...und ich möchte mich hier vorstellen!
Meine Frau und ich stammen aus Österreich und hatten schon länger den Traum, irgendwo in den Norden auszuwandern.
Ich habe als Kind und Jugendlicher durch Arbeitsreisen meines Vaters einige Sommer in Schweden und Nordnorwegen verbringen können, meine Frau hatte in ihrer Schulzeit ein Austauschjahr in Finnland, um nur einige Beispiele für unseren Bezug nach Norden aufzuführen.
Nachdem wir auch zweimal Urlaub auf Island gemacht hatten, waren wir uns einig, es auf dieser Insel zu versuchen. Das Land und die Natur hat es uns angetan, und wir waren beide überzeugt, dass wir uns eine Zukunft auf Island aufbauen können.
Unser Plan war, zuerst mal ein paar Monate unter "Workaway" bei zwei Familien zu wohnen - einmal auf einer Farm, und einmal bei einer Familie, die Ferienhütten betreibt - um dort Isländisch zu lernen, danach im Sommer im Tourismus in irgendwelchen Jobs die Sprachkenntnisse auszubauen, und dann im Herbst "richtige" Jobs zu finden, um uns hier ein Leben aufzubauen.
Und dann kam Covid19... Aber das wusste damals ja noch niemand!
So begab es sich, dass wir Anfang diesen Jahres unser Auto packten, und von Österreich aufbrachen, am 11. Jänner die Norröna bordeten, und schließlich am 14. Jänner in Seyðisfjörður ankamen - mitten in einem heftigen Sturm, der natürlich dafür sorgte, dass wir nicht wie geplant gleich losfahren konnten, sondern erst mal für eine Nacht in dem Städtchen festhingen
Am Tag darauf konnten wir dann doch in Richtung Akureyri aufbrechen, die Farm ist im ca 30 Minuten östlich davon gelegenen Bárðardalur und wir kamen dort ohne Zwischenfälle an.
Hier verbrachten wir 6 tolle Wochen mit Farmarbeit und kümmerten uns auch um die 2-jährige Tochter, was uns zu ersten Isländischbrocken in Babysprache verhalf. Der Aufenthalt war eine grandiose Erfahrung, wir waren in der großen Familie sehr nett aufgenommen worden, und konnten sogar an einem Þorrablót teilnehmen!
Leider mehrten sich zu der Zeit die Berichte über den neuartigen Virus, und die Lage wurde - vor allem für den Tourismus - bereits eindeutig schlechter.
Als es dann an der Zeit war von der Farm wieder nach Osten nach Egilstaðir zu unserer zweiten Gastfamilie aufzubrechen, war bereits absehbar, dass es mit der Arbeit dort nichts werden würde. Es gab viele Stornierungen und praktisch kaum neue Buchungen, so dass wir im Endeffekt zwar drei Wochen dort blieben, in dieser Zeit aber nur 2x an den Hütten arbeiten konnten. Dann musste unsere Gastfamilie uns notgedrungen ziehen lassen, obwohl eigentlich 3 Monate geplant waren!
Wir fuhren dann nach Reykjavík, da wir uns hier die größten Chancen auf doch noch freie Stellen erhofften, aber wie alle wissen macht der Virus auch dem Rest der Wirtschaft zu schaffen, und es kam nichts rein!
Wir sitzen jetzt also seit Ende März hier in einem kleinen Studio, und knabbern an unserem Ersparten. Viele airbnb-Vermieter sind auf long-term-rent umgestiegen, um nicht alles an Umsatz zu verlieren, und solche Apartments werden von solch Gestrandeten wir wir es sind natürlich gerne angenommen.
Allerdings ergab sich jetzt für uns eine Wendung: meine Frau ist Zahnärztin, und obwohl sie eigentlich hier zumindest anfänglich nicht als solche arbeiten wollte, war uns klar dass das im Moment wohl unsere einzige Chance auf eine Arbeit und Einkunft auf Island ist, da alles andere als hochspezialisierte Arbeitsstellen derzeit eher abgebaut werden. Ich als Lkw-Fahrer hätte mir unter normalen Umständen relativ leicht einen Job erwartet, aber da gibt es derzeit auch nichts.
Also hat meine Frau hier in Reykjavík ihre Lizenz beantragt, und siehe da, als die durch war kamen strax zwei Angebote für offene Zahnarztstellen hereingeschneit.
Long story short, wir ziehen kommenden Sonntag nach Ísafjörður, wo eine der zwei Zahnarztpraxen derzeit unbesetzt ist, und wo schon seit einem halben Jahr ein Nachfolger gesucht wird.
Der ganze Behörden- und Papierkram macht uns zwar sehr zu schaffen (das wäre ja auf deutsch schon recht undurchschaubar), aber meine Frau hängt sich ziemlich rein () und wir glauben dass das was wird!
Bevor Fragen aufkommen, warum ausgerechnet Ísafjörður: wir wollten nie in eine große Stadt, und definitiv ans Meer! Ísafjörður hat alles an städtischer Infrastruktur was wir brauchen (inlusive Crossfit Studio ), und wir können uns beide vorstellen, uns dort eine Zukunft aufzubauen.
Puh, das wars erst mal mit unserer ganzen Geschichte, warum ich dieses Forum nicht schon früher gefunden habe, kann ich mir nicht ganz erklären, aber ich hoffe, dass ich hier viel beitragen und mitnehmen kann.
Danke fürs zu"lesen", und schöne Grüße,
Patrick