Iceland 2014 - Dance on a Volcano...

  • Tag 12 Langidalur
    Ruhetag! Bei ausnahmsweise wolkenlosem Himmel legten wir heute einen geplanten Ruhetag ein. Nach einem leckeren Frühstück genossen wir ein erholsames Sonnenbad in dieser paradiesischen Gegend. In der Sonne sitzend und neue Kräfte tankend konnten wir ein erstes kleines Fazit unserer bisherigen Erlebnisse ziehen. Wir waren gut vorbereitet, bisher hatte alles gut geklappt, wir hatten unseren gesteckten Zeitplan perfekt eingehalten, das ausnahmsweise tolle Wetter hatte mitgespielt, wenn wir auch am ersten Tag unserer Wanderung einen kleinen Eindruck davon bekommen hatten, wie ungemütlich Wind, Regen und Nebel werden können. Wir sollten später noch nachdrücklicher von den Naturgewalten zu spüren bekommen…
    Und dann zogen sie in einer langen Parade an uns vorbei, lauter bekannte Gesichter, setzten sich zu uns, plauderten kurz mit uns, um dann weiter zu ziehen. Als erstes erschien die Boston Tea Party, die vier Studenten aus Boston, die in Bázar übernachtet hatten und nun ihren Weg nach Landmannalaugar fortsetzten. Wenig später traf die muntere Leipziger Truppe ein, die ebenfalls in Bázar übernachtet hatten. Somit waren wir nahezu wieder komplett. Nachdem alle weitergezogen waren, warteten wir auf den Mittagsbus. Sollte er doch Nachschub für den Shop bringen. Und Bingo! Der Vorrat an Lightbeer konnte aufgefüllt werden. Anschließend unternahmen wir eine kleine Wanderung zur Krossá, um des Schauspiel des furtenden Busses anzuschauen und zu fotografieren, schon interessant. Spektakulärer jedoch sind die Fotos von havarierten Bussen und Jeeps, die in einem Album in der Hütte zur Ansicht ausliegen.
    Nachmittags wanderten wir auf den Hausberg von Langidalur, den 465 m hohen Vahlanúkur, von dessen Gipfel man einen unverstellten Rundumblick auf Eyafjallajökull, Mýrdalsjökull und über das gesamte Gebiet von Þórsmörk und Goðaland hat.






    Zu unserer Erleichterung trafen wir bei unserer Rückkehr zum Zelt auf Carsten, der gerade sein Zelt aufbaute. Der alte Fuchs hatte, nachdem er am ersten Tag gegen Mittag gestartet war, beim ersten Einsetzen von Regen noch weit unterhalb der Baldvinskálihut sein Zelt aufgebaut und eine zwar regnerische, aber wenig stürmische Nacht verbracht. Am nächsten Tag setzte er dann gemütlich seinen Weg auf dem Fimmvörðuháls fort, um gegen Abend dann unterhalb der Morinsheiði erneut das Zelt aufzutakeln und eine weitere idyllische Nacht in völliger Ruhe und mit tollem Sternenhimmel zu verbringen. Heute war er dann weitergezogen, um hier in Langidalur zu nächtigen, um morgen dann mit dem Bus zurück nach Reykjavik zu fahren, um sich dort noch ein paar Tage ins Nachtleben zu stürzen und die dortige Clubszene unsicher zu machen. Nach dem Essen saßen wir noch lange zusammen, und der Vorrat an frisch gekauftem Lightbeer neigte sich schnell dem Ende zu. Genau wie dieser erholsame Ruhetag, morgen sollte es dann weiter gehen, die nächsten vier Tage der Wanderung nach Landmannalaugar standen an, es sollten sechs werden… (to be continued...)


    Bless,
    MaxThomas

  • Tag 13 Laugavegur/Emstrur-Botnar
    Nach einem schnellen Frühstück ging es auf die erste Etappe des eigentlichen Laugavegurs, des Weges der Heißen Quellen. In allen von uns konsultierten Wanderführern wird empfohlen, ihn von Landmannalaugar nach Þórsmörk zu laufen. Auch der sehenswerte Film 63° 66° N Laugavegur des deutschen Filmemachers Stefan Erdmann befolgt diese Marschroute. Wir empfehlen, Mario zu vertrauen und wie wir aus dramaturgischen Gründen die entgegengesetzte Laufrichtung zu wählen. Man startet in vertrauter grüner und wasserreicher Umgebung, bekommt einen ersten Landschafts- und Farbschock am Fimmvörðuháls und kann sich beim Erreichen des Þórsmörk kurzzeitig davon erholen. Danach verändert und steigert sich die Dramturgie der Landschaft täglich, bis man am Ende in die unerreicht surrealistische und nie zuvor so gesehene unwirkliche Welt der orangegrünen Rhyolithberge um Landmannalaugur eintaucht, deren hypnotische Magie sich nur in einem Bad im dort zu findenden wirklich heißen Hot Pot beim Genuß einer Dose Lightbeer abschütteln lässt, gern auch bei ausnahmsweise tollem Wetter… Nach dem Verlassen der von kleinen Birkenstämmchen geprägten grünen Landschaft stellte das erste Highlight das Furten der Þröngá dar. Lehrbuchmäßig wurde das angelesene Procedere abgespult, wir kamen ohne Verluste auf der anderen Seite zeitgleich mit einer Gruppe Amerikaner an.

