geöffnet zu haben. Kann man immer noch als Ausbaustufe nachrüsten, wenn es ins Konzept passt. Wichtiger sind mir die besonderen Getränke und Speisen, bei denen es eine spannende Mischung aus deutschen und isländischen Produkten geben soll, bzw. geschmackvolle Eigenkreationen und saisonales wie Lebkuchen oder Plätzchen zur Weihnachtszeit :)

    Prinzipiell will (wollen wir) ich eigentlich keine Immobilie kaufen; das wäre mir zu krass für den Start - daher kommt erstmal eigentlich nur die Miete in Frage - ideal wäre natürlich eine Immobilie, in der man auch wohnen könnte - auf zwei Etagen beispielsweise. Aber zum Thema Miete habe ich auch schon viel gelesen, dass dies als EU-Bürger kein Problem ist. Jetzt muss ich nur mal schauen, ob ich eventuell einen kompetenten Makler im Norden finde.

  • Aber man kann sie darauf ansetzen, ein Mietobjekt zu finden. Eine Freundin hat sehr gute Erfahrung mit denen gemacht, sehr freundlich und um Service bemüht.

  • Bei den erwähnten Devisen-Auktionen der Seðlabanki muss man beachten, dass die Abwicklung nur über eine zugelassene Vermittlerbank geht. Diese verlangen eine Provision für die Vermittlung.
    Das Ergebnis der Auktionen ist die letzten Male stark gesunken, wir haben im Oktober z.B. noch 230,- ISK pro Euro bekommen.
    Auch kann maximal die Hälfte des Kaufpreises über die Auktion finanziert werden, die andere Hälfte des Auktionsbetrages muss man zum offiziellen Devisenkurs tauschen.
    Die angesprochene Anwältin in Hvolsvöllur kann ich auch empfehlen.

  • Man benötigt sowieso ein Bankkonto in Island (Währungskonto). Die Bank bei der man eben dieses Konto besitzt, nimmt zumeist gern die Vermittlerfunktion ein. Landsbankínn ist das zB sehr zu empfehlen, hätte im Falle des Falles auch einen feinen Kontakt dort. Die helfen auch gleich bei der kennitala und man muß außer ein paar Formulare auszufüllen de facto nichts mehr machen, sondern bekommt irgendwann vom Þjóðskrá Post mit den Daten.


    Die Provision hält sich in Grenzen betrachtet man das "gewonnene" Gesamtvolumen. Auf einen Betrag von mehreren zehntausend Euro rechnen sich bereits die 20 ISK pro Euro mehr (gegenüber dem regulären Wechselkurs).


    Und natürlich sinkt der Auktionspreis. Wer sich ein bisschen mit der Schwankung der Krone gegenüber zB dem Euro und dem Ziel der Währungsauktionen beschäftigt, findet schnell heraus, wieso. :)


    So eine Auktion hat Vor- und Nachteile, muss man genau abwägen, hat man allerdings vor, sich in Island niederzulassen und eine Immobilie zu kaufen und hat zudem größeres Eigenkapital, ist das sicher eine interessante Sache, der man etwas Aufmerksamkeit schenken sollte.


    Aber all das ist ja auch egal - Jan will nicht kaufen. Ansonsten hätte ich zahlreiche deutschsprachige Infomaterialen für ihn - *zwinker zu Jan*


    Wenn das ganze in Akureyri stattfinden soll, ist eine Anwältin in Hvolsvöllur natürlich Blödsinn und ebenso die verlinken Steuerberater, die in Reykjavík ihre Geschäftsstelle haben. Allerdings weiß ich auch aus dem Norden wen (Region Sauðárkrókur, das sind so um die 150km von Akureyri), das ist ja ggf besser. Zwar in beiden Fällen nicht Deutsch, aber sehr gut Englisch sprechend.



    Nichtsdestotrotz würde ich Dir, Jan, raten, einfach mal in den og Café-Betreibern zu sprechen. Die haben ähnliches gemacht wie Du und sind damit mit Sicherheit die besten Ansprechpartner mit den besten Tipps "right out of business". Alle anderen hier, inklusive mir, können Dir ja nur aus anderen Businesses berichten.


    Jedenfalls: Existenzgründung in IS ist als EU/EWR-Bürger nicht dramatischer als andernorts (sieht man einnmal von der Sprachbarriere ab) und das mit dem Café wird schon. Isländer lieben Kuchen und Torten (und Kaffee sowieso), also fällt Deine Idee sicher auf fruchtbaren Boden. :)


    Berichte mal weiter, wie's Dir so geht!

  • Ein Gedankenanstoss zu deinem geplanten Standort:


    Ich würde mir an deiner Stelle sehr gut überlegen ob du dass wirklich in Akureyri versuchen möchtest. In der Stadt leben nur 18'000 Personen und die Touristensaison dauert gerade mal 2 1/2 - 3 Monate im Jahr. In der restlichen Zeit ist zimlich tote Hose, ausser vielleicht noch im Februar/März wenn die Skiferien sind.


    Kaffees hat es bereits einige. Gerade letztes Jahr haben wieder 2 neue aufgemacht, die dank ihren sehr guten Standorten gut laufen. Ein anderes Kaffee in der Innenstadt musste jedoch schliessen weil es nicht rentiert hat.


    Du musst also schon etwas sehr Spezielles bieten können wenn du Erfolg haben willst.

  • Vielen Dank für euren Input! Die Location ist noch nicht in Beton gegossen und derzeit sprechen auch wiederum andere Gründe eher für/um Reykjavik. Allerdings steht der Kauf einer Immobilie definitiv nicht auf dem Plan, dazu ist das Konzept einfach noch nicht erprobt und das Risiko zu groß. Aber dennoch ist es nicht wirklich einfach, an Mietobjekte zu kommen -- hat mir jemand noch einen Tipp? Auf dem bekannten Portalen wie mbl.is kann ich irgendwie nur nach Immobilien zum Kauf suchen, aber keine Mietobjekte. Oder Google Translate kommt hier nicht ganz klar.


    Ich würde am liebsten lokal zu einem Makler gehen und mir erst einmal einen Überblick verschaffen - falls da jemand einen Tipp/Kontakt parat hat, wäre ich sehr dankbar!