• Da ich immer sehr gerne Eure Reiseberichte verschlinge, dachte ich mir, ich gebe auch mal meine Eindrücke der vergangenen zwei Wochen zum Besten. Paar Bilder werden sich auch finden lassen :) Ich muss Euch aber vorwarnen, das wird paar Tage dauern - morgen möchte tatsächlich mein Arbeitgeber mich schon wieder sehen. Es ist unfassbar :-/


    Let's begin at the beginning:
    Nachdem ich im Oktober 2015 nach gut achtjähriger Island-Abstinenz rückfällig geworden war, war schnell klar, dass ich zügig wieder in mein Lieblingsland reisen muss.


    Meine Tochter Mia wollte mit, also startete ich das Projekt „Island-Infizierung einer Pubertierenden“ und plante, Ihr eine Auswahl meiner Lieblingsorte zu zeigen – wäre ich alleine gereist hätte ich mich wohl für drei, vier Standorte entschieden, so sollte es aber nun im Zick-Zack über die Insel gehen. Und da ich bei manchen geplanten Orten seit 22 oder gar 25 Jahren nicht mehr oder auch noch nie war, war das auch alles gar kein Problem. Und wenn ich ehrlich bin: Geysir, Gullfoss und Konsorten (da war ich bei jedem meiner Islandlandaufenthalte mindestens einmal) kann ich immer wieder angucken!


    Donnerstag, 23.6. ging die Reise gemächlich los: per Mietwagen von Braunschweig aus zu meiner Lieblings-Cousine nach Hamburg, wo
    nach einem nervigen Stau ein kühles Bier auf mich wartete!


    Am nächsten Morgen dann im Regen zum Flughafen und mit nicht wenig Gedöns zum Icelandair-Schalter, wo uns schließlich eröffnet wurde, dass sich der Flug um mindestens eine Stunde verspäten würde.


    Mia war sehr aufgeregt, für sie war es der erste Flug überhaupt und sie wollte alles erklärt haben, den Sicherheitscheck inkl. Nacktscanner usw. usf.


    Am angeschlagenen Gate schon diverse Reisende, nun hieß es warten, schließlich wurde noch mal das Gate geändert, also umziehen – und weiter warten, mittlerweile war klar, dass sich der Flug um mehr als die eine Stunde verzögern würde, letztendlich wurden es beinahe zwei Stunden, ehe es endlich gen Nordwesten ging.


    Mia am Fenster sehr begeistert, wenngleich es dank Bewölkung nur wenig zu sehen gab – immerhin den Vatnajökull, den Snæfell und Jökulsarlón in ganzer Pracht – danach dann nix mehr, Richtung KEF wurde die Wolkendicke immer dichter und letztendlich waren die Wolken auf vielleicht 200m gesunken, so dass man auch vom Anflug kaum was sehen konnte.


    17h05 Ortszeit gelandet, als fast Letzte aus dem Flieger raus und dann das Warten auf unser Geraffel. Chaos pur am Gepäckband, einige Mitreisenden hatten schon was, viele – inklusive uns – noch nichts. Ich bekam ein klein wenig Schnappatmung, da eine Mitforistin am Vortag den Verlust von einem Drittel des Gepäcks in KEF erleiden musste – was ein ziemlicher Super-GAU für uns gewesen wäre.


    Auffallend war, dass hinter und neben dem Gepäckband, sowie an dem Schalter für fehlendes Gepäck sicherlich locker hundert Gepäckstücke einfach so rumstanden – keinesfalls nur Sperrgepäck. Aber auch da waren unsere beiden großen Duffle Bags nicht dabei.



    18h15 wurde dann „unser“ Band für den nächsten Flug benötigt, man sagte uns, wir mögen es doch an Band 2 probieren. Ich war skeptisch und genervt, aber tatsächlich kamen unsere Taschen nach kurzem Warten (Þetta reddast!), so dass wir uns endlich um den Mietwagen kümmern konnten. Mit dem Abholer hatten wir bereits telefoniert und ihn über die Verspätung informiert, kurz nach einem zweiten Anruf ging es dann die paar Meter zur Vermietstation. Da hätten wir mit dem Gepäckwagen auch alleine hingefunden, da ich die Bude schon vom letzten Mal kannte, aber es goss in Strömen und daher war ich über den Mikroshuttle doch sehr dankbar.


    Keine Ahnung, ob Zufall oder Absicht: ich bekam denselben Suzuki Grand Vitara wie im Oktober, ein paar neue Kratzer hat er in der
    Zwischenzeit abbekommen und eine neue Windschutzscheibe. Dafür war immer noch der nervige Fleck an der Heckscheibe und die Handbremse immer noch wirkungslos (an letzteres erinnerte ich mich leider erst ein paar Tage später). Aber grundsätzlich kann ich Iceland Car Rental empfehlen, da dort sehr entspannt mit kleineren Blessuren umgegangen wird.


    Gegen 19h00 ging es dann endlich richtig los, aber dank der Verspätungen war schon klar, dass die ersten Aufträge heute nicht mehr machbar waren: so wurde der Besuch der Perlan gestrichen (war eh kein Wetter dafür), alle Baumärkte (in denen ich günstige Kühlboxen suchen wollte) waren bereits zu. Immerhin wurden bei Bónus Lebensmittel geholt und noch auf dem Parkplatz endlich der erste Skýr gegessen. Ihr kennt das Gefühl, himmlisch!


    Ein Hagkaup hatte auch noch offen und da gab es dann auch die Kühlbox, die Vínbúðin hatte aber bereits zu und auf die Suche, ob es noch irgendwo eine geöffnete gibt, wollte ich mich nicht mehr begeben. War eh schon spät genug, ein paar Biere hatte ich Duty Free besorgt (wenn die Auswahl da auch mies war) und es lagen ja auch noch einige Kilometer vor uns, um an die Südküste von Snæfellsnes zu unserer Hütte beim Guesthouse Hof zu kommen.


    Wie gesagt, Stopps unterwegs gab es keine, zu weit waren die Zeiger der Uhr und das Wetter war uns leider auch nicht hold. Für mich neu war der Tunnel unter dem Hvalfjörður. Mönsch, der is ja mal steil, ne!? Bis ca. 130m unter den Meeresspiegel geht’s runter entnehme ich Wikipedia! Wow!