    Der Fluß war eiskalt, die Füße froren zunächst, die Crocs-Imitate haben sich bewährt, und nach dem Trocknen strahlten die Füße kurzzeitig eine unglaubliche Wärme ab. Einer der Amerikaner vermisste einen Socken beim Anziehen. Lautes Gelächter seiner Mates, und ja, ich hatte den Socken auf der anderen Seite liegen gesehen, mir aber bei dem Aussehen gedacht, dass Teil liegt sicher schon länger hier. Unter den
    anfeuernden Rufen aller Versammelten durfte der arme Kerl hier ein zweites und drittes Mal furten…

    Der Weg erstreckt sich weiter über eine karge und ebene Stein- und Geröllwüste. Wir näherten uns dem markanten Berg Einhyrningur, dem Einhorn. Wir fanden, es erinnerte eher an ein liegendes Nashorn…

    Weiter ging es durch die wasserlose Wüste, hier gibt es keinerlei Möglichkeit, die Wasservorräte aufzufüllen. Wir wanderten stundenlang unter einem ausnahmsweise bedecktem Himmel, nur über den umliegenden Gletschern konnten wir den ganzen Tag über bestehende leuchtend blaue Wolkenlöcher ausmachen. Das GPS zeigte irgendwann nur noch 1,5 km Entfernung zum Ziel an, der Hütte von Botnar/Emstrur. Daran sollte sich auch die nächsten zwei Stunden nichts ändern, läuft man doch in einem exakten Halbkreis einmal um das Ziel herum, um letztendlich eine schmale Brücke über einen reißenden Gletscherbach zu erreichen.

    Kurz darauf erreichten wir die letzte Herausforderung des Tages, einen schönen steilen Hang von flockiger und rutschiger Beschaffenheit. Nach dieser langen, landschaftlich eher eintönigen und somit ermüdenden Wanderung und psychologisch durch das Nichtnäherkommen des Ziels verwundbar geworden, mussten wir hier noch einmal die Zähne zusammenbeißen. Jeder erfolgreiche Schritt mit 30 cm Raumgewinn wurde mit einem Untergrund bedingten Abrutschen um 20 cm belohnt, es war eine wahre Sisyphusarbeit, hier hinauf zu gelangen!

    Belohnt wurden wir nicht nur mit einer wunderschön gelegenen Hütte und Campingmöglichkeit, ausnahmsweise öffnete sich auch noch einmal die Wolkendecke und gewährte interessante Ausblicke und Lichtspiele während eines abendlichen Spazierganges zum nahe gelegenen Canyon des Makarfljót.





    Nach diesem langen Tag enterten wir spät erschöpft die Kunstfasern, um uns für den nächsten Tag fit zu schlafen. (to be continued...)


    Bless,
    MaxThomas

  • Tag 14 Laugavegur/Hvanngil
    Den nächsten Tag folgten wir weiter dem Laugavegur. Diese Etappe wurde uns vortags von uns entgegen kommenden Wanderern als eher eintönig angekündigt, diesen Eindruck können wir in keinster Weise teilen. Wir durften brennend heißen schwarzen Sand erleben.




    Und üppig sprießenden Strandhafer, ähnlich dem auf lovely Sylt wachsenden…wer hätte das gedacht?




    Unser Kampf mit der hoch gelegenen Wüste hielt den ganzen Tag über an.





    Wir erreichten die Brücke über den Innri-Emstruá, zeitgleich mit einer Gruppe mit Mountainbikes bewaffneter Isländerinnen, als Zeichen ihres Sieges über die Bezwingung der ungebändigten Natur entsandten sie Seifenblasen in die Wildnis.




    Einen letzten Fluß galt es an diesem Tag zu Furten, den Bláfjallakvísl. Hier hatten wir zwei aufeinander folgende unterhaltsame Erlebnisse. Zum Einen konnten wir, ankommend an dem zu furtenden Flusslauf, einen einsamen Wanderer auf der anderen Seite beobachten. Zuversichtlich entledigte er sich seiner Wanderschuhe, befestigte diese mit den Schnürbändern an seinen Handgelenken, furtete erfolgreich den Fluß und war dann am anderen Ufer schimpfend damit beschäftigt, seine voll gelaufenen Schuhe zu entleeren. Hätte er sie beim Furten anbehalten, wären sie sicherlich nicht so nass geworden. Nach dem erfolgreichen Furten des Flusses konnten wir auf der anderen Seite als erfahrene Guides mit anschaulichen lebenswichtigen Informationen dienen. Fragte uns doch eine gerade ankommende Wandergruppe aus der Gegenrichtung, wie tief der zu furtende Fluß sei. Ich entgegnete, knietief! Als die junge Dame sich neben mir aufbaute, um die Kniehöhen zu vergleichen, stellte sich heraus, dass meine Kniehöhe durchaus auf ihrer Hüfthöhe lag. Es war schon nett, beobachten zu dürfen, wie sie sich im Folgenden Ihrer Hosen entledigte, um den Fluß in knapp geschnittener Unterwäsche nahezu trocken bewältigen zu können…




    Endlich an der Hütte angekommen, hatten wir sogleich zwei völlig unterschiedlich gelagerte Informationen zu verarbeiten. Einerseits wies uns der bereits vor Ort befindliche neue deutschsprachige Warden darauf hin, dass ein Orkan nahte, was uns dazu veranlasste, die Übernachtung in der hoffentlich Schutz bietenden Hütte einer schlaflosen Nacht im Zelt vorzuziehen. Andererseits fanden wir bei Betreten der Hütte im Küchenbereich einen Topf mit zunächst undefinierbarem Inhalt sowie gekochte Kartoffeln vor. Die Hütte füllte sich so langsam, und nach Rücksprache mit Guildo, dem planmäßig neuen Warden, erfuhren wir, dass der Eintopf vom Vorabend von einer Gruppe Franzosen stammte, die nicht aufessen konnten. So kam es, dass die mittlerweile multikulturelle Hüttenbelegung an diesem Abend ein Festmahl vorgesetzt bekam. Eintopf mit Kartoffeln und Möhren, angereichert mit würzigem Lammfleisch, dazu Bratkartoffeln.



    Sollte das angesichts des heranziehenden Sturmes unsere Henkersmahlzeit werden? (to be continued...)


    Bless,
    MaxThomas

  • Tag 15 Hvanngil
    Stuck in the Middle of Nowhere…
    Bei Einbruch der Dämmerung am Vorabend witzelte ich noch über unsere mangelnde Bereitschaft, es mit einem isländischen Sturm aufzunehmen und stattdessen für bescheidene 6500 ISK pro Person ein Dach über dem Kopf zu wählen, Das Wetter draußen war ungemütlich, böiger Wind trieb den Regen waagerecht über das Land. Jeder Gang zur außen gelegenen Toilette war unangenehm, der Griff zur Regenjacke unvermeidlich.
    Pünktlich gegen 23.00 Uhr setzte dann der Sturm ein, es pfiff durch alle Ritzen. Die Böen schlugen den Regen lautstark gegen die Hütte, an Schlaf war kaum zu denken. Ausflüge nach draußen wurden tunlichst vermieden. Wir lagen in unseren Kojen, ich zumindest fand keinen Schlaf, lauschte dem Toben der Gewalten und war längst froh, in der Hütte zu sein und nicht draußen, beim wohl hoffnungslosen Kampf, das Zelt gegen die Naturgewalten zu verteidigen.
    Pünktlich gegen 3.30 Uhr setzte dann der Orkan ein, Windgeschwindigkeiten in Böen weit über 100 km/h ließen die ehrwürdige Hütte in ihren Grundfesten erbeben. Ich ertappte mich dabei, über Holz als Baumaterial im Allgemeinen und seine Widerstandsfähigkeit gegen punktuelle Windbelastung im Speziellen nachzudenken…
    An diesem Punkt wurde mir bewusst, dass ich sämtliche Berichte über das isländische Wetter nicht ernst genug genommen hatte. Mit dem wechselhaften Wetter und den Naturgewalten ist hier keinerzeit zu spaßen, besonders nicht im Hochland.
    In der Morgendämmerung ließ der Orkan etwas nach, der Gang nach draußen wurde wieder möglich. Das noch amtierende isländische Pärchen, die ihren letzten Tag als Warden hier verbrachten, informierte uns über die weiteren Möglichkeiten. Stündlich erschien der stämmige Isländer in unserem Schlafraum- und Aufenthaltsraum und begann seinen Report jedes Mal mit der gleichen schicksalsschwangeren Floskel:
    „Hey guys, there is another change of plans!“