    Vom Seehunde suchen mussten wir uns auch verabschieden, schließlich musste noch was gegessen werden und die Taschen umgepackt werden, damit wir in den kommenden Tagen nur jeweils kleines Gepäck in die Unterkünfte einziehen und die großen Taschen im Auto verbleiben können.


    Nach einer Packung Asia-Nudeln (es lebe die vollwertige Ernährung!) ging es für das Kind ins Bett und ich machte mich an die Umpackorgie, um dann gegen Mitternacht Ortszeit müde ebenfalls in die Heia zu gehen.

  • Samstag, 25.6.

    Am nächsten Morgen wurde erstmal der Wecker mehrfach weitergestellt, das Wetter war eklig und wir waren müde, aber schließlich stand ich dann doch auf und bekam auch den Teenager aus der Heia und unter die Dusche.


    Wir hatten in Hof eine halbe Hütte gemietet, die über ein eigenes kleines Bad verfügte. Sehr einfach aber OK – einziger Kritikpunkt war, dass es keinen Tisch sondern nur ein Brett an der Wand gab, um Dinge abzulegen.


    Nach einem Frühstück ging es für uns dann langsam auf Tour, als erstes Ziel hatte ich die schwarze Kirche von Buðir auf dem Plan – leider war das Wetter nicht wie erhofft, so dass es nur ein kurzer Photostopp wurde. Sehr lustig: als ich fertig war, begann eine Photographin damit, ein Brautpaar vor der Kirche zu knipsen – wobei die Braut dicke Wanderpötten unter ihrem Kleid versteckt hielt.




    Nächster Auftrag war die „Wanderung“ (Zitat eines nicht näher genannten Teenagers) von Arnarstapi nach Hellnar. Aber ich gebe zu, auch ich hab mich sehr auf die tollen Waffeln und einen Kaffee im Fjörhúsið gefreut, da es doch recht stark regnete.

    Nach der Rückkehr in Arnarstapi dann über die 54 nach Norden (die 570 war leider noch gesperrt). Der Weg zum Pass in dichtem Nebel und Regen, auf der anderen Seite dann das erste Mal blauer Himmel und Sonne in diesem Islandurlaub.

    Am Kirkjufell gabs einen kleinen Stopp – die Idee hatten noch ca. 50 Andere, ich mit Stativ zum Wasserfall, Mia ist lieber im Watt rumgestromert. Da sich pünktlich nach Stativaufbau eine Wolke vor die Sonne geschoben hatte, die eben noch den Kirkjufell so fotogen beleuchtete und wir außerdem als festen Termin die Nachmittagsfähre in die Westfjorde hatten, wurde das Fotogedöns nach zwei, drei Bildern wieder eingepackt.




    In Stykkishólmur gab es endlich mein geliebtes isländisches Softeis, Mia war erwartungsgemäß direkt angefixt.

    Im Fährbüro stellte ich mich dann gleich doppelt doof an – keine Ahnung, warum ich da so fahrig war: erstens hatte ich vergessen, dass ich die Fähre bereits bezahlt hatte. Und beim erneuten Bezahlen hatte ich verdrängt, dass Kinder unter 16 kostenlos fahren (Töchterchen ist erst 14, aber riesig :) ), so dass ich erst viel später merkte, dass ich zwei Erwachsenen-Tickets bezahlt hatte. Gnarf! :wacko:

    Die Überfahrt wollte ich eigentlich zu einem kleinen Nickerchen nutzen, aber das funktionierte nicht, so dass ich mich also meistens an Deck langweilte – immerhin war der kurze Halt auf Flatey eine nette Abwechslung.

    Kurz vor sieben erreichten wir Brjánslækur, schnell durchgestartet nach Patreksfjörður, wo wir ein Zimmer im Guesthouse Stekkaból reserviert hatten – sehr nettes kleines Guesthouse in zwei Häusern.


    Viel Zeit zum Erholen war aber nicht, ich wollte die Gunst der Stunde nutzen und noch nach Látrabjarg zur Lundi-Safari, also nur schnell das Gepäck ins Zimmer, kurz aufs Klo und wieder ins Auto.

    Mia wollte in einer der Buchten gerne noch an den goldenen Sandstrand, ansonsten sind wir aber ohne weitere Stopps durchgefahren, so dass wir so gegen 21h00 auf den Klippen angekommen sind.

    Lundis waren da, Mia begeistert, Wetter OK (bewölkt, aber trocken, kein nennenswerter Wind) – viel später und viele hundert Bilder später dann zurück zum Guesthouse.



    (Anmerkung: Es war wohl schon etwas zu spät! Tagsüber kann man ja das Pech haben, dass die kleinen Racker alle bei der Arbeit auf hoher See sind, so dass die Abend- bzw. Morgenstunden besser zur Papageitaucher-Jagd geeignet sind. Heute waren die aber alle schon im Chill-Modus, so dass kaum mal ein Buntschnabel gestartet oder gelandet ist, was ja immer besonders drollig ist.)




    Mia fiel tot ins Bett, Papa trank noch ein Bier in der Küche und sicherte die Bilder aufs Notebook, ehe es auch für ihn in die Waagerechte ging. schnarch1

  • Heute mal zwei Tage, dafür ist der eine wetterbedingt etwas weniger berichtenswert gewesen.


    Sonntag, 26.6.
    Nach einem wunderbaren Frühstück mit viel Selbstgemachtem im Frühstücksraum mit tollem Blick auf den Patreksfjörður verließen wir den gleichnamigen Ort, um Rauðasandur zu besuchen, wo ich bislang noch nie hingekommen war.


    Nun ja, es regnete, die Wolken waren so auf 50m Höhe, dementsprechend war weder die Fahrt besonders toll, noch der Strand. Für kurze Photostopps an der Kirche (und dem Wrack auf dem Weg) hat es doch gereicht, aber dann ging die Fahrt retour und über die 63 Richtung Dynjandi.




    Es hat sich auf jeden Fall gezeigt, dass der vorabendliche Besuch in Látrabjarg günstig war - heute wäre es dort nicht besonders angenehm gewesen (von der Fahrt ganz abgesehen).


    Apropos Fahrt: mein letzter Trip in die Westfjorde war 1994, bei gigantisch gutem Wetter. Die notwendigen Fahrzeiten haben sich da
    über die Jahre wohl etwas bei mir verklärt. Und wie gesagt: heute war die Sicht meist wenig, manchmal gar nicht.