    Erst sollte der Letzte der Bus der Saison gegen Mittag hier ankommen. Kurz darauf teilte er uns mit, dass der Bus es wegen dem sturmbedingten Hochwasser nicht zur Hütte schaffen würde. Sollte jemand planen, hier und jetzt das Gebiet verlassen zu wollen, würde er die Anzahl der Personen wissen müssen, um sie weiterzumelden, und eine Aufnahme durch den Bus sei erst hinter dem Fluss möglich, den wir am Vortag so erlebnisreich furten konnten. Er würde sich den aber zur Sicherheit noch einmal anschauen. Wir waren mittlerweile eine nicht unbeträchtliche Anzahl gestrandeter Wanderer. Drei Amerikaner, mit denen wir am Vorabend so lustig „Kings in the Corner“ gespielt hatten, Mareike und Fabian aus Nürnberg (meldet Euch doch mal, falls Ihr dies zufällig lest!!!), sowie eine junge Dame aus dem fernen Baskenland. Im Vorraum tummelten sich noch zwei weitere Jungs aus Deutschland, damit beschäftigt, ihre Ausrüstung zu bergen. Sie hatten versucht, den Orkan im Zelt zu verbringen, dass in den frühen Morgenstunden seinen Dienst als sicheres Refugium mit einem kapitalen Stangenbruch eingestellt hatte. Sie konnten sich glücklicherweise in eine nahe Scheune retten. Alle beschlossen, irgendwie den Bus zu erreichen, versprach der Wetterbericht für die nächsten Tage nur geringfügige Besserung. Es regnete immer noch draußen, ein ungemütlicher böiger Wind wehte. Sollten wir vernünftigerweise hier abbrechen? Dieser letzte Bus der Saison würde ins Þórsmörk fahren, das kannten wir ja bereits. Danach würde es hier keine direkte Verbindung mehr geben, keine Möglichkeit, von hier weg zukommen, außer zu Fuß! Keine Rhyolithberge, kein Hot Pot in Landmannalaugar?
    Nein, das war anders geplant!
    Dem hier in den letzten Tagen auf Island verstärkt gewachsenem Selbstvertrauen vertrauend beschlossen wir, unsere Wanderung fort zusetzen. Nicht heute, wir würden eine weitere Nacht hier verbringen und dann aufbrechen. So konnten wir den anderen beim Packen zuschauen. Nachmittags, nach einem weiteren change of plans, tauchte der Bus vor der abgelegen Hütte auf. Wir waren völlig überrascht und erfreut, als unsere chinesischen Freunde den Bus für eine kleine Pause verließen. Die Wiedersehensfreude war riesengroß, sie hatten nach dem Verlassen des Þórsmörk spontan beschlossen, nach Landmannalaugar zu gelangen und den Laugavegur zu erwandern. Das Wetter und ihr Zeitplan veranlassten sie jedoch, den Bus zu nehmen und aus dem Gebiet heraus zufahren. Herzlich nahmen wir Abschied von Allen, der Bus fuhr ab, Ruhe kehrte ein, das isländische Warden-Pärchen verließ mitgepacktem Anhänger die Hütte nach einer 2 monatigen Schicht und nun waren wir nur noch zu dritt. Guildo, der neue Warden, der seine neue Unterkunft bezog, und wir beide. Kurze Zeit später klopfte es an der Tür,Guildo erschien, um uns zähneknirschend zu gestehen, dass er sich aus seiner Hütte ausgesperrt hatte. Eine kurze Inspektion der Hütte im Regen ergab keine offensichtliche Einbruchsmöglichkeit, der Versuch, über das in unserer Hütte für den Winterbetrieb eingebaute Notfunksystem Kontakt nach draußen auf zunehmen, scheiterte.


    Wir liehen ihm unser Handy, er kontaktierte seinen Chef, und wundersamerweise erschien eine halbe Stunde später ein rustikaler Offroad-Jeep mit einer rustikalen Isländerin, die Mithilfe eines mitgebrachten Werkzeugkoffers die Hütte in wenigen Minuten öffnete. Als Dankeschön lud uns Guildo unser Handy kostenlos auf, normalerweise sind dafür hier draußen lächerliche 1000 ISK fällig. Takk fyrir!
    Wir gönnten uns eine heiße Dusche und verlebten einen romantischen Abend bei Kerzenlicht und YumYum-Suppe, völlig allein in unserer Hütte im Hochland von Island.
    Würde unsere Entscheidung, hier zu bleiben, die Richtige gewesen sein? (to be continued...)