    Der Dynjandi ist aber natürlich immer noch wunderschön, ist mittlerweile auch zu einem deutlichen Besuchsmagnet avanciert.



    Bei ziemlichem Regen ging es an der Wasserfallkaskade hoch, gar nicht so einfach, die Linse von den allgegenwärtigen Wassertropfen zu schützen.



    Dreckskarre :P


    Nach diesem Highlight ging es auf der 60 nach Süden und dann ab Flókalundur gen Osten - immer noch mit Minimalsicht und Regen und alles doch deutlich weiter, als ich in Erinnerung hatte. Wie gesagt: bei toller Sicht wäre das bestimmt besser erträglich gewesen, aber so hat das einfach nur geschlaucht. Meine Co-Pilotin war mittlerweile auch auf dem Beifahrersitz eingepooft.


    Unser heutiges Etappenziel war ein Bauernhof im Flókadalur, einen Zwischenstopp hatte ich für die Rjómabúið Erpsstaðir geplant, wo es ein Eis für uns gab – naja, da hatte ich mir mehr erhofft.


    In Bifröst gab‘s einen Hotdog als Abendbrot, der Spaziergang über die Grábrók-Krater wurde wegen des immer noch anhaltenden Regens gecancelt.


    Pünktlich zur Ankunft an der Unterkunft hörte der Regen auf - und es gab Anlass zur Hoffnung, dass dies auch am nächsten Tag anhalten könnte.



    Montag, 27.6.


    Der erste Blick nach dem Augen öffnen galt dem Himmel: trocken, aber immer noch ziemlich bewölkt. Allerdings nur noch eine hohe Wolkendecke, sehr schön!


    Schnell gefrühstückt und los, denn auch heute hatte der Reiseleiter ein straffes Programm vorgesehen.


    Zunächst Mal ging es zu den Hraunfossar – das Kind musste sanft überredet werden, das Auto zu verlassen, denn es nieselte schon wieder, war aber begeistert: „Das hatte ich jetzt nicht erwartet!“.



    Eine große Busladung Rentner, die völlig rücksichtslos durch die Gegend preschten und sich beschwerten, dass das Klo 100 ISK kostet (dass dafür aber zum Beispiel die Wasserfälle umsonst sind, das sieht dieses Volk ja nicht) ließ uns schnell flüchten.


    Über die Kaldidalur ging es nach Süden, das Wetter wurde besser, wenn gleich ich mir für diesen Abschnitt doch bitte stahlblauen Himmel (meinetwegen mit ein paar Schäfchenwolken) gewünscht hatte. Nun denn.




    In Þingvellir war wie zu erwarten war der Teufel los. Nachdem wir – letztlich erfolgreich – mit dem Parkscheinautomat gekämpft hatten ging es zum Öxarárfoss und dann über den Lögberg in Richtung Kirche.



    Das Kind war heute reichlich bocklos, die Mücken machten sie kirre, also vereinbarten wir, dass ich das Auto hole und sie wartet. Nun ja, ich lief die Straße zurück – nicht ahnend, dass diese erstmal einen ordentlichen Bogen macht, so dass sich der Weg doch ordentlich in die Länge zog. Bei bestem Wetter übrigens! Fast zu warm :thumbup:


    Schnell nach Laugarvatn gedüst, um dort zu tanken, einzukaufen und auch noch Hot Dog und Softeis zu verspeisen, ehe es zum Geysir ging.




    Auch dort natürlich Tourimassen, aber auch Mia fand es cool! Ein paar Ausbrüche des Strokkur und einen ausführlichen Besuch von Geysir und Konsorten später ging es – immer noch bei schönstem isländischem Sommerwetter zum nächsten obligatorischen Halt, dem Gullfoss.


    Der Gullfoss bleibt einer meiner absoluten Lieblingsspots, egal wieviel Gewusel da ist. Besonders geachtet habe ich dieses Jahr auf die Ostseite, wo ich letzten Oktober das erste Mal war, dort war diesmal Niemand. Auf der Westseite Hunderte.


    Die weitere Tour führte uns nun über die Kjölur, die Hochlandstrecke, mit der ich die meisten Verbindungen habe.


    1991 das erste Mal mit dem Bus durchquert, beim Stopp in Kerlingarfjöll nichts gesehen (Nebel, Regen), 1994 mit meinem alten Golf 1 soweit es ging (die erste Minifurt war am Fuß des Bláfell, nicht tief aber mit großen Steinen), dann per Mountain Bike weiter, hoch zum Kerlingarfjöll (bei Nebel und Regen) und dann nach Hveravellir, am nächsten Tag zurück. 2007 mit dem 4x4-Camper versucht zum Kerlingarfjöll zu kommen, aber nicht über die Furt getraut, dafür dann in Hveravellir übernachtet.


    So und nun also zum dritten Mal die nunmehr komplett verrohrte Piste hoch zum Kerlingarfjöll, es nieselte ein wenig, aber wenigstens für den kommenden Tag war gutes Wetter prognostiziert.



    In Ásgarður angekommen erstmal über den riesigen Neubau gewundert, der dort neben der alten Hütte entsteht. Spätestens in der kommenden Saison werden da wohl noch deutlich mehr Leute Unterschlupf finden.


    Mia und ich hatten erneut eine halbe Hütte gebucht, wobei aber die zweite Hälfte unbewohnt blieb.


    Heute spielte (und siegte) Island gegen England – und ich war im Hochland ohne Fernseher. Fehlplanung... :P Per SMS bekam ich einen Torticker und konnte wenigstens guten Gewissens ein Siegbier auf strákarnir okkar (unsere Jungs) trinken.


    Was anderes: was mir heute mehrfach massiv aufgefallen ist (wir waren heute ja vorrangig in Gebieten unterwegs, die ich auf allen meinen Touren besucht habe, so dass mir hier die Veränderungen besonders auffielen): wie grün, nein, bunt, Island plötzlich ist! Diese Lupinenmeere, die gab es 2007 noch nicht – ich habe extra noch mal meine Mutter gefragt, die damals mit war.
    Schon in der Umgebung von Reykjavík war mir dies aufgefallen, dann in den Westfjorden. In Þingvellir waren vor allem gelbe und violette Blumen und saftigstes grün! Bäume, die auch wir Mitteleuropäer ohne zu schmunzeln Bäume nennen können, sind plötzlich gewachsen! Beim Geysir: Lupinen! Beim Gullfoss: die Ostseite ein blau-violettes Lupinenmeer. Wahnsinn!