    Bless,
    MaxThomas


  • Und das wird auch so bleiben! peace

    Vielleicht hätte ich den hier dahinter setzen sollen ;)


    Auf jeden Fall verfolge ich deinen Bericht mit großem Interesse und Spannung, besonders die Laugevegur-Wanderung. Ich bin von Stefan Erdmanns DVD ebenfalls sehr fasziniert und danach stand diese Wanderung auf meiner Lebensliste. Da finde ich die Erfahrungen und die Argumentation bezüglich der Wanderung von þórsmörk nach Landmannalaugar besonders aufschlussreich.


    Also mal sehen, wie es weiterging bei euch :D

  • Da finde ich die Erfahrungen und die Argumentation bezüglich der Wanderung von þórsmörk nach Landmannalaugar besonders aufschlussreich.

    Diese Wanderung gehört zu den spannendsten Erlebnissen in unserem Leben und ist uneingeschränkt zu empfehlen. Die Mischung aus Natur, Anstrengung und Geselligkeit ist einfach unbeschreiblich. Einsteigern würde ich empfehlen, die Hütten vorzubuchen und die Strecke mit leichtem Gepäck, d.h. Kleidung, Proviant, Trinken und Hüttenschlafsack zu absolvieren. Da sollte ein 50 - 65 l Rucksack mit 12 - 14 kg Gepäck locker reichen, auf allen Hütten kann gekocht werden, es gibt immer Toiletten und meistens Wasser(!!!außer in der Baldvinskálihut!!!). Die Tagesetappen von 12 - 17 km sind mit leichtem Gepäck problemlos machbar, auch mal bei Dauerregen! GPS ist aus meiner Sicht unabdingbar, die beiden Etappen von Skogár nach Þórsmörk und die beiden Etappen von Alftavatn nach Landmannalaugar führen durch extrem anspruchsvolles Gebiet!!! Bewegt man sich hier zwar nur um die 1000 Höhenmeter, so kann das Wetter einem jedoch übelst mitspielen. Nebel bis zur völligen Blindheit, extreme Wetterstürze und Sturm oder Kälte müssen zu jeder Zeit einkalkuliert werden. Ausreichend Wasser und warme Kleidung sind Grundvoraussetzungen! Wer es anspruchsvoller mag, schleppt Zelt, Schlafsack und Kocher mit und erlebt ein unvergessenes Abenteuer...
    Wir hatten unseren Spaß bei dieser Art der Urlaubsgestaltung, und falls das so nicht herüber gekommen sein sollte, wir waren absolute Anfänger, was diese Art des Urlaubs anging. Mit guter Vorbereitung und einer gehörigen Portion Selbstvertrauen stellte es jedoch kein Problem dar, hier in Island im Hochland zu bestehen. Wir würden uns freuen, würden noch viele mehr diese Art des Urlaubs für sich entdecken. Wenn auch auf Island und sicherlich auch anderen Plätzen dieser Welt ein gemischtes Gefühl bezüglich zunehmender Touristenzahlen besteht, ist diese Art des Urlaubs sowohl für den Reisenden als auch das zu bereisende Land höchstmöglich entspannend und schonend!
    GoIceland

  • Tag 16 Laugavegur/Alftavatn
    Totenstille umgab unsere mitten im Hochland gelegene Hütte, als wir uns geschniegelt und gebügelt auf den weiteren Weg Richtung Landmannalaugar begaben. Der Sturm hatte sich verzogen, es war bedeckt, aber regnete nicht. Wir verabschiedeten uns von Guildo und wanderten weiter zum Alftavatn, dem Schwanensee. So hatte ich mir in meinen Träumen immer Loch Ness vorgestellt, ein kleiner See in einer bergigen Landschaft, eine bedrohliche Wolkenkulisse am Himmel, irgendwie mystisch und verlassen.





    Dementsprechend enttäuscht war ich vor vier Jahren, als ich tatsächlich ein Bad im Loch Ness nehmen durfte. Der Alftavatn ist dann das doch bessere Original, auch wenn wir keine Schwäne und nur wenige Monster zu Gesicht bekamen, aber dazu später mehr! Sensibilisiert durch das schlechte Wetter der letzten beiden Tage baten wir die Warden, sich für uns zu erkundigen, ob es auf der nächsten Hütte, der Hrafntinnuskerhut, noch freie Plätze für die nächste Nacht gäbe, war uns doch die Lust auf Zelten im Moment etwas vergangen. Zu unserer Enttäuschung gab es dort keine freien Plätze, erst wieder für die übernächste Nacht war etwas frei. Wir reservierten spontan und beschlossen, den Tag am Alftavatn zu verbringen. Wir enterten die Hütte und ich fühlte mich sofort heimisch, war doch die installierte Küche baugleich bis auf die Farbe mit meiner Eigenen, schon interessant, dass Ferðafélag Íslands offensichtlich auch beim schwedischen Möbelriesen shoppen geht! Da wir bislang die Einzigen waren, durften wir uns ein schniekes 2 Bett-Zimmer aussuchen. Naja, hatten wir ja letzte Nacht auch gehabt…
    Im Freeshell fanden wir zu unserer Freude ein Glas Honig und drei Dosen Thunfisch. Selten zuvor waren wir von so kleinen Überraschungen so positiv angetan gewesen. Wir erkundeten die Gegend um den See und sammelten eifrig Müll ein, der auf dem nahe gelegenen Campingsite durch den Orkan umhergefegt wurde. Hier entstand auch das absolute Lieblingsmotiv unseres Urlaubs.



    Zurück in der Hütte, trudelten so langsam die ersten Wanderer aus Richtung der Hrafntinnuskerhut ein. Sie berichteten vom Sturm der letzten Tage, der unzumutbaren Toilettensituation dort und dem tollen Ausblick, den sie beim Abstieg zum Alftavatn auf diesen gehabt hatten. Wir tranken Tee, gesüßt mit frischem Honig, und übermutig erwähnte ich in der geselligen Runde mehr als einmal, dass um 15.00 Uhr der Badestrand am See öffnen würde. Das Ganze eskalierte wie geplant, hier ist das Ergebnis:



    Zu unserer allgemeinen Überraschung ließ der verwunschene See keinerlei Schwimmaktivitäten zu, geht es doch die ersten Hundert Meter nur knietief (mein Maßstab!) hinein. Abends saßen wir dann, wie üblich, in großer Runde multikulturell zusammen. Ein Pärchen aus Nijmegen/Niederlande berichtete von ihrer Begegnung mit dem zuvor bereits erwähnten Stefan Erdmann in Husavik, der auf Island weilte, um mit seinem Sohn den Ausbruch im Holurhaun zu filmen. Wir freundeten uns mit Maren, Heinz, Thomas und ihrem Begleiter Kjell an, einem Norweger von den Lofoten. Heinz erwies sich als begnadeter Entertainer, der mit seiner unglaublichen Lebenserfahrung so manch schaurige Geschichte über Island zu erzählen wusste, bereiste er dieses unglaubliche Land doch schon seit Jahrzehnten. Am Ende dieses so erlebnisarmen, aber trotzdem erlebnisreichen Tages sanken wir zufrieden in unserer kleinen Kemenate in den Schlaf, optimistisch und voller Vorfreude gespannt auf den Rest unserer Wanderung. (to be continued...)


    Bless,
    MaxThomas

  • Tag 17 Laugavegur/Hrafntinnusker
    Unsere erste Aufgabe an diesem neuen Tag war das Furten des kleinen Flusses Grashagakvískl, aber mittlerweile hatten wir ja genügend Erfahrung. Wir wanderten weiter durch die wunderschöne grüne, von vielen kleinen Rinnsalen durchzogene Landschaft und machten uns dann an den steilen Aufstieg an der Jökultungur.



    Der Nebel wurde dichter, wir kamen tüchtig ins Schnaufen und konnten leider kein schönes Foto zurück vom Alftavatn aufnehmen, war er doch in Nebel verschwunden. Die Farbe des Untergrundes wechselte mal wieder spektakulär, und ab und zu blitze es durch den Nebel orangegrün auf, die lange herbei gesehnten Rhyolithberge gerieten in Reichweite. Weiter ging es durch den Nebel über das Hochplateau. Hier gab es massig Schneefelder, die zu einer Erkundung einluden.



    In die Luft mischte sich der Geruch von Schwefel, wir passierten die ersten Stellen, an denen heißer Dampf aus dem Boden waberte, die Luft war erfüllt vom Pfeifen und Gurgeln der Dampfquellen. Der behindernde Nebel lichtete sich unverhofft, und wir konnten die ersten atemberaubenden Blicke in die Rhyolithlandschaft werfen. Diese Landschaft bietet ein einmaliges Farbspiel von Orange und Grün. Wir durchquerten diese Pop-Art-Landschaft wie in Trance, mit offenem Mund bestaunten wir die unwirkliche Gegend. Der weitere Weg ist ein ermüdendes Auf und Ab durch die hügelige Landschaft.



    Permanent geht es wenige Meter hinauf auf den nächsten Hügelkamm, anschließend wieder ein paar Meter hinunter. Am Horizont war die Höskuldsskáli schon aus zumachen, es sollte aber noch zwei Stunden dauern, bis wir sie endlich erreichten.