    Ich habe mit mehreren Einheimischen über die Lupinen gesprochen. Zwar haben alle darauf hingewiesen, dass sich die Dinger ausbreiten, wie Unkraut und eigentlich nicht nach Island gehören. Aber, so what, that‘s evolution, baby! Und ein scheinbar wirksames Mittel gegen die Erosion, der man über Jahrzehnte nicht wirklich Herr wurde. Und hübsch finde ich die Dinger außerdem!

  • Dienstag, 28.6.


    Die Wettervorhersage sollte recht behalten: trocken, aufgelockerte Bewölkung! Also schnell gefrühstückt, bezahlt und dann mit dem Auto die paar Kilometer hoch nach Hveradalir. Das dreieinhalbte Mal (ich hatte gestern vergessen, dass ich nochmal mit dem Bus oben war, allerdings wirklich nur zum Ein-und-Aussteigen-Lassen – Wetter war: Regen und Nebel), dass ich in Kerlingarfjöll war, das erste Mal Sicht, Sonne gar, teilweise blauer Himmel.


    Das ist eine so unwirkliche Gegend, dass ich bei fremden Bildern schon oft unterstellt habe „Boah, zu Tode überarbeitet. Wie kann man nur die Sättigung so hoch drehen. Photoshop-Amateur!“. Und nun sehe ich es mit eigenen Augen und denke nur „Krass, was für Farben!“.



    Windig ist es, trotzdem machen wir immerhin die kleine Runde. Zurück am Auto ist Papa völlig beseelt! Einer der ganz großen Punkte auf der langen, langen Liste abgehakt! Oder auch nicht: hier muss ich noch mal hin, mit mehr Zeit. Hinter dem nächsten Rhyolith-Hügel ist es bestimmt noch viel bunter!


    Nächster Stopp ist ein weiterer meiner absoluten Lieblingsorte in Island: Hveravellir.


    Mittlerweile hatte es leider wieder angefangen zu nieseln und es ist sehr windig, so dass wir nur eine kurze Runde über das Hochthermalfeld machen, um wenigstens meinen lieben Faucher Öskurhöll zu besuchen.



    Kurz hinter Hveravellir (nördlich) wird die Piste plötzlich so gut, dass ich einen Moment denke, dass hier asphaltiert wurde. Wahnsinn, so habe ich die Kjölur noch nicht erlebt. Mag aber natürlich am Saisonende auch anders aussehen.


    Nördlich der Blöndulón verlassen wir die 35 und biegen nach Osten auf die F756 ab – eine für mich neue Piste und im Vorfeld war mir nicht ganz klar, was mich da erwarten würde. Letztendlich gab es eine Piste, die sich am besten mit deutschen Feldwegen vergleichen lässt, also weitestgehend sehr gut befahrbar. 4WD ist nicht nötig, ab und an Wellblech oder auch mal ein paar doofe Schlaglöcher, ein paar große Pfützen, aber das war es. Wir waren völlig allein auf der Reise – halt, nicht ganz: mehrere Gruppen mit ihren Pferden und meist auch Begleitfahrzeugen waren unterwegs. Für mindestens eine Reitergruppe ging es nach Hólar zum Landsmót (das hatte ich Mia gegenüber bislang erfolgreich geheim gehalten).



    Krass neongrünes Moos an der F756


    Das Wetter blieb ungemütlich und leider hatte ich meinen heutigen Aussetzer bei der Reiseplanung: eigentlich stand noch eine hübsche Kirche, ein Wasserfall und ein natürlicher Hot Pot auf der Liste. Naja, muss ja auch noch Dinge für die nächsten Male geben.


    Immerhin wurde der hübschen Víðimýrarkirkja ein weiterer Besuch abgestattet (nach einer Mittagspause in Varmahlið).




    Damit waren die wesentlichen Aufträge für heute erfüllt: Akureyri war das nächste Ziel, wo ich eigentlich Essen gehen wollte. Aber das Kind hatte keinen Hunger, aber wenigstens die Ísbúðin wurde besucht – alles zureden half nix, es sollte nur nur Softeis sein. Ich probierte dafür Erdbeer-Skýrkuchen-Eis und Karamell-Lakritz-Eis. Lecker!

    Unterkunft war auf einem kleinen Hof im weiten Tal südlich von AKY gebucht, wo Mia auch am nächsten Tag reiten wollte. Nur klagte das Kind über Rückenschmerzen, hm. Wird Mia am nächsten Morgen das erste Mal auf einem Isländer reiten? Das erfahrt Ihr morgen!

  • Mittwoch, 29.6.


    Mia hatte immer noch Rückenschmerzen, damit war das Reiten für heute gestorben. Mia wollte gar zum Arzt – erst, als ich Ihr sagte, dass es in Island kaum niedergelassene Ärzte gibt und wir dafür in Akureyri ins Krankenhaus fahren müssen, war ihr das nicht so recht.


    Wir probierten mal, ob es einigermaßen mit Autofahren ging: ein paar Kirchen im Tal waren mein Ziel bei tollem Wetter.


    In AKY waren wir dann sicherheitshalber bei der Apotheke und ich besorgte die weltteuersten ABC-Pflaster. Mia wollte noch ein Eis und bekam von mir das Pflaster aufgepappt.




    Dann ging es weiter Richtung Osten – Plan war, vom Goðafoss ein Abstecher zum Aldeyjarfoss und dann auf der Ostseite des Bárðadalur zurück zu fahren, Tagesziel dann Mývatn.


    Plötzlich ein Flapp-flapp-flapp-flapp… verdammt, Plattfuß. Also Abdeckung vom Reserverad ab, festgestellt, dass da nur ein Notrad hängt, Wagen aufgebockt, dran erinnert, dass man _erst_ die Radmuttern lösen muss, also Wagen wieder runter, Radmuttern lösen, Wagen wieder hoch, Rad runter, Reserverad passt nicht (weil ja mit Luft), also Wagen noch weiter hoch, Ersatzrad drauf, Wagen runter, kaputtes Rad an die Halterung, Abdeckung passt nicht, also kaputtes Rad in den Kofferraum… dann zurück nach AKY, einen neuen, gebrauchten Reifen kaufen. Alles in allem, so gut zwei Stunden Zeitverlust. Damit war der Aldeyjarfoss gestorben. Sehr ärgerlich, weil ich den das letzte Mal vor 25 Jahren und auch nur bei blödem Wetter gesehen habe und er somit weit oben auf meiner berühmten Liste stand. Aber Nordisland wird ohnehin demnächst Mal intensiv bereist.


    Am Mývatn gab es nur einen kurzen Stopp in Skútustaðir, da es wieder mal anfing zu regnen.


    Die Pseudokrater konnten das Kind nur wenig beeindrucken, dafür war Entenmama mit Nachwuchs der Star: Offenbar stand heute tauchen lernen auf dem Stundenplan. So ging es immer „plitsch“ – Entchen weg, „plitsch“ – noch ein Entchen weg, - „plotsch“ – Mama weg („Ich zeig es Euch jetzt nochmal“), „plopp“ – Entchen wieder da usw. usf.


    Mama Ente und ihre kleinen Flauschebällchen waren zu und zu süß. So süß, dass ich trotz Regen noch das 300er Objektiv aus dem Auto holte und ich sag mal, es hat sich gelohnt. Photographisch nicht die Offenbarung und entschuldigt das komische Bildformat, aber das muss ich hier einfach loswerden!




    Wir bezogen unsere Hütte bei den Dimmuborgir, Töchterchen hatte ich heute kaputt gespielt, da war nicht viel zu wollen, daher fuhr ich alleine noch mal in die „Stadt“ (also Reykjahlíð) zum Einkaufen und kochte uns ein Abendessen. Der Abend klang auf der Terrasse aus.



    Wusstet Ihr, dass es auch am Mývatn Lundis gibt? Hier der Beweis!


    Immerhin ging es ihrem Rücken soweit wieder gut, dass morgen nun also eine Reittour passieren sollte – die wurde auch gleich noch beim zweiten Versuch telefonisch klar gemacht (der erste Anbieter war doof am Telefon, damit fiel die Entscheidung auf Saltvík, die eh günstiger für uns lagen).

  • Donnerstag, 30.6.


    Erstaunlich, was die Aussicht aufs Reiten aus einem pubertieren Mädchen so macht – selten klappte das Aufstehen so reibungslos. Ich muss vielleicht doch mal über die Anschaffung eines Pferds nachdenken.



    Nach dem Frühstück (mit frischen Waffeln, selbstgemachten Skýr und selbst-geräucherter Forelle auf Hverabrauð) mit tollem Blick auf den See und die Pseudokrater fuhren wir die paar Kilometer zur Saltvík-Weide, wo uns der Guide Jule schon begrüßte und die Pferde vorbereitete.


    Neben Mia wollte noch eine dänische Familie mit zwei kleinen Mädchen reiten, alles super familiär, gefiel mir sehr gut. Auch, wie liebevoll mit den Pferden umgegangen wird, war ganz toll.


    Als der Trupp losritt (Mia saß auf Skírnir, der super auf sie aufgepasst hat), habe ich mir erstmal das direkt neben der Pferdeweide liegende Schafgehege von Hliðarrét angeschaut, was die liebe Islandvirus neulich bereits abgelichtet hat. Auch mir ist das früher noch nie aufgefallen!



    Danach ging es für mich nach Dimmuborgir, da Mia signalisiert hatte, dass sie da nicht zwingend mit hin wollen würde. Hier ist mittlerweile ein noch größerer Parkplatz und ein Café mit Souveniershop entstanden – und ich konnte mich nicht an die tollen Aussichtspunkte erinnern (links und rechts vom „Eingang“), von denen man einen sehr ordentlichen Überblick über die dunklen Burgen erhält.




    Ich entschied mich für die größere Runde bis zur Kirche und schon nach 25m ist man fast alleine unterwegs.


    Warm war es heute und ich musste ja leider so ein klein wenig die Zeit beachten, so dass ich doch teilweise ganzschön Hackengas geben musste und ordentlich ins Transpirieren kam.


    Pünktlich zu meiner Rückkehr am Parkplatz kam dann auch der Anruf, das Töchterchen jetzt bereit fürs Taxi sei – ich müsse aber nicht hetzen, sie würde sich noch mit den Pferdis beschäftigen.


    Das Reiten war toll und super auf eine fast-blutige Anfängerin (paar Runden auf einem Pony auf dem Paddock und das auch schon mindestens vier Jahre her) zugeschnitten. Mia kritisierte, dass nicht getöltet oder galoppiert wurde :D


    Zur Stärkung gabs in downtown Reykjahlið einen Skýr für mich und einen Hot Dog fürs Kind.


    Nächster Auftrag für heute war der obligatorische Besuch auf dem Hverfjall, wo Mia eigentlich mit wollte (ihr erster Vulkan), jetzt aber doch erschöpft nörgelte. Ich kannte keine Gnade und wurde mit ihrem „Stirb Du Unwürdiger“-Blick belohnt.


    Oben hielten wir uns nur kurz auf, es war auch wirklich ganz schön eklig windig. Nach meiner Frage, ob wir nicht doch noch die Runde machen wollen oder Mia in den Krater absteigen möchte (das war nämlich bei den Planungen ihre Frage, ob sie das dürfe) meine ich kleine Blitze in ihren zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen gesehen zu haben.


    Unten angekommen entschied ich, dass wir uns nun eine Stärkung verdient hätten und wir fuhren ins Vogafjós Cowshed Café, wovon ich eher enttäuscht wurde. Vielleicht waren grad auch nur zu viele Bustouris da und der Ami am Nachbartisch, der wirklich alle stereotypen Vorurteile des ignoranten Südstaatlers bestätigte, half mir nicht, den Aufenthalt zu genießen.


    Nach einer Waffel bzw. einem Stück Schokokuchen fuhren wir zum Víti-Krater, aber auch da war das Wetter nicht so, dass ich da Kind zu einem weiteren Gang als Kraterrand hätte überreden können.




    Der Besuch beim Leirhnjúkur wurde auf morgen verschoben (längere Wege waren heute nicht mehr drin) aber noch für einen Besuch in Hverir gestoppt.