    Die Hütte war gemütlich, in der Küche blubberte eine vom Warden gekochte und erwerbbare Fischsuppe lustig vor sich hin. Die Toiletten sind gewöhnungsbedürftig, wird hier doch nicht mit Wasser gespült. Ein stechender Ammoniakgeruch erfüllt die Luft und lädt nicht zum längeren Verweilen in diesem Bereich ein. Maren, Heinz, Thomas und Kjell waren schon eingetroffen. Sie hatten uns im Laufe des Tages überholt, als
    wir die Schneefelder untersuchten. Nachdem das Quartier bezogen war, machten Thomas, Kjell und ich noch einen Ausflug zu den ehemaligen Eishöhlen von Hrafntinnusker, die vor ein paar Jahren eingestürzt sind. Die Überreste lassen die Dimensionen dieser Höhlen noch erkennen, sie zu betreten, muss großartig gewesen sein.



    Von hier bietet sich auch ein großartiger Blick über das ganze Reykjadalir, die Rauchenden Täler, eines der geothermal aktivsten Gebiete Islands. Schwer beeindruckt von den Eindrücken dieses Tages legten wir uns zur Ruhe und schlummerten unter den Klängen einer Akustikgitarre ein, die vom rührigen Warden gespielt wurde. (to be continued...)


    Bless,
    MaxThomas

  • Tag 18 Laugavegur/Landmannalaugar/Skaftafell
    Weiter ging es, ausnahmsweise zeigte sich der Himmel wieder von seiner blauen und sonnigen Seite, und hier begann der Laugavegur, der Weg der heißen Quellen, so richtig, seinem Namen alle Ehre zu machen.



    Wir wanderten erneut verzückt durch die bunte Rhyolithlandschaft, so hatten wir es gesehen, auf Bildern und in Videos, aber es mit eigenen Augen zu erleben, macht es noch eindrucksvoller.



    Am schönsten war das Farbenspiel, wenn die Sonne durch die Wolken schien und die Landschaft aufleuchten ließ.



    Wir konnten uns gar nicht satt sehen und schossen Dutzende von Fotos. Aber irgendwann mussten wir leider weiter.



    Wir näherten uns Landmannalaugar, dass bald am Horizont zu sehen war.



    Vor dem Durchqueren des großen Lavafeldes Laugarhaun machten wir noch einen kleinen Abstecher, wir bestiegen die Brennisteinsalda.



    Von dort aus genossen wir die atemberaubende Rundumsicht.



    Schließlich erreichten wir Landmannalaugar, das El Dorado der Islandwanderer und mit dem ersten Lightbeer seit Tagen wurde sogleich der Hot Pot geentert, um den Staub der langen Wanderung abzuspülen.



    Am Nachmittag bestiegen wir dann den Bus nach Skaftafell, unserem nächsten Zielort, nachdem wir uns von Maren, Heinz, Thomas und Kjell verabschiedet hatten, die auch noch ein paar Tage auf Island verbringen wollten, aber in ein eine gänzlich andere Richtung fuhren. Der Bus fuhr einige Stunden durch eine völlig andere Landschaft als wir sie in den letzten Tagen zu sehen bekommen hatten, alles grün und saftig und sehr wasserreich. Planmäßig hielten wir noch bei den Ófærufossar, hier durften wir endlich wieder rennen.



    Spät am Abend erreichten wir den Campingplatz in Skaftafell, wunderschön gelegen am Fuße des großen Gletschers Vatnajökull, mit Blick auf Islands höchsten Berg, dem Hvannadalshnjukur. Drei Tage blieben uns noch auf Island, und die wollten wir noch für ein paar interessante Ausflüge nutzen. (to be continued...)


    Bless,
    MaxThomas



  • Tag 19 Jökulsarlon
    Am heutigen Tage stand der Ausflug zur Gletscherlagune von Jökulsarlon an, einem weiteren Highlight für
    alle Islandreisenden. Hier erstreckte sich eine der Gletscherzungen des Vatnajökull, die Breiðjamerkurjökull,
    ehemals bis in den Nordatlantik. Die Gletscherzunge reichte bis ins Meer, die kalbenden Eisberge ergossen sich direkt ins Meer. Seit dem klimatechnisch bedingtem kontinuierlichen Rückgang des Gletschers seit ca. 80 Jahren verlagerte sich die Abbreuchante mehr und mehr ins Inland, vor der Kante hat sich mittlerweile eine Lagune gebildet, gespeist vom geschmolzenem Süßwasser des vormals ewig gebundenen Eises, aber angereichert mit Salzwasser durch eine Kanalverbindung gen Süden mit dem Atlantik. Die Lagune friert somit nicht zu, die gekalbten Eisberge wandern vom Gletscherabbruch durch die Lagune, laufen auf Grund und wandern immer nur weiter, wenn sie temperaturbedingt so abgeschmolzen sind, dass sie keine Grundberührung mehr haben. Aus der Schule wissen wir, das nur ein Siebtel eines Eisberges an der Oberfläche sichtbar ist, hier bedeutet das, unvorstellbare Dimensionen zu erahnen, die nicht sichtbar sind! Meanwhile hat sich der Gletscherabbruch in den letzten Jahren ca. 700 vom Strand ins Inland zurück verlagert, die damals nicht existente Lagune hat mittlerweile eine Ausdehnung von 18 km2. Hier gibt es unzählige Motive zu bewundern, anbei eine kleine Auswahl:



    Nach ein paar halben Stunden, die wir um den See wanderten, beschlossen wir spontan, uns noch eine Fahrt über die Lagune mit einem Amphibienfahrzeug zu gönnen. Standen die Teile doch am Ufer herum und waren uns wenig bekannt von so unbekannten Filmen wie z.B. Tomb Raider. Wir enterten das archäologisch wertvolle Gefährt und genossen jede Minute an Bord. Unser Tourguide stellte sich kurz und knapp als Spanier vor und verkündete die einzige Regel für diesen Tag, die es zu befolgen gab: „ No Swimming!“ Besserwisserisch versuchte ich, dem vermeintlich interessierten überwiegend männlichen Teil der an Bord befindlichen Touristen zu vermitteln, dass wir uns an Bord eines über 80 Jahre alten Vehikels befanden, das seinen Weg nach Europa über die Landung in der Normandie gefunden hatte, aber mein Versuch scheiterte mit der Antwort, dass dieses Teil doch völlig modern sei, habe es doch GPS und Sonar! Wieder etwas gelernt! Wir verlebten eine spektakuläre Umfahrt über die Lagune, bei der ich auch den gut getarnten Robert G. kennen lernen durfte!




    Wir näherten uns den riesigen Eisbergen auf allernächste Nähe und konnten das Farbspiel von Blau, Weiß und Schwarz genießen.



    Nach der Tour begaben wir uns zum Strand, hier ist der Kontrast zwischen dem schwarzen Sand und gestrandeten Resten der Eisberge sehr ausgeprägt.



    Nach einem kleinen Imbiss begann dann mit einsetzender Flut das Schauspiel der wandernden Eisberge. Durch den erhöhten Wasserstand vom Grund gelöst, segelten die kleineren Eisberge durch den Kanal auf das Meer hinaus, ein majestätisches und lautloses Spektakel, faszinierend und beeindruckend.



    Abends zurück auf unserem Campingplatz buchten wir für den nächsten Tag noch eine Gletscherwanderung, versprach uns der Guide doch einen ausnahmsweise sonnigen Tag. (to be continued...)


    Bless,
    MaxThomas

  • Tag 20 Skaftafell/Gletscherwalk Falljökull
    Ein strahlender Sonnenaufgang bescherte uns ausnahmsweise wieder einen sonnigen Tag, wir nutzten die Zeit bis Mittag, um ein bisschen in der Sonne zu dösen und den bisherigen Urlaub Revue passieren zu lassen.



    Viel zu schnell waren die Tage ins Land gegangen, anderseits erschien es uns so, als wären wir schon ewig hier. Aber noch sollte es ja nicht zu Ende sein. Gegen Mittag brachen wir in alten amerikanischen Schulbussen stilecht ins Gletschergebiet auf, um eine 5-stündige Gletscherwanderung zu erleben. Wir waren eine kleine Gruppe von sechs Wanderern, und unter der fachkundigen Anleitung unseres ausgezeichneten Tourguides Steve wurden schnell die Steigeisen angelegt.



    Steve, ein 27 jähriger Engländer, der auf Spitzbergen lebt, erwies sich als unerschöpflicher Quell wissenschaftlicher Informationen, die er uns mit einer Prise feinsten britischen Humors gewürzt servierte.



    Wir verlebten eine tolle Zeit auf dem Gletscher. Beeindruckend, wie sehr er sich doch von den uns bekannten europäischen Gletschern unterschied. Das Eis erscheint viel härter zu sein, es gibt keinen Schnee und somit besteht auch kaum Gefahr, in vom Schnee verwehte Spalten zu stürzen. Das Eis ist so hart, dass das Wasser auf dem Gletscher entlang läuft, es gibt somit überall Rinnsale, ja sogar kleine Wasserfälle. Erschreckend die Informationen, dass auch hier die Gletscher in besorgniserregender Geschwindigkeit an Masse und Ausbreitung verlieren…



    Eine Gletscherwanderung ist unbedingt empfehlenswert und unter fachkundiger Anleitung für jedermann machbar. Die Sinne für die Empfindlichkeit und Wichtigkeit der Natur werden hier außerordentlich sensibilisiert.



    Wohlbehalten zurück, bereiteten wir uns auf die morgige Rückfahrt nach Reykjavik vor. (to be continued...)


    Bless,
    MaxThomas