    Zurück am Guesthouse hatte es sich leider ordentlich eingeregnet, so dass aus dem geplanten Grillen nichts wurde und ich die Würstchen stattdessen in der Pfanne bereitete. Naja, Hauptsache satt.

  • Tja, heute kam es kurz zur Konfrontation, manchmal ärgere ich mich über mich selbst und muss mich zur Gelassenheit zwingen. Die Erinnerung an die eigene Pubertät hilft dann meistens ganz gut.


    Freitag, 1.7.2016

    Heute sollte es wieder ins Hochland gehen, die Askja war das Zwischenziel und in Laugarfell die Unterkunft. Also erstmal Frühstücken und dann zur Info nach Reykjahlið, um Infos zur F88 und F910 einzuholen. Man riet mir, die F88 zu meiden (da die Furt der Lindaá noch sehr tief sei) und stattdessen über die F905 zu fahren. Sehr wohl, wird gemacht – zumal es sich mal wieder schön einregnete.


    Zuerst musste aber noch Leirhnjúkur nachgeholt werden – mal wieder einer meiner absoluten Lieblingsspots, mit dem ich sehr viel verbinde.


    Am Parkplatz angekommen: Regen. Mia quengelt und will nicht mit, zieht einen Flunsch und nörgelt. Meine Reaktion nur semi-souverän, jedenfalls tapsen wir schließlich mit einigem Abstand hintereinander durch den waagerechten eiskalten Regen, kleine Eiskristalle brennen auf der Haut.


    Wir sind alleine unterwegs und brauchen so ca. eine halbe Stunde zum Vulkan der Krafla-Feuer.


    Eigentlich wollte ich ihr die noch immer heiße Lava zeigen – aber beim heutigen Wetter war nichts heiß und Dampf war nicht zu sehen (bzw. dank des Regenschleiers und Nebels nicht zu identifizieren). Also direkt zurück.




    Auf dem Rückweg bekam eine deutschsprachige Reisegruppe meine Laune zu spüren: einige liefen direkt neben den installierten Holzstegen (die zugegebenermaßen rutschig waren) und verwandelten den Moosboden in eine Schlammbahn. Leider (oder vielleicht auch nicht) habe ich den Reiseleiter der Gruppe nicht in die Finger bekommen, bin aber auch so sehr deutlich geworden.


    Am Auto hatten sich Mias und mein Gemüt soweit abgekühlt, erstmal hieß es aber: raus aus den pitschnassen Klamotten – also Striptease auf dem Parkplatz, zum Glück war da außer uns niemand.


    Ich hatte unterwegs Zeit zum Nachdenken gehabt und mich an meine Pubertät erinnert (meine arme Mutter). Ich nahm mir vor, Mia ab nun weitestgehend das machen zu lassen, was sie möchte (und wenn es eben Internet im Guesthouse ist), um selber, ohne mich zu ärgern, Island zu genießen.


    Jedenfalls hatten wir uns wieder lieb und fuhren nach Osten, an der F88 machte ich einen kurzen Abstecher zum Hrossaborg, aber das Wetter war gruselig, in den Krater kamen wir wegen einer davor liegenden großen Wasserfläche nicht und es lag überall Klopapier und Kacke rum. Nein, kein schöner Anblick.


    Weiter ging es nach Möðrudalur,früher noch direkt an der Ringstraße, heute etwas abseits gelegen. Ich mag denWeiler sehr, ich mag die Tankstelle, ich mag das Fjallakaffi und ich mag die Kirche mit dem lustigen Altarbild, auf dem Jesus aussieht, als ob er er den Berg auf dem Hintern runterrutscht.



    Im Fjallakaffi gab es Waffeln und Kaffee ehe wir ins echte Hochland fuhren.


    Die F905 ist gänzlich unproblematisch, erst als von Osten die F910 dazustößt wird es ab und zu mal hakelig: grobes Geröll will überwunden werden, hier ist 4WD und auch Bodenfreiheit von Nutzen.




    Nach einigen durchfahrenen großen Pfützen und kleinen Bächen kamen wir schließlich zur ersten Furt, an deren Ufer bereits ein Wagen (Land Cruiser) wartete.


    Kurz die Situation betrachtet und dann durch: holprig ist es, der Untergrund besteht aus groben Geröll, weswegen unser Grand Vitara ordentlich schaukelte, die Strömung ist deutlich spürbar, aber das Wasser nicht besonders rief. Für einen Land Cruiser jedenfalls keine Hürde. Naja, die haben sich dann direkt nach uns auch getraut.


    Nach wenigen Kilometern die zweite Furt – nicht der Rede wert. Anspruchsvoller schon das Gekurbel durch die Lava, einige böse Felsen und Absätze gibt es auf der Piste, die eine Menge Aufmerksamkeit erfordern.


    Leider regnet es die ganze Zeit, mal nur Geniesel, aber meistens Bindfäden. Daher kaum Sicht und das Fahren ist noch anstrengender, als ohnehin.


    In Dreki sind wir gegen 17h00, dreieinhalb Stunden ab Möðrudalur. Die Strecke hatte ich deutlich unterschätzt.


    Kurzer Klostopp, für die Benutzung wird um 500 ISK gebeten, die ich sehr gerne zahle – wer die Situation dort von früher kennt, wird mich verstehen.


    Leider auch hier Regen und Nebel, also direkt zurück – der Weg sei das Ziel, hieß es ja mal…



    Diesmal folgen wir nicht der F905 sondern halten uns an der Kreuzung nach Osten und folgen weiter der F910, die im weiteren Verlauf aber unproblematisch ist. Dies gilt auch für den „neuen“ Teil, der westlich der Jökulsá nach Süden zum neuen Staudamm abbiegt. Selbst in aktuellen Karten sind hier noch Furten verzeichnet, die sind mittlerweile jedoch alle samt und sonders verrohrt.


    Bei schönem Wetter und mehr Zeit ist dies bestimmt eine traumhafte Strecke, ich quäle mich durch Nebel und Regen durch den Abend (mittlerweile ist es bereits nach 21h, die Unterkunft in Laugarfell ist über unsere deutlich verspätete Ankunft informiert).


    An der Toilette am Staudamm lehnt ein Fahrrad: arme Sau, das ist kein Wetter, um in Island mit dem Bike unterwegs zu sein. Ich mache auf der Staumauer schnell ein paar Bilder – sehr, sehr beeindruckend (aber auch beklemmend) – ehe es die letzten Kilometer auf Asphalt zur Hütte geht.



    Nur als Anhaltspunkt: die winzigen orangenen Punkte, ganz unten, etwas rechts von der Mitte, sind Verkehrsschilder. Die Schlucht ist hier locker 100m tief.


    Hier sind schon alle in den Betten, ich finde aber einen lieben Zettel mit meinem Namen und demZimmerschlüssel. Schlafen, einfach nur schlafen (hat das Kind im Auto schonseit einigen Stunden getan).

  • So, und dann kommt gleich noch ein Nachschlag :) Diesmal mit extraviel Bildern


    Samstag, 2.7.2016


    Wir sind beide müde, trotzdem werfe ich Mia und mich um kurz nach 8h00 aus dem Bett – in einen der beiden tollen Hot Pots von Laugarfell möchte sie nicht.


    Für mich gilt mal wieder: hier muss ich nochmal hin. Mit deutlich mehr Zeit – die Gegend lädt zu diversen Wanderungen ein, ich hab noch keine Rentiere in Island gesehen und es ist wunderbar wenig touristisch hier oben (mit uns sind vielleicht maximal noch zehn andere in der Hütte).




    1994 war ich ein Stück auf der damals sehr miesen Schotterstrecke vom Lagarfljót hier hochgefahren und habe direkt an der Piste gezeltet und nachts Ende August Nordlichter gesehen. Das war deutlich vor dem Staudammbau. Heute ist die Straße perfekt apshaltiert.


    Mia macht sich über mich lustig: immer wenn ich „von früher“ erzähle, kommt ihr hämisches „Ja, ja, damals, 1923“. Banause.


    Mia mag nicht zum Hengifoss wandern, daher beschränken wir uns auf den Ausblick quer über den See und fahren dann nach Egilsstaðir. Was mir hier wieder extrem auffällt: der Hallormssaður wurde schon bei meiner ersten Reise 1991 als Islands größter Wald angepriesen – damals hatte ich dafür nur ein müdes Mundwinkelzucken übrig („was die so Wald nennen…“). Heute _ist_ es ein Wald! Und auch hier kann ich mir gut vorstellen, mal Station zu machen, eine der vielen Hütten für ein paar Tage mieten und entspannen.


    Erstes Ziel ist die grellgrüne Cola-Bude an der 94 – für so skurrile Dinge hab ich ein Herz. Und auch das Wetter meint es wieder ganz gut mit uns: es ist trocken und die Bewölkung wird immer aufgelockerter.




    Die Bude ist schnell gefunden, ich freu mich wie ein Kind. Die Bedienungsanweisung ist größtenteils auf Isländisch, so dass ich essentielles leider erst zu spät verstehe: erstmal den Hauptschalter an. Hurra, das klappt schon mal. Nur dass der Automat dann eine mehr oder weniger unbestimmte Zeit (2 bis 3 Minuten sagt das Schild wohl) braucht, dass bekomme ich erst mit, als ich die 300 Kronen für Mias gewünschten M&Ms bereits eingeworfen hatte und der Automat weder die Ware, noch das Geld sondern nur ein „Out of Order“ auf dem Display ausspuckt. Nun gut, das Geld werde ich verschmerzen und tatsächlich ist dieser Automat so liebevoll, dass ich es als Spende verbuchen werde.


    Mittlerweile ist Mittagszeit, also gibt’s in Egilsstaðir einen Stopp beim Salt Bistro und noch eine Visite in der Vínbúðin, wo es leider keine tollen Biere gab.


    Über die 1 und die 939 fahren wir nach Süden, das Wetter ist perfekt, die Fahrt aber noch recht weit, so dass ich nur einige Photostopps einlege (auf Aussteigen hat das Kind ohnehin keine Lust).






    In Höfn kaufe ich noch schnell für die kommenden Tage ein, ehe wir die letzten paar Kilometer zu unserer heutigen Unterkunft auf einer Farm im Mýrar-Gebiet abspulen.


    Der Hausherr ist ein wenig schrullig, aber das Zimmer ist OK und es gibt – ganz wichtig für meinen Teenie – Free WIFI.


    Nach kurzer Entspannung mache ich mich alleine auf den Weg zur Jökulsarlón, um dort in Ruhe ein paar (hundert) Bilder zu schießen.


    Das Wetter meint es einigermaßen gut mit mir, nur hat sich leider genau vor der Sonne eine relativ kleine Wolke über dem Vatnajökull häuslich eingerichtet.




    Ich vertreibe mir erstmal viel Zeit am Strand, Eisberge und –stücke in der Brandung, Vögel, es wird nicht langweilig.




    Sehr traurig: plötzlich werde ich auf ein plüschiges Skua-Küken aufmerksam, was ganz in meiner Nähe aufgeregt über den Sand Richtung Wasser stolpert. Plötzlich kommt ein Skua angeflogen, ich denke einen Moment, dass das die Mama sei, die den Nachwuchs wieder ins Nest befördern will und das Kleine deswegen im Nacken packt, bis ich merke, dass ich grade Zeuge von Möwen-Kannibalismus geworden bin.




    Irgendwann habe ich genug am Strand und halte noch mal kurz an der Lagune selbst, wo ich mir mit meiner Amateur-Ausrüstung ganz schäbig vorkomme. Was da an Equipment aufgefahren wird, das ist schon amtlich.


    Leider fehlt einigen der Photokollegen dafür der Anstand, da wird sich einfach mal dreist vor Anderen positioniert. Nun ja. Ich hab trotzdem mein Plätzchen gefunden, man muss ja auch nicht immer mit der Masse mit.




    Gegen Mitternacht war ich dann zurück in der Unterkunft und bald im Bett.

  • Dein Reisebericht ist klasse, die Fortsetzungen können gar nicht schnell genug kommen, so spannend sind sie. Ich staune schon seit Tagen, wie deine Tochter das sportliche Tempo und die langen Tage durchhält.Respekt! Dagegen hatten wir mit unserem 11-jähren Sohn ein regelrechtes Kinderprogramm mit wenigen, kurzen Wanderungen und viel Zeit zum Spielen. Zum Glück auch mit wesentlich besserem Wetter, es tut mir sehr Leid für euch, dass so viele Sehnsuchtsorte regelrecht ins Wasser fallen. Immerhin - dafür sind die Fotos mit den dramatischen Wolken super.

  • Dein Reisebericht ist klasse, die Fortsetzungen können gar nicht schnell genug kommen, so spannend sind sie. Ich staune schon seit Tagen, wie deine Tochter das sportliche Tempo und die langen Tage durchhält.Respekt! Dagegen hatten wir mit unserem 11-jähren Sohn ein regelrechtes Kinderprogramm mit wenigen, kurzen Wanderungen und viel Zeit zum Spielen. Zum Glück auch mit wesentlich besserem Wetter, es tut mir sehr Leid für euch, dass so viele Sehnsuchtsorte regelrecht ins Wasser fallen. Immerhin - dafür sind die Fotos mit den dramatischen Wolken super.

    :D Mit Spielen brauche ich Mia nicht zu kommen, Chillen und Internet ist angesagt. "Leider" hat sie kurz vorm Urlaub ihr Smartphone geschrottet, so dass sie darauf verzichten musste. "Wanderungen" nach Mia-Definition: Arnastapi-Hellnar und retour, kleine Kerlingarfjöll-Runde, einmal auf den Hverfjall, einmal zur Krafla-Lava :) das kann man einer Vierzehnjährigen schon mal zumuten.


    Mit dem Wetter ist es so eine Sache, ich kann da gut mit umgehen - tat mir halt leid für Mia, aber nach der Krafla-Nummer sind wir dann eh meist getrennte Wege gegangen, so dass auch das für alle Beteiligten OK war.


    Und sooo schlecht war das Wetter nicht, manchmal braucht es halt mehrere Anläufe. Kerlingarfjöll hat ja diesmal geklappt und lässt mich immer noch froh grinsen. Bei der Askja war ich jetzt auch zum dritten Mal, immer nur Regen. Die Herðubreið kenne ich nur aus der Ferne, obwohl ich in Herðubreiðarlindir mal zwei Nächte gezeltet habe,


    Und die kommenden Tage - soviel sei vorweggenommen - hat das gute Wetter deutlich überwogen! :thumbup:

  • Sonntag, 3.7.2016


    Mia wollte lieber noch schlafen, also genoss ich alleine das Frühstück mit tollem Blick auf die Gletscherzunge des Fláajökull. Herrliches Wetter, ein Traum!


    Gemeinsam ging es wieder zur Gletscherlagune, war es dort schon am Vorabend voll, so war hier heute der wilde Watz los.


    Ich hatte ein wenig Angst, dass Töchterchen auf die Idee kommen könne, so eine Bootstour mitmachen zu wollen, aber auch ihr waren diese Menschenmassen nicht angenehm, so dass wir nach einem kurzen Gang auf den Hügel lieber an den Strand fuhren.


    Mia wollte erst nicht aus dem Auto, aber war dann vom Eis nicht mehr wegzukriegen.


    Wir haben lange mit glasklaren Eisbrocken und der Sonne experimentiert, ehe wir zurück zum Auto gegangen sind und noch kurz bei der Fjallsarlón vorbeischauten. Dort sind grad große Bauarbeiten an der Ostseite im Gange. Was da entsteht scheint größer zu werden, als die Gebäude an der Jökulsarlón.






    Mit einem kurzen Abstecher bei der Hofskirkja fuhren wir nach Skaftafell, wo ebenfalls die Hölle los war. Also nur kurz im Infocenter vorbeigeschaut und eine aktuelle Wanderkarte besorgt und dann zum hinteren Parkplatz gefahren, wo wesentlich weniger los war.


    Mia war nicht zum Wandern zu bewegen, versicherte aber, dass es total OK für sie sei, im Auto zu warten, da sie eh noch schlafen wolle (trotz meines Hinweises, dass ich bestimmt drei Stunden weg wäre).


    Leider hatte es pünktlich zu regnen begonnen, aber egal, für mich war auch diese Wanderung etwas ganz Besonderes: 1991, beim meiner ersten Islandreise, bin ich fast genau diesen Weg gegangen.


    Der Weg führte mich von Lambhagi auf der Westseite des Baches über Þjófafoss, Hundafoss und Magnúsarfoss auf die Hochheide von Sjónarsker und dann hinab in die Bæjargíl zum Svartifoss.


    Ich war nicht alleine, aber viele Leute waren auf meinem Weg nicht unterwegs – nur am Svartifoss war es unangenehm voll.


    Also schnell weiter, der Regen hörte auch auf und Richtung Osten über die Austurheiði zum Aussichtspunkt Sjónarnípa.


    Mittlerweile schien die Sonne, eine Handvoll Wanderer aus aller Herren Länder waren ebenfalls dort, aber es war keinesfalls überlaufen.


    Ich hatte mir einen Becher Skýr mitgebracht und genoss die Aussicht auf das Eis des Skaftafellsjökull.




    Zurück ging es schließlich durch den Wald der Austurbrekkur.



    Insgesamt war ich dreieinhalb Stunden unterwegs – und ja, ich bin keine 20 mehr, vor allem muss ich mir dringend mal wieder ordentliche Wanderschuhe kaufen. Am Ende merkte ich jeden Stein und war froh, das Auto erreicht zu haben.


    Mia war zufrieden, sie hatte tatsächlich genickert und dann auf dem Laptop ihre Serien geguckt, für mich ein Sakrileg, aber ich war ja ebenfalls glücklich über die tolle Tour.


    So kehrten wir also Skaftafell den Rücken und düsten über die weiten Skeiðarársandur gen Westen.


    Auf Núpsstaður hatte Mia keine Lust, also nur ein ganz kurzes Photo aus der Ferne, dito am Foss á Síðu.


    In Klaustur gabs Abendbrot in Form von Cheeseburger und Fritten an der Tanke und die Info, dass durch die Trockenheit der letzten Tage der Systrafoss ausgetrocknet sei.


    Pünktlich zum Anpfiff des Viertelfinals Island gegen Frankreich erreichten wir unsere Unterkunft in Hrifunes – ein ganz bezauberndes Guesthouse mit tollem Blick auf Mýrdalsjökull und –sandur.




    Der Hausherr informierte über die sportlichen Geschicke, während ich draußen auf der Terrasse in der Abendsonne mein Büro eingerichtet hatte und bei Bier Bilder sicherte und Postkarten waren ja auch noch zu schreiben.



    Das Leben kann so schön sein.